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Kapitel 48 Familienbindungen

Familienbindungen


Dudley wurde zum Eingang der Drei Besen geführt, zögerte aber einzutreten. Warrington und Pucey schubsten ihn jedoch von hinten und er konnte nicht anders als hinein zu gehen. Er sah sich voller Abscheu im Raum um und dachte, dass dieser Ort noch schlimmer als der Tropfende Kessel war, denn noch mehr Freaks saßen an den Tischen und starrten ihn nun direkt an. Die zwei Zauberer schubsten ihn wieder vorwärts, bis er vor einem Paar stand, das an einem der Tische saß.

Beide sahen Dudley überrascht an, bis ein höhnisches Lächeln das Gesicht des Blonden überzog.

„Hättet ihr die Güte mir zu sagen, warum unsere Privatsphäre gestört wird?“, fragte Draco und schaute Pucey und Warrington an, die neben Dudley standen. „Ihr solltet einen guten Grund haben.“

„Dieser Muggel hier behauptet, Lord Potters Cousin zu sein“, erklärte Pucey angewidert.

Hermines Augen wurden groß und sie sah sich den dicken Jungen näher an. „Dudley Dursley?“

Dieser blickte zurück und erwiderte: „Woher kennst du mich?“

„Ich bin schon lange mit Harry befreundet, habe daher von dir gehört und dich auch mal am Bahnhof gesehen, als ihr ihn abgeholt habt“, antwortete sie. „Was machst du hier?“

Warrington und Pucey wichen ein wenig zurück und hofften, dass Lord Potter nicht wütend auf sie sein würde, weil sie seinen Cousin so schlecht behandelt hatten. Sie versuchten jetzt, ein freundlicheres Gesicht aufzusetzen.

„Wir fanden ihn, als er draußen umherstromerte“, sagte Warrington. „Wir dachten, dass er sich verlaufen hätte und boten ihm deshalb eine helfende Hand.“ Dudley drehte den Kopf und guckte ihn ungläubig an. Der Slytherin grinste hämisch zurück.

Draco betrachtete Dudley genauer und rief sich die Bilder von dem Jungen ins Gedächtnis, die auf dem Kamin im Haus der Dursleys gestanden hatten. Er wusste auch, dass Harry nicht viel für seinen Cousin übrig hatte, da er eine quälende Kindheit bei dem fetten Tyrann erleiden musste.

„Hermine hat dich etwas gefragt“, sagte er überheblich. „Was machst du hier?“

Dudley wollte gerade den Mund öffnen, als die Vordertür des Pubs aufflog und Bill Weasley hereingestapft kam. Er erblickte den Jungen, kam direkt auf ihn zu und rief: „Da bist du ja! Warum bist du einfach so verschwunden? Ich habe dir gesagt, dass du die ganze Zeit bei mir bleiben sollst!“

„Bill!“, rief Hermine. „Was ist hier los? Warum ist Dudley hier?“

„Oh, hallo Hermine“, meinte der Rothaarige, da er sie erst jetzt bemerkte. „Ich habe Harrys Cousin hierher gebracht damit er ihn sehen kann, aber kaum waren wir da, hat er sich aus dem Staub gemacht. Ich habe keine Ahnung, warum er das getan hat“, fügte er hinzu und starrte Dudley finster an.

„Freaks“, murmelte Dudley leise.

„Was war das, Muggel?“, fragte Draco spitz.

Dudley schaute die Umherstehenden an und wusste, dass er in der Minderheit war. Er zuckte mit den Achseln und stierte auf den Boden.

„Ist Harry bei euch?“, wollte Bill wissen.

Hermine schüttelte den Kopf. „Nein, er ist im Hauptquartier und hat mit der Organisation der Armee zu tun.“ Sie warf einen Blick auf Dudley und fügte hinzu: „Ich muss schon sagen, ich bin ziemlich überrascht, dich hier zu sehen. Ich dachte immer, dass du und deine Familie nichts mit der Zauberwelt zu tun haben wollt.“

Dudley sah sie argwöhnisch an.

