Minnies Fanfictions

Kapitel 15 Welche Hexe ist welche?

Welche Hexe ist welche?


(Which Witch is which?)

Er wachte mit dem Gefühl eines warmen Körpers, der um ihn geschlungen war, auf. Der blumige Duft ihres Shampoos wehte ihm in die Nase, als sich die junge Frau neben ihm im Schlaf bewegte. Das Betttuch, welches sie beide bedeckte, verrutschte mit der Bewegung der Hexe und legte eine Brustwarze bloß, die sich in der kalten Morgenluft verhärtete. Mit einem heftigen Seufzen versuchte er vorsichtig seine Gliedmaßen herauszuziehen, ohne die schlafende Gestalt zu stören.

„Mmm. Morgen. Wo gehst du hin?“, fragte sie schlaftrunken.

„Schlaf weiter. Ich komme gleich zurück.“

„Wohin gehst du, Harry?“ Ginny setzte sich auf und ließ das Betttuch bis zur Taille herunterfallen.

Der Blick auf ihren nackten Körper schürte das Begehren bei Harry und schwächte seine Entschlossenheit. Er plante, Hermine zu finden und sie zu fragen, was denn da vor sich ging. „Sie ist die ganze Nacht nicht zurück in ihr Zimmer gekommen, Gin. Der Zauber ist immer noch intakt. Es ist sechs Uhr morgens. Wo kann sie nur sein?“

Ginny wusste intuitiv, wer ‚sie’ war, über die Harry sprach – Hermine. „Willst du das wirklich wissen? Komm zurück ins Bett, Harry.“

„Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass sie bei ihm ist, oder doch, Gin?“ Harry erschauderte, als er an die beiden zusammen dachte. Es war ja kein Geheimnis, dass er und der Professor nicht miteinander zurechtkamen. Der Mann hatte ihn in Hogwarts die ganze Zeit schikaniert. Harry hatte gelernt, sich zu beherrschen und mit dem Tränkemeister zusammen zu arbeiten. Keiner von beiden war glücklich darüber, dass er mit dem anderen arbeiten musste, aber ohne ihre kombinierten Fähigkeiten wäre Voldemort niemals bezwungen worden. Sie hatten aus der Notwendigkeit heraus gelernt, einander zu tolerieren. Nun schien es so zu sein, dass er gezwungen war, die Anwesenheit des Mannes aus Loyalität zu seiner Freundin zu erdulden. „Was sieht sie nur in ihm? Weißt du, es wäre ein ganzes Stück einfacher, wenn es zwischen ihr und Ron in unserem letzten Jahr gefunkt hätte.“

Ginny schnaubte sehr undamenhaft auf. „Harry, Hermine und Ron sind, warte mal, drei Mal miteinander ausgegangen? Ich bin überrascht, dass es so lange gedauert hat, ohne dass sie sich gegenseitig umgebracht haben. Ich liebe Ron, aber er kann manchmal ein solcher Trottel sein! Mein Bruder ist viel glücklicher damit, das Feld abzugrasen. Ich schwöre, er hat jedes Mal, wenn ich ihn treffe, eine andere Hexe bei sich.“

Harry lächelte bei dem Gedanken an seinen anderen besten Freund. Ron arbeitete als Trainer bei den Chudley Cannons. Sie trafen sich alle paar Wochen, wenn Ron mit seinem Team nach London kam. Es schien ein unendlicher Strom von Frauen hinter ihm her zu sein. Und Ron hatte anscheinend keine Lust, allzu schnell weg zu laufen. Jede Eroberung dauerte nur etwa einen Monat. Harry hatte die Übersicht über all ihre Namen verloren. Einige Eroberungen dauerten nicht einmal lange genug, dass Ron sie mitbrachte. „Ich sah ihn letzte Woche. Er unterbrach seinen Weg zum Mittagessen im Ministerium mit, ich weiß gar nicht, ich glaube ihr Name war Babette.“ Harry schüttelte den Kopf und lachte.

