Minnies Fanfictions

Kapitel 25 Die Spiele, die die Menschen spielen

Die Spiele, die die Menschen spielen...


Es war früh am Samstagmorgen und Severus war endlich fähig, länger als zehn Minuten aufrecht zu sitzen, bevor ihn ein Zittern durchlief. „Hermine, so sehr ich es begrüße, dass du da bist, wäre es mir doch lieber gewesen, wenn du mich nicht in diesem Zustand gesehen hättest.“

Hermines Blick war fest, während sie den Mann betrachtete, um den sie sich so sehr sorgte. Ihre Stimme hatte einen unterschwelligen Ton der Verärgerung. „Und wie hättest du mich fernhalten können? Erinnerst du dich, wir wollten heute zusammen arbeiten! Vielleicht hättest du mir eine Eule geschickt, die mir mitteilt, dass du unvermeidlicherweise verhindert wärst und ich dich am Mittwoch treffen würde. Oder, ‚Liebe Hermine, leider befinde ich mich in einer ziemlich unangenehmen Lage, weil ein Dummkopf, der schlimmer als Longbottom ist, einen Trank versaut hat. Am Montag komme ich dann aus der Quarantäne. Grüße, Severus.“ Sie beobachtete sein schmerzverzerrtes Gesicht, die Krämpfe, die immer noch über die ganze Länge seines Körpers zogen. Ihre Augen wurden weich, sie wünschte sich, sie könnte ihm den Schmerz nehmen. Ihre Stimme war ruhiger, als sie wieder sprach. „Oder wolltest du es vor mir verstecken? Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, wie dir das gelungen wäre, oder warum du so etwas tun würdest. Denkst du, es macht dich irgendwie kleiner in meinen Augen?“

Severus fand es schwierig, mit seinen Gefühlen zurecht zu kommen. Er verabscheute das Gefühl der Hilflosigkeit, den der Cruciatusfluch bei seinen Opfern verursachte. Es war dennoch härter, dass ihn Hermine so hilflos sah. Er wusste, dass er töricht war. Es war ein durch den Fluch verursachter vorübergehender Zustand, dauerte höchstens noch ein paar Tage und er würde wieder so gut wie neu sein, oder wenigstens wie sein normales, unliebenswürdiges Selbst.

Hermines Besorgnis für sein Wohlergehen brachte aber anscheinend auch ihre Beziehung auf ein anderes Niveau. Obwohl er es vorziehen würde, in ihren Augen in keinster Weise schwach zu erscheinen, zerstreute es einige seiner Bedenken über ihre Gefühle für ihn. Endlich konnte er daran glauben, dass er mehr als eine vorübergehende Schwärmerei für sie war. Er lachte in sich hinein, als ob er für irgendwen ein Schwarm wäre!

„Meinst du, du könntest mir eine Feder und ein Pergament bringen? Ich würde gerne die Nachricht der Eule, die du erwähnt hast, für einen zukünftigen Hinweis festhalten. Obwohl, ich glaube nicht, dass ich mit ‚Liebe Hermine’ beginnen würde.“ Severus streichelte mit zitternder Hand über ihre Wange. Er versuchte die Spur einer Träne, die ihr das Gesicht hinunterlief, weg zu wischen, aber seine Finger verweigerten ihm die Mitarbeit. „Ich glaube, zur Begrüßung sollte da stehen: ‚An meine liebste Hermine’.“

Ihre Tränen flossen tatsächlich noch einige Zeit, ehe sie sich wieder unter Kontrolle brachte. Es brach ihr das Herz, diesen starken, stolzen Mann auf diese Stufe des Schmerzes und Leids reduziert zu sehen. Sie würde ihn so gerne umarmen und küssen, aber der verdammte Fluch hatte seine Nervenbahnen zu stark schmerzsensibilisiert, dass es unerträlich war, wenn er mit menschlichem Kontakt konfrontiert wurde. Die Nerven wurden dann wieder mit aller Macht aktiviert. Ihre Stimme war nur ein Flüstern. „Du lässt es mich wissen, wenn ich dich wieder umarmen kann, stimmt’s? Ich glaube, ich möchte dich nie wieder loslassen.“

„Ich glaube, dieses Gefühl… beruht auf Gegenseitigkeit.“ Severus Körper versteifte sich, als über seine Züge eine Kombination von Krämpfen und Schmerzen glitt, bevor sie schließlich wieder abflauten.

Der Wecker läutete und signalisierte damit, dass es erneut Zeit für eine weitere Dosis war, als es an der Zimmertür klopfte. „Potter. Was für ein Timing,“ sagte er durch zusammen gebissene Zähne.

oooOOOoooOOOooo

Dass sich Severus kaum an den Namen des Todessers erinnern konnte, war nicht überraschend. Voldemort hatte es nicht zugelassen, dass irgendjemand die Namen all seiner Lakaien wusste und bevorzugte es, sie in kleinen Gruppen zu treffen. Die gesamte Gruppe würde so nicht in Gefahr geraten, wenn einer zum Verräter würde. Verräter oder Spion.

Harry prüfte das Pergament, während die Feder die Aussagen selbständig aufzeichnete. „Professor Snape, können Sie sich vorstellen, warum sich der Todesser Sanders in Hogsmeade aufhielt?“

„Ich bin überzeugt, dass er nach Hogwarts wollte. Er hat sicher nach Albus Dumbledore oder nach mir gesucht. Es war ein großes Glück für ihn, dass ich am Freitagnachmittag gerade in Hogsmeade war um einige Vorräte zu besorgen.“

„Gibt es noch etwas, was Sie zu diesem Zeitpunkt anfügen möchten?“

„Nein.“

Finite Incantatem.“ Harry schien Severus einzuzuschätzen.