„Seine Schule, Smeltings, wurde von Todessern angegriffen“, antwortete Bill für ihn. „Offenbar haben sie nach ihm gesucht und am Ende jeden außer ihm umgebracht. Er hatte wirklich Glück, dass er entkommen konnte.“

Hermine keuchte auf und sah erschrocken und mitleidig aus. „Oh, wie schrecklich!“, rief sie. „Sie haben alle getötet? Die ganze Schule?“

Bill nickte. „Ja, das Ministerium hat es vor kurzem bestätigt. Dudleys hat außerdem befürchtet, dass sein Zuhause ebenfalls zu unsicher sein könnte um dorthin zurückzukehren.“

„Oh, Dudley!“, sagte Hermine mitfühlend. „Es tut mir Leid um deine Schule und um deine… Freunde dort. Oh, wie schrecklich!“ Ihre Augen füllten sich mit Tränen und Draco legte seinen Arm um sie und zog sie an sich.

„War das Muggelhaus nicht beschützt?“, fragte er dann. „Harry hat mir erzählt, dass es starke Schutzzauber um sich hat und dass er dort sicher war.“

„Das Ministerium überprüft gerade das Haus der Dursleys“, erwiderte Bill. „Ich sollte jeden Moment etwas von ihnen hören. Ich gehe jetzt zum Hauptquartier, um Harry zu holen. Könntet ihr auf Dursley achten, während ich weg bin? Ich möchte nicht, dass er in Hogsmeade herum läuft. Nicht allen kann man vertrauen.“

„Lassen Sie mich mit Ihnen gehen“, jammerte Dudley.

„Ich kann ohne dich schneller reisen“, sagte Bill. Er disapparierte sofort und Dudley keuchte entsetzt wegen diesem schnellen Verschwinden auf.

„Schon gut, Dudley“, meinte Hermine. „Es ist ganz normal für Zauberer, das zu tun.“

Der Junge sah sie an, als hätte sie ihren Verstand verloren.

„Setzen, Dursley“, ordnete Draco an. Er hob die Hand und winkte nach der Bedienung. „Bringen Sie für unseren Gast etwas zu essen und zu trinken.“

Dudley stand am Tisch und war beleidigt, weil man ihm wie einem Hund aufgetragen hatte, sich hinzusetzen. Dann spürte er aber Warringtons Hände, die ihn an den Schultern auf einen Stuhl drückten. „Du hast es gehört“, sagte dieser. „Setzen, Muggel.“

Dudley starrte ihn an und schaute danach in die vielen Gesichter, die ihn anblickten. DIE sahen IHN an, als wäre er der Freak! „Hmpf“, zischte er und dachte, dass sie alle besser mal selbst in den Spiegel sehen sollten.

Essen und Trinken wurde vor ihm abgestellt. Er sah es angewidert an und weigerte sich, es zu berühren. Wer wusste schon, was für widerliche Zutaten sie in ihr Essen rührten, dachte er. Vielleicht sogar Fledermausmägen oder Krötenmist – nach allem, was er wusste.

„Wo ist Harry?“, fragte er fordernd.

„Beschäftigt“, antwortete Draco. Er war nicht gerade glücklich darüber, dass sein Date mit Hermine unterbrochen worden war, aber gleichzeitig auch neugierig, was wohl Harry machen würde, wenn er Dudley hier vorfand. Er studierte den Muggel genau, entdeckte aber keinerlei Ähnlichkeit zu seinem Lover.

„Warum haben sie ihn Lord genannt?“, wollte Dudley wissen und warf einen Blick zurück zu Warrington und Pucey, die auf Stühlen direkt hinter ihm saßen.

„Weil es das ist, was er ist“, antwortete Draco und zupfte gelangweilt an den falschen Juwelen auf seinem Becher. Er hoffte, dass Harry bald hier sein und ihm diesen blöden Muggel vom Hals schaffen würde. So hatte er diesen Tag nicht verbringen wollen.

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„Bill!“, rief Ron, als sein Bruder in der Küche des Hauptquartiers apparierte.

