Minnies Fanfictions

Kapitel 17 Ist das etwa eine Prophetin?

Ist das etwa eine Prophetin?


Montagnachmittag entschied sich Severus, auf das Mittagessen zu verzichten und stattdessen einen schnellen Ausflug in die Winkelgasse zu unternehmen. Da er nach der Mittagszeit eine Freistunde hatte, standen ihm zwei Stunden Freizeit für seine so ‚angenehme’ Aufgabe zu Verfügung. Severus schnaubte. Angenehm! Er sollte sich seinen Kopf untersuchen lassen. Er durchschritt zielstrebig die Gasse und hatte vor, seinen Einkauf schnellstens zu erledigen und anschließend sofort zum Schloss zurück zu kehren. Seine Gedanken, beschäftigt mit seinem Vorhaben, nahmen die anderen Personen um ihn herum, die ihm aus dem Weg hasteten, gar nicht wahr. Der Zaubertränkemeister der Hogwarts Schule der Hexerei und Zauberei war weit und breit renommiert. Einige waren seine Schüler gewesen, da er ja die verschiedensten Dummköpfe seit zwanzig Jahren an der Schule unterrichtete, andere waren die Eltern von früheren oder derzeitigen Schülern. Und wiederum andere hatten von seinen Heldentaten in der finalen Schlacht gehört, gepaart mit zwei Jahrzehnten des Ausspionierens eines Monsters. Aus welchem Grund auch immer, die Meisten beeilten sich ihm aus dem Weg zu gehen, als er durch die Gasse vorrückte, seine schwarzen Lehrerroben wehten in wahrer Tränkemeister Art furchteinflössend hinter ihm her.

Es hätte diese Leute überrascht, nein geschockt, wenn sie gewusst hätten, was sein wahres Vorhaben an diesem Nachmittag war. Genug geschockt, dass St. Mungos eine Abteilung nach Severus hätte benennen müssen, wenn diese Tatsache bekannt geworden wäre. Die allgemeinen Vermutungen durch sein Verhalten, sein Schritt, der übliche finstere Blick, welcher fest auf seinem Gesicht lag, die Richtung seiner Bewegung, alles das zusammen führte zu der Theorie, dass er dabei war, Zutaten für einen Zaubertrank fragwürdigen Ursprungs zu besorgen, und zwar aus einem Laden, der den Rand der Winkelgasse säumte. In Wahrheit war sein Ziel, das Smaragdblatt, viel harmloser, wäre es nicht der schreckliche Tränkemeister gewesen, der das Geschäft betreten hatte. Das Smaragdblatt war ein bekanntes Juweliergeschäft, das von den reinblütigen Familien seit Generationen aufgesucht wurde. Das Geschäft war genauso bekannt für die Qualität seiner Waren, als auch für die Diskretion Informationen zu bewahren, wenn man die Einkäufe seiner Kundschaft betrachtete.

Am Freitag war Hermines Geburtstag. Er wollte für die junge Frau etwas Besonderes einkaufen. Etwas das aussagte:
Du-bist-mir-schrecklich-wichtig-aber-es-fällt-mir-schwer-über-diese-Emotionen-zu-reden-also-bitte-nimm-dieses-wasauchimmer-als-meine-Wertschätzung-an-und-verstehe-dass-ich-irgendwann-in-der-Zukunft-versuchen-werde-meine-Gefühle-für-dich-wenn-möglich-auszudrücken. Nun, etwas, dass diese Empfindung schlussendlich erfolgreich übermitteln würde.

Severus war es unterbewusst klar, dass was auch immer er einkaufte, wahrscheinlich am Samstagabend im Fuchsbau gezeigt werden und Gegenstand der Meinungen und Auffassungen der gesammelten Menge sein würde. Ihre Beziehung, an diesem Punkt würden sie eine Beziehung haben, erinnerte er sich selbst daran, denn es war kein Irrglauben der von zu vielen Flüchen herbeigeführt worden war. Ihre Beziehung hatte gerade erst angefangen sich in die Welt da draußen zu wagen. Ihre Treffen hatten sich in erster Linie in Hogwarts oder in ihrer Wohnung abgespielt, mit einem einzigen Ausflug zum Essen nach Hogsmeade.