„Gott sei Dank war der Orden nie darauf angewiesen, das Sie jemals spionieren mussten. Was ist los, Potter?“ Severus war ein bisschen genervt. Er konnte keinen Fehler in Harrys Benehmen erkennen, aber der Schmerz erschöpfte ihn schon wieder. Absichtlich hatte er eine verwässerte Dosis des Schmerztrankes eingenommen. Er wollte ja kein sabbernder Idiot sein, wenn er eine Aussage für das Ministerium machen musste.

Harry seufzte. „Glauben Sie, dass das eine einzelne Attacke war? Wir wissen immer noch nicht, wer ihm beim Ausbruch geholfen hat. Die Gefängnisse in Italien haben zwar nicht das Level von Askaban, aber jemand muss ihm trotzdem geholfen haben.“

In seinem Kopf erschien plötzlich die Vorstellung von Hermine, wie sie lässig über die Pfade in Cambridge schlenderte. „Haben Sie irgendeine Information über den Ausbruch, irgendwelche Anhaltspunkte? Hat ihn jemand kürzlich besucht? Hogwarts ist ein gutes Stück von Italien entfernt. Woher hat er den Zauberstab erhalten?“ Jede Menge weiterer Fragen wirbelten in Severus Kopf herum.

„Ich habe noch nicht den endgültigen Bericht aus dem Gefängnis. Ich dachte daran, denen dort in den nächsten ein oder zwei Tagen einen kleinen Besuch abzustatten. Vielleicht kann ich persönlich etwas mehr herausfinden, als sie in einen offiziellen Bericht schreiben würden.“

Severus lachte leise. „Für was wäre es auch sonst gut, Der-Junge-der-lebt-um-die-Welt-zu-retten zu sein, wenn es zu nichts zu gebrauchen wäre?“

„Ja, etwas in dieser Art.“ Harry sah etwas betreten drein. Er selbst war nicht wichtig, es waren Ginny und Hermine und genauso seine anderen Freunde, um die er besorgt war. „Ich denke, die meiste Information bekommen wir, wenn wir den Zauberstab verfolgen, den er benutzt hat.“

Ein ungewohnter Ausdruck glitt über das Gesicht des finsteren Mannes. „Potter, ich würde es… begrüßen, wenn Sie mich auf die Kopie des Berichts einen Blick werfen ließen, sobald Sie ihn bekommen. Genauso wie auf jede weitere Information, die Sie erhalten.“

Harry grinste. „War das eine Grimasse aus Schmerz oder weil Sie mich höflich um einen Gefallen bitten wollen?“

Severus Knurren war an den jungen Zauberer gerichtet. „Sie sind ein Arsch, Potter, und wundern sich, warum ich Ihre Gesellschaft unzumutbar finde?“

„Nehmen Sie es leicht. Ich halte Sie auf dem Laufenden. Ich würde sowieso gerne Ihre Sicht der Dinge hören, mit Ihrer Erfahrung bemerken Sie vielleicht etwas, dass ich übersehen habe.“ Harry versuchte, ihn zu beschwichtigen. Hermine würde ihm das Fell über die Ohren ziehen, wenn es Snape bei ihrer Rückkehr schlechter ginge.

„Weil ich ein Ex-Todesser bin.“ Sein Tonfall war bitter, als er die simple Tatsache aussprach. Er war dazu bestimmt, für den Rest seines Lebens für diese Entscheidung zu bezahlen.

„Reden Sie doch keinen Unsinn, Snape. Ich weiß, was Sie waren. Ich weiß auch, dass Sie loyal dem Orden gegenüber waren. Wenn Sie nicht in der finalen Schlacht neben mir gestanden hätten, wäre ich heute nicht mehr am Leben.“ Harrys Stimme wurde ruhiger. „Ich weiß auch, dass Sie sich um Hermine sorgen. Und Gott soll mir helfen, aus irgendeinem unbekannten Grund steht sie auf Sie. Ich bin um sie und Ginny besorgt. Ich hoffe sehr, dass dies ein Einzelfall war. Ich muss aber sicher gehen, das ist alles.“

Severus betrachtete den jungen Mann. Anscheinend waren auch sie auf eine neue Ebene der Verständigung gekommen. Er nickte, ehe er sich zurück in die Polster der Couch lehnte. Angesichts all dieser Fragerei und auch des Schmerzes schien der Gedanke an einen traumlosen Schlaf jetzt direkt einladend für ihn zu sein.

Die Befragung hatte nicht allzu lange gedauert. Harry und Severus sahen sich über den Couchtisch an. „Sie können wirklich gehen, Potter. Ich bin imstande, auf mich selbst zu achten.“

„Ich bin mir sicher dass das wahr ist, aber wie auch immer, ich kann nicht gehen.“ Harry sah ein wenig verlegen drein, als eine weitere Welle von Krämpfen über Severus rollte.

„Lassen Sie mich raten: Hermine,“ sagte er verärgert.

Harry nickte. „Und Ginny, Poppy, Remus, Albus, Minerva…“

Severus hob eine zitternde Hand. „Genug. Ich verstehe.“

Eine unangenehme Stille folgte. Severus saß zurückgelehnt auf der Couch, der Schmerz zeichnete sich wieder auf seinen Zügen ab und klang dann ab.

„Möchten Sie, dass ich Ihnen zurück in Ihr Bett helfe?“

Severus starrte ihn an. „Das muss Ihnen doch richtig gut gefallen, oder? Der schmierige Blödmann hat Schmerzen. Rufen Sie Weasley. Ich bin sicher, dass er die Vorstellung genießen wird.“

„Professor, ich war ebenfalls schon unter dem Cruciatus. Das würde ich niemandem wünschen, auch Ihnen nicht. Und bevor Sie sich entschließen, mir einen Vortrag zu halten – ich weiß, dass Sie dem Fluch öfters als die meisten Menschen unterworfen waren. Glauben Sie mir, ich genieße das nicht, nicht einmal bei Ihnen.“ Harrys schiefes Lächeln war aufrichtig, während er Severus ansah.

