Minnies Fanfictions

Kapitel 18 Vorfreude

Vorfreude


Severus betrachtete sich selbst im Spiegel. Es war nun schon beinahe Zeit für seine Tanzstunde mit Hermine. Die Zeit schien ihm heute nur so davon zu laufen. Mit müder Hand strich er sich durchs Haar. Albus hatte Nachrichten aus dem St. Mungos erhalten. Ackart hatte heute mit der psychologischen Beratung begonnen.

‚Es wird eine lange Zeit dauern, bevor dieser Junge sich selbst gegenüber akzeptiert, wieso er so viel Angst vor seinem Vater hat. Ängstlich genug, um so eine Verzweiflungstat zu begehen’, dachte Severus. Es hatte ihn Jahre gekostet, bis er mit den Gefühlen für seinen eigenen Vater fertig geworden war. Jahre und die Zeit als Todesser.

Severus schüttelte den Kopf. Wieder sah er sich im Spiegel an. Er hatte sich ein wenig verändert. Seine Haare waren länger und fielen ihm nun über die Schultern. Sein Gesicht war fülliger. Er war immer schon mager gewesen, aber Schlaf und regelmäßige Mahlzeiten hatten seine gesamte Gesundheit verbessert. Sogar seine Haut, wenn auch noch blass, hatte eine gesündere Farbe. Die gleichen schwarzen Augen. Die gleiche Hakennase. Die wirklichen Veränderungen, die auch den größten Unterschied ausmachten, waren für die Augen unsichtbar.

Die Uhr über seinem Schreibtisch läutete. Die Hand mit seinem Bild bewegte sich auf: ‚Du musst in den nächsten paar Minuten gehen.’ Severus sah sich den Anhänger nochmals an. Er hoffte, dass er Hermine gefiel. Er war noch nie in einer Beziehung wie dieser gewesen. Dies konnte man als das erste Geburtstagsgeschenk bezeichnen, dass er jemals für eine Frau, die weder eine Kollegin noch die Frau eines Kollegen war, gekauft hatte. Das erste Geschenk, das ‚wichtig’ war. Morgen war ihr Geburtstag. Er hatte in einem Londoner Zaubererrestaurant einen Tisch bestellt, in ‚Des Zauberers Wahl’.

Und danach, morgen Nacht. Er wusste noch immer nicht, ob sie eine Jungfrau war oder nicht, eine Frage, die weiter in einer Ecke seines Gehirns vor sich hin nörgelte. Die Chancen waren gegen ihn, aber dennoch. Seine Träume in den letzten Nächten waren noch erotischer als vorher gewesen. Er fühlte einen immer drängenderen Wunsch danach, sie zu besitzen, sie zu halten. Sein Bedürfnis schien noch viel größer als zuvor zu sein.

Severus seufzte. Er hatte heute Abend noch eine Tanzstunde, die er überstehen musste. Er klappte die schwarze Samtschachtel zu und schob sie in die mittlere Schublade seines Schreibtisches zurück. Er verschloss und schützte die Lade, ehe er sich zu Hermines Wohnung aufmachte.

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Severus erschien ein paar Minuten vor dem Beginn seiner Tanzstunde. Der Unterricht erschien ihm nun seltsam. Er fragte sich, ob Albus ihn wohl von seiner Wette befreien würde. Wahrscheinlich nicht. Er kannte Albus, und es war nicht nur, weil magische Wetten schwer zu brechen waren, sondern würde er ihm sicherlich erzählen, dass ihm dies dabei behilflich wäre, sein Leben auf irgendeine Art zu verbessern. Der Mann konnte höchst nervig sein, wenn er es darauf anlegte. So sehr es Severus genoss mit Hermine privat zu tanzen, war es nicht mit der Peinlichkeit zu vergleichen, die er jetzt schon fühlte, wenn sie am Halloween Tanz zusammen tanzen würden.