„Hey, Ron“, lächelte Bill. „Ich hörte schon, dass du einer der Kapitäne bist. Gratuliere! Du musst verdammt gut sein.“

Ron lächelte zurück. „Ja, nun, was soll ich dazu sagen?“

„Nicht gerade bescheiden, oder?“, lachte sein Bruder. „Wo ist Harry? Ich habe einige Neuigkeiten für ihn.“

„Unsere Versammlung ist gerade zu Ende gegangen und er ist mit Lucius Malfoy weg gegangen. Ich glaube, er ist irgendwo im Haus.“

„Lucius Malfoy“, staunte Bill kopfschüttelnd. „Tja, das ist eine wirklich komische Sache, nicht wahr? Ich hätte niemals gedacht, dass wir jemanden wie ihn zu uns zählen könnten und dass er uns auch noch helfen würde. Als ich das zuerst gehört habe, dachte ich, es wäre ein schlechter Witz. Es ist schwer zu glauben, dass er Voldemort einfach so verlassen hat.“

„Ja, allerdings ignoriert er so ziemlich jeden außer Harry“, erwiderte Ron. „Er ist immer noch ein arroganter Scheißkerl.“

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„Kommen Sie, mein Lord, ich habe da etwas, dass Sie sicherlich gerne sehen würden“, sagte Lucius, während er Harry durch das Haus führte und schließlich ein verborgenes Wandpaneel an der Mauer öffnete.

Harry sah es mit Verwunderung. Er wusste, dass er noch nicht alles vom Grimmauld Platz erkundet hatte, aber jetzt eine versteckte Treppe zu finden, faszinierte ihn sehr. Er folgte Lucius die engen Stufen hinauf und sah zu, wie dieser am Ende eine verschlossene Tür aufsperrte. Malfoy drehte den Kopf und grinste Harry an, als hätte er ein großes Geheimnis. „Ich glaube, dass Ihnen diese Überraschung sehr gefallen wird, mein Lord.“

Die Tür ging auf und Lucius ließ Harry an sich vorbei in das Zimmer gehen. Der Junge schaute sich um und stellte fest, dass es wie ein Schlafzimmer aussah.

„Hallo Harry“, sagte eine Stimme.

Harry fuhr herum und bemerkte das Portrait eines jungen Mannes, das an der Wand lehnte. Er betrachtete es genau und versuchte herauszufinden, wer es war.

„Erkennst du mich nicht?“, fragte das Bild. „Ich nehme an, dass du mich kanntest, als ich viel älter als jetzt war.“

„Sirius?“, sagte Harry und sein Herz fing aufgeregt zu schlagen an. Wie hatte er sich danach gesehnt, noch einmal mit seinem Paten zu reden!

Sirius lächelte. „Kluger Junge, ich wusste, dass du es herausfindest. Wie geht es dir, Harry?“

Der Junge trat an das Portrait heran und kniete sich hin, um in gleicher Augenhöhe mit seinem Paten zu sein. „Ich kann es nicht glauben! Ich habe jeden gefragt, ob es ein Portrait von dir gibt und keiner konnte mir etwas darüber sagen!“, meinte er und die Worte purzelten nur so vor lauter Aufregung aus ihm heraus. Dann sah er zu Lucius, der an der Tür stand. „Gehen Sie raus.“

Lucius verbeugte sich, schloss die Tür und ließ Harry mit seinem geliebten Paten alleine.

„Ich hörte, dass du jetzt der Boss bist“, lächelte Sirius. „Lucius hat mich über die derzeitigen Vorgänge informiert.“

Harry schüttelte den Kopf. „Nicht ganz. Ich habe Voldemort bisher noch nicht besiegt. Aber ich will nicht darüber reden, sondern ich will etwas über dich wissen. Wo… was ist an jenem Tag in der Ministeriumsabteilung passiert? Gott, ich habe dich so vermisst!“

Sirius runzelte die Stirn. „Es tut mir leid. Ich hatte immer vor, ein Teil deines Lebens zu sein, dir zu helfen und dich zu schützen, wenn ich kann. Natürlich wusste ich kein Stück, dass du ein Dunkler Lord bist, aber das hätte für mich nichts geändert. Du warst wie der Sohn für mich, den ich nie hatte.“

„Und du warst wie der Vater, den ich nie hatte“, erwiderte Harry.

Sirius schüttelte den Kopf. „Nein, Harry. Du hattest einen Vater und ich kannte ihn gut.“

„Als du… durch den Schleier fielst, was ist da passiert?“

„Mein Körper hörte auf zu leben. Es war schmerzlos, als würde man nur durch eine Tür in ein anderes Zimmer gehen, nur dass es kein Zimmer war, sondern eine Ebene der Seelen. Unglücklicherweise gab es keine Tür zurück auf dem Weg, den ich gekommen war. Aber, obwohl ich mir große Sorgen um dich machte, spürte ich doch einen wundervollen Frieden. Ich glaube nicht, dass ich mich je, solange ich lebte, so gut gefühlt habe. Mach dir also keine Sorgen um mich, ich bin sehr zufrieden.“

„Ich habe mich so allein gefühlt, als du fort warst“, sagte Harry leise.

