Minnies Fanfictions

Kapitel 45 Wenn sich eine Tür schließt...

Wenn sich eine Tür schließt...


... und das Fenster verschlossen ist, kann eine Chance auch durch den Kamin kriechen

Zu behaupten, dass ihre Ankunft bei Michael Tenbrook enttäuschend war, wäre eine riesige Untertreibung gewesen. Hermine war nicht sicher, was sie erwartet hatte, doch bestimmt nicht das eintönig graue Gebäude, das vor ihnen stand. „Na ja, wenigstens ist es nicht Frankensteins Schloss.“

Severus lächelte. „Ich vermute mal, dass Tenbrook ein wenig zuviel Aufmerksamkeit erregen würde, wenn er in einem Schloss mit gefülltem Burggraben leben würde. Doch das Aussehen kann täuschen. Sollen wir nachsehen, ob es innen auch so harmlos wie von außen aussieht?“

„Und das kommt von einem Mann, der in einem Kerker lebt.“

„Das ist eben der Ort, wo schon immer der Zaubertränkeunterricht stattfand“, rechtfertigte er sich. „Ich bin nur froh, dass Albus nie eingefallen ist, einen Graben um Hogwarts zu legen. Das würde gerade noch fehlen, Seetang und Dreck, der jedes Mal in die Eingangshalle getragen wird, sobald jemand dort reingefallen wäre oder -gestoßen wurde. Die Schüler hätten einen Heidenspaß damit.“

Der Portschlüssel hatte sie zu einer kleinen, abgelegenen Terrasse gebracht, die an einen gepflasterten Weg grenzte. Der Pfad führte zu einer Gruppe großer Doppeltüren. Ehe sich Severus entscheiden konnte, ob er nach einer Glocke suchen oder einfach klopfen sollte, öffnete ein Hauself, der in ein sauberes, gebügeltes Geschirrtuch gekleidet war, die Vordertür.

Ein rascher Blick in Hermines versteinertes Gesicht, brachte ihm in die Erinnerung an ihre verunglückte Aktion, die Hauselfen in Hogwarts betreffend, zurück und ließ ihn leise lachen – der Abend könnte doch unterhaltsamer werden, als er es ursprünglich vermutet hatte.

„Oh, guten Abend, Herrschaften. Meister Tenbrook erwartet Sie. Ich ist Scientia. Kann ich Ihnen Umhang abnehmen, Miss?“ Der kleine Elf schien vor guter Laune beinahe zu platzen, während er zur Seite trat, um sie hereinzulassen.

Tenbrook kam geschäftig durch einen Türbogen, der an den Eingangsbereich anschloss. „Hermine, Professor Snape, ich freue mich, dass Sie es beide geschafft haben. Ich habe mich gerade um die letzten Handgriffe bezüglich unseres Essens gekümmert. Sollen wir zuerst einen Drink in der Sonnenhalle zu uns nehmen?“

Hermine lächelte. Der Mann hatte wirklich ein freundliches Gemüt – ein Blick zu Severus jedoch bewies, dass sich dessen Laune auf dem polaren Gegenteil befand.

Ein stiller Snape und eine nervös plaudernde Hermine folgten Tenbrook einen dunklen Korridor hinunter und gingen ihm dann auf dessen Drängen durch ein geschlossenes Paar mit Reif bedeckter Türen nach.

„Wow!“, rief Hermine und atmete überrascht ein, während sie den gläsernen Raum begutachtete. Magisch wachsende Pflanzen und Blumen jeder Farbe, Größe und Form füllten das Zimmer. Ein schmaler Steinweg, der sich sanft außer Sicht schlängelte, war links von der Stelle zu sehen, an der sie standen.

Tenbrooks Lächeln wackelte nur für einen Augenblick. Das war ganz offensichtlich die Reaktion, die er von seinen Gästen erwartet hatte und nicht der finstere und bedrohliche Blick, den er gerade von dem Tränkemeister bekam. Um der Wahrheit Genüge zu tun – während er sein Labor für private Nachforschungen in der Hoffnung angeboten hatte, Hermine als seine Auszubildende zu gewinnen und es auf den mürrischen Mann erweitert hatte, war es auch eine klare Tatsache, dass Severus ihn zu Tode erschreckte. Es war eine Sache, einen wilden Panther hinter Gittern zu bewundern, aber eine ganz andere, im Käfig bei ihm zu sein. Oder ihn zu sich nach Hause einzuladen.