„Schon gut. Hören die Wunder denn niemals auf? Rufen Sie den Tagespropheten an, Potter. Ich glaube, die Hölle ist gerade eingefroren.“ Severus saß einen Moment einfach da. „Ist noch etwas Tee übrig?“

„Ja, ich schenke Ihnen welchen ein. Hätten Sie lieber eine Tasse Kaffee?“ Harry beobachtete, wie Severus Hand zitterte. „Sie wissen, dass Sie sogar einen Milchshake ohne Mixer machen könnten?“

„Ich bin froh darüber, dass Sie meine Fähigkeiten so nützlich finden.“ Severus starrte ihn an. Zuerst Hermine, jetzt Potter. Er würde nur zu gern den Cruciatus auf den Jungen fluchen, wenn es kein Unverzeihlicher wäre. Kopfschüttelnd deutete er auf eine Tasse, die auf die Seite geschoben worden war. „Sehe ich so aus, als würde ich auch noch Koffein brauchen, um noch aufgezogener zu sein? Nehmen Sie diesen Becher. Hermine hat einen Stabilisierungszauber darauf gelegt. So, und was jetzt?“

„Wir könnten eine Runde Zaubererschach spielen. Ich glaube nicht, dass Hermine früher als in ein oder zwei Stunden zurück ist.“

„Zaubererschach, sind Sie gut?“ Severus nahm einen Schluck von seinem Tee. Er war zu Tode gelangweilt.

„Nicht allzu schlecht,“ meinte Harry achselzuckend. „Oder stattdessen vielleicht Exploding Snap?“

Severus schnaubte fast den Tee durch seine beachtliche Nase. „Exploding Snap? Wie alt sind Sie? In der Ecke da hinten steht ein Schachbrett. Holen Sie es her. Accio Schmerztrank.“ Severus streckte seine Hand aus, als eine Phiole aus seinem Schlafzimmer herein flitzte, um geschickt in seiner Handfläche zu landen. Er konnte das Zittern nicht abstellen, aber auch die halbe Dosis würde den Schmerz auf eine erträgliche Stufe verringern und ihm immer noch gestatten, sich über Potter lustig zu machen.

Harry grinste kleinlaut. „Dann eben Schach.“

oooOOOoooOOOooo

Ginny kam vorbei, als sie gerade fast mit der ersten Partie fertig waren. Severus war ein brillanter Stratege und er spielte das Spiel so, wie er alle Dinge tat, mit nur einem Ziel im Kopf, nämlich besser als sein Gegner zu sein. Er war jedoch überrascht, welchen Grad an Können Potter entfaltete.

Harry betrachtete das Brett. Severus hatte gerade seinen König in Schach gebracht. Es sah wie matt aus. Er konnte keine weiteren Optionen erkennen. „Und matt. Lust auf eine Revanche?“ Sein König hatte seinen Dolch gezogen und ihn sich in den Magen gerammt. Gerade stolperte er über das Brett um dann vor die Füße der weißen Königin zu stürzen.

„Lass mich erst den Professor durchchecken. Harry, bestell noch ein Tablett mit Tee und einige Schokoladenplätzchen aus der Küche. Ich könnte mir vorstellen, dass die Schokolade jetzt helfen könnte.“ Ginny erhob ihren Zauberstab und untersuchte Severus.

Harry sah vom Kamin aus zu. Er hatte mit Ron während ihrer gesamten Schulzeit Zaubererschach gespielt. Ron war unübertroffen in dem Spiel und hatte fast immer gewonnen. Aber es war ein Spiel gewesen. ‚Snape spielt, als wenn sein Leben daran hängen würde,’ dachte er und bedauerte es sofort wieder, als eine Schmerzwelle den Mann durchzog. Er vermutete, dass der Tränkemeister nicht allzu viele sorglose Tage in seiner Jugend gehabt hatte, um ein einfaches Spiel genießen zu können.

Das Tablett neben dem Tisch verschwand und ein neues ploppte aus dem Nichts und ersetzte es. Severus beobachtete Ginny, wie sie seinen Körper untersuchte. Es waren weit weniger rote Bereiche als gestern. Er betrachtete die junge Hexe, wie sie aufmerksam ihre Arbeit machte. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Potter sie beobachtete. Er nahm an, dass das auch das Resultat seiner Beziehung mit Hermine war. Mit Potter Schach zu spielen, während man auf ihre Rückkehr wartete. Oh Gott, was noch? Samstagabends mit den Weasleys essen oder vielleicht ein Doppeldating mit Potter? Er erschauderte bei dem Gedanken. Wenn es soweit kommen würde, würde er sich weigern für etwaige Taten verantwortlich zu sein.

oooOOOoooOOOooo

Hermine kam eine Stunde später zurück und fand Severus und Harry in ihr zweites Schachspiel vertieft. Dem Anschein nach würde Severus auch dieses gewinnen.

„Sehr schön, Sie sind offenbar wieder matt, Potter.“ Severus freute sich hämisch, als Harrys König wieder Harakiri beging und dann vom Brett fiel.

„Sie haben wieder gewonnen, Snape. Ich werde aber dran bleiben.“ Ein verstehender Blick wurde zwischen den beiden gewechselt, während Harry aufstand, um zu gehen.

Severus nickte nur.

oooOOOoooOOOooo

„Ich bin auch morgen noch den ganzen Tag in der Nähe, solltest du mich brauchen. Ist in Cambridge alles gut gelaufen?“, fragte Harry, als sie zur Tür gingen.