„Du bist niemals allein“, gab Sirius zurück. „Ich weiß, dass du mich und deine Eltern fühlen kannst, wann immer du an uns denkst.“

„Siehst du sie dort, wo du jetzt bist? Hast du meine Eltern getroffen?“

„Ja, sie sind hier“, antwortete Sirius. „Und sie sind so stolz auf dich.“

Der Junge machte ein erstauntes Gesicht. „Auch wenn ich ein Dunkler Lord bin? Sind sie darauf auch stolz?“

„Ja, weil du immer noch du bist. Du magst die Dunklen Mächte geerbt haben, aber du hast ebenfalls das Beste von James und Lily Potter geerbt. Vergiss das nie.“

Harry war nicht überzeugt. Wie konnten sie stolz auf ihn sein?

Sirius fügte hinzu: „Du bist in eine Rolle gedrängt worden, die du nicht wolltest, aber es gibt ja kein Gesetz das besagt, dass du auf die gleiche Weise wie jene zuvor agieren musst. Sei du selbst, sei Harry Potter, der geliebte Sohn von Lily und James und mach die Dinge auf die Art, von der du das Gefühl hast, dass es richtig ist. Du hast diese Macht, das so zu ändern, wie es dir gefällt. Bring sie wieder zusammen, Harry. Bring das Dunkle und das Helle wieder so zusammen wie es früher war, ehe Voldemort von der Macht berauscht war. Ich denke sogar, dass du es noch besser machen kannst als es vorher war.“

„Die dunklen Zauberer werden niemals ihre dunkle Magie aufgeben“, antwortete Harry.

„Nein, aber sie werden deinen Regeln folgen“, sagte Sirius. „Du hast die Fähigkeit, die Dunkle Macht zu lenken. Du bist ihr Lord und sie werden dir folgen. Ich sollte das wissen, denn ich wurde in einer dunklen Familie aufgezogen. Der Dunkle Lord ist ihr Herrscher. Stelle die richtigen Regeln auf und bring damit Eintracht in die Zauberwelt.“

„Aber zuerst muss ich Voldemort loswerden“, seufzte Harry. „Zuvor gibt es keine Eintracht.“

„Du hast Recht. Das musst du noch tun. Ich wünschte, ich könnte an deiner Seite stehen, aber ich hörte, dass du bereits eine Menge Hilfe hast.“ Sirius grinste wissend.

„Ja, ich denke schon. Ich hoffe nur, dass ihnen allen klar ist, worauf sie sich eingelassen haben.“

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Harry war schon lange im Zimmer und hatte sich mit Sirius unterhalten, als ein Klopfen an der Tür zu hören war. „Herein“, sagte er.

Lucius kam herein und erklärte: „Bill Weasley wartet auf Sie, mein Lord. Er sagt, dass er etwas Dringliches mitzuteilen hat.“

Harry verabschiedete sich von Sirius und versprach, so oft wie möglich wiederzukommen. Dann ging er zusammen mit Lucius. Bill wartete in einem der Wohnzimmer auf ihn und erhob sich, als er eintrat.

„Harry“, rief der rothaarige Weasley. „Ich weiß nicht, ob du schon von Smeltings gehört hast, aber…“

„Smeltings?“, fragte Harry verwirrt. War das nicht die Muggelschule, auf die Dudley ging? Wieso sprach Bill davon?

„Ja, es gab dort einen Todesserangriff. Sie waren hinter deinem Cousin her.“

„Haben sie ihn gekriegt?“ Harry hätte niemals gedacht, dass es ihn kümmern würde, wenn Dudley etwas Schlimmes passierte, aber überraschenderweise formte sich ein beklemmender Knoten in seinem Magen, als er das hörte. Dudley mochte ein erbärmlicher Ersatz für einen Cousin sein, aber er war Harrys erbärmlicher Ersatz.

„Nein“, sagte Bill. „Er ist entkommen, aber sie haben alle anderen erwischt. Die ganze Schule wurde vernichtet.“

Harry drehte sich zur Wand und ließ diese Information erst mal sacken. Also das ist Voldemorts Strategie, dachte er. Er greift unsere Familien an. Bills Stimme unterbrach seine Grübeleien.

