Minnies Fanfictions

Kapitel 44 Verwirrt - oder doch nicht?

Verwirrt - oder doch nicht?


„Severus, vielen Dank, das Wochenende war einfach wunderschön.“

Beim Klang der Stimme seines Frauchens schlenderte Krummbein aus der Küche. Er blieb einen Augenblick lang stehen, um Severus anzusehen, ehe er sich um Hermines Beine wand.

„Oh, Krummbein! Hast du mich vermisst?“

„Hermine, wir müssen uns unterhalten.“

„Mm, eigentlich nicht. Gott, bin ich müde!“ Hermine ließ sich auf das Sofa fallen. „Was gibt es darüber zu reden? Es sieht aus, als sei Michael die beste Wahl für meine Lehrzeit. Wie zeitig kannst du am Mittwoch hier sein? Ich weiß nicht, wann er uns erwartet, aber es wäre nett, vorher noch einen Happen zu essen, ehe wir mit ihm sprechen. Ich wünschte wirklich, Ella wäre nicht nach Amerika gegangen.“

Severus setzte sich neben die Hexe und seine Haltung war ruhig, während er sie ansah. „Das ist es nicht, was ich meine.“

„Was willst du mir sagen, Severus? Was gibt es darüber zu reden? Ich habe im Augenblick nicht das Bedürfnis, überhaupt über etwas zu diskutieren.“ Hermine funkelte den finsteren Mann an.

„Vor was fürchtest du dich? Ich verstehe nicht, warum du nicht über das reden willst, was Trelawney uns erzählt hat.“

„Weil es keinen Unterschied macht, was wir sagen oder tun. Was ist, ist. Ich kann dein Bedürfnis nicht nachvollziehen, alles quantitativ bestimmen zu wollen. Dieser Anspruch ist eine gute Sache. Außer… außer du findest das nicht.“ Ihr Gesichtsausdruck wurde ängstlich. „Ist es das? Du bist wirklich bestürzt darüber, fürchtest dich jedoch davor, mir das auch zu sagen?“

Sein Bedürfnis, Tatsachen zu quantifizieren? Wenn das so war, würde der Quaffel den Schnatz einholen. Severus blieb ruhig sitzen, ehe er antwortete, denn er wusste, dass er seine Worte sorgfältig auszusuchen hatte, damit er nicht das Falsche sagte. Es war ihm klar, dass sie aus der Fassung war, wusste aber nicht sicher, worüber. Hatte sie wirklich Angst, dass er sie nicht wollte? Von Rechts wegen müsste er derjenige sein, der sich Sorgen darüber machte, dass vielleicht sie ihn nicht wollte. War sie wirklich besorgt, dass er kein Interesse an einer Zukunft mit ihr hatte oder lag es an etwas anderem? Er konnte sich sein Leben ohne sie überhaupt nicht mehr vorstellen, aber ihre Beziehung war immer noch zu frisch, um sie um eine Bindung, oder eine Verpflichtung zu bitten. Vielleicht wollte sie keine Bindung, aber warum war sie dann besorgt darüber, dass er sie zurückweisen könnte? Vielleicht war es aber genau das, was sie fürchtete – dass er ihr einen Antrag machen könnte? Oder dass er es nicht tun würde? Er war noch nie gut in Beziehungen gewesen und nun schienen sie sich nicht gerade auf der sicheren Straße zu befinden. Er könnte ihre Gefühle im Nachhinein anzweifeln oder sie könnten versuchen, die Dinge zu besprechen.

Severus seufzte und merkte, dass er zu lange gebraucht hatte um ihr zu antworten. Er nahm ihre Hände in seine als wollte er sie einfach nur vom Zerreißen ihres Pulloversaums abhalten, da sie an losen Fäden zog. „Du hast Angst, dass ich gehe? Ehrlich, Hermine, ich sollte besorgt darüber sein, dass du so schnell wie du nur kannst in die andere Richtung rennst. Ich bin nicht gerade ein Preis, den man gewinnen kann. Suchst du irgendwie nach einer Art… Bindung? Ich kann mir mein Leben ohne dich überhaupt nicht mehr vorstellen aber das hier… ist für uns beide immer noch neu. Du musst mit mir reden. Mein Kopf denkt sich schon die unmöglichsten Situationen aus und überlegt, ob eine davon jemals wahr werden wird. Was denkst du?“

„Das ist es ja gerade. Ich weiß nicht, was mich quält. Ich brauche eine Tasse Tee. Möchtest du auch eine?“ Abrupt zog Hermine ihre Hände zurück und ging in die Küche.