Er war von Natur aus kein geselliger Mensch und wäre sehr zufrieden, wenn seine Welt weiter in seinen derzeitigen Bahnen verliefe. Hermine, wie auch immer, war nicht der gleichen Auffassung. Sie gedieh in der Welt als Ganzes, auch wenn sie behauptete, dass sie kaum soziale Fertigkeiten besaß, wenn sie mit anderen umging. In Wahrheit war es ihre Ungeduld mit anderen, das ein Problem darstellte, nicht ihr Mangel an sozialen Qualifikationen. Die Leute mochten die junge Frau einfach. Wenn sie es darauf anlegte, konnte sie jeden für sich gewinnen.

Wenn er sein Leben betrachtete, konnte er immer noch nicht die Anziehung, die sie auf ihn ausübte, verstehen. Er verstand wohl die des Sogs der Intelligenz, denn das war das allererste gewesen, dass er an ihr bemerkt hatte, als sie in ihrem ersten Jahr alle Antworten wissend, ständig mit der Hand vor seinem Gesicht herum fuchtelte. Er hatte Potter gesagt, das er sich ebenso wenig wie er erklären konnte, warum Hermine sich entschieden hatte, alle Hinweise ins Gegenteil umzuwandeln: sein Naturell, seine innere Einstellung, sein offensichtliches Verlangen danach, sich in den Kerkern einzusperren, die Meinung der breiten Öffentlichkeit über ihn und eine Menge anderer Probleme – und dennoch zugestimmt hatte, sich mit ihm zu treffen und sogar eine Partnerschaft mit ihm anzufangen.

Severus hätte ihr einfach unterstellen können, dass sie ihren Verstand verloren hätte, oder er genoss derweil einfach nur ihre Gesellschaft und darauf hoffen, dass sie niemals zur Vernunft kam. Es war schon richtig, dass, wenn dies überhaupt jemals jemand zu sehen bekam, er ihr einige andere Seiten von sich zeigte, und er war dennoch immer noch nicht der Meinung, das er der Geeignete für eine zwanzig Jahre jüngere Hexe war. Aber er war nicht bereit, sie wegzustoßen oder noch einmal mit ihr über diesen Punkt zu reden. Er war sicher, dass ihre Freunde mehr als willig waren, diesen Fehdehandschuh wieder aufzuheben. Es hatte von ihm mehr Mut verlangt, diesen Weg mit ihr einzuschlagen, als dem dunklen Lord gegenüberzustehen. Er war nicht bereit, jetzt aufzuhören.

Er nahm einen tiefen Atemzug, als er den fraglichen Laden erreichte. Die Tür öffnete sich mit stummen Türangeln, keine Glocke schlug an, um die Angestellten zu alarmieren dass ein potentieller Käufer in das Geschäft eingetreten war. Eine Hexe unbestimmten Alters, die wie ein Klon von Trelawney aussah, erschien von irgendwo ganz hinten beinahe augenblicklich aus einem mit Perlen versehenem Vorhang.

Severus räusperte sich. „Ich hätte gerne…“

Die Frau hob eine Hand um ihn zum Schweigen zu bringen. „Sie sind daran interessiert, ein Schmuckstück einzukaufen, für… eine junge Dame.“ Diese Erklärung war einzig eine Feststellung, und keine Frage gewesen. Grüne Augen schienen mit seinen zu verschmelzen.

Severus widerstand dem Drang, mit den Augen zu rollen bei ihrer offenkundigen Bemerkung. Was sonst würde er in einem Juweliergeschäft wollen, welches mehr Frauen als Männer anzusprechen schien? Und so wie er aussah, war es mehr als deutlich, dass der Kauf nicht für ihn war. Höchstwahrscheinlich kauften neunzig Prozent der Männer, die in den Laden kamen, Geschenke für ihre Frauen, Freundinnen, oder ihre Geliebten. Oder, was das betraf, vielleicht sogar für alle drei. Er war kurz dabei, der Frau vor ihm mit seiner scharfen Zunge das Fell zu gerben, als sie wieder anfing zu sprechen.