Hermine ging beim ersten Klopfen an die Tür. Es verschlug ihm jedesmal den Atem wenn er sie sah. Ihre Arme schlangen sich um seinen Hals. „Guten Abend, Professor.“

Seine Hände griffen, als hätten sie einen eigenen Willen, um ihre Taille und zogen sie an sich. „Miss Granger.“ Ihr Kuss war warm und stellte die Grenzen wieder her, die sie schon dabei gewesen waren, abzubauen.

Severus zog seinen Umhang aus und hängte ihn neben die Tür. Der nun schon gewohnte Ablauf brachte die Tatsache auf den Tisch, dass dies real war. Hermine war real. Wenn der Unterricht beendet war würde er immer noch hier sein, in ihrer Wohnung, und ihre Gesellschaft genießen können.

Hermine war in die Mitte des Raums gegangen und wartete dort auf ihn. „Alles in Ordnung?“

Severus trat etwas zerstreut hinzu. „Mir geht es gut, es war nur ein langer und anstrengender Tag. Ich muss heute Abend um elf Uhr zurück zum Schloss. Ich habe noch einige Kleinigkeiten zu erledigen, damit ich morgen weg kann.“

„Wir können heute Abend absagen, wenn es Schwierigkeiten gibt.“

„Ich habe keine Lust, ‚abzusagen’ wenn ich mit dir hier sein kann.“

Hermine lächelte. „Schön. In diesem Fall, bereit für die Wiederholung?“

Die Musik begann und Severus nahm die Hexe in den Arm. Sie tanzten die Eröffnungsschritte des Tangos. Nach eineinhalb Monaten Unterricht konnte Severus im langsameren Takt die meisten Figuren tanzen. Einige wirkten noch gezwungen und bei La Salida, einem Seite an Seite, Hüfte an Hüfte Schritt, den Hermine ihm erst letzte Woche gezeigt hatte, brauchte er noch Übung.

„Wie viele Schritte dieses verdammten Tanzes muss ich denn noch lernen?“ Er war müde und hatte, wollte er das Wochenende frei haben, noch zu arbeiten, wenn er nach Hogwarts zurückkam. Sofort bereute er seinen Ton, als er Hermine ansah. „Es… tut mir leid. Wie ich schon sagte, es war ein langer Tag und ich habe noch viel zu tun.“

Hermine reagierte belustigt auf seine Entschuldigung. „Das ist richtig schwer für dich, nicht wahr? Rangiert gleich neben ‚Remus’. Mein Gott, ich hätte die Wette mit dir so abschließen sollen, dass du auch Harry beim Vornamen nennen müsstest, und nicht nur Remus. Wann ist das nächste Spiel zwischen Slytherin und Gryffindor?“

Severus verschränkte die Arme über der Brust. „Ich stelle fest, dass du das richtig lustig findest. Ich sollte in der Zukunft davon Abstand nehmen, mich zu entschuldigen. Bitte, mach nur weiter. Wenn du wieder die gebührliche Kontrolle über deine Gefühle hast, könnten wir ja die Stunde beenden.“

„Severus. Komm schon. Ich habe versucht, dich ein bisschen aufzuheitern. Und ja, ich finde das lustig. Warum schwänzen wir nicht den Rest der Stunde? Du hast ja auf jeden Fall noch drei übrig.“ Hermine zerrte an seinem Arm. Er bewegte sich nicht und war wie aus Granit.

„Hermine, es ist eine magische Wette.“ Severus stand da und sah sie an, als es ihr dämmerte.

„Du kannst nicht schwänzen, oder? Kommst du deswegen Woche für Woche wieder, oder gibt es da etwa noch etwas anderes?“

Severus versuchte, Hermines Gefühle einzuschätzen. Sie meinte das doch nicht etwa ernst? Konnte er höhnisch zu ihr sagen ‚Ja, was würde ich sonst hier wollen, du unerträgliche Besserwisserin?’ und sie dann in den Arm nehmen und küssen? Sie konnte nicht zu beleidigt sein. Sie hatte ihn doch eine Fledermaus genannt. Vielleicht sollte er sie nur küssen und gar nichts sagen? Sollte er ihr erzählen, wie sehr er sich für sie interessierte, dass er sich seit dem Anfang, als er sie zum ersten Mal im Tanzstudio gesehen hatte, zu ihr hingezogen gefühlt hatte?

