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Kapitel 05 Verzauberung

Verzauberung



Severus studierte sein Aussehen im Spiegel. Er trug einen schwarzen Strickpullover und eine schwarze Twillhose. Eine Tweed Jacke, aus seiner Lehrerrobe verwandelt, lag über dem Bett. Natürlich in schwarz. Er hatte schon einige Erfahrungen mit diesen akademischen Typen gemacht. Sie zogen sich gerne genauso wie die jungen Hexen und Zauberer an, die sie unterrichteten. Er betrachtete sein Spiegelbild und dachte, er sähe exakt wie einer der anderen Lehrer an der Universität aus. Heute Abend wollte er sich anpassen und unauffällig bleiben. Warum hatte er ihr nur gesagt, dass er zu der Tanzvorführung kommen würde? ‚Und vergiss nicht das Symposium’, nervte ihn eine kleine Stimme in seinem Kopf. Er seufzte, im Augenblick wollte er sich nicht mit noch einem Thema befassen.

Severus verließ seine Räume durch einen Seiteneingang des Schlosses. Die Nachtluft fühlte sich kühl auf seiner Haut an. Er dachte über den Auftritt heute Abend nach und fragte sich, wie die Tänzer wohl angezogen sein würden. Seine Gedanken drehten sich um sein Kostüm genauso wie um jenes von Miss Granger. Das Pergament sagte klar aus, dass er Strumpfhosen mit einem Schurz tragen müsse.

Er hatte sich vorhin nach dem Duschen kritisch betrachtet. An seinem Rücken und seiner Brust waren Narben wie auf einer Straßenkarte, aber sein Körper war fest und in guter Form. Sein Bauch war relativ flach und muskulös und seine Beine lang und gerade. Auch ein Blick auf seinen Hintern überzeugte ihn von wohlgeformten Pobacken. Er dachte bei sich, er würde wahrscheinlich ganz gut in Strumpfhosen aussehen. Severus fragte sich, ob es den Schurz wohl in verschiedenen Größen gab. Er lachte leise, als er daran dachte, Miss Granger zu beauftragen, ihn in extra groß für ihn zu besorgen. Er spekulierte darüber, wie wohl ihr Kostüm aussah. Was trugen die Frauen damals im 16. Jahrhundert?

Ihr Erröten war ihm in den letzten Wochen einige Male aufgefallen. Er glaubte nicht wirklich daran, dass sie unschuldig war, denn es war beinahe unmöglich, in Hogwarts den Abschluss zu machen, ohne mindestens ein oder zwei sexuelle Episoden erlebt zu haben. Er selbst hatte einige solcher Begegnungen während seiner eigenen Schulzeit gehabt. Eine andere Slytherin aus dem fünften Jahr war genauso wie er scharf darauf gewesen, ihre Jungfräulichkeit zu verlieren. Diese Erfahrung war nicht allzu schlecht gewesen. Er biss die Zähne zusammen, als er überlegte, wer wohl Hermines Erster oder auch ihr Zweiter gewesen war.

Er war in deutlich schlechterer Stimmung, als er den Apparierpunkt außerhalb der Haupttore von Hogwarts erreichte. Ein lauter Knall schlug durch die Luft, als er zur Zauberei-Gesellschaft von Cambridge apparierte.

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Hermine schritt nervös hinter dem behelfsmäßigen Vorhang auf und ab. Sie schien sich einfach nicht beruhigen zu können. Sieben Jahre lang war sie die Schülerin des Professors gewesen. Niemals hatte er ihr ein Wort des Lobes oder der Ermunterung entgegengebracht. Sie wusste, dass sie intelligent war, aber es hätte ihr so gut getan, wenn er einmal, nur einmal „Gute Arbeit, Miss Granger“ zu ihr gesagt hätte. Sogar als sie im Examen alle Zusatzfragen richtig beantwortete, hatte er nur in der Absicht, sie zu verletzen, gesagt: „Es ist zu schade, dass es keine weiteren Extrapunkte gibt, an denen Sie sich versuchen können, Miss Granger.“

„Versuchst du ein Loch in den Fußboden zu laufen?“ fragte Sam mit einem gutmütigen Lächeln.