„Ein Slytherin kauft vorsätzlich ein Geschenk für eine Gryffindor. Ich glaube nicht, dass wir je eine solche Veranlassung hatten, ein Geschenk dieser Art auszuwählen.“ Ihr Lächeln war rätselhaft und ihre Augen schienen in einem merkwürdigen Glanz zu leuchten.

‚Woher weiß sie das?’ fragte er sich. Dann fiel es ihm ein. Das Essen am Wochenende im Witchcraft. Auch wenn es im Tagespropheten nicht mehr als eine versteckte Andeutung gegeben hatte – Eine Vermutung: Welcher bekannte Zauberer hatte am Samstagabend im Witchcraft mit welcher bekannten Hexe ein Essen für zwei? Was würden ihre jeweiligen Häuser dazu sagen? Egal was sich entwickelte – die Leute redeten darüber. Er überlegte, dass sie jemanden kennen müsse, der es erwähnt hatte und nun ihre eigenen Schlüsse zog.

Sein Ton war schneidend. „Gut gemacht. Sie haben mir gezeigt, dass Sie die Fähigkeit besitzen, eine Zeitung zu lesen. Beeindruckend. Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit um hier zu stehen und Plattheiten mit Ihnen auszutauschen!“

Diese äußerst nervende Frau antwortete ihm nicht. Stattdessen schien sie nach etwas zu suchen, das in Frage kam. Sie stöberte in einer Schublade der vorderen Vitrine herum. Severus blieb ruhig und wartete darauf, was sie als Nächstes sagen würde.

Ihre Augen glänzten, als sich ihre Hand um eine schwarze Samtschachtel schloss. Sie drehte sich zu Severus um. Ihre Augen loderten mit einer Intensität, die seine Haut kribbeln ließ.

Die Stimme der Frau war sanft, ein Kontrast zu dem Glühen ihrer Augen. „Sie suchen für jemanden ganz besonderen ein Geburtstagsgeschenk, jemanden, der Ihnen sehr viel bedeutet. Ein Ring würde zu diesem Zeitpunkt missverstanden werden, und ein Armreif, egal welcher Art, wäre unseriös. Dieser Schmuckanhänger ist ein signiertes Design von dem Künstler, der es geschaffen hat. Das Geschäft wurde wegen seiner Designs so benannt. Ich habe seit mehr als fünfzig Jahren keine der Arbeiten meines Großvaters mehr verkauft. Obwohl diese Stücke einer großen Nachfrage unterliegen, gibt es nur wenige, die es wert sind, eines davon zu besitzen. Kein Stück ist wie das andere. Jedes ist ein Unikat. Der Anhänger wird allem, was Sie wünschen der Hexe mitzuteilen, entsprechen.“

Severus war immer noch ruhig. Sein erster Impuls war es zu gehen und so weit wie möglich von der Hexe davon zu rennen. Sie brachte ihn in einer Art und Weise aus der Fassung, wie das nur wenige vor ihr geschafft hatten. Etwas in ihrer Stimme, ihren Worten, drückte ein größeres Verständnis für das Universum aus als eine schnelle Durchsicht der Klatschspalte des Tagespropheten. Er sah ihr zu, als sie die schwarze Schachtel ohne Umstände öffnete. Sein Atem blieb ihm im Halse stecken, als er den Inhalt betrachtete.

Die Schachtel war mit schwarzem Samt ausgefüllt und eine silberne Kette zog sich von Rand zu Rand. Ein Schmuckanhänger, etwa dreieinhalb Zentimeter lang, baumelte von der Kette gegen den Samt. Es war der Anhänger, der Severus’ Aufmerksamkeit einfing. Ein silbernes Blatt, die Adern leicht mit Gold ausgewaschen hing von der silbernen Kette. Ein kleiner Smaragd, nahe an die Spitze des Blattes gesetzt, fing das Licht im Geschäft und warf es zurück. Das Blatt war ‚knittrig’, genauso wie ein echtes Blatt aussehen würde.