„Severus?“

Verdammt. Er hatte zu lange gewartet, um etwas zu sagen oder zu tun. Einen tiefen Atemzug nehmend, meinte er: „Was möchtest du hören? Ich möchte eben hier sein, weil du hier bist. Oder, ja die verfluchte Wette lässt mich Woche für Woche zurückkommen, aber ich würde gern weiterhin herkommen, wenn der Wetteinsatz endlich eingelöst ist. Eventuell lieber am Mittwoch, weil es in der Mitte der Woche ist, und es dann nicht so lange von Sonntag bis Freitag ist. Oder vielleicht füllst du die Lücke aus. Vielleicht sollte ich auch gar nichts sagen und dich einfach küssen. Ich bin augenscheinlich zu müde dazu, um nach einem Motiv zu suchen. Wähle einfach einen Grund.“

Hermine grinste und legte ihre Arme um ihn. „Könntest du meine Wahlmöglichkeiten wiederholen?“

Severus starrte die junge Frau an.

„In Ordnung. Ich denke, ich mag die Mittlere am meisten.“

„Und welcher Grund war das? Ich habe das offenbar vergessen.“ Severus versuchte, der jungen Frau wenigstens ein schwaches Lächeln zu schenken. „Während die verdammte Wette läuft, tauche ich immer wieder hier auf, denn hier möchte ich sein. Nun, könnten wir weitermachen, so dass ich nicht wie ein kompletter Narr aussehe, wenn wir tanzen? Wie viele weitere Schritte gibt es denn noch?“

„Nun ja, ich denke, wir haben die meisten Schritte behandelt. Du musst noch La Cunita lernen, was ‚Wiegender Fels’ heißt. Das sind einige auffällige Bewegungen mit den Zehenspitzen, die aber nicht schwer zu lernen sind. Wir müssen noch an der Cierre arbeiten. Es ist eine Drei-Schritt Sequenz, die damit endet, dass beide Füße nebeneinander stehen. Grundsätzlich ist es ähnlich zu La Salida oder einem ‚normalem’ Tango, aber der Schlussschritt wird für einen ganzen Takt gehalten, bevor man sich weiter bewegt. Dann ist da noch La Cadencia. Du gehst zwei- bis viermal am Platz. Dann die seitliche Cadencia, beide Figuren sind ein Übergang zum nächsten Schritt und beide sind ziemlich leicht zu tanzen. Und ich denke, ein Tango rockt auch! Es ist wie eine Cunita bevor wir einige Verzierungen oder Ausschmückungen hinzufügen. Ich weiß nicht, zwei weitere, effektive Schritte und einige leichte Figuren. Ich denke, wir sollten La Salida noch üben. Wir sind noch nicht im Gleichschritt, wenn wir uns Seite an Seite bewegen.“

Severus stöhnte. „Ich habe nicht die Absicht, ein professioneller Tangotänzer zu werden. Ich möchte nur die verdammte Wette endlich beenden. Und was bitte, ich flehe dich an, sind Ausschmückungen?“

„Ausschmückungen? Das sind keine richtigen Schritte, nur Bewegungen, die den Tanz dramatischer erscheinen lassen. Zum Beispiel mit der Zehenspitze zum richtigen Zeitpunkt aufklopfen. Den Fuß kreisen lassen. Bewegungen mit dem Kopf. Abgehackte Bewegungen, die zwischen den Reihen getanzt werden. Wir können an den Ausschmückungen nächste Woche arbeiten. Sie sind leicht zu lernen und dem Tanz hinzuzufügen.“