Hermines Kopf schoss hoch. Sie lächelte die Mädchen kleinlaut an. „Entschuldigt, ich glaube, meine Gedanken waren ganz woanders.“

„Bei Groß, Dunkel und Fürchterlich vielleicht?“ Katherine hatte ein gewaltiges Grinsen auf ihrem Gesicht.

Sieben Jahre in Snapes Gegenwart hatten Hermine eines ganz sicher beigebracht. Den Blick, den sie Katherine zuwarf, hätte locker auch dem schlimmsten Blick des Tränkemeisters Konkurrenz gemacht. „Ich sagte dir schon, da läuft nichts. Er ist nur einer meiner früheren Professoren.“

Ein großer junger Mann mit blondem Haar stand hinter Sam und hörte den Mädchen zu. „Kommt dein Freund heute Abend, Hermine?“

Sie drehte sich um und starrte nun auch den jungen Mann wütend an.

Katherine und Samantha sahen sich bedeutungsvoll an. „Ist schon gut, Hermine. Was immer du sagst.“

Hermine ignorierte sie, als sie den Platz hinter der Bühne absuchte. „Habt ihr gesehen, wohin Ted gegangen ist? Er war vor einer Minute noch hier und nun ist er plötzlich fort.“

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Die Zauberei-Gesellschaft von Cambridge war in Form eines ‚L’ gebaut. Das Erdgeschoss am kurzen Ende des Gebäudes bot sich für besondere Veranstaltungen der Studentenschaft an. Dieses Mal war hier eine bewegliche Bühne für die Tanzaufführung aufgebaut worden.

Severus hielt sich an der Seite im Schatten verborgen. Eine größere Gruppe von Studenten saß auf den Stühlen, die vor der Bühne aufgestellt worden waren. Sie unterhielten sich untereinander und warteten auf den Beginn der Show. Er beobachtete die Menge und die anderen Leute, die an der Seite standen. Severus vermutete, dass das kleine Grüppchen von Männern, die in Roben gekleidet waren und in eine lebendige Diskussion vertieft waren, Professoren der Magischen Abteilung von Cambridge waren. Die Studenten hatten anscheinend alle Muggelkleidung an. Die Mehrheit schien Jeans zu tragen. Severus schüttelte den Kopf. Er bevorzugte einen formelleren Kleidungsstil. Er befürwortete die Schuluniformen, die die Schüler in Hogwarts trugen. Es erlaubte ihnen, auf gleichem Niveau anzufangen und legte den Schwerpunkt auf den Unterricht.

Severus war zufrieden, dass er sich passend angezogen hatte, und dass er zwischen den anderen, die auf den Beginn der Vorstellung warteten, nicht hervorstach. Er hatte nicht das Verlangen am heutigen Abend aufzufallen. Er würde die verdammte Aufführung verfolgen, nur um zu sehen, wie der Tango getanzt werden sollte, um dann verteufelt schnell wieder von hier zu verschwinden. Er war wütend auf sich selbst, dass er überhaupt gekommen war. Er teilte der Stimme in seinem Kopf mit, dass sie sich verziehen solle, als sie ihm einflüsterte, er wäre vielleicht noch aus einem ganz anderen Grund gekommen.