Severus ließ sie gehen, nicht sicher, warum sie so beunruhigt war, aber auch gleichzeitig besorgt über ihre Reaktion. Er hatte das merkwürdige Gefühl der Entfremdung, denn zuerst war Hermine sehr begeistert über Trelawneys Erklärung ihres Anspruchs gewesen. Vielleicht hatte sie nun genügend Zeit gehabt, darüber nachzudenken und erkannt, was es für sie beide bedeuten könnte.

Sie trug das Teeservice ihrer Großmutter herein und stellte es auf dem Couchtisch ab. Seinen Blick immer noch vermeidend schenkte sie den Tee ein. „Ich weiß nicht, was ich will. Es ist viel zu früh für uns, um über eine Bindung nachzudenken. Ich muss immer noch meine Lehrzeit machen. Es was so viel einfacher, als ich noch nichts von diesem ‚Anspruch’ wusste.“

Severus beobachtete, wie Hermine herum zappelte und dabei versuchte, ihre Gefühle zu ordnen. Ihre Emotionen schienen wie wild in verschiedene Richtungen zu strömen und er konnte ihre Antwort nicht einordnen. Er bezweifelte sogar, dass Legilimentik helfen würde – sie schien wirklich nicht zu wissen, was sie quälte. „Hast du Angst davor, dass ich dir einen Antrag machen könnte?“

„Was?“

„Bist du besorgt darüber, dass ich es nicht tun könnte? Ich glaube nicht, dass ich dich jemals zuvor in solch einem Zustand gesehen habe. Ich bin nicht sicher, woran es liegt, dass du so aufgebracht bist. Was quält dich nur?“

„Was denkst du, wie ähnlich ist dieser ‚Anspruch’ einer Prophezeiung?“

„Eine Prophezeiung?“ Zum ersten Mal seit längerer Zeit hatte er keine Ahnung, wovon sie sprach. „Gibt es eine weitere Prophezeiung, von ich nichts weiß?“

„Ich behaupte ja nicht, dass es eine gibt, aber immer ist Elementarmagie daran beteiligt und, naja, sieh, wohin uns die letzte Prophezeiung gebracht hat.“

„Das ist es, was dir Probleme bereitet? Du denkst, dass es noch einen Dunklen Lord gibt, der darauf wartet, uns zu schnappen?“

„Die Elementarmagie, eine weitere Trelawney, die eine Prophezeiung macht, ungeahnte Auswirkungen…“

„Hermine, es gibt keine Prophezeiung. Es ist meine Liebe für dich, unsere Liebe füreinander, die diese Magie erweckt hat – und nicht irgendein neuer, wahnsinniger Dunkler Lord. Ohne den Anhänger hätte ich dich verloren, als du gestürzt bist. Der Heiler meinte, dass es unser Bund war, der dich hier fest gehalten hat.“

„Es gibt keinen neuen Dunklen Lord?“

Severus schüttelte den Kopf. „Kein neuer Dunkler Lord. Obwohl ich nicht weiß, was Potters politische Bestrebungen sind. Vielleicht hält er es nicht aus, nur zuzusehen.“

Hermine kniff ihm in den Arm. „Ich glaube, dass es immer Harrys größte Angst war, sich in den nächsten Voldemort zu verwandeln.“

Als er überlegte und an die rohe Macht dachte, die Potter gebraucht hatte, um den Dunklen Lord zu besiegen, war die Idee gar nicht mal so weit hergeholt.