Hermine schwang ihren Zauberstab und die Musik fing wieder an zu spielen. „Los komm, fangen wir langsam am Anfang an. Wir versuchen einen kompletten Durchlauf und dann üben wir La Salida und schauen, ob wir die seitlichen Bewegungen miteinander abstimmen können. Ich kann dir die neuen Schritte auch das nächste Mal zeigen.“

Severus schritt nach vorn und zog Hermine in seine Arme. Der Duft von Flieder stieg ihm in seine sensible Nase. Er verlor sich in dem Gefühl ihres Körpers, als sie anfingen, zur Musik zu tanzen.
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Sie übten über eine Stunde lang und versuchten, die Knackpunkte bei manchen Figuren auszuarbeiten.

„Möchtest du, dass ich noch etwas zu Essen bestelle, oder willst du lieber gleich zurück zum Schloss?“

„Kochst du immer noch nicht?“, fragte er mit einem ironischen Lächeln.

„Wenn du kein Essen ordern möchtest, musst du leider gehen! Willst du vielleicht, dass ich dir bei der Auswahl helfe?“ Hermine verschränkte die Arme über der Brust.

„Bestelle das Essen. Ich habe einen Artikel, den ich dir zeigen möchte.“ Severus ging zu seinem Umhang.

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Die Reste ihrer Mahlzeit lagen am äußersten Ende des Couchtisches und warteten nur auf die Schwerkraft, um auf den Boden zu fallen. Bücher und Pergamente belagerten wieder einmal jeden Zentimeter freien Platzes.

Severus saß mit Notizen um sich ausgebreitet auf dem Sofa. „Wenn wir den Anteil des Aasgeiermagens verändern, sollte der Wolfsbanntrank länger wirken. Der Vergleich in diesem Artikel sollte für unseren Zweck anpassbar sein und ich denke, dass er entscheidend bei den Mengenangaben der Zutaten helfen könnte.“

Severus hatte einen Artikel in Zaubertränke heute gefunden, welcher einen Vergleich beschrieb, mit dem man der Arithmantik ein bedeutenden Anteil bei der Summe der Zutaten in einem Trank zugestand. Hermine war unübertroffen in Arithmantik während ihrer Zeit in Hogwarts gewesen, und er hatte die Hoffnung, dass sie den Vergleich zusammen mit der Veränderung des Wolfsbanntrankes handhaben konnte. „Es nutzt die Grundtheorie von Arithmantik, fügt aber die Variablen dem Trank hinzu. Ich glaube, dass wir das gebrauchen können.“

„Ich habe mir schon immer gedacht, dass Arithmantik ein nützliches Werkzeug für das Berechnen einer Menge Dinge wäre. Ich glaube nicht, dass es so schwer ist, den Vergleich anzupassen. Wie war der Name des Zaubertränkemeisters, der den Artikel geschrieben hat?“

Severus schlug den Artikel nach. „Professor Mutabilis.“

„Da ist er.“ Hermine stöberte durch verschiedene Pergamentstapel vor und neben sich. Sie zog eine Seite aus einem der Stapel und reichte sie ihm. „Ich dachte mir doch, dass ich mich an den Namen erinnere. Er ist einer der Tränkemeister, der an dem Symposium teilnimmt. Vielleicht sollten wir mit ihm sprechen?“

„Vielleicht.“, meinte Severus zurückhaltend. Das Symposium. Die Frage, was sie nach Cambridge machen würde kam ihm wieder in den Sinn. Er schob den Gedanken fort. Diese Unterhaltung konnte auf einen anderen Tag verschoben werden. Es war spät geworden. Er musste bald gehen, wenn er noch rechtzeitig im Schloss sein wollte. Er hatte später Aufsicht in den Gängen und musste noch einen Stapel Tränkeaufsätze der Fünftklässler korrigieren.

