Minnies Fanfictions

Kapitel 05 Ich möchte bitte einen Vokal kaufen

Ich möchte bitte einen Vokal kaufen


„Thomas, die fünfte Rune, ist das Komet? Ich kann das Symbol kaum erkennen.“ Hermine war das Problem mit aller Entschlossenheit angegangen. Sie waren an diesem Vormittag weiter vorangekommen als das Team am ganzen Tag zuvor.

„Nein, das muss ‚gewöhnlich’ sein. Siehst du das Linienende, welches unten den Schweif bildet? Es biegt sich abwärts und dann nach rechts. Wenn es Komet wäre, dann würde es sich nach oben krümmen.“

„Richtig. So, was haben wir bis jetzt?“ Hermine steckte ihren Federkiel willkürlich in die Masse ihres Haares, welches auf ihrem Kopf aufgetürmt war und sah währenddessen zu, wie Remus das Wort in das Pergament vor sich einfügte.

Harry versuchte nicht zu lachen, aber es war bereits der fünfte Federkiel, den sie in ihre ungebändigten Locken gespießt hatte. Wenn sie so weiter machte, würde sie noch in Hinsicht des Federkleides mit Severus in Konkurrenz treten.

Der Spiegel hatte zehn Runen auf der linken Seite, beginnend ganz unten und nach oben verlaufend, sowie zehn Runden die von oben nach unten auf der rechten Seite liefen. Die Vorder- und die Rückseite des Rahmens hatten dieselben Zeichen.

Stumm las die Gruppe das Schriftstück, das Remus in die Mitte des Schreibtisches gelegt hatte.

Ein ------ --- --- gewöhnlich --- -------- ------- ---- bringt
---- ------- ---- nicht zum Vorschein --- ich es vermag.

„Es sieht wie ein Spiel aus, das ich als Kind gespielt habe. Nur dass wir statt Buchstaben einzusetzen, Wörter einsetzen müssen.“ Hermine lehnte sich genervt zurück.

„Hangman“, sagte Harry leise.

„Ja genau, das ist es.“

„Hangman, du meinst das Spiel, bei dem man Wörter durch Buchstaben suchen erraten muss?“ Tonks sah fragend von Harry zu Hermine. Sie erinnerte sich vage an das Spiel aus ihrer eigenen Kindheit, wenn sie seltene Besuche bei der Verwandtschaft ihres Vaters gemacht hatte.

Hermine nickte. „Du errätst die Wörter, indem du die Buchstaben in die leeren Stellen setzt. Wenn du das Wort nicht herausfindest, wird der Kerl gehenkt. Nun ja, nicht wirklich, nur auf dem Papier. Es ist ein Muggelspiel.“ Auch wenn sie Harry und Ron über Jahre hinweg dabei beobachtet hatte, wie sie Zaubererschach spielten, war sie froh, dass sie nicht die Zauberversion von Hangman hatten. Wahrscheinlich wäre es ein brutales Spiel und wenn man an die Popularität von Zaubererschach denkt, würde es die Zauberer bestimmt reizen. Sie erinnerte sich, dass Fred und George einmal etwas über die Entwicklung einer Zaubererversion sagten, aber sie hatte nie mehr davon gehört.

Thomas deutete auf die zweite und die dritte Leerstelle. „Ich glaube, dass der Schlüssel zur Lösung in einem dieser beiden Punkte liegt.“

Hermine sah hoch. „Du bist schrecklich ruhig, Bill. Das sollte doch genau dein Ding sein, oder?“

Bill schüttelte den Kopf. „Es ist keine Art von Fluch, die mir bekannt ist. Ich denke, dass es wirklich mehr ein Zauber ist. Das würde auch Sinn machen, wenn es Severus zur Verwandlung gezwungen hat. Flüche neigen dazu, gewaltsam und schmerzhaft zu sein. Meistens sind sie dunkle Magie. Es gibt nichts Gutes an ihnen.“

Sie starrte Bill mit einem bohrenden Blick an und erinnerte so an den verschwundenen Tränkemeister. „Und würdest du mir bitte sagen, was daran gut sein soll, dass mein Mann in einen Raben verwandelt wurde?“

„Das habe ich nicht gemeint. Es ist nur so, dass Flüche normalerweise Schmerzen verursachen.“

Der Kamin erwachte zum Leben und Minervas Kopf hing in den grünen Flammen. „Hermine? Hallo?“

Harry ging zu der Feuerstelle. „Wir sind alle hier, Minerva. Komm durch.“

Die Schulleiterin trat aus den Flammen. Sie lächelte der Gruppe knapp zu, ehe sie Harry eine fragende, gehobene Augenbraue zuwarf, als sie Hermine mit den Ellbogen tief in Büchern und Pergamenten stecken sah.