„Was ist denn mit Tiffany passiert? Ich dachte, dass mein Bruder sie mochte. Ich weiß, dass sie mindestens zweimal im Fuchsbau war. Ich frage mich, ob er am Samstag wohl Babette mitbringt? Wie ich Ron kenne, wird es wahrscheinlich schon wieder eine Neue sein. Hermines UTZe waren punktgleich mit denen des Professors, Harry. Sie haben die höchsten in der Geschichte von Hogwarts erreicht. Laut Remus sitzen sie am Lehrertisch und diskutieren über Wirksamkeiten von diesem Trank und die Besonderheiten von jenem. Er ist vermutlich einer von wenigen, mit dem sie über ihre Studien reden kann. Abgesehen davon,“ sagte sie grinsend, „hat mir Hermine erzählt, dass er gut küssen kann.“

Harry schüttelte den Kopf. Hermine und Snape knutschend? Gott, ihm wurde schlecht! Was machten sie wohl sonst noch? Hatten sie… nein. Er wollte es nicht wissen. Die Vorstellung davon, dass die beiden sich küssten, war schlimm genug. Remus hatte ihm von Hermines Idee erzählt, den Wolfsbanntrank zu verändern. Er hatte eine undeutliche Erinnerung, dass sie Snape darüber zu Rate ziehen wollte. Für sie machte das den perfekten Sinn, mit Snape über ihre Idee zu reden. Immerhin war es Snape, der den Trank für Remus herstellte. Harry hatte nur noch nicht begriffen, was sonst noch zwischen den beiden passiert war. „Ich will es wirklich nicht wissen, was die beiden machen, Gin. Snape?“ Harry schüttelte wieder seinen Kopf. „Glaubst du, dass sie Remus helfen können?“

„Wenn irgend jemand etwas findet, um ihm zu helfen, dann sind es die zwei. Sie passen wirklich gut zusammen. Hermine ist glücklich, Harry. Egal, was du von Professor Snape hältst, sie ist deine Freundin. Sei doch wenigstens für sie glücklich!“ Ginny beobachtete Harry eine Zeitlang genau. Sein jungenhaftes Lächeln verfehlte es nie, ihr Herz zu erwärmen. Spielend befreite sie sich von der Decke. Sich ihres Anblickes wohl bewusst, stand sie neben dem Bett und streckte ihre Arme über den Kopf. „Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich brauche vor dem Frühstück und meiner Schicht noch eine Dusche.“

Harry grinste, als er sie nackt ins Badezimmer tänzeln sah. Er überlegte, dass es nicht schaden würde, wenn er noch eine halbe Stunde länger warten müsste, um Hermine zu finden. Es war immer noch früh. Wie Ginny schon sagte, sie war ein großes Mädchen und höchstwahrscheinlich ging es ihr gut. Er entschied, dass es unter anderem eine gute Idee zu sein schien, eine Dusche zu nehmen.

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Severus verrutschte auf dem Sofa, eines seiner langen Beine hing halb von dem Polster herunter. Das geräuschvolle Klopfen an seiner Tür wurde durch die Stille des Morgens noch verstärkt. Hermine murmelte etwas Unverständliches, wachte aber nicht auf. Er entschied sich, dass er denjenigen, der an der Tür war, zuerst verhexen und dann erst Fragen stellen würde. Sein Schlaf war nicht gerade gemütlich gewesen und seine ersten Gedanken beim Aufwachen an diesem Morgen hatten Ackart gegolten. Er musste zurück zum Krankenflügel gehen und mit Poppy sprechen. Das Letzte, was Severus sehen wollte als er seine Tür öffnete, war ein sehr aufgeregter Harry Potter.

„Wo ist Hermine? Was haben Sie mit ihr gemacht? Sie ist letzte Nacht nicht zurückgekommen!“ Harry schritt nach vorn in den Eingangsbereich des Zimmers.