„Severus.“

„Ja?“

„Wie wäre es, wenn ich Vanessa und Ted frage, ob sie an Halloween in Hogwarts tanzen? Vielleicht wäre es möglich, dass auch Kathy und Justin tanzen. Wenn nicht, könnte Vanessa einen Walzer oder Foxtrott mit Ted tanzen, und ich tanze ein oder zwei Tänze mit ihm, und wir beide beenden das dann mit dem Tango.“ Hermine zuckte mit den Schultern. „Ich dachte nur, es wäre einfacher, wenn es eine Art Mini Tanzvorführung wäre, als wenn nur du und ich als einzige Unterhaltung da wären. Es war nur ein Gedanke.“

Severus’ Augen schienen sich zu verdunkeln. Sein Verstand schien auf ‚Sturm’ zu schalten. „Wäre Prittchard überhaupt einverstanden, an Halloween zu tanzen?“ Es würde ihm weniger das Gefühl geben ein völliger Narr zu sein, wenn auch andere tanzen würden. Was ihn im Moment aufregte, war das Bild von Prittchard und Hermine, wie sie die Rumba und den Tango getanzt hatten, damals bei der Tanzvorführung in der Cambridger Studentenvereinigung, bei der er zugesehen hatte. Sie gehörten zu diesem Zeitpunkt nicht zusammen, aber er hatte einen Ärger gefühlt, der ihm einen stechenden Schmerz versetzte, als er sie mit ihm tanzen sah. Was würde er diesmal fühlen?

Ärger?’ fragte die Stimme in seinem Kopf. ‚Ärger? Versuch es mal mit Eifersucht, denn du bist jetzt noch viel schlimmer dran, alter Mann.’

Severus versuchte, das Bild, das sein Verstand heraufbeschworen hatte, abzuschütteln. „Verzieh dich!“, murmelte er flüsternd.

„Was? Ich habe dich nicht verstanden.“ Hatte sie ihn richtig gehört? Es hörte sich an wie verzieh dich. Das konnte nicht sein. Hermine blickte hoch und bemerkte seinen finsteren Gesichtsausdruck.

„Wären sie bereit zu tanzen?“ Severus versuchte, vernünftig mit sich selbst zu reden und seinen Zorn zu zügeln. ‚Prittchard ist mit Vanessa verheiratet. Krieg dich wieder ein. Du benimmst dich wie ein aus der Kontrolle geratener Teenager.’

„Severus, geht es dir gut?“ Hermine hatte sich neben ihn gesetzt und ihre Hand auf seinen Arm gelegt. Sie konnte die Elektrizität in der Luft spüren. Wenn er ihr auch die netteren Seiten seines Charakters gezeigt hatte, durfte man die Macht, die in diesem dunklen Zauberer inne wohnte, nicht verkennen. Er war äußerst gefährlich, eine Naturgewalt an sich.

„Mir geht es gut. Frag Prittchard. Das wäre wahrscheinlich die beste Lösung.“ Er biss die Zähne zusammen, um seine Selbstbeherrschung wiederzuerlangen.

„Wenn wir hier fertig sind, habe ich noch ein paar Kostüme, die ich dir zeigen möchte.“

Severus erwartete, dass sie eine Fotografie von dem verdammten Kostüm hervorholen würde. Er würde glücklich sein, wenn Halloween erst vorbei wäre und sie auf diesen ganzen Unsinn verzichten konnten. Er hob fragend eine Augenbraue. Hermine grinste ihn breit an.

„Sie sind im anderen Zimmer. Komm mit!“ Hermine schob Severus in ihr Schlafzimmer.

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Severus beäugte die junge Frau, die ihn immer noch angrinste.

„Bitte denk daran, das sind nur die Prototypen der Kostüme, nach denen ich gesucht habe.“

Severus’ schwarze Kleidungsstücke waren über ihr Bett gelegt. Die Hemden waren ähnlich denen, wie sie die Bauern in Muggelfilmen normalerweise trugen. Die Klauseln der Wette waren sehr genau, was die Garderobe seiner Beinkleider betraf, Strumpfhosen, mit einem Schurz, der mit einer Schlange verziert war. Über die Oberbekleidung war nichts festgelegt – nur allgemein das Kostüm aus dem 16. Jahrhundert.