„Er wartet in Hogsmeade auf dich.“

Harry fuhr herum. „Was? Dudley ist in Hogsmeade? Wie zum Teufel ist er denn dorthin gekommen?“

„Nun ja, ich habe ihn hingebracht, um dich zu finden. Er hatte zuviel Angst um heim zu gehen und bestand darauf, dich zu sehen.“

„Sein Zuhause ist vollkommen sicher“, meinte Harry. „Du weißt das doch.“

Bill sah ihn einige Sekunden lang an und erwiderte dann leise: „Nicht mehr.“

Harry wartete darauf, dass er weiter sprach.

„Ich wollte nichts vor deinem Cousin sagen, aber die Todesser haben den Arbeitsplatz deines Onkels angegriffen, Grunnings. Und zwar zur gleichen Zeit wie die Schule.“ Bill sah traurig zu Boden. „Vernon Dursley ist tot.“

Harry starrte ihn eine Weile schweigend an. Er war betroffen und wusste nicht einmal, warum ihm das so nahe ging, aber das tat es. Es schien, dass sogar eine beschissene Familie trotz allem eine Familie war.

„Und meine Tante?“, fragte er.

„Sie ließen den Körper vom Himmel in den Vorgarten des Hauses fallen“, berichtete Bill. „Als die Auroren eintrafen, fanden sie sie in einem Schrank mit einer Pistole im Mund. Sie schafften es, sie vom Selbstmord abzuhalten, aber ich fürchte, dass sie nicht mehr bei klarem Verstand ist. Sie brachten sie erstmal ins St. Mungo. Im Moment versuchen wir zu klären, was wir mit Dudley Dursley machen sollen, aber dachten nun, dass wir ihm zuerst seine Bitte erfüllen, dich zu sehen. Er wird einige harte Sachen zu verdauen haben.“

Harry nickte ihm kurz zu. „Ich gehe jetzt“, meinte er.

„Willst du mit mir apparieren? Du kannst dich einfach anhängen“, bot Bill an.

Harry schüttelte den Kopf. „Nein, ich möchte lieber fliegen. Sag ihm einfach… dass ich bald komme.“ Er wandte sich schnell ab und verließ den Raum. Es würde eine Weile dauern, bis er zurück nach Schottland geflogen war und das wusste er auch, aber er brauchte Zeit, um das Geschehene zu verarbeiten. Er musste jetzt allein sein.

Am Morgen war er mit seinen Kapitänen zum Hauptquartier geflogen, daher wartete sein Besen neben der Tür. Er sprach einen Verschleierungszauber, damit er von den Muggeln unten nicht gesehen werden konnte und verließ das Haus wortlos und die neugierigen Blicke ignorierend. ‚Soll sie Bill doch über alles aufklären’, dachte er.

In den Himmel aufsteigend wusste er, dass nicht alle Tränen auf seinen Wangen von dem kalten Wind kamen, der ihm ins Gesicht blies.

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Als es Zeit zum Abendessen wurde, war es in Hogsmeade schon dunkel. Immer noch saß Dudley da und wartete auf Harry. Bill war seit über einer Stunde wieder zurück und hatte ihm versichert, dass Harry bald da sein würde. Seitdem saßen sie alle in unbehaglicher Stille am Tisch. Warrington und Pucey waren genauso wie viele andere, die den seltsam fehlplatzierten Muggel schließlich genug angeglotzt hatten, zurück zum Schloss gegangen.

Jetzt saßen nur noch Draco, Hermine und Bill bei Dudley und warteten auf Harry. Draco und Hermine waren es leid geworden, Small Talk mit dem mürrischen Muggeljungen zu versuchen und beschäftigten sich nun nur noch miteinander.

Dudley beobachtete die beiden mit Verachtung, während sie sie näher kamen, umarmten und sich in die Ohren flüsterten. Als sie anfingen, sich zu küssen, verdrehte der Junge die Augen und drehte seinen Stuhl in eine andere Richtung. Da sah er eine plötzliche Bewegung vor dem Fenster in der Dunkelheit. Sein Rücken versteifte sich und er zitterte ängstlich. Warum nur war er hierher gekommen?