„Alles hat gut geklappt. Danke Harry, ich bin dir wirklich für deine Hilfe dankbar. Bleibt es bei Donnerstag? Wenn du weißt wo, dann eule mir, okay?“ Hermine umarmte Harry als er die Kerker verließ. Sie drehte sich um und bemerkte, dass Severus Blick auf sie gerichtet war.

Eine Augenbraue war hoch gezuckt. „Donnerstag?“

„Ich treffe mich mit Harry und Ron zum Abendessen. Wir versuchen, einmal im Monat zusammen zu kommen, auch wenn es immer mal schwankt wegen Rons Terminen.“ Hermine setzte sich auf die Couch, aber mit einem Stück Abstand, da sie zu ängstlich war, ihn zu berühren oder zu bedrängen.

„Ist es erwünscht, dass ich bei diesem… Essen teilnehme?“

„Ich habe niemals erwartet, dass du gut Freund mit Ron oder Harry wirst. Ich bin glücklich und ebenso auch ein wenig verblüfft, dass du sie bisher noch nicht verhext hast. Und erzähl mir jetzt nicht, dass dir der Gedanke noch nicht gekommen ist. Mehrmals. Ich treffe sie besser allein zum Essen. Ich mache das immer so und erwarte nicht von dir, dass du dich nur wegen mir mit ihnen anfreundest. Severus, ich bin mir nicht sicher, wohin unsere Beziehung führt, aber wir sind nicht an der Hüfte zusammengewachsen. Ich werde dir nicht zumuten, dass du überall mit mir hingehst. Du kannst gerne am Donnerstag mitkommen. Ich habe nur angenommen, dass du das nicht möchtest.“

Severus blickt weiter finster drein. „Du hast Recht mit dieser Einschätzung. Ich würde gerne mit dir alleine gehen, aber ich habe kein Verlangen danach, mit Potter oder Weasley öfters als notwendig zu essen. Du hast aber auch nicht vor, mich unter einen Imperius zu setzen, oder doch?“

„Danke, aber ich denke ich verzichte lieber auf den Fluch. Irgendwie hat Askaban keinen Reiz für mich.“ Hermine nickte, es war genau so, wie sie es erwartet hatte.

„War das Treffen mit deinem Studienberater zufrieden stellend?“

„Nicht schlecht. Er sagte, dass einer der Tränkemeister, die du erwähnt hast, ein Teil des Programms wäre. Sie könnten ihn kontaktieren, wenn ich Interesse daran hätte, bei ihm die Lehre zu machen. Ich muss aber meine Anfragen nicht vor Januar einreichen. Sie möchten die Noten von diesem Semester, ehe sie sich überzeugen, wer sich qualifiziert hat und auf welcher Stufe.“ Sie lehnte sich müde zurück. Der gestrige Tag hatte sie ganz schön mitgenommen.

„Ich bin mir ziemlich sicher, dass deine Noten keine Zweifel hegen lassen, dass du dich für die höchste Stufe qualifiziert hast. Sie sind in der Vergangenheit immer Ohnegleichen gewesen.“

„Hast du mir gerade ein Kompliment gemacht?“

„Habe ich das?“, fragte er.

Hermine lächelte breit. „Mmm, ich glaube, das hast du. Nächstes Wochenende ist ein Seminar in Amsterdam, bei dem gewünscht wird, dass ich daran teilnehme. Ich kann nicht glauben, dass sie uns nicht mehr Mitteilungen darüber gegeben haben. Es wäre entweder an diesem oder am Halloween Wochenende. Wir werden wie in einem Praktikum arbeiten. Cambridge veranstaltet eine Vortragsreihe und wir machen die Routinearbeiten. Die Beispiele festlegen und den Arbeitsbereich der Anlage instand halten. Wenigstens werde ich die Vorträge hören können.“

Severus Augen verdunkelten sich. „Du bleibst über das Wochenende dort?“

„Ja, dieses Mal gehen zehn von uns. Professor Rancine und fünf von uns bauen auf. Am Samstagabend und Sonntagmorgen rotiert die Besetzung. Die anderen Studenten bauen am Sonntagabend ab. Ich sollte Mitte des Tages fertig sein. Ich hasse es, das Zimmer mit jemandem zu teilen, den ich nicht kenne.“ Hermine schmollte, als ihr klar wurde, dass das ihr Wochenende mit Severus unmöglich machte. „Vielleicht können wir am Sonntagnachmittag zusammen sein, wenn ich zurückkomme und du Zeit hast.“

„Rancine? Ich will nicht, dass du mit diesem Mann gehst! Du wirst da nicht teilnehmen. Die Antwort ist nein!“ Wenn es sich um denselben Tränkemeister handelte, an den Severus dachte, dann war ihm sofort klar gewesen, dass dies ein Frauenheld der schlimmsten Sorte war. Es musste eine Menge Galleonen gekostet haben, sich diese Position in Cambridge zu sichern. Der Mann war unzweifelhaft qualifiziert auf dem Gebiet der Zaubertränke. Es hatte aber der Verdacht bestanden, dass er sich Vorteile gegenüber zwei Studentinnen verschafft hatte und das war das Problem. Bevor die Sache nämlich auf den Tisch gekommen war, hatten die zwei Hexen still und leise ihre Beschwerden zurück gezogen und sich geweigert, den Fall weiter zu diskutieren. Für Severus Dafürhalten war es ein Unding, einen Nutzen aus Schülern zu ziehen. Autorität durfte nicht in solch einer eklatanten Art und Weise missbraucht werden.