Das Licht wurde gedämpft, und ein Mann, den Severus als eine ältere Version des Thaddeus Prittchard aus seiner Schulzeit erkannte, trat zwischen den Vorhängen hervor. Prittchard war etwa gleich groß wie er, hatte aber einen kräftigeren Körperbau. Der Lärm in der Menge erstarb, als der Mann die Zuschauer begrüßte. „Guten Abend, mein Name ist Thaddeus Prittchard und ich möchte Ihnen allen für Ihr Kommen danken. Ich betreibe ein kleines Tanzstudio in der Stadt mit dem Namen ‚Leichter-als-die-Lüfte’. Heute Abend möchten wir, dass sie sich zurücklehnen, sich entspannen und die Demonstration der Tänze, die unser Studio anbietet, genießen. Neue Tanzstunden und Kurse beginnen in Kürze. Wir haben heute Abend ein spezielles Einführungsangebot für alle, die sich über die Tanzkurse informieren möchten. Wenn Sie Interesse haben, dort an der Seite steht ein Tisch wo Sie Ihren Namen hinterlassen können. Wir wären erfreut, wenn wir Ihnen eine Eule mit Informationen, unser Studio betreffend, schicken könnten. Heute Abend nun werden wir Ihnen eine Auswahl der Tänze vorstellen. Der Merengue, die Samba und der Foxtrott sind nur ein paar von vielen, die Sie sehen werden. Und als einen besonderen Leckerbissen werden meine Partnerin und ich den Tango Argentino tanzen. Setzen Sie sich, klopfen Sie den Takt mit den Füßen mit, fühlen Sie die Musik und genießen Sie die Vorstellung!“

Das Licht wurde weiter gedämpft. Vor dem schwarzen Vorhang war die Silhouette von zwei Personen zu sehen, die dort bewegungslos standen. Der Mann und die Frau standen im Profil zu den Zuschauern. Es schien, als wären sie in der Zeit eingefroren. Der Mann hielt die Frau in seinen Armen, bereit zu tanzen. Die Frau sah anscheinend nach unten. Als das Licht aufhellte, war über den Köpfen eine Ansage zu hören: „Meine Damen und Herren, die Samba!“

Ein durchdringender Ton erklang in der Stille. Der Kopf der Frau schnellte hoch. Ein zweiter und ein dritter Ton erklangen, als die beiden sich tief in die Augen blickten. Ein starker, lateinischer Rhythmus ertönte und das Paar begann zu tanzen.

Severus’ Atem blieb ihm im Hals stecken, als er die Frau tanzen sah. Auf der Bühne tanzte Hermine Granger mit Prittchard. Ihre Bewegungen waren exakt, als er sie Drehung für Drehung herumwirbelte. Ein sanftes Schaukeln ihrer Hüften, und die anregenden Bewegungen ihres Unterleibes unterstrichen die Vorwärts- und Rückwärtsschritte. Hermine trug ein schwarzes Kleid mit silberner Borte, das ihre üppigen Kurven umschmeichelte. Vorne war ein tiefer V-Ausschnitt. Die linke Seite ihres Kleides endete in der Mitte ihrer Wade, während die rechte Seite einen Schlitz bis zur Hüfte hatte. Severus sah wie alle Männer gerne auf ihre Beine, aber was seine Aufmerksamkeit noch mehr erregte, war ihr Rücken. Der Rücken oder vielmehr das, was dort fehlte. Das Kleid war bis zu ihrem Po hinunter vollkommen rückenfrei. Severus nahm an, dass das Kleid verzaubert sein musste. Das Material verweigerte sich den Gesetzen der Erdanziehung, während es den Kurven ihrer Schultern folgte und sich an ihren Körper schmiegte. Der Stoff blieb bei jeder Bewegung, jedem getanzten Spin auf ihrer Haut. Ihr Haar war eine wilde Kaskade aus Locken, die ihren Rücken hinunterfielen, und sie schwangen vor und zurück, wenn sie sich drehte. Severus war wie hypnotisiert von der Darstellung auf der Bühne.

Der sinnliche Tanz ging weiter. Hermine wand sich um Teds Körper. Das Tempo der Musik steigerte sich und die Tänzer imitierten mit ihren Schritten den Takt. Die beiden schienen die Umgebung gar nicht wahr zu nehmen, während sie sich aufeinander konzentrierten und ihre Schritte zu einer einzigen, gemeinsamen Bewegung verschmolzen. Severus sah Prittchards Hand an Hermines Hüfte entlang gleiten, als sie eine Vorwärts- und Rückwärts Bewegung vollendeten. Er zog Hermine an sich und drehte sie wieder herum. Der Spin endete damit, dass sie hart an seinem Körper landete. Severus fühlte ein unbekanntes Ziehen in der Magengegend. Er wurde plötzlich grundlos wütend.