Ein Licht blitzte draußen kurz auf und blendete ihn einen Moment lang, dann erfüllte der Schrei eines Mannes die abendliche Finsternis. Dudley warf sich wimmernd auf den Boden und bedeckte mit den Händen seinen Kopf, während seine Begleiter überrascht aufstanden und zur Tür rannten.

Mit gezogenen Zauberstäben öffneten Bill, Draco und Hermine die Vordertür der Drei Besen. Die verbliebenen Gäste des Pubs standen hinter ihnen und reckten die Hälse um zu sehen, was draußen vor sich ging.

Ein Feuer brannte in der Mitte der Straße und eine mit Umhang und Kapuze gekleidete Gestalt stand darüber und beobachtete die Flammen. Der Geruch von brennendem Fleisch erfüllte die Luft und die verhüllte Person wandte den Blick in Richtung der Gruppe, die im Eingang zu den Drei Besen stand.

„McNair“, war alles, was die Gestalt sagte.

Hermine erkannte sofort Harrys Stimme und zwängte sich zwischen Bill und Draco durch, um zu ihm zu gelangen. „Harry! Was ist passiert?“, fragte sie. Während sie näher kam, erkannte sie, dass im Feuer tatsächlich der Körper eines Mannes brannte.

„Ich habe ihn von oben gesehen“, antwortete Harry. „Er lief zu den Drei Besen.“

„Todesser? In Hogsmeade?“, keuchte sie auf. „Aber es sind Auroren in der Gegend…“

„Diese Nacht nicht. Voldemort hält sie heute schon den ganzen Tag beschäftigt. Sie greifen überall an.“

Hermine rannte in seine Arme und hielt ihn fest. „Oh Harry“, schluchzte sie.

„Wir müssen zurück zur Schule“, sagte ihr Freund. „Wo ist Dudley?“

Draco räusperte sich, um die Aufmerksamkeit seines Lovers zu gewinnen und neigte den Kopf in Richtung des Pubs. Harry hielt Hermines Hand und ging zur Tür. Alle gingen ihm aus dem Weg. Dudley saß an die Wand gepresst am Boden und starrte seinen Cousin mit großen Augen an. Harry bemerkte, dass er noch die Kapuze trug und Dudley keine Ahnung hatte, wer er war. Schnell schlug er sie zurück. „Dudley?“

Nach ein paar Augenblicken verblüfften Schweigens und des Erkennens belebten sich Dudleys Züge wieder und er flüsterte: „Harry?“

In diesem Moment brach alles für Dudley Dursley zusammen. Auch wenn er den ganzen Tag eine Maske der Abscheu für die Zauberwelt getragen hatte, verzog sich jetzt sein Gesicht in Qual und Erleichterung zugleich und er fing zu schluchzen an. „Harry, Harry…“

Dieser wandte sich an die Leute hinter sich und sagte: „Könnten wir bitte allein sein?“

Draco legte seinen Arm um Hermine. „Klar, Harry. Wir gehen zurück zum Schloss. Komm nach und such uns, wenn du hier… fertig bist.“

Harry nickte und wartete, bis alle das Pub verlassen hatten. Sogar der Barkeeper zog sich in das Hinterzimmer zurück und schloss die Tür.

Dudley war aufgestanden, benutzte dazu unterstützend die Wand und sah Harry verheult an. Dieser fragte sich, ob Bill Dudley schon die Neuigkeiten erzählt hatte. Er hätte nie gedacht, nicht in einer Million Jahre, dass er das tun würde, was er als Nächstes tat. Er ging zu seinem verzweifelten Cousin und umarmte ihn. Zuerst versteifte sich Dudley bei der Berührung, aber dann öffneten sich die Schleusen richtig und er weinte heftig, wobei seine Arme um Harry flogen und ihn fest umarmten.

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Draco und Hermine gingen zum Slytherin Gemeinschaftsraum zurück, setzten sich ans Feuer und lasen. Draco legte sich auf ein Sofa und Hermine kuschelte lesend, den Rücken an seine Brust gelehnt, zwischen seinen Beinen. Seine Finger streichelten sanft ihren Arm, während er selbst von seinem Buch gefesselt war. Andere Slytherins faulenzten ebenfalls, spielten Schach oder machten ihre Hausaufgaben.

Das Portraitloch öffnete sich und Pansy Parkinson versuchte, unbemerkt zur Treppe zu den Mädchenschlafsälen zu gelangen. Unglücklicherweise war sie erfolglos.