„Was meinst du damit dass die Antwort nein ist? Ich ‚gehe nicht’ mit Rancine, wie du es so freundlich ausgedrückt hast. Und zum Teufel, mit wem denkst du eigentlich, dass du sprichst? Rancine ist der Direktor des Programms. Das Seminar ist als Teil meiner Lehrzeit erforderlich. Und auch wenn es das nicht wäre, wie kannst du nur unterstellen, dass da noch etwas anderes vor sich ginge? Du bist nicht mein Hüter, Severus. Ich dachte wir hätten eine Vereinbarung. Vielleicht war ich da im Irrtum.“

„Ich versuche nicht, dich zu kontrollieren. Aber der Mann ist ein Schürzenjäger!“

Hermines Wangen röteten sich ärgerlich. „Vertraue mir doch ein wenig! Ich bereite eine Vortragsreihe vor und nehme nicht an einer Orgie teil! Danke für deine Besorgnis, aber ich kann gut auf mich selbst aufpassen. Ich habe nicht die Absicht, mit dem ersten Penis zu vögeln, der gerade vorbei kommt. Ich treffe keinen anderen, und ich habe das auch nicht vor. Ich bin glücklich mit den Dingen, so wie sie sind, du Idiot!“

„Ja, das merke ich.“ Wenn ihn schon der Gedanke an ein Wochenende, an dem sie nicht da war, so aufbrachte, wie zum Teufel würde er es aushalten, wenn sie ein ganzes Jahr lang ihre Lehre bei einem anderen machen würde? Und was wäre, wenn Potter falsch damit lag, dass die Sache mit dem niederträchtigen Todesser ein Einzelfall gewesen war?

Die Stimme in seinem Kopf war anscheinend zurückgekehrt. Er hatte sich wohl zu früh gefreut, und seine Hoffnung, dass der Fluch sie für immer zum Schweigen gebracht hätte, war nun zunichte. Sie fügte jetzt sogar noch zwei Knuts hinzu. ‚Oh ja, eine Orgie!’

Severus holte tief Luft. Dies war nun ein weiterer Grund, warum er niemals in einer Beziehung gewesen war, die gehalten hatte. Es brauchte einfach Arbeit und Aufmerksamkeit, um es am Laufen zu erhalten. Fertigkeiten, auf die er schlecht vorbereitet war. Er wartete den letzten Krampf ab, bevor er sich ihr zuwandte. Sie war viel zu wütend für ihn, als dass er durch seine Medikamente bedingt einfach aufhören und klar denken konnte. „Wenn ich jetzt so tue, als hätte ich Schmerzen und genauso leiden würde, als wenn ich mich mit Potter befassen müsste, wärst du dann bereit, diese Unterhaltung zu vergessen? Vielleicht bin ich nur mein teuflischer Zwilling und der wahre Severus Snape wird irgendwo gefangen gehalten.“
Hermines Augen weiteten sich. „Hast du denn einen Zwilling?“

„Wirst du mir vergeben, wenn ich jetzt ja sage?“

Sie war hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, ihn umzubringen und dem, ihn zu umarmen. Eine Stellungnahme aus einem Artikel der Hexenwoche kam ihr in den Sinn. Er war pflegebedürftig. Sie lachte in sich hinein, denn das war eine Beobachtung, die sie besser für sich behalten sollte. „Du kannst wirklich charmant sein, wenn du deinen Verstand einschaltest. Du bist aber ebenso nervig, verdrießlich, chauvinistisch, äußerst ärgerlich und bringst mich zur Verzweiflung – aber du bist charmant. Zeit für die nächste Runde an Medikamenten. Poppy hat mir einen weiteren Trank für deine Behandlung gegeben. Los, wir schaffen dich wieder ins Bett.“

Die Augenbraue hob sich. „Gehst du mit mir?“

Hermine lachte, als sie ihm auf die Beine half. „Nervig, aber charmant. Was soll ich bloß mit dir anstellen?“

„Warte eine Woche und ich werde es dir glücklich zeigen.“

Der Klang seiner Stimme sandte ihr einen Schauer den Rücken hinunter. ‚Sexy sollte man auch noch zu der Liste hinzufügen,’ dachte sie.

Severus benötigte viel weniger Hilfe als noch am Abend zuvor. Er lachte leise, als die immer präsente Büchertasche neben dem Bett erschien. Hermine zog sich eine Jeans und ein T-Shirt an, ehe sie sich mit der anwachsenden Zahl von Phiolen auf dem Nachtkästchen befasste.

„Okay,“ sie zog ein Stück Pergament zu Rate, während sie sich die Phiolen nahm, „wir machen weiter mit dem Nervenentspanner und dem Schmerztrank. Dazu kommt jetzt der Neubeleber und ein Hemmstoff.“ Als sie fertig war, hatte sie vier Phiolen in der Hand

Severus trank alle die von ihr gereichten Tränke aus, und spülte sie mit einem Glas kaltem Wasser hinunter. Er legte sich erschöpft zurück in seine Kissen. „Was hast du heute vor?“

„Nun, wenn ich bedenke, dass dich dieser Cocktail für etwa zwei oder drei Stunden schachmatt setzt, dachte ich, dass ich lerne und währenddessen jede halbe Stunde deine Atmung kontrolliere, nur um sicher zu gehen, dass du immer noch lebst.“

Severus lächelte, seine Augen begannen ihm jedoch schon zuzufallen. „Poppy bringt mich schon nicht um, da wäre für das Ministerium viel zu viel Papierkram auszufüllen. Hermine, ich bedauere dass wir heute nicht arbeiten, genauso wie ich dich nicht morgen Abend zum Essen ausführen kann wie wir es ursprünglich geplant hatten.“

„Wir können ein anderes Mal gehen, jetzt ruhe dich aus.“

Seine Stimme war gedämpft, die Worte schwer zu hören. „Würdest du Witchcraft eulen und unsere Reservierung für morgen in zwei Wochen umplanen? Ich würde dich dann gerne zum Essen ausführen.“ Der Satz war kaum zu Ende, da schlief er schon ein.