„Dachtest du wirklich daran, mir einen Antrag zu machen?“

„Nicht im Augenblick.“ Severus zog sie auf seinen Schoß und genoss das Gefühl ihres Körpers an seinem. „Willst du, dass ich es tue?“

„Ich glaube nicht, dass einer von uns beiden schon für diesen Schritt in unserer Beziehung bereit ist.“ Hermines Stimme wurde sehnsuchtsvoll, als sie leise sagte: „Außerdem sollte ich nicht diejenige sein, die das ‚wann’ entscheidet. Aber vielleicht in der Zukunft…“

„Ich habe nicht vor, dich gehen zu lassen. Niemals, Anspruch hin oder her. Ich weiß, wenn die Zeit reif dafür ist.“ Sanft beugte er sich vor und küsste die Hexe. „Wie auch immer, ich habe morgen einige Klassen zu unterrichten und du hast Vorlesungen, an denen die teilnehmen musst. Ich glaube, wir sollten noch etwas schlafen.“

Severus Lippen berührten ihre, ein langsamer, erotischer Kuss, der alle Gedanken und Ängste für den Moment aus ihren Gedanken verbannte.

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Hermine schaffte es innerhalb weniger Minuten, auszupacken und sich um Krummbein zu kümmern. ‚Es gibt einfach keinen Ersatz für Magie, wenn du ihn Eile bist’, dachte sie. Sie kam aus dem Badezimmer und fand Severus schon im Bett vor, wie er sich Notizen in ein kleines Buch machte. Die Decke lag locker über seinem Schoß und schien das Einzige zu sein, das ihn von ihr trennte. Sie blieb in der Tür stehen, um ihn zu beobachten und ein Gefühl der Traurigkeit überkam sie, als sie daran dachte, dass er am Morgen wieder gehen würde. Heute war bis zum Wochenende ihre letzte Nacht zusammen. Morgen Abend würde sie allein ins Bett krabbeln – erneut.

„Hast du vor, mich den Rest der Nacht von da drüben zu beobachten oder kommst du lieber zu mir?“ Er trug weiter in das Buch ein und sah nicht hoch, während er sprach. Er spürte ihre Traurigkeit, etwas, dass er auch fühlte.

„Gibt es eine Möglichkeit, dass du unsere Kamine verbindest?“ Ihr Bademantel fiel zu Boden und sie kletterte ins Bett. „Ich wette, ich könnte Arthur dazu bekommen, den Auftrag durch zu boxen, wenn ich ihn darum bitte.“

„Du bist jetzt noch nicht einmal mit dem Flohnetzwerk verbunden. Außerdem ist die einzige Verbindung nach draußen in Albus’ Büro. Willst du wirklich jedes Mal dort durch kommen?“

„Ich will nicht, dass du heimgehst.“

„Ich weiß. Ich würde auch lieber hier bleiben, aber einer von uns sollte doch erwerbstätig sein und im Augenblick fällt mir diese Aufgabe zu. Hast du irgendwas in Aussicht, von dem du mir noch nichts erzählt hast?“

Ein leises ‚Nox’ hüllte den Raum in Dunkelheit, während es sich die beiden im Bett bequem machten. „Vielleicht könnte ich eine Art von Stipendium während meiner Lehrzeit bei Tenbrook bekommen.“

Severus zog Hermines Rücken an sich und kuschelte sich an sie. Eine Hand glitt unter sein Kopfkissen und die andere lag auf ihrer Mitte und hielt sie an sich gedrückt. „Als ob ich dem Mann vertrauen würde. Lass uns erst mal sehen, was der Mittwoch bringt.“

„Ich weiß, dass du ihn nicht magst, aber ehrlich, ich hatte das Gefühl, dass er ganz nett wäre.“

„Ja, Potter und Weasley sind ja auch deine beiden besten Freunde. Das bekräftigt die Tatsache, dass du ein schrecklicher Menschenkenner bist. Es ist spät, schlaf jetzt.“

„Ich bin hier mit dir.“

„Und wieder bestätigst du meine Meinung. Schlaf jetzt.“

„Severus.“

„Schlaf.“ Es war eine Weile still, aber Severus spürte, dass sich Hermine nur ruhig verhielt und sie sich offenbar davon abhielt, einzuschlafen. „Was?“

„Nichts. Schlaf jetzt.“

„Hermine.“

„Nichts. Schlaf jetzt.“

„In Ordnung. Gute Nacht.“ Es war nur eine Frage der Zeit, ehe sie wieder reden würde und er musste nur darauf warten, bis sie ihm sagte was ihr im Kopf herum ging. Er hoffte nur, dass es nicht zu spät sein würde, er hatte am Morgen Unterricht.