Prittchard stoppte. Er drehte Hermine ein letztes Mal aus und wieder ein. Seinen Arm fest um Hermines Hüften gelegt, schien er sie am Platz festzunageln. Hermine bog ihren Rücken durch, warf den Kopf nach hinten und kickte den Fuß zurück, als die Musik ihre letzten Takte spielte. Sie hielt diese Position während der letzten Noten des Liedes. Severus konnte sehen, wie sich nach dieser letzten Serie von Tanzschritten ihre Brust heftig hob und senkte, während sie versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Prittchard und Hermine standen Seite an Seite als die Musik endete, und verbeugten sich zum donnernden Applaus der Menge. Sie drehten sich um und verschwanden durch den Vorhang hinter die Bühne.

Als wenn er aus einer Betäubung erwacht wäre, bemerkte Severus plötzlich, dass die Menge um die Bühne und damit auch die Anzahl der Stühle beträchtlich angewachsen waren. Die Musik hatte die Leute, die durch das Gebäude der Gesellschaft gegangen waren, angelockt, und die Zuschauermenge hatte sich verdoppelt.

Severus ignorierte die Kommentare und die anerkennenden Pfiffe, als das Licht erneut gedämpft wurde. Das Paar war auf die Bühne zurückgekehrt und hob sich gegen den schwarzen Vorhang ab. Das Licht wurde zur selben Zeit hell, als die Musik begann. Eine Stimme über den Köpfen kündigte an: „Meine Damen und Herren, der Foxtrott!“ Severus hatte sich in der Erwartung, Hermine wieder tanzen zu sehen, vorgelehnt. Er war enttäuscht, dass er nur das blonde junge Ding aus dem Studio mit einem jungen Mann sah. Er beobachtete mit einem Hauch von Gleichgültigkeit, wie das Paar tanzte. Sie waren gut, aber nicht so gut wie Hermine und Prittchard gewesen waren, deren Tanz die deutliche Sprache größerer Erfahrung gesprochen hatte. Die zwei hatten sich mit einer natürlichen Anmut zusammen bewegt.

Das Blut pochte in seinen Ohren, als er daran dachte, wie Hermine mit Prittchard den Tango Argentino tanzen würde. Sie hatte gesagt, der Tango sei der vertikale Ausdruck eines horizontalen Begehrens. Nun, die Samba schien auch nicht allzu weit von dieser Beschreibung entfernt zu sein, dachte er säuerlich. Er hatte keinen Grund sich darum zu kümmern, was die Granger mit wem tat. Alles was er wollte, war, den Tango richtig getanzt zu sehen, damit er keinen kompletten Trottel aus sich machen würde, wenn die Zeit kam und er selbst auf dem verdammten Halloween-Ball würde tanzen müssen. Er würde Albus bis ans Ende der Welt und zurück hexen, wenn er das Nächstemal die Chance dazu bekam!

Er stöhnte innerlich, während er daran dachte mit Hermine in Hogwarts zu tanzen und fragte sich wieder, wie ihr Kostüm wohl aussehen würde, speziell da er jetzt wusste, was sie heute trug. Er war sicher, heute Nacht würde dieses neue Bild der jungen Frau in seine Träume einfließen. Er war, als sie so auf der Bühne getanzt hatte, ziemlich erregt gewesen. Aber es verärgerte und erschütterte ihn auch, dass er überhaupt in irgendeiner anderen, nicht professionellen Weise, über eine frühere Schülerin nachdachte. Sie war die Besserwisserin aus Gryffindor, ein Drittel des goldenen Trios und sieben Jahre lang ein einziges Ärgernis! Obwohl er ihren Verstand immer hoch geschätzt hatte, wäre sie die Letzte, für die er sich interessiert hätte. Die Stimme in seinem Kopf meldete sich schon wieder: ‚Aber sie ist nicht mehr deine Schülerin und sie sieht auch überhaupt nicht mehr so aus!’

In all diesen sieben Jahren, von der Erstklässlerin bis zu den fortgeschrittenen Zaubertränketheorien, hatte er es nicht geschafft, sie übers Ohr zu hauen. Er hatte es versucht. Er hatte ihr Fragen gestellt über die verworrensten Zusammenhänge, und das kleine Biest hatte immer die richtige Antwort gewusst! Er hätte ihr aufgrund ihrer Kenntnisse wirkliche Vorteile verschaffen können, wenn sie in Slytherin gewesen wäre. Sie hätte sein Schützling sein können.