Hermine fragte sich, wie stark diese Kombination von Tränken war. Das Zittern hatte ein wenig nachgelassen, aber der Schmerz schwächte immer noch seinen Kraft. Er hatte sie gebeten, den Termin auf einen neuen Tag in zwei Wochen umzulegen, ein Zugeständnis an ihre Nichtverfügbarkeit am nächsten Wochenende.

Der Rest des Nachmittages verging relativ ruhig. Severus schlief und Hermine lernte. Gelegentlich stöhnte er im Schlaf. Ein leiser, heftiger Laut, der ihr das Herz brach. Es quälte sie sehr, wenn sie daran dachte, wie häufig er diese Behandlung hatte alleine überstehen müssen. Er war dem Cruciatus zahllose Male während seiner Zeit als Spion unterlegen. Seine Medikation war sparsam unter Poppys wachsamem Auge im Krankenflügel ausgeteilt worden. Sie war eine fürsorgliche und mitfühlende Frau, aber es konnte natürlich nicht mit der Erholung in den eigenen Räumen verglichen werden.

Hermine wurde von einem Klopfen an der Tür aus ihrem Nickerchen geweckt. Ein schneller Blick auf die Uhr sagte ihr, dass es fast Zeit zum Abendessen war. Im Zimmer war es warm geworden und sie war übernächtigt, da ihr in der letzten Nacht der Schlaf gefehlt hatte. Die Kombination aus beidem hatte sie einschlafen lassen. Während sie die Bücher zur Seite räumte, rieb sie sich die Augen und stand vom Bett auf, um zur Tür zu gehen.

„Hi, kommen Sie herein.“ Hermine begrüße die Medihexe und führte sie in die Suite.

„Wie geht es dem Patienten? Ich habe mir Ginnys Untersuchungen von heute Morgen angesehen und ich muss schon sagen, er macht anscheinend rasche Fortschritte. Macht er Ihnen irgendwelche Schwierigkeiten?“ Poppy lächelte die junge Hexe an. Normalerweise war Severus ein Beispiel für den schlimmsten Patienten, den ein Heiler nur haben konnte, aber nachdem, was sie gehört hatte, war er diesmal viel ruhiger als sonst. Sie schrieb das ausschließlich dem Phänomen zu, dass Hermine anwesend war. Sie sah, wie die junge Hexe müde lächelte. Poppy dachte, dass sie im Augenblick auch einen Aufpäpplungstrank gebrauchen könnte.

„Es geht ihm gut. Er schläft nur wirklich furchtbar viel.“

„Ich hatte vor, den Schlaftrank heute Abend zu reduzieren. Es geht ihm viel besser als üblich. Ich denke, dass es an Ihrer Pflege liege, meine Liebe.“

Eine Stimme rief aus dem anderen Zimmer: „Es könnte genauso an dem Mangel deiner Fürsorge liegen!“

Poppy rauschte in das Schlafzimmer. „Hmm. Schön dass du wieder wie dein altes Ich klingst. In null komma Nichts haben wir dich wieder auf den Beinen, damit du wieder die Schüler terrorisieren kannst.“

„Wer zieht in meiner Abwesenheit die Punkte ab?“

Poppy hatte einige Gegenstände neben das Bett gelegt und begann mit einer weiteren Reihe von Untersuchungen. „Halte still, oder ich muss die Untersuchung wiederholen.“ Severus starrte die Frau an, gab aber nach. Es dauerte einige Minuten, ehe sie mit den Resultaten zufrieden war.

„Nun, anscheinend geht es dir gut. Am Montag solltest du wieder unterrichten können, wenn es so weitergeht. Und, um deine Frage zu beantworten, ich glaube, dass der Direktor einen rotierenden Plan aufgestellt hat. Jeder Lehrer muss jede Stunde pro Haus eine bestimmte Anzahl von Punkten abziehen. Er hat etwas davon erwähnt, dass er nicht möchte, dass du etwas nachzuholen hast, wenn du zurück kommst.“

„Erinnere mich daran, dass ich mich bei Albus bedanke, wenn ich ihn sehe,“ sagte er trocken.

Poppy drehte sich zu Hermine um und betrachtete sie. „Sie sehen aus, als könnten Sie selbst etwas Ruhe vertragen.“

„Mir geht es gut, wirklich.“

„In Ordnung. Wenn du heute Abend und Morgen an Ort und Stelle bleibst, kannst du am Montag wieder unterrichten.“ Poppy grinste in das Gesicht zu dem der finstere Blick gehörte, und der auf sie gerichtet war.

„Wie freundlich von dir. Ich bin sicher, dass es die Schüler umhauen würde, wenn ich nicht am Montagmorgen auftauchen würde.“

„Höchstwahrscheinlich bekämen die Schüler und die Lehrer einen Schock. Ich habe auch so genug zu tun, ohne dich noch zu meiner Arbeit hinzu zu zählen. Hermine, flohen Sie der Küche nach etwas Leichtem für die Fledermaus und ebenso etwas für Sie. Sie müssen auch auf sich achten. Lassen Sie es nicht zu, dass er sie mit seinen ganzen Beschwerden ermüdet.“ Poppy wartete ab, bis sie den Raum verlassen hatte, ehe sie sich Severus zuwandte. „Wie geht es dir wirklich? Scheinbar ja gut. Gibt es noch etwas, dass du mir sagen möchtest?“

„Es geht mir gut. Kein Unterschied zu sonst.“ Er war von dem Fluch oft genug getroffen worden, um seine eigene Erholung zu kennen. Diesmal war es wohl ein bisschen schneller als üblich gegangen, aber im Großen und Ganzen war es dasselbe.

„Ich vermute, dass die persönliche Betreuung und die ruhigere Atmosphäre den Unterschied ausgemacht haben. Ich weiß, wie sehr du den Krankenflügel hasst.“ Sie blickte zur Tür, öffnete den Mund als ob sie etwas sagen wollte und überlegte es sich aber, als Hermine wieder zu ihnen kam.