„Hast du jemals über Kinder nachgedacht?“

„Kinder?“

Hermine bewegte sich und drehte sich in der Dunkelheit zu ihm um. „Ja, Kinder.“

„Natürlich habe ich schon an sie gedacht. Jeden Tag und jedes Mal, wenn eine dieser kleinen Kröten einen Kessel in die Luft gejagt haben.“

„Das habe ich nicht gemeint. Ich weiß, dass du akribisch darin bist, Verhütungszauber zu sprechen. Ich muss noch meine Schule und meine Lehrzeit beenden und weiß, dass wir noch gar nicht wirklich über eine gemeinsame Zukunft außer im Generellen geredet haben, aber zu wissen, wie du über Schüler denkst, nun ja, wir haben einfach noch nie über… Kinder gesprochen.“

Severus seufzte. Ein leises ‚Lumos’ und Licht erfüllte ein weiteres Mal den Raum. Das war eine zu ernste Unterhaltung, um sie im Dunkeln zu führen, er musste dabei Hermines Gesicht sehen können und konnte sich dabei nicht allein auf den Tonfall ihrer Stimme verlassen. „Das hat mit dem ‚Anspruch’ zu tun, oder?“

Hermine weigerte sich, sich davon beeinflussen zu lassen. „Wir haben noch nie über Kinder gesprochen.“

„Ich weiß nicht.“ Severus fuhr mit einer Hand durch seine Haare und lehnte sich zurück auf die Kopfkissen. „Ich habe nicht erwartet, die finale Schlacht zu überleben, deshalb habe ich das bisher auch noch niemals in Betracht gezogen.“

„Und jetzt?“

„Und jetzt, nehme ich an, willst du ein Kind?“ ‚Wie zum Teufel war die Unterhaltung nur in diese Richtung gewandert?’, fragte er sich.

„Nicht jetzt, aber irgendwann.“

„Können wir dann darüber reden?“

„Nein, ich glaube nicht.“

„In Ordnung. Ist dir klar, was ich für ein schrecklichen Vater abgeben würde?“

„Genau das ist es. Ich glaube nicht, dass du ein schlechter Vater wärst.“

„Ach ja, wir haben ja schon festgestellt, was du für eine üble Menschenkenntnis hast.“

„Severus!“

„Potter und Weasley. Muss ich dazu noch mehr sagen?“

„Hast du jemals darüber nachgedacht, eine Familie zu haben?“ Hermine sah ihn von der Seite an, während er damit kämpfte, ihr zu antworten.“

„Nein.“ Severus schüttelte den Kopf. Warum fanden die gefährlichsten Unterhaltungen immer mitten in der Nacht statt, wenn sein Verstand nicht in Höchstform arbeitete? Es war eine Diskussion um zwei Uhr früh mit Lucius gewesen, als er die Entscheidung getroffen hatte, sich dem Dunklen Lord anzuschließen. Eine Entscheidung, die er bis zu dem Tag seines Todes bereuen würde, egal was schlussendlich daraus geworden war. Die Dinge schienen im Licht des Tages immer so viel klarer zu sein – wo es Kaffee gab und davon auch eine Menge. „Vielleicht. Ich weiß nicht, ich nehme an, dass ich vor langer Zeit, als ich noch jung und naiv war, darüber nachdachte, eine Familie zu haben. Das Leben geht nicht immer den Weg, den man sich vorstellt.“

„Und jetzt?“

„Und jetzt? Du lässt das nicht einfach gut sein, oder?“

„Nein. Wir reden über die Schule, über wissenschaftliche Fächer und Zaubertränke, dazu noch über eine Menge anderer Dinge. Ich sage dir, was ich über alles und jedes denke und fühle, aber wir reden nie darüber, was du willst.“

Severus streichelte nebenbei über Hermines Rücken, während sein Verstand Gefahr bringend von einem Gedanken zum Nächsten sprang. „Alles, was ich möchte, ist genau hier“, sagte er leise. „Hör zu – und erzähl mir hinterher nicht, dass das egal wäre oder du niemals darüber nachgedacht hast, weil ich genau weiß, dass du das getan hast.“

Hermine hatte eine Ahnung, wohin dieses Gespräch führen würde. Severus vertiefte sich anscheinend immer in sich selbst, wenn seine Gedanken in die Vergangenheit führten, eine Vergangenheit, mit er nicht zurecht zu kommen schien und für die er sich immer wieder Vorwürfe machte, sogar nach all dem Guten, das er vollbracht hatte. Sie wartete stumm darauf, dass er anfing zu sprechen.