Es war genau das, wonach er gesucht hatte. Auch wenn er den Gedanken daran, Hermine etwas in Gryffindor rot zu kaufen, nicht ertragen hätte, so war das Gelbgold… erträglich. Der Smaragd war, wie auch immer, eine schöne Verbindung, dachte er. Ein Blatt war etwas ganz anderes, etwas, was sie wahrscheinlich niemals für sich selbst gekauft hätte.

Die Hexe lächelte ihn an. „Ich nehme doch an, dass dies hier Ihre Zustimmung findet, Sir?“

Severus nickte. „Sie können das Geld von meinem Gringotts Konto abbuchen. Ich möchte den Anhänger gleich mitnehmen. Haben Sie einen Kaufbeleg für mich zu unterschreiben?“

Die Hexe hob eine Braue. „Keine Frage bezüglich der Kosten?“

Severus erlaubte es sich, leise zu lachen. „Ich bezweifle sehr, dass der Preis verhandelbar wäre. In jedem Fall stellt das Stück meine Anforderungen zufrieden. Der Kaufbeleg? Ich habe noch andere Verpflichtungen zu erledigen.“ Er hatte den Wunsch, so schnell wie möglich zu gehen um so wenig Kontakt wie nur unbedingt nötig mit der seltsamen Hexe zu haben.

Die Frau kam mit einer Feder, seinem Kaufbeleg und der Samtschachtel zurück, die nun in einem silbernen Beutel mit einer smaragdgrünen Kordel verpackt war. Ein silbernes Blatt war in einer Ecke der Tasche eingeätzt. Severus unterzeichnete die Rechnung. Das Pergament verdoppelte sich sofort. Severus schob den silbernen Beutel zusammen mit der Kopie der Rechnung in eine Innentasche seiner Roben.

„Vielen Dank und einen schönen Tag, Madam.“ Severus nickte und drehte sich um, um das Geschäft zu verlassen.

„Gern geschehen. Wir wären glücklich, wenn wir Ihnen auch bei weiteren Wünschen in der Zukunft behilflich sein dürften, egal wann das wäre. Ich sehe Sie dann in einem Jahr oder zwei, Professor.“

Seine Hand hatte er gerade ausgestreckt, um den Türknauf zu fassen, als ihn die Worte der Hexe erreichten. Severus drehte sich, um ihr entgegenzutreten. Er stand einem leeren Geschäft gegenüber. Er verließ den Laden, bevor er sie befragen konnte oder zumindest wenn er sie überhaupt hätte finden können.

Er ging in eine Seitenstraße und holte den Beutel aus der Tasche seiner Robe. Einige Zauber- und Beschwörungsformeln später war zufriedengestellt, dass der Anhänger, die Kette und der Beutel zauber- und fluchfrei waren. Er legte die Schachtel zurück in den Beutel. Eine Ecke der Rechnung war in der Tasche zu sehen. Er nach das Pergament heraus und studierte die Initialen der Angestellten, das unter seiner Unterschrift erschienen war: S.T. Wann hatte sie das unterschrieben? Severus schüttelte den Kopf. Trelawney hatte doch keine Schwester, oder doch?

Severus’ Tempo steigerte sich, denn er hatte den Drang, so schnell wie möglich Abstand zwischen sich und dem Geschäft zu bekommen. Ihre Worte wiederholten sich in seinen Gedanken. ‚Ich sehe Sie dann in einem Jahr oder zwei, Professor.’ Was bedeutete das? Wenn er ihren Worten Bedeutung zumaß, dann müsste er einräumen, dass es Wahrsagen wirklich gab! Obwohl die Prophezeiung die Potter betroffen hatte, auch eingetroffen war, hatte er doch seine Zweifel, ob der Junge überlebt hätte, wenn da nicht sein und Albus’ Zauber gewesen wären, den Dunklen Lord zu schwächen. Es wäre vielleicht ganz klug, alles was er konnte über das Smaragdblatt herauszufinden.

oooOOOoooOOOooo

Severus war in guter Form, während er am Nachmittag seine Klassen unterrichtete. Sogar sein eigenes Haus war heute nicht davor gefeit, Hauspunkte zu verlieren. Zugegeben, er hatte während der Doppelstunde Zaubertränke neunundachtzig Punkte von Gryffindor und nur sieben von Slytherin abgezogen, aber auch das waren fünf Punkte mehr, mit denen er sonst üblicherweise sein eigenes Haus bestrafte. Beim Abendessen waren die Tische überfüllt. Albus wurde von den anderen wütenden Lehrern angehalten, die verlorenen Punkte wieder zurückzugeben.