Aber es dauerte bis zum Ende ihres siebten Jahres bis der Dunkle Lord besiegt wurde. Durch das Ende von Voldemort dachte Severus lange und intensiv über sich selbst nach. Er hatte mehr als zwanzig Jahre auf Zeit gespielt und alle getäuscht, wer er war. Aber, wer war er wirklich? Glaubte er selbst an das, was er so lange von sich gegeben hatte? Tatsache war, dass er nicht wusste, was er wirklich denken sollte. Seine Angst vor der Zukunft, einer Zukunft, die er selbst mit ermöglicht hatte, steigerte sich. Er litt an einer Kriegsneurose, auch wenn er mit dem Fachausdruck nichts hätte anfangen können, selbst wenn jemand mit ihm darüber gesprochen hätte. Es war nach dem Sturz von Voldemort ein Sommer der Selbstfindung gewesen, bis er seine Gedanken wieder neu geordnet hatte und er seine neue Zukunft in Angriff nehmen konnte.

Seine früheren Schüler wären überrascht, wenn sie Zeugen seines heutigen Unterrichts würden. Er bevorzugte immer noch Slytherin, er war ja auch immer noch das Oberhaupt ihres Hauses, aber er war nun fairer zu den anderen Häusern. Der erste Gryffindor, der fünf Punkte für das richtige Brauen des Trankes der lebendigen Toten von ihm bekommen hatte, war tatsächlich ohnmächtig geworden. Seine Persönlichkeit blieb aber dieselbe. Er war ein Einzelgänger, ein Intellektueller, der Bücher und Tränke den Menschen vorzog. Er fühlte sich in Gesellschaft von anderen immer noch unbehaglich, aber seine persönlichen Aussichten auf eine Zukunft hatten sich nun, da der dunkle Lord endlich tot war, verbessert. Sogar seine sarkastischen Kommentare waren weniger stichelnd geworden, und er zeigte nun mehr Humor im Umgang mit anderen Kollegen.

Verschiedenste Hexen hatten nach der finalen Schlacht und nach der Veröffentlichung von diesem Unglücksfoto nach ihm gefragt. Er verstand immer noch nicht, was der Tumult wegen des Fotografen, den er verhext hatte, eigentlich sollte. Der Mann erholte sich in weniger als drei Monaten! Nach der Zeremonie, in der ihm der Orden des Merlin erste Klasse verliehen wurde, hatten noch mehr Hexen versucht, ihn kennen zu lernen. Er hatte Eulen bekommen, die ihm mitteilten, wie begehrenswert er wäre, und dass er mit seiner mysteriösen Ausstrahlung ja so sexy sei. Severus lachte in sich hinein. Er war sich sicher, zehn Minuten in seiner Gegenwart und sie würden ihn nicht mehr so begehrenswert finden. Er hatte seine Affären in der Vergangenheit als Privatsache behandelt und würde das auch in Zukunft so halten. Diese Hexen suchten nur seinen Ruhm, und er wollte nichts mit ihnen zu tun haben. Seine Gedanken wurden von dem Geräusch des aufbrandenden Applauses unterbrochen. Er sah, wie sich das junge Paar verbeugte und die Bühne verließ.

Die andere Hexe, die Severus im Studio gesehen hatte, betrat die Bühne mit einem etwa gleichaltrigen, jungen Mann. Die Eröffnungstakte klassischer Musik waren zu hören, als die Stimme wiederum die Ankündigung machte: „Meine Damen und Herren, der Walzer.“ Das junge Paar tanzte mit stark betonten, ausladenden Bewegungen über die Bühne. Er wartete ungeduldig darauf, dass Hermine kam und tanzte, damit er endlich diesen schrecklichen Ort verlassen konnte. Seine Kerker würden ihm eine willkommene Rückzugsmöglichkeit bieten. Die Musik schien sich in die Länge zu ziehen, während das junge Paar auf der Bühne tanzte. Der Tanz endete schließlich unter dem enthusiastischen Applaus des Publikums.