„Ich liebe dich. Ich weiß, dass du das weißt.“ Er hob die Hand um ihrer Antwort zuvor zu kommen, sah die dabei aber immer noch nicht an. „Ich weiß, dass du mich liebst. Ich weiß nicht warum, aber es ist so. Der Anspruch verstärkt diese Tatsache nur, aber was denkst du was passiert, wenn wir ein Kind hätten und es das sieht?“

Die Luft über seinem Unterarm schimmerte leicht. Der Verschleierungszauber über seinem Dunklen Mal verschwand und entblößte die verblichenen Linien des Schädels und der Schlange auf seiner Haut.

Es war, wie sie es erwartet hatte. Es war der Weg, den sie schon gegangen waren. „Ich glaube, dass unser Kind stolz darauf sein wird, dass sein Vater dabei geholfen hat, das Ende des gefährlichsten Zauberers, der je gelebt hat, herbei zu führen.“

„Nein, denn dann verstehst du es wirklich nicht.“

„Severus, du bist der Grund, dass das Licht gewonnen hat.“

Schwer seufzend schüttelte Severus den Kopf. „Und ehe ich die Seiten wechselte? Hermine, ich war ein Todesser. Was immer du denkst, dass ich an Gutem getan habe, kann ich doch niemals die Tatsache ändern, dass ich mich zuerst dem Dunklen Lord angeschlossen habe.“

„Und wie lange stellst du dir vor, noch den Märtyrer zu spielen? Ich muss dir nämlich sagen, dass das langsam langweilig wird.“

Severus drehte sich um, denn ihre Bemerkung und der Ärger in ihrer Stimme überraschten ihn. „Bitte?“

„Wir hatten dieses Gespräch schon. Du bereust deine Vergangenheit. Du hast Angst, dass ich meine Zukunft aufs Spiel setzte, weil wir zusammen sind, was übrigens nicht allein an dir liegt. Kinder sind gemein, und ich bin sicher, dass irgendeines irgendetwas sagen wird. Wenn nicht über dich als ihren Vater, dann über mich als ihre Mutter. Und wenn ihnen nichts einfällt, was sie über uns sagen könnten, dann wird es über ihr Aussehen oder eine andere Unsicherheit sein, die Kinder so haben. Denkst du wirklich, dass jetzt alles so wundervoll ist? Wie oft habe ich mich verteidigen müssen, weil ich muggelgeboren bin? Oder Harry Potters beste Freundin? Wie viele Leute, egal was sie auch sagen, wünschten immer noch, dass Voldemort gewonnen hätte? Das Leben geht weiter. Es ist Zeit, es zu leben. Es ist Zeit, dir selbst zu vergeben. Du hast niemals erwartet, die finale Schlacht zu überleben, aber das hast du. Akzeptiere das Leben als ein Geschenk das es ist und lebe es weiter.“

„Ich schwöre zu Gott, wenn deine Augen jetzt zu funkeln anfangen und du mir ein Zitronenbonbon anbietest, dann hex ich dich in die nächste Woche!“

Hermine lachte. „Ich bin nicht Albus, aber wenn er das gleiche gesagt hat, dann nur, weil es wahr ist.“

Severus rieb sich die Augen. Die Konversation hatte sich gedreht, obwohl er eigentlich viel zu müde war, um ihr zu folgen. Albus hatte schon das Gleiche zu ihm gesagt. Genauso wie Lupin und Minerva und einige andere, die er mehr oder weniger nur als Bekannte betrachtete. „Irgendeine Chance, dass du jetzt das Thema fallen und mich etwas schlafen lässt?“

Hermine küsste ihn auf die Wange, ehe sie sich an seine Seite kuschelte und ihr Bein über seines schob, um es sich gemütlich zu machen. Ein Gähnen entschlüpfte ihr und sie meinte: „Natürlich können wir auch ein andermal reden. Ich bin auch sehr müde. Denk aber darüber nach, was ich gesagt habe. ‚Nox’.“ Wieder einmal wurde der Raum dunkel.