„Oh, kommen Sie doch herein, Potter. Wie nett von Ihnen, dass Sie mich besuchen.“ Severus’ Blick wurde noch finsterer. „Welchem Umstand verdanke ich denn diese große Ehre?“

Sein Sarkasmus hatte keinen Effekt auf den jungen Mann. „Wo ist Hermine?“

Severus verschränkte seine Arme über der Brust. „Was macht Sie so sicher, dass sie hier ist?“

„Reden Sie keinen Unsinn, Snape! Sie war mit Ihnen gestern Abend beim Essen und kam nicht zurück in ihr Zimmer. Was haben Sie mit ihr gemacht? Ich bin sicher, dass Sie ihr irgendeinen ihrer Tränke eingeflösst haben. Warum sonst würde sie sich mit Ihnen treffen wollen?“

Sein Ton war schneidend. „Ich glaube nicht, dass sie schon angezogen ist. Es wurde ziemlich… spät bei uns letzte Nacht. Würden Sie gerne hereinkommen und warten, während ich sie hole?“

Harry war im Begriff, dem Mann bei dem Gedanken an diese Situation die Hölle heiß zu machen, als ihm eine Stimme ins Wort fiel.

„Das ist absolut genug von euch beiden! Niemand hat mir irgendetwas eingeflösst, Harry. Ich bin hier, weil ich das möchte! Zufällig genieße ich Severus’ Gesellschaft! Er gab mir keinen Trank und hat auch keinen Zauber auf mich gelegt!“

Harry sah ziemlich gescholten aus. Severus lächelte in sich hinein. ‚Der Tag heute könnte trotz allem gar nicht so schlecht werden, dachte er.

„Und du hör auf, so selbstgefällig auszusehen!“ Severus verlor sein Grinsen, als ihn die wütende Hexe ansah. Hermine hatte genug gehört, um auf beide gleichermaßen ärgerlich zu sein. „Ist es zuviel verlangt, dass ihr für fünf Minuten miteinander auskommt? Ihr müsst ja nicht in eine dunkle Ecke gehen und wie verrückt miteinander knutschen! Aber bitte seid um Gottes Willen wenigstens höflich zueinander! Was zum Teufel ist überhaupt los mit euch beiden?“ Die Hände in die Hüften gestemmt, war Hermine dabei eine lange Predigt zu beginnen.

Harry war geschockt darüber, dass sie mit Snape in solch einem Ton sprach. Aber noch mehr verblüffte es ihn, als er sah, dass Snape ein bisschen zerknirscht aussah.

Severus’ Stimme war noch ziemlich schlaftrunken. „Hermine, ich war…“

Harry sprach gleichzeitig, „Hermine, ich war nur besorgt…“

Sie hob eine Hand, um weitere Äußerungen der beiden zu unterbinden. „Halt. Wenn ich nicht in den nächsten paar Minuten eine Tasse Kaffee bekomme, ist es mir vollkommen egal was auch immer ihr zu sagen habt. Sie werden mich wegen Mordes an euch beiden nach Askaban bringen. Geh und setz dich.“ Sie sah Harry an und wandte sich dann Severus zu. „Warum flohst du nicht in die Küche und besorgst uns Kaffee und einige Muffins? Ich möchte von keinem von euch ein falsches Wort hören. Ich denke, ihr beide seid alt genug, um euch für fünf Minuten zu vertragen. Ich bin gleich zurück.“

Severus starrte auf ihren Rücken, als sie zur Toilette ging. Er sandte eine Bestellung für Kaffee und Muffins in die Küche, bevor er sich müde in einen Armsessel neben dem Kamin fallen ließ.

Harry betrachtete den mürrischen Mann. „Lassen Sie es wirklich zu, dass sie so mit Ihnen spricht?“

Severus seufzte. Er fühlte, wie sich Kopfschmerzen anbahnten. Was hatte ihn nur glauben lassen, dass der heutige Tag nicht so schlimm werden würde? „Offenbar tue ich das.“

Harry sah ihn gespielt geschockt an. „Wir müssen aber nicht in der Ecke knutschen, bevor sie zurück ist, oder?“

Severus konnte das Lachen nicht zurückhalten. „Auf gar keinen Fall! Potter, Sie sind nicht mein Typ.“