Falls Hermine gedacht hatte, dass es ihm peinlich sein würde, was sie ausgewählt hatte, hatte sie sich ziemlich geirrt. Mit der geübten Leichtigkeit von jemandem, der sich in seiner Haut wohl fühlte, begann Severus die Knöpfe seines Hemdes und Manschetten zu öffnen, ohne auf ihre Anwesenheit zu achten.

„Severus?“ Hermine schluckte heftig. Sie hatte geglaubt, die Oberhand zu besitzen und nicht er.

Er unterbrach das Aufknöpfen an der übrig gebliebenen Manschette. Sein seidenes Hemd war offen und hing locker von seinen breiten Schultern. „Hatte ich nicht recht mit meiner Annahme, dass du wolltest, dass ich diese Klamotten anziehe?“

„Ähm, nun ja, aber möchtest du nicht vielleicht, dass ich rausgehe oder so?“ Seine Ungeniertheit brachte sie mehr aus dem Konzept, als es sollte. Hermine leckte sich unbewusst über die Lippen, als die obere Hälfte seines Körperbaus in Sicht kam. Jahrelange, harte Arbeit hatte seinen Körper fit gehalten und das Schleppen der Kessel hatte ihm geholfen, in Form zu bleiben. Er war klassisch gebaut, breite Schultern, die sich zu einer schmalen Taille in einer klassischen ‚V’ Form verjüngten. Seine blasse Haut erschien fast durchsichtig in dem gedämpften Licht ihres Schlafzimmers. Ein feiner Hauch von schwarzen Haaren umgaben flache Brustwarzen. Weiße und silberne Linien und Narben kreuzten wiederholt seinen Brust und das, was sie von seinem Rücken sehen konnte. Eine breitere Linie schwarzen Haares zog sich von seinem Nabel bis zum Bund seiner Hosen.

Hermine konnte ihren Blick nicht von der Linie abwenden, die unter dem Verschluss seiner Hose verschwand.

„Siehst du etwas, nach dem du Sehnsucht hast?“, fragte er mit einem leisen Lachen.

Severus’ Stimme durchbrach den Nebel, der ihren Verstand einhüllte. Sie lächelte fröhlich. „Mir geht’s prima!“

„Gut.“ Ein Schwenk mit seinem Handgelenk und seine Hose fiel herunter. Die sehr engen Slips, an die sie sich noch vom Grimmauld Platz her erinnerte, kamen in ihr Blickfeld. Eine sehr bedeutende Ausbuchtung in der Mitte. Seine Beine waren schön entwickelt. Muskulöse Schenkel und Waden, wieder gut in Form durch die langjährige Arbeit und seltsamerweise wahrscheinlich auch durch seine Gewohnheit, schnell zu gehen.

Wieder leckte sie sich bei dem Anblick seines fast nackten Körpers unbewusst über die Lippen. ‚Ich kann es gar nicht glauben, was er für einen Körper unter den gewaltigen Roben, die er trägt, verbirgt. Was für eine Verschwendung!’, dachte sie. ‚Mein Gott, die Schülerinnen werden ihn danach in einen ganz neuen Licht sehen!’

Hermine nahm an, dass er üblicherweise seine Kleidung durch einen Zauber auszog. Diese Vorstellung hier war zu ihrem Vorteil. Sie war neugierig, wie er sich wohl in die Strumpfhosen zwängte. Hermine lehnte sich an ihren Schrank und wartete, dass die Show anfing.

Severus hielt die Strumpfhose hoch, zufrieden mit Hermines Reaktion auf seinen Körperbau. Er bemerkte ihr Grinsen, wobei sie das seine übersah. Die Strumpfhose entfaltete sich, zog sich wieder zusammen und legte sich dann eng an seinen Körper an. Er sah den enttäuschten Blick in ihren Augen.