Severus war immer noch nervös, als er die Große Halle zum Essen betrat. Der Raum wurde schlagartig ruhig, während er an den Schülertischen vorbeiging und jeder hatte Angst davor, dass er noch mehr Punkte abziehen könnte. Ein Schüler aus Ravenclaw hatte an diesem Nachmittag drei Punkte eingebüßt, weil er während des Unterrichts zu laut atmete.

Albus seufzte, als er dem Tränkemeister zusah, wie er auf den Lehrertisch zukam. Das Wochenende war schwierig gewesen, aber er hatte angenommen, dass das Abendessen am Sonntag, als Hermine anwesend gewesen war, den dunklen Zauberer an einen Scheideweg gebracht hätte. ‚Was war denn jetzt nur passiert?’ fragte er sich.

Albus nickte, als der Tränkemeister Platz nahm. „Severus.“

Severus saß neben Albus, Fragen rasten ihm durch den Kopf. Es war etwas, das ähnlich wie Furcht war, und er bemerkte auch, dass Sibyll am hinteren Ende des Tisches saß. Die Hexe verließ nur selten den Nordturm. Was hatte sie heute Abend beim Essen zu suchen? Es hätte Hermine überrascht, wenn sie wüsste, dass Severus Lewis Carrolls ‚Alice im Wunderland’ gelesen und genossen hatte. Sie hätte es wahrscheinlich bemerkt, wenn er unbewusst Alice nachgemacht hätte. Worte verließen leise seine Lippen. „Verquerer und verquerer.“

„Probleme, Severus?“ Albus’ Stimme durchbrach seine Gedanken.

Severus zögerte. Albus war ohne Frage einer der mächtigsten, lebenden Zauberer. Er war aber Severus’ Überzeugung nach auch zeitweise einer der nervigsten lebenden Männer. Konnte er seine geistige Gesundheit dabei riskieren, wenn er Albus erzählte, was ihm heute widerfahren war? Wusste es Albus schon und wollte er nur mit ihm spielen? Wenn Wahrsagen existierte, war es dann das Schicksal, das ihm ein Zeichen gegeben hatte und ihn in die richtige Richtung gedrückt hatte? Und verdammt noch mal was machte Sibyll überhaupt außerhalb ihres Turmes?

„Severus.“ Albus’ Stimme hatte einen besorgten Klang angenommen. Was beschäftigte den Mann? Im Gegensatz zu der allgemeinen Annahme wusste er nicht alles, was im Schloss vor sich ging. Wenn er dass wüsste, wieso hätte er Voldemort unter Quirills Turban existieren lassen, genau unter seiner Nase, in Harrys erstem Jahr? Er versuchte es noch mal. „Severus, hat dies etwas mit der ziemlich übermäßigen Menge an Punkten zu tun, die du heute im Unterricht abgezogen hast?“

Severus schnaubte. „Übermäßig? Wer hat sich beschwert? Nein, lass mich raten. Jeder.“

Albus sah, wie Severus mit sich rang, bevor er eine Entscheidung traf.

„Albus, hat Sibyll eine Schwester?“ Severus hatte beschlossen, dass es einen Versuch wert war, während er in Trelawney Richtung deutete. Albus schien sowieso alles zu wissen, was hier vor sich ging.

Der Schulleiter sah ihn an. „Nicht, dass ich davon wüsste. Warum fragst du?“ Albus’ Tonfall war ein wenig barscher, als er es beabsichtigt hatte.