„Sie bauen Alpen-Mannsschild an! Ich dachte, dass diese Pflanze nur in den höheren Lagen der Alpen wächst! Und Echinacea! Und Weißdorn! Und Beinwell. Wie schaffen Sie es nur, dass sie alle gleichzeitig wachsen? Sie brauchen alle ein unterschiedliches Klima und Niederschlag!“ Hermine fuhr im Geiste damit fort, die verschiedenen Pflanzen, die sie sah, zu katalogisieren. Die Wachstumsgröße war unglaublich. Sie war sicher, dass Sprout ihren rechten Arm geben würde, wenn sie diesen Ort sehen dürfte.

„Sehr gut. Nur wenig Menschen können das Alpen-Mannsschild nur durch einfaches Betrachten erkennen. Wenn Sie genau hinsehen, bemerken Sie die Zonen, die ich gelegt habe. Wenn Sie nach oben auf die Anlage schauen, erkennen Sie verschiedene Bereiche unterschiedlicher Breite, die nebeneinander angeordnet sind. Jeder Bereich, durch die Säulen gekennzeichnet, entspricht einem anderen Klima. Es ermöglicht den Pflanzen, Seite an Seite zu wachsen, jedoch trotzdem die benötigte Temperatur und den Niederschlag zu erhalten, den sie brauchen.“

„Severus, schau mal, da ist Shilajit! Weißt du noch, wie lange wir gebraucht haben, um eine Probe davon zu bekommen?“

Tenbrook warf dem finsteren Mann einen abschätzenden Blick zu. „Sie haben nach Shilajit gesucht?“

Severus widerstand dem Drang, dem Mann einen Crucio anzuhängen. Tenbrook wäre ohne Zweifel in Slytherin gewesen, wenn er nach Hogwarts gegangen wäre und hätte dabei das Schlimmste verkörpert, das sein Haus zu bieten hatte. Severus war der Inbegriff von Slytherin und immer noch ein Mann mit hohen Prinzipien. „Ja, wir haben es mit einer destillierten Version versucht, als wir an der Veränderung des Wolfbanntranks gearbeitet haben.“

„Ich würde mich freuen, etwas davon für sie zu ernten.“

„Danke, aber im Moment haben wir alles, was wir brauchen. Außerdem hindert uns die Tatsache, dass die Pflanze nicht während des Vollmonds geerntet werden kann daran, Ihr großzügiges Angebot anzunehmen.“ Trotz aller Höflichkeit betrog die sarkastische Bemerkung nicht das Gefühl der Unterstellung: „… und jeder Tränkemeister, der sein Gewicht in Salz wert wäre, wüsste das.“

Trotz Severus Geringschätzung fuhr Tenbrook damit fort, die Vorzüge seiner Sonnenhalle anzupreisen.

Während sie Tenbrooks unaufhörlichen Kommentaren nur halb zuhöre, stellte sich Hermine vor, was sie und Severus mit dieser Vielzahl an seltenen und ungewöhnlichen Pflanzen, die hier wuchsen, tun könnten. Sie fand eine kleine Stelle mit Rhynia und widerstand dem Drang, den Mann zu schocken, Snape und eine Probe davon zu nehmen, zurück in ihr Labor zu apparieren und die seltene Pflanze zu ihrem Experiment zuzuführen. Jedoch ein Blick zu Severus, dessen Worte und den Tonfall dabei noch in Ohren, ließ sie anders entscheiden. Auch wenn seine Anmerkung vielleicht ernst geklungen hatte – trotz der Häme, die dabei durchsickerte – wusste Hermine doch, dass die Bitte nach einer Probe Rhynia unweigerlich zum Mord führen würde. Vielleicht, wenn sie die Ausbildungsstelle annehmen würde, könnte sie etwas für ihren Gebrauch beschaffen. Jetzt hielt sie besser ihre Zunge im Zaum und hoffte, dass sie noch mit Severus allein sprechen konnte, eher dieser etwas Törichtes tun würde.

Beide Männer wandten sich ihr zu, als sie versuchte, ein Lachen zu unterdrücken, dass herausbrechen wollte und als Würgen endete. Severus hob eine Augenbraue und fragte still die Frage, die Tenbrook aussprach: „Alles in Ordnung, Hermine?“

Sie hustete und klopfte sich auf die Brust. „Ja, es geht mir gut. Muss mich verschluckt haben.“

Hermine schüttelte den Kopf auf Severus ungestellte Frage. An ihn zu denken, wie er etwas Törichtes tat, holte eine Erinnerung an eine frühere Unterhaltung zwischen ihnen vor, als sie die gleiche Phrase benutzt hatte.