Harry warf einen langen Blick auf den Mann vor ihm. Severus’ Hemd war verknittert. Es war offensichtlich, dass er in seiner Kleidung geschlafen hatte. Er sah aus, als würde er eine Dusche und eine Rasur brauchen. Es war geradezu auffallend, dass er sich anstrengte höflich zu ihm zu sein, da ihn Hermine darum gebeten hatte. Würden die Wunder niemals aufhören? „Und Hermine ist Ihr Typ? Sie mögen sie wirklich, nicht wahr?“
„Nicht, dass es Sie etwas angehen würde, aber ja, so ist es. Was? Überrascht, dass der schmierige Blödmann Gefühle für jemanden haben könnte? Sehen Sie nicht so geschockt drein. Ich weiß, wie mich die Schüler nennen, Potter.“ Severus drückte auf seinen Nasenrücken. Er benötigte einen Kopfschmerztrank. Im Moment hatte er nur nicht die Kraft, sich einen zu holen. Der Tränkemeister fixierte Harry mit einem seiner patentierten Blicke. „Hermine hat keinen sündigen Wollust Trank eingenommen, den ich zufällig herumliegen ließ. Gleichgültig was Sie von mir denken, auf dieses Level würde ich mich nicht erniedrigen.“

Harry rutschte unbehaglich in seinem Sessel herum. „Das ist es nicht.“ Okay, er korrigierte sich im Geist. Das war ein Teil davon. „Sie haben uns gehasst, als wir in der Schule waren. Was hat sich geändert?“

„Hermine.“ Er sagte nur ihren Namen. Aber je mehr er darüber nachdachte, desto mehr war er davon überzeugt, dass es Hermine war, die ihn verändert hatte, die alles verändert hatte. Ihre Intelligenz, ihre Lust am Leben, ihre offensichtliche Missachtung seines Temperaments. „Ich gebe mich keiner Illusionen über mich selbst hin. Ich weiß, was ich bin. Ich bin ebenso sehr wie Sie in der Verlegenheit erklären zu können, warum Hermine entschieden hat, alle gegenteiligen Beweise zu ignorieren und zugestimmt hat, sich mit mir zu treffen. Und ich hasse Sie nicht, Potter.“ In Ordnung, vielleicht hatte er Potter gehasst oder tat es immer noch. Aber ihretwillen, Merlin sollte ihm dabei helfen, war er bereit es zu versuchen und ihn wenigstens zu tolerieren.

Harry blickte skeptisch drein. „Sie haben mich nicht gehasst? Sie haben wirklich eine komische Art, das zu zeigen, Snape.“

Hermine stand in der Tür und beobachtete die beiden einen Moment lang. Beide waren ihr auf sehr unterschiedliche Art ungeheuer wichtig. Harry war der Bruder, den sie nie gehabt hatte. Und nachdem sie ihre Eltern verloren hatte, waren sie füreinander wie eine Familie geworden. Es war gut zu wissen, dass sie nicht alleine im Leben war, solange Harry für sie da war. Und Severus – Severus war mehr als sie je zu hoffen gewagt hatte. Jemand, mit dem sie ihre Leidenschaft für Bücher und Lernen teilen konnte, und er strotzte nur so vor Fachwissen. Als sie an den vorigen Abend dachte, errötete sie. Wenn Severus nicht hätte gehen müssen, würden sie wahrscheinlich immer noch im Bett liegen. Severus war gestern Abend von Albus in den Krankenflügel gerufen worden. Wie hieß der Schüler noch? Ackart?

„Schön, dass ihr so gut miteinander auskommt!“ Hermine setzte sich gegenüber Severus in einen Sessel. „Was ist mit Mister Ackart passiert? Geht es ihm gut?“

Severus strich sich mit einer Hand über die Augen. „Er wird weiterleben. Sein Zimmergenosse hat ihn rechtzeitig gefunden. Der Kerl musste genauso wie Ackart wachgerüttelt werden.“

Harry betrachtete ruhig die Konversation zwischen den beiden. Er war morgens noch bei Ginny gewesen, als Madam Pomfrey die Zusammenhänge, warum die beiden jungen Männer im Krankenflügel waren, erklärt hatte.