„Was auch immer, du weißt schon, dass ich niemals ein ‚Kumpel’ für deine Freunde werde?“

„Das brauchst du auch gar nicht. Sie sind meine Freunde, nicht deine. So lange du sie nicht beim ersten Anblick verfluchst, kann ich damit leben. Hör einfach nur auf, in der Vergangenheit zu leben, die Zukunft hat so viel zu bieten!“

Severus fühlte, wie Hermines Körper schwer wurde und sie sich entspannte. „Ich glaub nicht, dass ich mich so verändern kann.“

„Severus, du musst dich gar nicht verändern. Das möchte ich gar nicht. Ich liebe dich so, wie du bist. Mit aufbauschenden Roben und allem, was dazu gehört.“ Der letzte Satz war nur noch ein leises Murmeln, Hermine Atmung wurde gleichmäßig und sie schlief ein.

Die Zukunft.

Es dauerte noch eine Weile, ehe der Schlaf auch den Tränkemeister überfiel, denn sein Verstand ließ es nicht zu, dass er die Unterhaltung einfach so beiseite schieben konnte.

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Die Personaltür schlug hinter ihm ins Schloss und Severus ging zum Lehrertisch. Mehrere Köpfe fuhren hoch, während er Platz nahm.

„Morgen, Severus, ich nehme an, dass das Symposium gut gelaufen ist?“, sagte Albus lächelnd, während er zusah, wie sich der Tränkemeister seinen Morgenkaffee einschenkte.

„Sehr gut, danke.“

Immer mehr Köpfe, die meisten davon weiblich, schienen seinen Blick kreuzen zu wollen. Er hörte deutlich, wie die flüsternden Stimmen lauter wurden, während er sich bediente.

„Ist etwas vorgefallen, von dem ich keine Ahnung habe?“

„Guten Morgen. Ich sehe, dass du in einem Stück zurück bist. Wie geht es Hermine?“, fragte Remus und setzte sich auf den Stuhl zu seiner Rechten.

„Hermine geht es gut.“ Er konnte gerade mal einen Satz hier und da verstehen, weil die Stimmen in der Großen Halle lauter wurden. „Was zum Teufel geht dort vor?“

„Mr. Darcy…“

„Nein, vielleicht noch finsterer…“

„Heathcliff…“

„Bronte…“

„Ja, Heathcliff, immer in schwarz und grüblerisch…“

Remus lachte. „Ich glaube, dein Fanclub ist wieder da. Es geht ein Gerücht um, dass du Hermine vor irgendwas Schlimmen während des Symposiums ‚gerettet’ hättest. Irgendwas über einen Fluch und einen bösen Zauberer. Die Zaubererwelt ist eine ziemlich kleine Gemeinschaft, weißt du, und Klatsch verbreitet sich schnell.“

Severus drückte auf seinen Nasenrücken. Irgendwie war er, nachdem bekannt wurde, dass er zwanzig Jahre für den Orden spioniert hatte, zu einem dunklen, mysteriösen Helden geworden. Hexen, die ihn früher eher in Stücke gehext hätten, als ihm die Uhrzeit zu sagen, entdeckten plötzlich, dass der Tränkemeister eine missverstandene, tragische Figur war, die einfach nur die Liebe einer guten Frau brauchte, um zu heilen.

Während sich dieses Gefühl gewissermaßen als wahr herausstellte, war es doch Hermines Liebe, die ihn zu einem Ganzen machte und nicht irgendein übertrumpftes Bild eines Bronte-schen Helden, von dem diese Jugendlichen träumten. Der Ball zu Halloween hatte noch Öl in das Feuer geschüttet. Sein Tango mit Hermine und der plötzliche Entschluss, sie aus der Großen Halle zu tragen beschwor wohl spät in der Nacht Bilder von dunklen Rittern und Prinzessinnen, die glücklich bis an ihr Lebensende lebten in den heranwachsenden weiblichen Psychen hervor, wenn sie über die Zukunft nachdachten.

Es hatte nicht lange für das weibliche Publikum gedauert, speziell für jene, die seine Schülerinnen waren, fest zu stellen, dass er immer noch die gleiche Person war – sarkastisch, streng, mit ekligen Strafarbeiten und all dem. Sie gingen schnell zum nächsten Objekt ihrer Anbetung weiter.