Hermine und der blonde Mann, der den zweiten Tanz, den Foxtrott, getanzt hatte, betraten die Bühne. Wieder kündigte die Stimme aus dem Off an: „Meine Damen und Herren, die Rumba!“ Die beiden standen sich gegenüber, sie berührten sich nicht, bis der Takt scheinbar mit dem Klopfen in seinen Ohren übereinstimmte. Dann bewegten sie sich langsam und sinnlich umeinander. Hüften schwangen, Hände berührten sich, und ihre Körper schienen aneinander entlang zu gleiten. Severus wurde bewusst, dass er seinen Atem angehalten hatte und stieß die Luft aus. Er stellte fest, dass die meisten lateinamerikanischen Tänze vergleichbar waren, und sich nur im Takt und in einigen der Figuren unterschieden. Die Samba war unbestreitbar sexy, die Rumba dagegen hatte mehr Sinnlichkeit. Hermine und der junge Mann forcierten ihre Bewegungen. Der Mann zog sie heran, sie bog sich nach hinten zurück, ihr Fuß streckte sich nach oben, als wolle sie den Himmel berühren. Das Publikum schrie einige Male bei diesen komplizierten Figuren, die das Paar tanzte, vor Begeisterung auf. Das Paar traf sich am Ende in einer finalen Umarmung. Hermines Bein war nach hinten gestreckt und der junge Mann zog sie in einem engen Kreis, während er Hermine herumdrehte, dicht an sich heran und der Tanz endete. Der Applaus war wieder überwältigend.

Drei weitere Tänze wurden vorgeführt, mit den zwei Hexen aus dem Studio und den zwei jungen Zauberern. Der Merengue, der Cha-cha-cha und der Salsa wurden in ihrem jeweiligen Stil und Flair von den Tänzern hervorragend umgesetzt. Severus wartete ungeduldig auf den Tango, von dem er wusste, dass er bald kommen musste. Nachdem er Hermine und Prittchard beim Samba tanzen beobachtet hatte, konnte er sich kaum vorstellen, wie die beiden erst beim Tango aussehen würden. Er wollte endlich den Tanz sehen und dann verschwinden, ohne Granger begegnen zu müssen.

Das Licht wurde gedämpft und die Stimme aus dem Lautsprecher kündigte an: „Meine Damen und Herren, wie versprochen ein besonderer Leckerbissen: Der Tango Argentino!“ Das Licht flammte auf, Scheinwerfer waren auf das Paar auf der Bühne gerichtet. Ein harter Takt erklang, als die beiden zu tanzen anfingen. Severus erkannte die Haltung und die Eröffnungsschritte aus dem Unterricht mit Hermine, aber er verlor den Überblick, als sie mehr und mehr schwierige Schritte und Figuren tanzten. Sie tanzten vor und zurück mit katzengleicher Anmut. Die Bewegungen wirkten wie abgeschnitten, nicht flüssig, als sie über den Boden tanzten. Die Schritte waren exakt und wurden in rasantem Tempo vorgeführt, um dann plötzlich in eine sinnliche Drehung überzugehen. Die Bewegung, die sie versucht hatte ihm beizubringen, als er beinahe ihren Fuß verkrüppelte, war ein sehr sexy Schritt - wenn er richtig getanzt wurde. Als Prittchard Hermine erneut drehte, konnte man den Tanz nur noch als heißblütig bezeichnen. Sie schienen sich zu umarmen, wie sie so Wange an Wange tanzten. Hermines Arm glitt um Prittchards Schulter, um ihn noch näher an sich heran zu ziehen. Sie hakte ihr Bein um seinen Po als sie sich drehten. Sie tanzten schnell verschiedene Schritte, sich rasch drehend, um dann plötzlich anzuhalten und sich langsam um einander zu bewegen. Liebende kamen einem in den Sinn. Sie blickten einander in die Augen, die Welt um sie herum ignorierend. Prittchard ging langsam um Hermine herum, die sich auf ihrem hinteren Bein drehte. Sein Arm glitt an ihrem Rücken herunter um sie dann heftig an sich zu ziehen. Ihre Hüften schienen sich aneinander zu reiben, bevor sie eine Reihe von Rückwärtsschritten tanzten.