Sie wusste, ohne ihm ins Gesicht sehen zu müssen, dass er verärgert war. Sie würden Harry in einer Stunde treffen – den Jungen, der wieder lebte. Er hatte bei seinem letzten Besuch ein Geschenk für Ginny bei ihr gelassen und wollte jetzt vorbeikommen und es wieder abholen.

„Ich hätte nicht übel Lust, Potter zu verhexen, wenn er kommt. Du warst so nett, sein Geschenk für ihn zu verstecken, aber dass er dazu gerade unsere gemeinsame Zeit missbraucht – kennt er keine Rücksicht? Unsere Zeit während der Woche ist knapp genug bemessen, aber sie zu vergeuden, um auf Potter zu warten…“

„Bitte, tu nichts Törichtes. Ich habe nicht das Verlangen, dich in Askaban zu besuchen.“

„Töricht?“ Severus starrte sie frustriert an. „Hermine, ich bin ein Todesser geworden. Ich bezweifle wirklich, dass ich etwas ‚noch Törichteres’ als das machen könnte!“

Hermine betrachtete den Blick in seinen Augen und die Tatsache, dass er vollkommen nackt auf der Seite lag und ihr träge über die Brust strich ließ sie in Lachen ausbrechen. Seine Bemerkung, gemischt mit ihrer derzeitigen Position und dem Status ihrer Bekleidung kam ihr wie eine witzige Lebensironie vor. Die Tränen liefen ihr übers Gesicht und sie konnte kaum ein klares Wort herausbringen, als sie versuchte, die Gründe für ihren plötzlichen Kontrollverlust zu erklären.

Severus, für seinen Teil, war zufrieden damit, sie zu beobachten und hatte ein schiefes Lächeln im Gesicht. Er hatte bisher Hermine noch nicht so hinterhältig lachen oder auf ihn losstürmen sehen. Er stellte fest, dass sie einen skurrilen Sinn für Humor hatte, andere Leute Ansichten als banal ansah und es urkomisch fand, wenn sie mit anderen Gedanken oder Meinungen konfrontiert wurde. Er hatte vor einiger Zeit gelernt, dass wenn er nur geduldig wartete, sie ihm alles sagte was sie aufregte, sobald sie sich wieder unter Kontrolle hatte. Normalerweise war es das Warten wert.


Ihre schönen Gedanken wurden unterbrochen, als ein weiterer Hauself erschien und sie zum Essen rief.

oooOOOoooOOOooo

Hermine sah zu der Stelle, an der gerade noch ein Hauself, der den Hauptgang servierte, herein- und gleich wieder hinausgepoppt war. „Professor Tenbrook, wie viele Hauselfen arbeiten eigentlich hier?“

„Bitte sagen Sie Michael, hier ist es nicht allzu formell und ich darf Sie daran erinnern, dass Sie mich schon auf dem Symposium mit dem Vornamen angesprochen haben.“

Hermine nickte abgelenkt, als ein weiterer Elf, sie war nicht sicher - vielleicht jener, der ihnen die Getränke in der Sonnenhalle gebracht hatte – mit einem Tablett hereinpoppte. „Wie viele?“

„Ich weiß es nicht genau. Ich glaube, dass mindestens zwei von ihnen ans Haus gebunden waren, als ich es gekauft habe, dazu brachte ich einige mit, die schon seit Generationen zur Familie gehörten – sie wurden mir von meiner Ururur-Großtante väterlicherseits vermacht.“
„Vermacht?“

„Ja, von meiner Ururur-Großtante Matilda, einer wundervollen Hexe. Sie mochte die kleinen Kreaturen sehr und war besorgt, dass sie vernachlässigt werden könnten.“

Hermine Stimme hob sich leicht. „Sie hat sie Ihnen hinterlassen, Ihnen lebendige, atmende Individuen vererbt, als wären sie irgendein Schnickschnack, der einfach weitergegeben wird?“

„Nun, ich glaube nicht, dass sie es so gesehen hat. Das sind Hauselfen. Sie wollte nur, dass für sie gesorgt wird, wenn sie über den Jordan gehen würde. Ist das ein Problem?“

Severus nahm einen tiefen Schluck aus seinem endlos gefüllten Weinkelch und freute sich, als der dunkle, vollmundige Wein erneut hinein strömte. Er konnte kaum ein leises Lachen zurückhalten, während er Hermine zusah, wie sie all ihre Kraft sammelte um sagen zu können, was das Problem war. Er glaubte zwar nicht, dass es reichen würde, um sie von Tenbrook völlig abzuschrecken, aber der Mann machte auch keinerlei Punkte gut.