Hermines erkundigte sich mit sanfter Stimme: „Warum hat er es getan?“

„Er hat es getan, wie du so schlicht sagst, weil ihm eine Prüfung misslungen war. Er hatte Angst vor dem Zorn seines Vaters und betrachtete es als einen großen, persönlichen Makel.“ Severus seufzte. „Ich beobachte ihn jetzt schon einige Zeit. Er war immer so ruhig, so allein. Ich bin nicht sicher, ob er überhaupt richtige Freunde hatte.“

Hermine legte ihm eine Hand auf den Arm. „Gib dir nicht die Schuld, Severus. Du konntest nicht ahnen, was er vorhatte!“

Severus stand abrupt auf. Aufgebracht ging er im Zimmer umher. „Wie konnte ich es nicht wissen? Himmelherrgott, ich bin das verdammte Oberhaupt seines Hauses! Ich wusste, dass etwas nicht stimmte. Ich habe nur nicht gedacht, dass er so weit gehen könnte!“ Er lachte bitter. „Er hat ziemlich viel Ähnlichkeit mit mir, als ich in diesem Alter war. Besessen. Getrieben.“

„Ja, aber du hast niemals versucht, dir das Leben zu nehmen.“ Hermine war klar, dass Severus noch viel aufgewühlter war, als er es zeigte.

„Nein!“ wütete er. „Ich habe noch was viel feigeres getan! Ich habe stattdessen das Dunkle Mal genommen!“

Harry wurde klar, dass sie vergessen hatten, dass er anwesend war. Er war verlegen, dass er Zeuge einer solch persönlichen, emotionalen Unterredung zwischen den beiden geworden war. Sie beim Küssen zu erwischen, wäre wohl weniger peinlich gewesen, dachte er. Aber eines war klar. Der Blödmann schien Hermine wirklich etwas zu bedeuten. Harry räusperte sich.

Severus drehte sich von der Stelle neben seinem Schreibtisch um, an der er stand. Der Mangel an Schlaf und die Besorgnis wegen des Jungen, Hermines Anwesenheit nicht zu vergessen, hatten seinen Verstand verwirrt. Potter. Er hatte vergessen, dass er im Zimmer war. „Potter.“ Er schleuderte den Namen mit der ganzen Wut, die er hatte heraus, als wenn allein die Macht seiner Stimme den Namen in die Verwünschung umwandeln konnte, von der er normalerweise dachte, dass sie das wäre.

Hermine drehte sich zu Harry um. „Mir geht es gut, Harry. Danke für deine Besorgnis. Aber ich bin wirklich in Ordnung. Wieso gehst du nicht zum Frühstück? Ich erzähle dir später alles.“ Hermine beobachtete Severus aus dem Augenwinkel. Sein ganzes Selbst strahlte Wut aus. Es war egal, dass das Frühstück schon vorüber war, sie musste Harry aus dem Zimmer bekommen, damit sie mit Severus reden konnte.

Harry sah angeschlagen aus. „Ich, ähm, ich weiß, was gestern Abend passiert ist. Ich war heute Morgen bei Ginny, als Madam Pomfrey mit ihr gesprochen hat.“

Hermine nahm Harry am Arm. Sie zog ihn sanft, aber bestimmend Richtung Tür. „Dann verstehst du das ja. Ich muss mit Severus reden, bevor er zurück zum Krankenflügel geht. Ich sehe dich später.“

Bevor er richtig wusste, was geschah, wurde er auch schon aus der Tür geschoben. Besagte Tür schloss sich fest hinter ihm und ließ ihn allein im Gang stehen. Ein leises Wusch war zu hören, als die ganze Tür verschwand und ein Wandteppich, der natürlich, was auch sonst, eine Schlange darstellte, erschien. Harry schüttelte den Kopf. Hermine und Snape. Seine beste Freundin und der Mann, den er am Meisten hasste. Irgendwo, da war er sich sicher, lachte sich das Schicksal auf seine Kosten ins Fäustchen, auch wenn Ginny sofort die Tatsache aufführen würde, dass die Welt sich nicht um Harry Potter drehte. Auch wenn er manchmal den Eindruck hatte. Ginny. Er beschleunigte seinen Schritt, als er zum Krankenflügel und zu Ginny stürmte.