Das Symposium. Hermine. Rancine. Ihre Konfrontation. Severus schüttelte den Kopf. „So war es gar nicht. Ich habe nichts getan. Hermine hat mit Rancine gestritten, auch wenn ich nicht gerade behaupten kann, dass es mir etwas ausmachen würde, den Mann einzupökeln und irgendwann einmal als Zutat für einen Zaubertrank zu benutzen.“

„Ja, nun, dein Fanclub scheint das anders zu sehen.“

„Was hast du gehört?“, seufzte Severus. Anscheinend war sein Leben dazu bestimmt, zeitweise einem wirklich schlechten Roman zu ähneln.

„Hermine sei kurz davor gewesen, von Ranzig verhext zu werden und du hättest sie gerettet. Heißt der Mann wirklich so?“

„Rancine, aber ranzig ist eine gute Beschreibung dieses Trottels. Ich habe gar nichts getan. Sie hatten einen Streit und wir gingen. Niemand hat jemanden verhext.“

„Und der Wind, der Hermine umgeben hat?“

„Ja, der war da, aber das lag nicht an mir.“ Severus beäugte den Werwolf. Widerwillig musste er zugeben, dass Lupen sich als kompetenter Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste erwiesen hatte. Vielleicht konnte er etwas Licht auf diese ganze ‚Anspruch’ Sache und das Desaster mit Trelawney, welches sein ruhiges Leben bedrohte, werfen. „Was weißt du über einen Zauberer namens Tiresias Trelawney?“

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Während Severus in einem anderen Teil der Insel mit Remus über Trelawneys Magie sprach, wurde Hermine ebenfalls mit Gerüchten und versteckten Andeutungen überschwemmt.

Sie bekam Michaels Eule, die sie und Severus zum Essen am Mittwochabend einlud, ehe er ihnen die Forschungseinrichtung zeigen und über ihre mögliche Lehrzeit reden wollte, kurz nachdem Severus sie morgens verlassen hatte. Alles drehte sich in ihr, während sie versuchte zu überlegen, was das für ihre Zukunft bedeuten könnte. Hin und wieder war ihr Verstand ein verräterisches Organ, der einen Gedanken wiederholte, den sie ebenso resolut zum Schweigen brachte, seit das in der letzten Nacht begonnen hatte – denn er sprach von einem Heiratsantrag! Hochzeit. Geschickt schlug sie den Gedanken beiseite und wandte sich wieder den Spekulationen über ihre zukünftige Lehrzeit zu. Es gab sicherlich später einen Zeitpunkt über Severus nachzudenken, wenn sie einen klareren Kopf hatte. Da sie so beschäftigt mit dem Versuch war, eine Slytherin-sche Bedeutung – was eher Severus’ Gebiet als das ihre war – hinter Michaels Angebot zu entdecken, bemerkte sie nicht das Geflüster um sie, während sie zu ihrer ersten Vorlesung ging.

„Hermine, du bist zurück!“

Hermine ließ ihrer Büchertasche auf den Tisch fallen, während sie den Stuhl zwischen Susan und Mark einnahm. „Ja, das Symposium war gestern Morgen zu Ende. Ich hätte euch gestern Abend noch geeult, aber es war schon ziemlich spät, als Severus und ich zurückkamen. Ich muss mir auch eure Notizen vom Freitag ausleihen, damit ich das aufholen kann. Habe ich etwas verpasst?“ Hermine sah zu ihrer Freundin und bemerkte das erste Mal die Überraschung auf dem Gesicht des Mädchens. „Stimmt etwas nicht?“

„Geht es dir gut? Wir haben gehört, du wärst verhext worden.“

„Verhext?“

„Professor Rancine…“

Hermine schüttelte den Kopf. Rancine. Konnte man den Mann niemals loswerden? „Nein, ich bin in Ordnung. Ich hatte leichte… Meinungsverschiedenheiten mit dem Professor, aber jetzt ist alles geklärt.“

Weitere Diskussionen würden warten müssen, da ihr Professor den Saal betrat und mit der Vorlesung anfing.