Severus wurde langsam ärgerlich. „Was ist los?“

„Es geht dir gut. Ich komme morgen früh zurück, um dich durch zu checken. Hermine, hier ist der geänderte Plan. Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie einen stärkeren Schlaftrank brauchen.“

„Danke, aber ich habe gar keinen genommen.“ Hermine überflog das Pergament und merkte sich die Veränderungen in den Dosierungen.

Sie nickte der Gestalt im Bett zu. „Ich meinte für ihn. Ich finde selbst hinaus.“ Hermines Gelächter begleitete sie bis zur Tür. Poppy war wirklich froh, Severus so gut beieinander zu sehen. Der Mann hatte weit mehr ertragen, als irgendwer jemals erfahren würde. Es hatte über die Jahre einige Male gegeben, an denen sie gezweifelt hatte, ob er es schaffen würde angesichts des Zustandes, in dem er sich befunden hatte. Hermine und Severus schienen ein seltsames Paar zu sein, sie hoffte aber, dass sie glücklich zusammen waren.

So kalt und distanziert Severus manchmal auch war, kam er auch mal unangemeldet mit einer neuen Ladung Tränken zu ihr und blieb da, um kranke Schüler zu behandeln, wenn sie knapp an Personal war. Mit seinen Spitzen umzugehen war weit erfrischender, als mit manch anderem, den sie während all den Jahren zu verhätscheln hatte. Sie fühlte sich von seiner häufig bissigen und sarkastischen Natur nicht angegriffen, sondern verstand, dass dies sein Weg war, mit dem Stress und der Gefahr in seinem Leben umzugehen.

Poppy hoffte, dass Hermine das auch wusste. Das Mädchen war jung, hatte aber einen klugen Kopf auf ihren Schultern. Minerva schwärmte ständig von ihren akademischen Fähigkeiten. Sie konnte nur hoffen, dass ihr Verstand sich auch auf gesunden Menschenverstand ausdehnte.

oooOOOoooOOOooo

„Möchtest du gerne im anderen Zimmer essen? Wie wäre es mit einer Veränderung der Kulisse? Es muss dich schrecklich langweilen, so viel zu schlafen.“ Vierundzwanzig Stunden hatten einen weltweiten Unterschied gemacht. Der Schmerz und das Zittern waren immer noch vorhanden, aber es machte den Anschein, dass es zurückging. Hermine glaubte nicht, dass er am Montag wieder einhundert Prozent wäre, aber ihr war klar, dass er viel zu eigensinnig war, seinen Unterricht jemand anderem zu übergeben. „Ich hätte gedacht, dass du einen oder zwei extra Tage genießen würdest, um von den Dummköpfen die du gewöhnlich unterrichtest, weg bleiben zu können.“

Severus ließ sich schwer auf der Couch nieder. „Hast du überhaupt eine Ahnung, wie lange es braucht, den Schaden wieder zu beheben, wenn Albus mich auch nur einen Tag vertritt? Das letzte Mal, als er meinen Unterricht hielt, benutzte er ein Rezept, dass von den Weasley Zwillingen gestiftet wurde. Die Schüler verfärbten sich pink mit weißen Punkten.“

Hermine lachte. „Na ja, das war ja kein Unglück. Sie hatten bestimmt viel Spaß damit.“ Sie beobachtete, wie sich Severus Augen verdunkelten. Oh. Sie hatten Spaß gehabt.

„Ganz genau. Wann, wenn überhaupt, hattest du jemals ‚Spaß’ in meinem Unterricht? Einen Schüler pink einzufärben mag ja lustig sein, aber es ist äußerste Sorgfalt vonnöten, wenn du einen Schluck des Friedens oder einen Alraunenstärkungstrank brauen willst, oder auch nur einfach jemanden davon abhalten möchtest, sich selbst in die Luft zu jagen und die anderen rund herum in Stücke zu reissen.“ Er bildete sich etwas auf die Tatsache ein, dass in all den Jahren, in denen er unterrichtet hatte, kein Schüler zu Tode gekommen war. Dasselbe konnte von keiner der anderen Zaubererschulen behauptet werden. Er schützte sie, indem er den Schülern konstante Aufmerksamkeit widmete. Wenn das Resultat seiner Mühe Furcht durch Einschüchterung bedeutete, dann war das halt so. Zumindest sein Gewissen war rein, keiner hatte jemals in seinem Unterricht eine lebensbedrohliche Verletzung erlitten.

„Nun, hast du schon mal darüber nachgedacht, den Trank der Zwillinge zu unterrichten? Vielleicht am 1. April? Ich bin sicher, dass du einen Weg finden würdest, die Schüler für den Valentinstag rot mit weißen Herzen einzufärben.“ Während sie sprach, verzauberte Hermine das Tablett mit seinem Abendessen so, dass es vor ihm in der Luft schwebte.

Er stocherte in das Käsesandwich, bevor er sich für die Brühe entschied. Die Elfen hatten etwas geschickt, dass seltsamerweise wie violette Eiercreme aussah. „Hast du eine Ahnung, was das sein könnte?“ Er deutete auf den violetten Klumpen.

„Es sieht wie Heidelbeerpudding aus.“ Hermine verkniff sich das Lachen, als Severus finster sein Essen betrachtete, wie um es alleine durch seinen Blick zur Unterwerfung zu zwingen. Als sie ihren violetten Haufen probierte, stellte sie fest, dass es tatsächlich eine Art von Beerenpudding und daher auch sehr gut war. „Es ist wirklich irgendeine Art Beere und ziemlich lecker! Ich nehme deines, wenn du es nicht willst.“

„Wie fürsorglich! Ich glaube, ich sollte ihn behalten, vielen Dank. Warum sollte ich damit anfangen, meinen Unterricht zu unterbrechen?“

„Der Trank der Zwillinge? Es wäre keine Unterbrechung, es würde nur gelegentlich die Stimmung aufhellen. Wenn du möchtest, komme ich gerne und helfe dir.“ Sie hoffte immer noch, dass er den Gedanken an eine Lehrzeit mit ihm nicht vollkommen aufgeben hatte.