„Da bist du ja, Pansy“, rief Goyle.

Pansy blieb wie angewurzelt stehen. Beinahe hätte sie die Treppe schon erreicht gehabt. Sie drehte sich um und sah Goyle gereizt an. „Ich habe eine Menge Hausaufgaben zu erledigen, Gregory“, sagte sie.

„Das kannst du auch noch später machen“, antwortete er. „Komm her und lass deinen hübschen kleinen Mund arbeiten.“

Pansy seufzte geschlagen und ging auf ihn zu. Hermine, die von ihrem Buch hochgesehen hatte, als das Mädchen gesprochen hatte, wurde nun klar, was Goyle von ihr forderte. Sie stellte außerdem fest, dass Pansy es nicht tun wollte.

„Nein“, sagte sie fest. „Auf keinen Fall!“

Draco hörte zu lesen auf und betrachtete neugierig die Situation. Goyle sah befremdet zu Hermine. Pansy blieb mitten im Weg stehen und war überrascht von dem Einspruch.

Hermine stand auf und erklärte: „Pansy, du brauchst keinem mehr einen sexuellen ‚Gefallen’ erfüllen, außer du willst es selbst tun.“

„Aber…“, wandte Pansy ein, „Lord Potter muss meine Bestrafung beenden.“

„Das Unrecht wurde mir angetan, also bin ich auch diejenige, die entscheidet, wann das hier endet und ich sage, es endet jetzt sofort“, bestimmte Hermine. „Ich hatte ja keine Ahnung, dass es so für dich sein würde. Wo ist Millicent? Ich möchte auch ihre Strafe beenden.“

Pansy war erschüttert. Hermine, die sie beinahe getötet hätte, zeigte nun Gnade für sie? Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, daher deutete sie nur auf die Stufen zu den Schlafsälen der Mädchen.

Hermine drehte sich zu einem sehr amüsierten Draco um. „Ich gehe jetzt und suche Millicent und komme dann wieder zurück. Sag allen Jungs, dass sie in Zukunft nichts mehr von den beiden fordern können.“

Draco grinste sie an und meinte: „Natürlich Liebes, ich mache alles nach deinen Wünschen.“

Hermine wandte sich um und ging zur Treppe. Pansy sah sich zufrieden im Raum um, ehe sie ihr die Stufen hinauf folgte.

„Welche Tür ist es?“, fragte die Gryffindor.

„Diese hier“, sagte Pansy und deutete auf die Richtige.

Hermine öffnete die Schlafsaaltür und hörte Geräusche, die hinter den geschlossenen Vorhängen eines Bettes erklangen. „Leck mich, Millie“, sagte eine Mädchenstimme.

Hermine schritt schnell zum Bett und zog die Vorhänge auf. Millicent lag dort komplett nackt auf einem weiteren Mädchen aus Slytherin, welches sie nicht kannte. Beide sahen sie überrascht an.“

„Halt!“, rief Hermine. „Millicent, du musst das nicht länger machen. Deine Bestrafung ist vorüber.“

Pansy trat neben sie, nahm ihr den Vorhang aus der Hand und schloss ihn wieder. „Nein, das verstehst du falsch. Das ist Millicents Freundin. Millie ist lesbisch.“

Hermine starrte sie einen Augenblick lang stumm an und realisierte dann, dass sie gerade ein privates Treffen und einen gemeinsamen Liebesakt unterbrochen hatte. „Oh…“, sagte sie mit brennend roten Wangen. Sie sah verlegen auf die geschlossenen Vorhänge. „Es tut mir leid, dass ich gestört habe. Ähm… naja… macht einfach weiter.“ Sie drehte sich um und verließ das Zimmer.

Pansy ergriff ihren Arm, ehe sie die Treppe erreichte. „Danke. Für Millie war es besonders hart. Sie mag überhaupt keine Schwänze und war jetzt gezwungen, die Jungs oral zu befriedigen.“

„Es tut mir leid, Pansy“, meinte Hermine. „Ich weiß, dass du mich nicht leiden kannst, aber ich hoffe, dass wir wenigstens einen Waffenstillstand zwischen uns schließen können.“

„Es tut mir auch leid“, antwortete die Slytherin. „Mir ist jetzt klar, dass ich Draco niemals bekommen werde. Ich hätte das schon früher akzeptieren müssen, aber ich war einfach viel zu verletzt.“

Hermine nickte, wusste aber nicht, was sie hätte noch sagen sollen. Sie wandte sich um, ging die Treppen hinunter und suchte nach Draco, aber er war nicht da. „Wohin ist er gegangen?“, überlegte sie laut.