Der Tränkemeister betrachtete den alten Zauberer, ehe er fortfuhr. „Ich war heute in der Winkelgasse. Um es genau zu sagen, im Smaragdblatt. Und ich traf dort mit einer wirklich seltsamen Hexe zusammen. Sie erinnerte mich an Sibyll und benahm sich so, als wüsste sie die Antworten auf Fragen, bevor sie gestellt worden waren.“

Albus’ Augen weiteten sich. Das Smaragdblatt. Offensichtlich kamen die Dinge besser voran, als alle gedacht hatten. „Warum warst du im Smaragdblatt? Hast du etwas eingekauft?“

Severus starrte seinen Mentor an. Wollte er es kompliziert machen? „Am Freitag ist Hermines Geburtstag. Ich wollte ihr etwas Besonderes kaufen. Bist du nun glücklich, alter Mann?“

Ein Blitzen erhellte Albus’ Augen. Sein Lächeln war wirklich aufrichtig. „Ja. Ich bin für euch beide glücklich, Severus. Ihr beide scheint so gut zueinander zu passen. Ich wünsche mir nichts mehr für dich, als dass du dein eigenes Glück genießt.“

„Albus.“ Severus seufzte. Er wusste, dass es Albus gut meinte. „Was weißt du über das Geschäft?“

„Ich glaube tatsächlich, dass die Hexe, der der Laden gehört, mit Sibyll verwandt ist. Ich glaube, es ist eine Cousine zweiten Grades von der Seite ihres Vaters. Der Großvater war eine ziemliche Persönlichkeit. Ein künstlerischer Typ. Seine Arbeiten werden als selten und wunderschön von denjenigen bezeichnet, die sich mit diesen Dingen auskennen. Hast du etwas eingekauft?“

Vertrau Albus, er weiß immer Bescheid. „Was meinst du damit: ‚selten und wunderschön?’ Sind die Stücke verzaubert?“ Severus hatte einige starke Zaubersprüche und Beschwörungen auf die Kette gesprochen. Er hätte seinen Ruf darauf gesetzt, dass sie frei von Magie war.

„Nein, mein Junge. Kein Zauber oder andere Magie, die du sehen kannst. Die meisten Schmuckstücke in dem Geschäft sind aus ganz normalen Quellen. Es ist die Arbeit des Großvaters, um die sich die Legenden ranken.“

Severus stöhnte auf und bedeckte seine Augen mit der Hand. Legenden? Wo war er da nur wieder hinein geraten? „Die Hexe verkaufte mir einen Anhänger. Sie nannte es ein Smaragdblatt. Es ist ein silbernes Blatt mit Adern aus Gelbgold. Ein kleiner Smaragd ist auf der Vorderseite des Blattes befestigt.“

„Silber für Slytherin, gelb für Gryffindor und einen Smaragd, der dich verkörpert? Interessante Wahl.“

„Albus. Der Großvater. Die Legende.“ Severus würde den Schulleiter am liebsten verfluchen, wenn er nicht weiter erzählte, was er von dem Großvater oder der Legende wusste.

„Also, der Großvater: seine Arbeit ist sehr selten, nur wenige Stücke haben den ersten Krieg überdauert. Viele wurden wegen ihres Materialwertes eingeschmolzen. Die Stücke, die das überstanden haben, wurden von seiner Enkelin aufgekauft und als ihre private Sammlung seiner Werke aufbewahrt. Die Legende besagt, dass ein Stück die Reinheit des Herzens des Kaufinteressenten erkennt. Gerüchten zufolge gingen die meisten Leute mit wechselnden Einkäufen, solange der Großvater den Laden betrieb. Die Enkelin, Senalda Trelawney, glaube ich, stammt auch von Cassandra Trelawney, der Seherin ab. Sie hat dir ein Stück von den Arbeiten ihres Großvaters verkauft, ein silbernes Blatt?“

„Ja. Sie sagte, dass der Anhänger ein signiertes Stück ihres Großvaters wäre. Das Geschäft wurde danach benannt. Sie sagte mir auch, dass sie seit mehr als fünfzig Jahren keine Arbeit ihres Großvaters mehr verkauft hätte.“ Severus war dabei, Albus zum Ersticken zu bringen. Die Augen des Mannes funkelten hell. „Albus, das bedeutet gar nichts! Ich bin sicher, dass es nur ein Trick war, um die Käufer dazu zu bringen, empörend hohe Preise zu bezahlen! Nichts weiter. Als ob mein Herz auch nur einen Tropfen Reinheit hätte. Senalda Trelawney muss genauso verrückt wie Sibyll sein.“