„Ehrlich, wenn ich nicht die Elfen hätte, die kochen und hier saubermachen, wer würde das sonst alles tun? Sie wissen doch, dass ich nicht verheiratet bin“, antwortete Tenbrook verteidigend und dachte, dass diese Erklärung die Hexe zufrieden stellen würde. Er war sehr überrascht, Hermines mörderischen Blick zu sehen, als wolle sie ihn jeden Augenblick in die Vergessenheit hexen. Er ruderte zurück und versuchte, seine Antwort deutlicher zu machen, doch ihr Gesichtsausdruck wurde nur noch finsterer. Ein Seitenblick zum Gesicht des belustigten Tränkemeisters half auch nicht gerade. „Ich wollte nur sagen, wenn ich verheiratet wäre, würde höchstwahrscheinlich meine Frau das Haus versorgen und sich um die Elfen und all das kümmern, aber da ich es nicht bin, ich also keine Frau habe, und ich, ähm, die Elfen brauche, damit alles läuft…“, meinte er und beendete seinen Satz ziemlich lahm mit: „… bis ich eines Tages heirate, so ist das.“ Unbewusst fiel seine Hand zur Seite, wo sich sein Zauberstab befand, da er sich nun tatsächlich Sorgen um seine Person machte, weil Hermine die Augen voller Zorn zusammengekniffen hatte.

„Und Ihre Frau würde das alles für Sie tun?“, fragte sie dennoch ruhig.

Ein weiterer Strich erschien auf der rechten Seite in Severus gedanklicher Anzeigentafel. Elfenrechte – check; Rechte der Frauen – check; die Punkte waren bei Null bis Minus Zwei. „Nur so aus Neugierde“, fragte er anscheinend völlig unschuldig, während er Tenbrook anlächelte. „Was halten Sie von Katzen?“ Es konnte nicht schaden, die Skala noch ein wenig gegen den Mann zu rücken.

„Ich habe noch nie eine Katze getroffen, die ich nicht mochte.“

Hermines Schultern entspannten sich minimal, wenigstens wusste sie nun, dass Krummbein willkommen wäre, aber sie war immer noch nicht zufrieden mit seinen Bemerkungen, die eine Ehefrau mit den Hauselfen gleichstellte und dazu beide behandelte, als wenn sie Diener wären.

„Ich finde, dass sie exzellente Tränkezutaten abgeben.“ Tenbrook lachte, als er noch eine Pointe versuchte und auf einen alten Zaubertränkewitz anspielte. Es dauerte einige Sekunden, ehe ihm auffiel, dass er als einziger lachte. „Ich meine, sie halten ja auch die Ratten in Schach.“ Er schwieg rasch, als er sah, wie erneut das Feuer in Hermines Augen aufblitzte.

„Also, dann nehme ich an, dass Hermines Kater hier sicher wäre, solange er sich seinen Unterhalt verdient?“

„Natürlich nicht, ihre Katze…“

„Wäre Tränkefutter?“, unterbrach Severus, ehe Tenbrook seinen Satz beenden konnte.

„Ihre Katze…“, sagte er dann und starrte in Severus ungefähre Richtung, „wäre genauso willkommen wie sie.“

„Verstehe.“

„Snape, mir ist klar, dass Sie und Miss Granger ein… Übereinkommen haben und dass Sie ein Gast in meinem Haus sind. Jemand, den ich selbst eingeladen habe, doch es scheint als versuchten Sie, ein Abkommen zu sabotieren, ehe es überhaupt begonnen hat. Ich habe nichts als die höchste Achtung vor Hermine und möchte eine Lehrzeit von höchstem Format anbieten, eine, die auch einige zusätzlichen Wissenszweige abdecken würde. Wie ich schon früher erwähnt habe, würde es mich freuen, für ihre eigenen Forschungen ein privates Labor bereitzustellen, während sie hier wohnt. Meine Einrichtung steht zu ihrer Verfügung. Ich glaube, dass es eine Menge Dinge gibt, die wir voneinander lernen können – falls Sie freundlicherweise den Zauberstab von meinem Hals nehmen und das Messer aus meinem Rücken ziehen könnten.“

Severus spürte, wie sich sein Magen zusammenzog, während Hermine den Mann anstrahlte – seine Bemerkungen über Frauen, Elfen und Katzen für den Moment wohl vergessen. Er wusste, dass sie befürchtete, nicht den geeigneten Meister für ihre Lehrzeit zu finden, der innerhalb der Apparierzone von Hogwarts lag. Es war nur noch die Frage, inwieweit sie einige seiner Kommentare auf Eis legen konnte, während sie die akademischen Leistungen von Tenbrook erwog. Welchen Boden er in seinem Krieg gegen den Kerl auch immer bisher gutmachen konnte war wieder verloren, als Hermine die nächsten Worte aussprach.