„Guten Morgen, Hermine, wir haben dich heute früh in der Großen Halle vermisst.“

„Oh, entschuldige. Severus und ich haben hier gefrühstückt. Ich denke nicht, dass er möchte, dass ihn die Schule so sieht.“

Minerva legte sanft eine Hand auf die Schulter der Hexe. „Du musst dich ausruhen und solltest richtig essen. Du darfst dich in deinen Zustand nicht zu sehr anstrengen.“

„Meinem Zustand?“

„Das Baby.“

„Ich bin schwanger, Minerva und liege doch nicht im Sterben. Also wirklich.“ Hermine schüttelte den Kopf.

Minerva war kurz davor, eine scharfe Bemerkung abzugeben, als sie bemerkte, wie müde die junge Frau aussah. Sie verstand, wie verzweifelt die Hexe sein musste, sah auf den Schreibtisch und meinte stattdessen: „Es sieht aus, als hättet ihr tatsächlich Fortschritte gemacht.“

Bill nickte. „Das meiste dank Hermine.“

Der Rabe flog durch das verzauberte Fenster und krächzte schrill. Er landete anmutig auf der Rückenlehne von Hermines Sessel und schmiegte sich sanft an die Federn, die aus ihrem Haar ragten.

Minerva nickte dem Vogel zu. „Guten Morgen, Severus.“

„Hör auf“, protestierte die Hexe lachend. „Das kitzelt!“

„Ich hasse es zu sagen, aber heute ist Sonntag. Ich nehme nicht an, dass wir einen Tränkemeister für den Unterricht morgen haben…“

Der Vogel krächzte zeternd und schlug mit den Flügeln.

„…einen menschlichen Tränkemeister, der die Klassen auch sicher unterrichten kann?“

Harry seufzte. „Warten wir mal den Tag ab.“

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Um die Mittagszeit hatten sie es geschafft zwei weitere Worte einzusetzen. Minerva und Bill hatten eine hitzige Debatte darüber geführt, ob es ein Fluch oder ein Zauber war, welcher Severus verwandelt hatte.

Die Temperamente begannen schon richtig heftig zu werden, als Hermine in die Luft ging. „Wen zum Teufel interessiert es schon, ob das ein Zauber oder ein Fluch war? Es war dunkle Magie. Mein Mann ist ein Vogel! Ein verflixter Vogel!“

„Tja, ich denke, das wäre jetzt ein guter Moment um eine Pause zu machen. Ich flohe wegen ein paar Sandwiches in die Küche.“ Harry wusste, dass das besser war als zu versuchen, die Gemüter zu beruhigen – vor allem von Hermine – und bestellte das Mittagessen in der Küche.

Sie hatten zwei weitere Runen entziffert. Auf dem Pergament stand nun:

Ein ------ --- --- gewöhnlich --- -------- genutzt ---- bringt
---- ------- ---- nicht zum Vorschein wie ich es vermag.

Sie hatten es noch geschafft herauszufinden, dass die zweite Rune einen ‚au’ Klang hatte, konnten aber momentan nichts weiter entschlüsseln.

Es wurde dunkel und sie machten immer noch weiter. Der Rabe umkreiste ab und zu den Raum, flog zu dem verzauberten Fenster und kam wieder. Hin und wieder drückte er sich an Hermines Haar.

Tonks deutete aufgeregt auf ein Symbol in dem Buch, welches sie in der Hand hielt. „Ich glaube, ich habe das Wort für die elfte Rune gefunden!“

Hermine nickte. „Das ist auf jeden Fall ein ‚D’ und ein ‚E’, aber das Ende passt nicht. Der? Dein? Deine? Dessen? Demut? Ich weiß es nicht.“

Remus sah von dem Buch hoch, das seine Frau las und dann zurück zum Pergament. „Es könnte jedes davon sein.“

Der Rabe hüpfte aufgeregt über das Pergament.

„Severus, weißt du, was das für ein Fluch ist?“ Hermines Gesicht rötete sich, als sie zusah, wie der Vogel im Zimmer kreiste und dabei drei Bücher herunterwarf. „Schnell, Harry, bring die her. Vielleicht steht da die Antwort über den Fluch drin.“

Drei weitere Bücher kamen zu den wachsenden Stapeln neben dem Schreibtisch. Hermine reichte Remus und Tonks ein abgenutztes, in schwarzes Leder gebundenes Buch mit dem Titel: ‚Gar böse Zauberey’. Das Buch gab ein geisterhaftes Wehklagen von sich, während Remus den Buchdeckel öffnete.