Severus verbot der Stimme in seinem Kopf einen Kommentar dazu abzugeben, wie Hermine mit Prittchard tanzte. Allein das Paar zu beobachten, schien eine Reaktion in ihm hervorzurufen, auf die er nicht vorbereitet war. Sie erreichten die Schlussstellung und hielten in einer beeindruckenden Pose an. Das Paar wurde mit enthusiastischem Applaus belohnt, während sie sich verbeugten.

Prittchard schritt nach vorn und die Menge verstummte. „Ich möchte Ihnen allen für Ihren großzügigen Applaus danken. Wir hoffen, Sie haben die Veranstaltung genossen. Tanzen ist eine wundervolle Form der Bewegung. Wir haben eine breite Auswahl an Kursen, angefangen beim Anfängerkurs bis hin zu den Fortgeschrittenen. Bitte halten Sie am Tisch an und prüfen Sie unsere Angebote. Ich möchte ebenso meiner Tanzpartnerin, Hermine Granger, danken.“

Hermine verbeugte sich und eine Menge Fragen schossen durch die Zuschauer, als ihr Name erkannt wurde, denn sie hatte an der finalen Schlacht teilgenommen und war eine Freundin des Jungen-der-lebt, und der letzten Endes die Magische Welt gerettet hatte.

„Ich möchte auch noch Katherine Acart, Samantha Parke, Justin Rickfield und Adam Facet danken.“ Die beiden jungen Männer hatten sich zu Hermine und Prittchard auf die Bühne gesellt. Die jungen Frauen lehnten am Tisch, der an der Seite stand. „Wenn Sie Fragen haben, Katherine und Samantha sind am Seitentisch. Vielen Dank an Sie alle, dass Sie heute Abend gekommen sind.“

Severus war gerade dabei, schnell zu verschwinden, als Hermine ihn von der Bühne aus erkannte. „Professor Snape! Professor!“ Ihre Stimme war laut und wurde über die Menge getragen. Köpfe drehten sich, während sie seinen Namen rief. Severus drehte sich um und nickte Hermine zu. Er sah, wie sich Prittchards Gesicht veränderte, als dieser Snape erkannte.

An der Seite hatten sich Leute angestellt, um Informationen zu erhalten. Einige drehten sich um, um in ihre Richtung sehen zu können. Severus trat gerade an die Bühne heran, als Hermine und Prittchard die an diese Stelle gezauberte Treppe herunterstiegen. Die zwei jungen Zauberer schrumpften und demontierten die Bühne und die dazu gehörige Umgebung. Eine kleine, dunkelhaarige Frau trat etwa zur gleichen Zeit, als Severus ankam, an Prittchards Seite. Etwas an der Frau kam ihm bekannt vor. Prittchard umarmte die Frau. Sie schlang ihren Arm um seinen Rücken und lächelte zu ihm hoch.

Hermines Augen leuchteten. „Professor, haben Sie die ganze Show gesehen? Was denken Sie? Wie hat Ihnen der Tango gefallen?“

Bevor Severus überhaupt eine Möglichkeit hatte zu antworten, fragte Prittchard: „Snape? Severus Snape?“

Die Augen der Frau schienen aufzuleuchten. „Sie sind einer der Lehrer in Hogwarts, oder nicht?“

Severus nickte dem Paar vor ihm zu und wünschte, er wäre irgendwo anders auf der Welt.

„Es tut mir leid, ich nahm an, Sie kennen sich alle.“ Hermine trat einen Schritt vor. „Ted und Vanessa Prittchard, dies ist Professor Severus Snape, Zaubertränkemeister in Hogwarts“, sagte sie erklärend zu Vanessa.