Unglücklicherweise kam ihm die Legende wahr vor. Severus schnaubte. Reinheit des Herzens? „Vielleicht bezieht es sich auf Hermine.“

„Severus, egal ob du an Wahrsagen glaubst oder nicht, es scheint, als habe es dich ausgewählt.“ Albus war über die Verärgerung des Tränkemeisters hochgradig belustigt. Er hatte schon vor Jahren das Gute in dem Mann gesehen. Egal, wie häufig Severus erklärte, dass er die Schüler nicht mochte und Harry im Besonderen, hatte er die Aufgabe übernommen sie immer und immer wieder zu beschützen, und das ohne Gedanken an sein eigenes Wohlbefinden. Es war Zeit, dass das Schicksal ihm eine Zukunft, die seiner wert war, schenkte.

Sibyll nahm diesen Moment wahr, um an Severus’ Ellbogen zu erscheinen. Er hätte sie wahrscheinlich bemerkt, wäre er nicht so von Albus genervt gewesen. Ihre Stimme schwang bei jedem Wort in ihrem üblichen Rhythmus der vorhersagenden Prophezeiungen. „Severus, mein inneres Auge sagt mir, dass du heute viel riskiert hast.“

Severus warf der Frau einen finsteren Blick zu. „Wie geht es deiner Cousine Senalda, Sibyll? Hat sie dir geeult, als ich das Geschäft verlassen habe?“

Ihre Hand griff zu ihrer Brust, als wäre sie verwundet. „Du hast meine Cousine gesehen? Sie ist in meinem inneren Auge nicht sichtbar.“

„Sibyll, ich hatte schon genug von alledem, mehr als ich ertragen kann.“ Sibyll schaffte es immer ihn wütend zu machen. Ihre Unterhaltung war den anderen Tischnachbarn aufgefallen. Aber es war schon immer so gewesen, jedesmal wenn Sibyll ihren Hühnerstall verließ war es ein Anlass für Aufregungen.

„Du verstehst das nicht. Sie ist eine Wahrsagerin. Eine falsche Prophetin. Wir haben seit Jahren nicht miteinander gesprochen. Mein Wissen kommt aus dem Kaffeesatz.“ Sibylls Stimme war schrill geworden.

„Wirklich, Sibyll, du warst dabei, den Kaffeesatz zu lesen, als dir aufgefallen ist, dass Severus zurück nach Hogwarts appariert ist?“ Minervas Stimme ließ nur wenig Raum für Argumente. „Ich war am See, als du am Nachmittag zurückgekommen bist, Severus. Ich habe zufällig Sibyll im Turmfenster gesehen, kurz bevor du am Apparierpunkt außerhalb der Tore erschienen bist. Nachdem wir beide dich plötzlich haben erscheinen sehen, kann man sicher davon ausgehen, dass du aus einiger Entfernung appariert bist und nicht einfach von, sagen wir, Hogsmeade zurückgelaufen bist.“

Sibyll hob ihre Hände vor ihr Gesicht. Ihre Stimme war wieder ein Sing-sang. „Ich muss zurück in meinen Turm gehen. Diese negativen Vibrationen trüben mein inneres Auge.“

„Mach das, Sibyll.“ Minerva konnte nicht verstehen, warum Albus diese Frau weiterhin behielt. Jeder Versuch, ihn darüber zu befragen endete in einer ziemlich vagen Antwort.

„Wir wollen dich unter keinen Umständen von deinem gewählten Pfad abbringen. Geh. Weissage weit weg!“, sagte Severus schneidend, mit einem Grinsen, das ein bisschen zu glücklich war.