„Du hast doch sicher nicht von mir erwartet, dass ich mich damit abmühe, sie auf Muggelart anzuziehen?“ Seine Stimme wurde leiser. „Ich bin ein Zauberer, Hermine.“ Er schnappte sich eines der Hemden: schwarze Seide mit langen Ärmeln, V-Ausschnitt und schwarzer Kordel. Das Hemd erschien durch Magie auf seinem Oberkörper. Sein Haar, welches länger war wie zu der Zeit da sie noch Schülerin war, lag frei um seine Schultern.

In Hermine kam der Gedanke auf, dass er wie ein Pirat aussah, wie einer dieser männlichen Models, die die Titelseiten von Muggelromanen schmückten. Alles was noch fehlte, war ein großer, goldener Ohrreif. Sie war der Meinung, dass er umwerfend gut aussah.

Er sah sie fragend an. „Und?“

„Du siehst wie ein Pirat aus.“

„Wird vorausgesetzt, dass ich wie ein Pirat aussehe?“

„Nun, der Look wirkt.“ Sie legte sich in seine Arme. „Du siehst… unglaublich sexy aus!“

„Hermine!“, sagte er mit ungläubiger Stimme.

„Nein, ich meine es so. Du siehst großartig aus! Die Schülerinnen werden dich nie mehr in der gleichen Art und Weise ansehen. Ich kann gar nicht glauben, dass du diesen Körper all die Jahre unter den ganzen Roben versteckt hast!“ Ihre Augen schlossen sich, als sie sich ihm zuwandte.

Der Kuss war langsam und sinnlich. Hermine hielt seinen Hintern fest, das Gefühl seiner härter werdenden Erektion an sich pressend. „Severus.“

Seine Hände wanderten über ihren Körper. Den Rücken liebkosend, mit ihrem Po spielend, die Brust massierend. Sie war bereit und mehr als willig, heiß vor Begehren. „Hermine, wir… können nicht. Ich hab dir gesagt, dass ich heute Abend früh zurück nach Hogwarts muss. Ich muss schon in ein paar Minuten gehen.“

„Was?“ Ihre Augen öffneten sich. „Du musst was?“

Was?’, brüllte die Stimme in seinem Kopf wie ein Echo der Empfindungen von der Frau vor ihm.

Schon gut, das war vielleicht nicht so gelaufen, wie er es geplant hatte. Er hatte sie nur necken wollen, als er gesehen hatte, was sie für ihn auf Lager hatte. Aber diesmal war das nicht nur sein Fehler. Sie hatte damit angefangen. ‚Sehr gut durchdacht’, überlegte er. ‚Sie hat angefangen.’

Die Stimme in seinem Kopf riet ihm nun, ihr die Kleidung vom Körper zu reißen, sie auf das Bett zu werfen und einfach zu nehmen! Was wäre den schon dabei, wenn er ein paar Minuten zu spät zu seiner Aufsicht in den Gängen kam. Albus würde das verstehen.

„Hermine, an was hast du gedacht, als du mich gebeten hast, dieses Kostüm anzuprobieren? Ich bin mir ziemlich sicher, dass es nicht die Erfüllung der Wettklauseln waren, die du im Kopf hattest, als du dies geplant hast.“

Hermine sah weg, Röte kroch in ihren Wangen hoch.

Severus’ Hand fasste unter ihr Kinn und brachte ihre Augen dazu, seine zu treffen. „Ich will dich. Du hast keine Ahnung, wie sehr ich dich will. Aber ich möchte das nicht beenden, bevor es angefangen hat. Ich habe dir gesagt, dass ich heute frühzeitig gehen muss. Du kannst dir gar nicht vorstellen, was für einen Aufschwung du meinem Ego gegeben hast, weil du… dies hier geplant hast. Wenn ich könnte, würde ich die Zeit anhalten und bei dir bleiben. Ich verspreche dir, dass wir morgen soviel Zeit haben wie wir wollen.“

„Seit wann bist du so redegewandt? Warst du schon immer ein verkappter Romantiker?“

„Hast du meiner Rede für die Erstklässer nie zugehört? Es gibt nicht allzu viele Leute, die mir so wichtig sind, dass ich mit ihnen rede. Betrachte dich als auserwählt!“ Er küsste sie sanft auf die Lippen.