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Hermine bemerkte die Veränderung an Severus sofort, als sie zurück ins Zimmer kam. Er musste einen Reinigungszauber auf seine Kleidung und sein Haar gesprochen haben. Und einen Enthaarungszauber, vermutete sie. Er sah frisch rasiert aus. Er trug wieder seinen Gehrock, zugeknöpft bis oben gegen die Welt da draußen. Der Zaubertränkemeister war wieder fest an seinem Platz und sperrte jeden aus, sie selbst eingeschlossen.

Severus deutete auf das silberne Tablett, das sich auf dem Tisch zwischen den Sesseln am Kamin befand. „Ich habe dir eine Tasse Kaffee eingeschenkt. Nimm dir selbst einen Muffin. Es tut mir leid, dass ich dir keine Gesellschaft leisten kann, aber ich muss zurück zum Krankenflügel.“

„Severus.“ Ihre Stimme klang sanft. Sie konnte die Qual in seinen Augen sehen. „Bitte schließe mich nicht aus. Rede mit mir. Sag mir, was du fühlst und lass mich dir helfen.“

Etwas an ihrem bittenden Ton schlug ein Saite tief in ihm an. Er war es gewohnt, mit seinem Leben allein zurecht zu kommen und hatte niemandem außer sich selbst, auf den er sich verlassen konnte. Jemanden zu haben der sich um ihn sorgte, jemand anderen als Albus, war vollkommen neu für ihn. Er musste sie sich vom Leibe halten, damit er einen kühlen Kopf bewahren und über die Vorkommnisse der letzten vierundzwanzig Stunden nachdenken konnte. Auch war ihm eingefallen, dass wenn er nicht letzte Nacht in den Krankenflügel gerufen worden wäre, er höchstwahrscheinlich jetzt noch mit Hermine im Bett liegen würde und sich den körperlichen Freuden hingeben würde. Seine Stimme war rau vor Gefühl. „Hermine, es tut mir leid. Ich bin es nur nicht gewohnt, jemand anderen… hier zu haben.“

‚Du Trottel’ schrie die Stimme in seinem Kopf. ‚Für jemanden, der so redegewandt ist, hast du das ganz schön vermasselt! Warum stößt du sie fort? Hast du jemand anderes, der in den Startlöchern steht?’ Er stellte sich bildlich die Präsenz von etwas vor, das ihn aus einem anderen Zimmer heraus anbrüllte. Er war entschlossen, die Tür laut zuzuwerfen. Schlösser und Ketten erschienen quer über der Tür. Vielleicht würde er so eine vorläufige Ruhepause von dem Krach in seinem Kopf haben, dachte er.

Hermine schlang ihre Arme um seine Taille und legte ihren Kopf auf seine Brust. „Ich lasse mich nicht so leicht abschrecken, Severus. Es ist in Ordnung, aufgebracht zu sein. Ich bin sicher, dass unter diesem ganzen Schwarz ein Mensch steckt, der versucht auszubrechen.“

Ein Geräusch, irgendwo zwischen einem Schnauben und einem Kichern entschlüpfte seinen Lippen. Severus’ Arme umfassten automatisch die junge Frau. „Ich vermute, dass du mich lieber in Lavendelfarben oder Hellblau sehen würdest?“ Eine gebogene Braue unterstrich seine Frage.

Hermine lachte. „Ich glaube nicht, dass ich dich in etwas anderem als Schwarz erkennen würde! Es passt zu dir.“

Seine Arme schlossen sich fester um die Hexe. „Hermine, ich muss wirklich zurück zum Krankenflügel. Albus trifft heute Morgen die Eltern der Jungen. Ich sollte ebenfalls anwesend sein, wenn sie eintreffen.“

Hermine nickte. „Du gehst und tust, was du tun musst. Ich muss ohnehin Ginny und Harry treffen. Ich bin sicher, sie wollen auch mit mir reden. Außerdem habe ich noch wegen ein paar Ideen zu recherchieren, bevor wir mit den Experimenten wieder anfangen. Wieso treffe ich dich nicht später im Labor wieder? Ich kann schon anfangen und du kannst dich mir wann immer du soweit bist, anschließen.“