„So, um was handelte es hier eigentlich?“ fragte Minerva, als sie Sibyll nachsahen, wie sie die Große Halle verließ. Sie hatte versucht, die Unterhaltung zwischen Albus und Severus während des Abendessens zu belauschen, hatte aber wenig Erfolg gehabt.

„Scheint so, dass Severus ein Geschenk für Hermine gekauft hat.“ Albus lächelte Severus an und ignorierte den finsteren Blick, der sich wieder auf dessen Zügen niedergelassen hatte.

„Hat man dir nicht gesagt, dass deine Gesichtszüge so bleiben, wenn du immer dieses Gesicht machst?“ Minerva mochte Severus, aber er konnte wirklich manchmal ein richtiges Kind sein.

„Ich fürchte, dafür ist es schon zu spät.“ Severus starrte die Hexe weiter an. Jahrelange Gewohnheiten waren schwer zu durchbrechen, sie waren Freunde, aber es war niemals vorgekommen, dass der Hauslehrer von Slytherin freiwillig mit der Hauslehrerin von Gryffindor sprach, vor allem als der Dunkle Lord noch seine Macht hatte. Gryffindor. Hermine. Severus brachte seine Gesichtszüge zu einem neutralen Ausdruck. Aber wenn man genau hinsah, war ein Mundwinkel hochgezogen, als ob sich ein Grinsen androhte.

„Was hast du ihr gekauft? Wenn du Sibylls Cousine gesehen hast, musst du im Smaragdblatt eingekauft haben!“ Mein Wort darauf, dachte Minerva, dieser Laden war genauso für seine exquisiten Stücke, als auch für seine Preise bekannt. Sie würde Irma heute Abend noch was zu erzählen haben!

Severus betrachtete Minervas Gesicht, verschiedene Emotionen und Gedanken liefen über ihr Gesicht, ehe sie sie verjagte. Hatte denn jeder Interesse an seinem Leben, oder spezifischer, an seiner Beziehung zu Hermine?

Minerva hatte Hermine schon immer als ihren Liebling erkoren, und hatte nach dem Tod ihrer Eltern den Job einer Adoptivmutter bei ihr übernommen. Severus nahm an, das sie mehr als die meisten einen Grund dafür hatte, ihn zu fragen.

Severus stand auf. Er reckte sich zu seiner vollen Größe auf und überragte Minerva hoch. „Ich glaube, dass Miss Granger die erste sein sollte, die ihr Geschenk sieht, meinst du nicht auch? Ich bin sicher, dass du bei der Zusammenkunft am Samstagabend genug Zeit haben wirst, das Stück zu beurteilen. Nun, wenn du mich entschuldigen würdest, ich habe noch einen Stapel Aufsätze zu korrigieren. Einige von uns brauchen effektive Arbeiten von unseren Schülern. Direktor. Minerva.“ Mit einem Schwung seiner Roben war er durch die rückwärtige Tür gegangen und auf dem Weg zu seinem Büro.

Minerva sank auf den Stuhl, den er gerade freigemacht hatte. „Er weiß wirklich, wie man einen Abgang macht!“, sagte sie lachend.

Albus schenkte ihr eine frische Tasse Tee ein. „Das weiß er.“

„Severus wird bei der Party am Samstagabend im Fuchsbau dabei sein? Freiwillig?“ Sie fand das schwer zu glauben. Er nahm nie an irgendeiner Schulveranstaltung teil, ohne dass es angeordnet war, daran teilzunehmen, und dazu musste er beinahe tretend und kämpfend gezwungen werden.

„Es ist Hermines Geburtstag, Minerva. Er wird die einzige Schlange in einem Raum von Löwen sein. Müsste sich als interessant erweisen.“ Albus lächelte sie an, glücklich über Severus offensichtliches Interesse an Hermine.

Minerva war sprachlos. Severus nahm freiwillig an einer geselligen Feier teil und nicht auch noch zuletzt bei den Weasleys. Da schien es nichts mehr zu geben, was sie noch sagen konnte. Interessant? „Allerdings“, murmelte sie.

tbc

Hier seht ihr ein Bild von Hermines Anhänger, wie ihn sich Pearle vorgestellt hat.

Vorfreude

Hermines Anhänger

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