„Ich denke darüber nach. Ich möchte ja nicht, dass die Schüler denken, dass ich weich geworden wäre. Sie könnte die Bedeutung hinter der Übung missverstehen.“ Er lehnte sich, müde geworden, zurück. Es war fast schon wieder Zeit für die nächste Runde Zaubertränke und dieses Mal würde er den Schlaf begrüßen.

„Du möchtest nicht, dass jemand denkt, dass du dich um sie sorgst.“ Hermine schickte die Tabletts zurück in die Küche ehe sie sich an das andere Ende des Sofas setzte.

„Sie hätten ja auch Recht. Ich sorge mich nicht um sie.“

„Doch, das tust du. Du willst es nur nicht zugeben. Unter all dieser schwarzen Kleidung hast du ein gutes Herz und das weißt du auch.“ Hermine lächelte sanft.

Severus schnaubte. „Ich habe kein Herz.“ Er hob den Kopf, um sie anzusehen. „Du kannst ruhig näher kommen. Ich glaube nicht, dass ich die Kraft habe, dir im Augenblick irgendeine Körperverletzung anzutun.“

„Ich möchte dir nicht wehtun.“ Hermine rückte etwas näher zu ihm hin.

„Du tust mir nicht weh.“ Er streckte seine Hand aus um ihre zu berühren und bedeckte sie mit seiner.

Hermine konnte gelegentlich ein sanftes Zittern spüren, aber ihr Herz schwelgte in der Wärme seiner Berührung. „Ich habe es gesehen, du hast auch ein Herz.“

Seine schwarzen Augen verschmolzen mit ihren. „Ich denke, ich bin dieses spezielle Organ schon vor Jahren losgeworden.“

„Nein, ich habe es gesehen. Im Gegenteil, ich habe es sogar ziemlich gern.“ Sie hatte das Gefühl, dass die Zeit stehen geblieben war, während sie in seinem Blick versank. Sie hätte jeden Knut hergegeben den sie besaß, wenn sie ihn jetzt festhalten könnte, statt dessen musste sie sich mit der sanften Berührung an ihrem Handgelenk zufrieden geben, wo er sie mit dem Daumen streichelte.

„So sieht es wohl aus.“ Im anderen Zimmer erklang die Glocke. Er seufzte schwer, als er an eine weitere Nacht von Schlaftrunk hervorgerufenem Schlaf dachte. Nichts würde er lieber tun, als die Nacht damit zu verbringen, sie zu lieben, stattdessen war ihr die Position einer Krankenschwester verordnet.

„Ich könnte die Tränke hier heraus bringen, aber ich würde die Dinge lieber nicht komplizierter machen, wenn du nämlich in eine Wand läufst oder ich versuchen müsste, dich zurück schweben zu lassen. Wieso bringen wir dich nicht zurück ins Bett?“

„Wenn ich dich das nächste Mal sehe, habe ich vor, diesem Satz eine völlig andere Bedeutung zukommen zu lassen.“ Severus folgte ihr in das Schlafzimmer und ging weiter durch in das Badezimmer.

Hermine lächelte, als sie ihm nachsah, wenigstens schaffte er das wieder aus eigener Kraft.

Er machte es sich einige Minuten später gemütlich. Nachdem er die letzte Portion eingenommen hatte, legte er sich zurück in die Kissen und schloss die Augen. Seine Hand griff wieder nach ihrer. „Um welche Zeit willst du morgen nach Cambridge zurück?“

„Ich dachte darüber nach, dass ich bis Montagmorgen bleiben könnte, nur um sicher zu gehen, dass es dir gut geht. Ich kann von hier aus apparieren. Es wäre auch nicht ermüdend und es ginge mir gut.“

„Hermine…“ , seine Stimme klang warnend.

„Ich weiß, die Schule kommt zuerst.“

„Eigentlich bist du das. Ich glaube nicht, dass ich im Moment lange genug wach bleiben kann um ein überzeugendes Argument aufbauen kann. Reden wir morgen. Bevor ich die nächste Runde Medikamente einnehmen muss.“ Seine Augen schlossen sich wieder. Ehe er einschlief, drückte er noch leicht Hermines Hand und Träume über die anschmiegsamen Hexe füllten seine Gedanken. Er könnte sich daran gewöhnen, sie so nahe bei sich zu haben. Denn trotz all der Jahre, die er allein verbracht hatte, trotz der ganzen Zeit in der er behauptet hatte, dass er die Einsamkeit genießen würde, würde sie jetzt gerne bei sich haben.

Er fühlte, wie sich sein Herzschlag für einen Augenblick erhöhte, als sie ihm einen sanften Kuss auf die Schläfe drückte. Ihre Stimme war sogar noch weicher und er konnte ihr Flüstern kaum hören. „Gute Nacht, Severus, und schöne Träume.“

Verdammt. Er hatte wirklich gedacht, er wäre dieses nervige Organ losgeworden. Er bemerkte, dass ihm sein Herz nicht mehr selbst gehörte. Er hatte es ihr geschenkt. Er lächelte, als Gedanken an Hermine ihm in seinen Schlaf folgten.

tbc

Lektion gelernt

Review schreiben


Wie hat euch das Kapitel gefallen? Ich würde mich freuen, wenn ihr mir etwas dazu schreibt.

Minnie@minnies-fanfictions.de