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„Du unterschreibst gar nichts. Ein alter Freund von mir ist Anwalt in London, er ist spezialisiert auf ‚verborgene Bedeutungen’ wie sie im Lehrgesetz angewandt werden. Ich will, dass er sich alle Verträge, die dir Tenbrook gibt, ansieht.“

„Es gibt einen Seitenzweig im Zauberergesetz für ‚verborgene Bedeutungen’?“

Severus zuckte mit den Schultern. „Einige der älteren Verträge haben einen Lehrling mit Hilfe von Dunkler Magie an ihren Meister gebunden, mit Seelenhandel und ähnlichem. Ich bezweifle, dass Tenbrook so dumm wäre, um einige dieser alten Wege wieder zu erwecken, aber man kann einfach nicht vorsichtig genug sein. Irgendetwas stimmt nicht an seinem Angebot, ich weiß nur nicht, was es ist.“

„Und es könnte nicht sein, dass er einfach die beste Studentin ihres Jahrgangs als seinen Lehrling haben möchte?“

„Hermine, keiner zweifelt hier deine Fähigkeiten an. Ich traue dem Mann einfach nicht.“

„Also gut, in Ordnung. Ich weiß genug, um einen Vertrag nicht zu unterschreiben, wenn ich ihn nicht zuerst gelesen habe. So naiv bin ich nicht.“

„Den Vertrag nur zu lesen ist nicht genug. Einige der älteren Klauseln kann man nicht erkennen, wenn man nicht zuerst den passenden Zauber auf das Pergament spricht.“

„Das kann nicht verpflichtend sein. Wie kann man jemanden an etwas binden, von dem man anfangs nicht wusste, dass es da ist?“

Severus lächelte. „Darum ist es Dunkle Magie. Nicht alles ist so, wie es scheint. Lehrlinge als Eigentum zu sehen ist heute noch so modern wie vor hundert Jahren. Ich bin sicher, dass die Universität Richtlinien darüber hat, was annehmbar ist und was nicht, aber man weiß nie, was manch skrupelloser Meister in eine Vereinbarung rutschen lässt, wenn du ihm den Rücken zudrehst.“ Er half Hermine in ihren Umhang und sie gingen zur Tür hinaus. „Ich glaube mich erinnern zu können, dass das Zaubergamot ein verbessertes Gesetz verabschiedet hat und Albus dabei half, es durchzusetzen, als er Schulleiter wurde. Er war erschrocken darüber, dass die Lehrlinge in Hogwarts sich fest an jene verpflichten mussten, unter denen sie studierten, und das für zehn Jahre oder länger. Sie hatten keine Rechte oder Anspruch auf Eigentum, bis sie ihren Vertrag erfüllt hatten.“

„Sich verpflichten? Das ist schrecklich. Hört sich an, als wären sie eher Sklaven als Lehrlinge gewesen.“ Hermine warf einen Blick auf ihre Uhr. „Wir haben noch drei Minuten, ehe der Portschlüssel aktiviert wird.“

Severus betrachtete den Metallring in seiner Hand, den Portschlüssel, den Tenbrook Hermine für das Treffen geschickt hatte. Die Ironie, dass er Ähnlichkeit mit dem Band eines Lehrlings hatte, übersah der Tränkemeister dabei nicht im Geringsten. Er fühlte eine Reihe eingeätzter Runen auf der Rückseite des Ringes, auch wenn eine Anzahl Zauber darauf nichts weiter als die verschlüsselten Angaben zu Tenbrooks Einrichtung offenbarten. So weit er es sagen konnte, war alles einwandfrei und wie es sein sollte, sogar der Papierkram, der den Portschlüssel begleitete, war abgestempelt und an den richtigen Stellen verzaubert.

„Severus, entspann dich, ich bin sicher, dass alles in Ordnung ist.“ Die Zeit beachtend, griff Hermine nach dem Ring.

Severus nickte abgelenkt. Trotz der Versicherung seiner Enthüllungszauber, der nichts Verkehrtes fand, konnte er das vage Gefühl nicht abstellen, dass etwas nicht stimmte. Es war nur noch wenig Zeit, um darüber zu spekulieren, was das etwas sein könnte, da die Zeit langsam ablief und das Paar magisch durch die Nachtluft zu ihrem Zielort gebracht wurde.

tbc

Wenn sich eine Tür schließt...

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