Pansy kam hinter ihr herunter und sagte: „Ich glaube, ich weiß das vielleicht. Komm mit.“ Sie führte den Weg an und Hermine folgte ihr nach hinten durch einen Korridor zu einer Treppe. Unten schien es dunkel zu sein und sie stieg vorsichtig hinter dem anderen Mädchen hinunter.

Als sie unten ankamen bemerkte Hermine, dass es tiefer in diesem Zimmer gar nicht so dunkel war. Kerzen erleuchteten die Wände und Tische. Es standen große Sofas in unterschiedlichen Bereichen des großen Raumes und die Schüler waren in die verschiedensten vergnüglichen Aktivitäten vertieft – von Unterhaltungen zu kuscheln bis zu sehr viel intimeren Akten.

„Was ist das für ein Ort?“, wollte sie wissen.

„Wir nennen das den unteren Raum“, antwortete Pansy. „Es gibt hier nur eine Regel. Was auch immer hier passiert, bleibt in diesem Zimmer. Keiner spricht darüber, was sie getan oder gesehen haben. Wir kommen hierher um rum zu machen oder dabei zuzusehen, wie andere das tun.“

Hermine wusste definitiv, dass McGonagall niemals solch ein Zimmer in Gryffindor gestatten würde.

Sie gingen weiter in den Raum hinein und Hermine sah Blaise Zabini, der ausgestreckt auf einem der Sofas lag. Seine Hose stand auf und das Hemd war offen, als hätte er gerade mit jemandem herumgefummelt. Auf der anderen Seite des Sofas lag ein nacktes Mädchen. Hermine konnte nur ihre untere Hälfte sehen, da Theodore Nott vor der Couch stand – wo sich der Kopf des Mädchens befand und es war mehr als offensichtlich, dass ihm das Mädchen gerade einen blies. Ihre Hand lag um seinen Hintern und zog ihn rhythmisch an sich heran.

„Oh… du meine Güte“, sagte Hermine. Wie wagemutig sie alle waren! Blaise saß da und beobachtete die beiden, total sexy und zerrauft, als wäre er schon dran gewesen. Er schaute zu Pansy und Hermine und lächelte träge.

Hermine fühlte Pansys Hand auf den Rücken, während das Mädchen drängte: „Geh und sieh zu, wenn du willst.“

Die Gryffindor trat vorsichtig seitlich an das Sofa heran und reckte ihren Hals um zu sehen, wer das Mädchen war.

„Cho?“, rief sie überrascht.

Cho Chang löste ihren Mund von Theodore und sah Hermine hasserfüllt an. „Was willst du?“, fauchte sie.

Offenbar war sie immer noch über Harrys Zurückweisung wütend. War sie in ihrer Verzweiflung zu einer Nutte geworden? Hermine empfand Mitleid für das Mädchen und doch wusste sie, dass sie ihre eigenen Entscheidungen getroffen hatte. Wenn es das war, was sie wollte, was sollte sie dann dazu sagen?

„Ähm… nichts… entschuldige“, erwiderte Hermine und trat den Rückzug an. Sie wandte sich um, um Pansy wieder zu finden, aber diese stand nicht länger hinter ihr. Sich umsehend, um sie oder Draco zu finden, fühlte sie sich ein wenig befangen, da sich viele Köpfe in ihre Richtung gedreht hatten. Es war nicht die Tatsache, dass sie sie anstarrten, während sie in der Mitte des Raumes stand, es war die Art, wie sie sie ansahen – lustvoll.

Gerade in diesem Augenblick spürte sie, wie sich eine der Schlangen an ihrem Bein anfing zu bewegen. ‚Oh Gott, nein’, dachte sie, ‚bitte nicht hier. Nicht vor all denen!’

Sie drehte den Kopf, um Draco zu finden, denn sie wusste, dass er sich irgendwo in den dunklen Nischen befand und ihr Tattoo nach seiner Pfeife tanzen ließ.

tbc

Das Versteck der Schlangen

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