„Hermine…“

„Severus, hör auf. Du hast Verpflichtungen. Ich verstehe. Wirklich. Jetzt geh und mach was du zu erledigen hast. Ich sehe dich später.“

Severus küsste sie hungrig und leidenschaftlich, und drückte so mit dem Kuss aus, was er anscheinend nicht in Worten sagen konnte. Seine Arme schlossen sich um sie und zogen sie an seine Brust. Er verspürte ein heftiges Verlangen, sie vor der Außenwelt abzuschirmen. Er wollte sie mit niemandem teilen, wusste aber natürlich, dass die Idee töricht war. Sie hatte Freunde, die sie mochten. Es war egal, was er von Potter oder Weasley hielt. Er wusste, dass sie bis zum Tod für sie kämpfen würden, genauso wie sie es für die beiden tun würde. Potter wollte ihn an diesem Morgen verfluchen, weil er dachte, dass er irgendwie Hermine verletzt hätte.

Severus wollte sie für sich selbst. Er sah es als seine Schwäche an, dass er machtlos war, einfach aufzuhören. Sie gehörte ihm. Er wusste das jetzt, auch wenn es bei ihr nicht der Fall war. Schon einige Male in den letzten paar Wochen hatte er ihr sein Herz gegeben, ohne Gedanken daran, was die Folgen dieser Tat sein würden. Er war sich nicht genau darüber klar, wann es geschehen war. Der Gedanke an eine Zukunft mit ihr hatte sich in ihm nach dem Vorfall mit seinem Dunklen Mal in ihm festgesetzt. Er wusste, dass am vorigen Abend, als er seine Sehnsucht nach ihr nicht mehr kontrollieren konnte, sie ihn gepackt hatte. Sie war für ihn so wichtig geworden wie die Luft, die er atmete. Und er war verpflichtet und fest entschlossen, sie zu der seinen zu machen.

Er wollte der einzige Mann in ihrem Leben sein, der einzige, der ihre Leidenschaft erregen konnte. Sie hatte niemals die Gelegenheit gehabt, seine Frage am gestrigen Abend zu beantworten. Er ahnte, dass sie keine Jungfrau mehr war. Wenn er jemals herausfinden würde, wer sie vor ihm berührt hatte, würde er denjenigen verfluchen. Er würde sie nicht in Verlegenheit bringen und Details einfordern, aber er vermutete, dass er es nicht darauf beruhen lassen konnte, bis er es wusste. Severus wurde klar, dass er sie an einer unfairen Doppelmoral maß. Er selbst würde nie der gleichen Prüfung standhalten, die sie sich unterziehen sollte. Es war zum erstem Mal in seinem Leben ein Gefühl, dass über seiner sonst so großartigen Selbstkontrolle zu stehen schien.

Seine Vergangenheit war nichts, auf das er stolz war. Er würde ihr niemals das Wasser reichen können. Er hatte Taten im Namen des Lichts als auch der Dunkelheit begangen, die nie ans Tageslicht kommen sollten. Täglich musste er mit den Narben auf seiner Seele leben. Das war seine Buße für die Fehler, die er im Namen des Dunklen Lords getätigt hatte, bevor Albus ihm geholfen hatte sich dem Licht zuzuwenden. Er hatte zu viele Jahre im Schatten gelebt. Zu viele Jahre als dass diese Schatten auf Hermine fallen durften.

Hatte er eigentlich das Recht, Hermine seinen Launen und seinem Temperament auszusetzen? Sie hatte einen starken Willen. Und den flüchtigen Eindruck, den er von ihrem Zorn gewonnen hatte, ließ ihn annehmen, dass sie es vermutlich mit ihm aufnehmen konnte. Er lachte in sich hinein. Er hatte keine Macht mehr über sie und konnte sie nicht länger einschüchtern. Sie würde es mit den Besten im Schreien und Fluchen aufnehmen, was er gerade so gesehen hatte. Und sie schien latente Slytherin Neigungen zu haben, wenn ihr Verhalten heute Morgen Potter gegenüber ein Anhaltspunkt gewesen war.