Der Rabe krächzte laut, pickte in die Seiten und ließ das Buch noch lauter jammern.

„Severus, hör auf damit. Ich kann das Buch nicht zum Schweigen bringen, wenn du daran zupfst.“ Remus schwang seinen Zauberstab über das klagende Buch und hoffte, dass er die unheimlichen Geräusche abschalten konnte. „Silencio.“

Der Rabe fuhr damit fort, seinen Schnabel zu öffnen und zu schließen, aber kein Geräusch kam heraus
. Beide – der Vogel und das Buch – waren verstummt. Die Gruppe am Schreibtisch brach in Gelächter aus.

„Tja“, meinte Remus lächelnd, „zwei für den Preis von einem.“

Der Rabe durchbohrte ihn mit Blicken, schlug aus gerechtfertigter Entrüstung mit den Flügeln und öffnete und schloss weiterhin stumm seinen Schnabel.

„Schon gut, es tut mir leid. Halt still damit ich den Zauber beenden kann.“

Ein Schlenker mit seinem Zauberstab, ein gemurmeltes „Finite incantatem“ und plötzlich erfüllte erneut eine Reihe lauter Krächzer den Raum.

Hermine fuhr den aufgebrachten Vogel an. „Hör auf! Er hat dir gesagt, dass du das Buch in Ruhe lassen sollst. Genauso wie Harry dir gesagt hat, dass du auf den Rest des Teams warten sollst, bevor du den Spiegel untersuchst. Das ist alles deine Schuld! Jeder hier opfert seine Zeit um dir zu helfen. Aber bist du dankbar dafür? Nein, du flatterst herum und verteilst die Unterlagen, wirfst überall mit deinen Federn herum und schreist dir die Seele aus dem Leib. Ein Dankeschön, weißt du, würde nicht schaden. Es würde mich nicht überraschen wenn sie alle hier die Hände in Unschuld waschen und dich nach St. Mungos abschieben würden!“ Hermines Augen blitzten ärgerlich und forderten den Raben zum Widerspruch heraus.

Das Zimmer war still geworden, jeder blickte zwischen Hermine und dem Raben hin und her.

Irgendwie schaffte es der Vogel, zerknirscht auszusehen. Er ging und rieb seinen Schnabel sanft an Hermines Hand, ehe er sich auf die Seite stellte und sein Gefieder putzte, als würde ihn die Welt nichts angehen.

„Du könntest dich auch bei den anderen entschuldigen.“

Der Rabe sah hoch und blickte sie an als wolle er sagen: ‚Treib es nicht zu weit!’

„Ist schon gut. Hermine, das Buch?“ Harry zeigte auf das riesige grüne Buch, das sie hielt.

„Entschuldige, Harry. Ich denke, die letzten beiden Tage haben mir ziemlich zugesetzt. Hier.“

Das Buch war größer als normal, seine ausgefransten Kanten sahen violett und ziemlich zerschunden im Kerzenlicht aus. Die goldgedruckten Buchstaben des Titels entlang des Buchrückens waren teilweise fort und gaben Zeugnis darüber ab, wie alt der Wälzer war. Harry konnte den Titel gerade noch erkennen.
‚Dunkel, Dunkler, Am Dunkelsten – Am Rande des Lichts’

Hermine schloss ‚Wenn Schokolade nicht ausreicht’ und griff nach dem dritten Schinken: ‚Magische Hieroglyphen und Logogramme’. Keine fünfzehn Minuten später brach ihr erschrockenes Kreischen die Stille in der Gruppe. „Das ist es! Das ist die siebte Rune! Und schaut hier…“ Sie zeigte aufgeregt auf die Seite. „… Das ist die elfte Rune. Der Rest muss auch hier stehen. Nun müssen wir nur noch diesen Fluch entschlüsseln und dann können wir einen Gegenfluch entwickeln.“

Hermine fasste nach vorn und umarmte den erschrockenen Raben. Der Vogel quiekte entrüstet. „Du bist bald wieder ein Mensch, Severus.“ Mit aufgefrischter Vitalität fing sie an, den Rest des Fluches zu entziffern.

tbc

Alternatives Ende Eins - Durch den Spiegel

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