Hermine fühlte, wie sich seine Kleidung unter ihren Händen veränderte. Als sie die Augen öffnete, trug er wieder sein eigenes Hemd und Hose. Ihre Finger spielten mit den Enden seiner langen Haare. „Du hast wirklich großartig ausgesehen.“

„Ich glaube, die Wette verlangt außerdem nach diesem Schurz mit einer Schlange darauf?“

„Richtig, und bei der nächsten Kostümprobe habe ich dann einen Schurz für dich.“ Hermine grinste ihn verlegen an. Sie dachte daran, wie unglaublich sexy er in diesem Outfit ausgesehen hatte. Sie freute sich darauf, was sie unter den Slips finden würde, die er so gern trug.

„Du leidest nicht an Ophidiophobie, oder?”, fragte er grinsend.

Nun war sie dran, eine Augenbraue zu heben. „Nein, ich habe keine Angst vor Schlangen. Warum?“ Dachte er vielleicht, weil er das Oberhaupt von Slytherin war, dass sie eine Abneigung gegenüber Schlangen hatte?

‚Zeig ihr deine Python!’ schrie die Stimme in seinem Kopf.

„Nur eine Frage. Hermine, ich werde wie ein Narr in diesem Outfit aussehen, wenn ich den Tango tanze. Ich werde lächerlich aussehen, egal was ich anhabe. Meine einzige Rettung wirst du im meinem Arm sein.“ Hermines Kuckucksuhr schlug die Stunde. „Ich muss gehen. Soll ich dich morgen Abend um sieben Uhr abholen?“

Hermine begleitete ihn zur Tür. „Sieben Uhr. Wohin gehen wir?“

Severus nahm sich seinen Umhang von seinem üblichen Platz neben der Tür. „Des Zauberers Wahl. Ich sehe dich dann morgen.“

Ein schneller Kuss und er war gegangen. Hermine lehnte sich gegen die Tür. „Na, das lief ja nicht so wie geplant“, sagte sie in den leeren Raum. Krummbein miaute aus der Küchentür. Beiläufig ging er zu seinem Frauchen und schlängelte sich um ihre Beine. „Ich schätze, wir warten auf morgen, Krummbein. Bist du hungrig?“

Der Halbkniesel drückte sein plattes Gesicht in Hermines Hand, als sie ihn hinter dem Ohr kraulte. „Komm, wir suchen etwas zu essen für dich.“ Der Kater folgte ihr in die Küche und wartete geduldig, während sie ihm eine Katzenleckerei zurecht machte. Diese Rasse war bekannt für ihre Intelligenz. Krummbein hatte in Hermines drittem Jahr versucht, Rons Ratte Krätze anzugreifen, ehe sich herausstellte, dass er ihn Wirklichkeit der Animagus Peter Pettigrew war. Krummbein schien Severus tatsächlich leiden zu können. Er drückte sich an Severus’ Bein, sobald dieser die Wohnung betrat. Der Tränkemeister war der Meinung, dass dies wohl Krummbeins Art war, ihn zu nerven. Er war nicht begeistert davon, dass der Kater die Gewohnheit hatte, mit seinem orangenen Fell auf seine makellosen Hosenbeine zu haaren. Aber Hermine war insgeheim froh darüber, dass der Kater sich an den dunklen Zauberer gewöhnt hatte.

Hermine seufzte, während sie auf ihr Bett zusteuerte um Schlaf zu finden. „Morgen“, sagte sie. Nur die Stille im Zimmer antwortete ihr.

tbc

Ein Tanz, so alt wie die Zeit

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