Sie hatte behauptet, ihn zu mögen, aber wie sehr mochte sie ihn wirklich? Würde es sie abschrecken, wenn sie das wahre Ausmaß seiner Gefühle kennen würde? Würden sie ihre Freunde davon überzeugen, ihn zu verlassen und jemand… passenderen zu finden?

Ihr Bedürfnis nach Luft beendete ihre Verbindung. Severus sah ihr tief in die Augen. Schlussendlich, zufrieden mit dem, was er dort sah, neigte er seinen Kopf und küsste sie behutsam. Er ging ohne ein Wort zum Krankenflügel und zu den Aufgaben, die von ihm als Hauslehrer von Slytherin verlangt wurden.

Hermine schlang die Arme um sich selbst, Gänsehaut bildete sich auf ihren Unterarmen. Sein Kuss war überwältigend gewesen. Er war jenseits von Leidenschaft gewesen, obwohl er es geschafft hatte, sie trotzdem währenddessen zu erregen. Es war ein Gefühl von Verzweiflung, von Bedürftigkeit gewesen. Sie wusste, dass er sie begehrte, aber das war mehr gewesen. Er war ein großartiger Mann. Ein mächtiger Zauberer. Abwechselnd konnte er schwierig und halsstarrig sein, leidenschaftlich und erotisch. Er war ein einziger Widerspruch. Für jedes Plus gab es ein Minus. Sie war dabei, die Fahrt ihres Lebens zu machen, wenn sie versuchte, ihn zu verstehen. Sie war sicher, dass es ihre Freunde nicht verstehen würden, na ja, bei Ginny schien es so, aber Harry und Ron waren eine andere Geschichte. Ron. Sie hatte vergessen, den Fuchsbau und die nächste Woche Severus gegenüber zu erwähnen.

‚Nun, hier herum zu stehen, wird dich nirgendwo hin bringen,’ dachte sie. Der erste Halt war in der Bibliothek, bevor sie ihre Freunde finden wollte. Harry hatte von Madam Pomfrey gesprochen. Das würde heißen, dass Ginny noch Dienst im Krankenflügel hatte. Es war besser, noch ein bisschen zu warten, bevor sie sich dorthin wagte. Sie wollte das Labor noch prüfen, ehe sie hinausging um sicherzustellen, dass Severus seit letzter Woche die Schutzzauber nicht verändert hatte. Sie waren zwar so ausgelegt, dass sie von ihnen erkannt wurde, aber Severus hatte sie ja seitdem eventuell verändert. Sie wollte das Zimmer nicht verlassen, wenn sie nicht wieder herein konnte.

Hermine ging durch die Tür, die Severus private Räume mit seinem Labor verband. Die Zauber, die er letzte Woche errichtet hatte, waren nicht verändert worden, sonst hätte sie das Zimmer nicht betreten können. Das bedeutete, das es ihr frei stand, zu kommen und zu gehen, wie es ihr gefiel und die Schutzzauber würden sie immer noch erkennen. Hermine summte vor sich hin, als sie sich auf den Weg zur Bibliothek machte und ungehinderten Zugang zur Verbotenen Abteilung hatte. Severus als Freund zu haben, hatte seine Vorteile! Sie brach in Gelächter aus. Freund. Er würde sie umbringen, falls sie ihn je so nennen würde. Das Wort erinnerte sie an Muggel Tanzbälle. An pickelige Teenager, die auf dem Autorücksitz saßen und knutschten. Es wäre schwer, diese Bilder Severus zu beschreiben. Sie musste einen Weg finden, ihn mal als ihren Freund zu bezeichnen. ‚Nur um seine Reaktion zu sehen,’ dachte sie, ein böses Grinsen auf den Lippen. Ihr Schritt war leichter, als sie die Kerkertreppe heraufkletterte, um sich auf den Weg zur Bibliothek zu machen.

Ü/N: Dieser letzte Absatz bezieht sich auf die englische Bezeichnung boyfriend, was bei uns nur allgemein als Freund bezeichnet wird. Hermine spielt da natürlich auf die erste Silbe ‚boy’ an. Mal sehen, was Severus dazu meint *zwinker*

tbc

Schlussakkord in Hogwarts

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