Ein Lächeln überzog Vanessas Gesicht. „Dann kennen Sie auch den Schulleiter, Albus Dumbledore?“

Severus konnte nicht anders, als süffisant zu lächeln, während er antwortete: „Ja, der Direktor und ich sind uns wohlbekannt.“

Prittchards Augen tanzten vor Vergnügen. Er streckte Severus seine Hand entgegen. „Ich denke, wir alle schulden Ihnen Dank, wenn nicht mehr.“ Severus war noch immer nicht daran gewöhnt, dass Leute auf ihn zukamen um ihm für seine Rolle in der finalen Schlacht zu danken. Er mochte Potter immer noch nicht, aber er fühlte eine gewisse Sympathie für den Jungen, in Anbetracht dessen, dass er all die Jahre die ungewollte Aufmerksamkeit die er erhielt, ausgehalten hatte. Ihm fiel das Schlucken schwer. „Genießen Sie den Unterricht?“ fragte Prittchard lächelnd.

Severus betrachtete den Mann genau, bevor er ihm widerstrebend die Hand schüttelte. „Der Unterricht war … interessant bisher. Ich bin nicht sicher, was Sie genau dem Direktor verdanken, aber wenn Sie mir wirklich danken möchten, dann informieren Sie Albus, dass Sie den Rest der Stunden absagen müssen.“

Prittchard lachte über die Bemerkung. Hermine drehte sich zu Severus um. „Vielen Dank, Professor. Ich riskiere im wahrsten Sinne des Wortes Leib und Leben, um Sie zu unterrichten, und Sie möchten aufgeben?“

Severus konnte nicht sagen, ob ihre Empörung echt oder geheuchelt war. Er fühlte, wie er Kopfschmerzen bekam. „Es ist nicht Ihr Unterricht, Miss Granger. Es ist die ganze Wette!“ Severus schwarze Augen bohrten sich in Hermines. Sie sollte besser keine Einzelheiten ausplaudern, sonst würde er sie hier, wo sie stand, verhexen.

Die anderen Tänzer hatten sich um sie herum versammelt. Severus bemerkte, dass die Bühne und die Stühle verschwunden waren und die Menge begann, sich zu zerstreuen. Vanessas Augen funkelten. Sie lächelte ihn an und meinte: „Professor, wir gehen noch zu Pizza Magic um eine Kleinigkeit zu essen. Warum begleiten Sie uns nicht?“

Er wollte sie nicht ‚begleiten’! Er wollte so weit weg von ihnen, wie irgend möglich. Und warum erinnerte ihn die Frau so sehr an Albus? Aber dennoch er war neugierig. „Pizza Magic?“

Hermine lachte. „Ja, das ist ein Pizza Lokal für Zauberer nach dem Vorbild der Muggel Pizzerien, wie es sie in der Nähe von den meisten Unis gibt. Es hat eröffnet, nachdem in Cambridge der neue Anbau fertig wurde. Begleiten Sie uns doch, Professor!“

„Eigentlich habe ich nicht wirklich Zeit, ich muss nach…“ Severus hatte keine Chance, den Satz fertig zu sprechen. Vanessa schnappte sich seinen Arm mit der Stärke eines Riesen und der Hartnäckigkeit einer Teufelsschlinge. Wer zum Teufel noch mal dachte diese Frau, wer sie war?

„Machen Sie sich nicht lächerlich! Natürlich haben Sie Zeit. Es ist nur um die Ecke. Ted, kommt schon, Leute!“ Sie hielt immer noch seinen Arm. Die anderen folgten nach. „Macht es Ihnen Spaß, in Hogwarts zu unterrichten?“

Severus sah zurück zu Hermine. Sie lächelte und zuckte mit den Schultern. Es bedurfte Severus’ ganze Beherrschung, die Frau nicht zu verfluchen. Wer zum Teufel war sie nur? Molly Weasley könnte von ihr noch einiges lernen, dachte er. Severus versuchte, seinen Arm zu befreien. „Mrs. Prittchard…“

Vanessas Stimme wurde von allen gehört, während sie weitergingen. „Nennen Sie mich bitte Vanessa. Es macht Ihnen doch nichts aus, wenn ich Sie Severus nenne, oder?“

tbc

Trotz allem eine gute Zeit

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