„Michael, das klingt wunderbar.“ Sie drehte sich um und sah ihn durchdringend an. „Oder nicht, Severus? Ich kann es kaum erwarten, das Labor und den Rest der Einrichtung zu besichtigen.“

Von diesem Zeitpunkt an ging es mit dem Abend rapide abwärts. Es schien, als sei alles und jedes, das ihnen gezeigt wurde, mit Blick auf Hermine extra ausgewählt worden, um nur ja ihre Zustimmung zu finden. Sogar die Räume der Lehrlinge wurden aufgesucht – der verdammte Kerl hatte das Wohnzimmer gegenüber einer Bibliothek eingerichtet, in der die Regale vom Boden bis zur Decke standen, um ‚das Lernen bequemer zu machen’, wie er sich ausdrückte. Severus konnte beinahe fühlen, wie ihm Hermine bei jedem neuen Stück entschlüpfte, das ihnen präsentiert wurde. Schnell fiel er wieder in sein ‚böser’ Tränkemeister Image zurück, starrte die beiden an, während Hermine und Tenbrook über die Universität und den Lehrplan, der erforderlich war, um ihr den Titel als Zaubertränkemeisterin zu ermöglichen, sprachen.

Sie hatten es sich nun vor einem prasselnden Feuer in Tenbrooks mit Bücherwänden bestücktem Büro bequem gemacht. Der Mann schenkte ihnen eigenhändig Tee aus einem schimmernden Service aus Silber ein, das auf einem Tisch vor ihnen stand. „Sie müssen den Vertrag noch zu einem qualifizierten Anwalt bringen. Ich bin sicher, dass Professor Snape Sie in Hinsicht auf die üblichen Konditionen eines traditionellen Vertrages beraten kann, aber Sie sollten es trotzdem durchsehen lassen.“

„Michael, das hört sich alles so großartig an.“ Hermine schaute zu Severus und runzelte die Stirn, als sie seine steife Haltung und seinen Blick bemerkte. „Aber ich brauche noch ein wenig Zeit, um das alles zu überdenken.“

Tenbrook reichte ihr vorsichtig, um nichts zu verschütten, eine filigrane Porzellantasse. „Natürlich, nehmen Sie sich alle Zeit, die Sie benötigen. Ich möchte Sie nicht drängen, aber Sie sind die einzige Kandidatin, die ich als Lehrling haben möchte. Ich finde, die anderen Studenten sind meine Zeit nicht wert.“

Hermine lächelte. „Also überhaupt kein Druck.“ Severus plötzliches Lächeln erschreckte die Hexe. „Severus?“

Aha…

„Sie haben Aufträge vom Ministerium angenommen?“ Der finstere Mann drehte sich zu einem eingerahmten Brief, der auf einem niedrigen Regal zu seiner Linken stand. Das Siegel des Ministeriums bewegte sich im Licht des Feuers.

„Ja, während der Schwierigkeiten mit Du-weißt-schon-wer. Untersekretärin Umbridge wandte sich mit der Bitte an mich, Veritaserum für das Ministerium herzustellen. Die Vorräte dort waren alarmierend zur Neige gegangen. Wie Sie wissen, ist erstklassiges Veritaserum schwierig aufzutreiben, geschweige denn richtig zu brauen. Ich war überglücklich, helfen zu können. Eine solch engagierte Hexe, ich kann gar nicht verstehen, warum sie noch nicht weiter aufgestiegen ist.“

Hermines Tasse fiel auf den Unterteller. Lässig zerriss sie den Vertrag in ihrer Hand in zwei Teile und warf sie dem erschrockenen Mann ins Gesicht, während sie aufstand. „Ich glaube, das beendet dieses Vorstellungsgespräch. Danke, Professor Tenbrook, aber ich werde woanders nach einem… qualifizierten Meister suchen, bei dem ich lernen kann.“ Hermines finsterer Blick versengte den kleinen Mann beinahe. „Jemanden, der keinen Handel mit dem Leibhaftigen treibt.“

Severus zuckte bei ihrer Wortwahl zusammen. Er selbst war mit Voldemort im Bunde gestanden und wenn dieser nicht der Teufel gewesen war, stellte sich die Frage: Wer sonst? Wobei Hermine in solchen Situationen immer schnell ausführte, dass sie ohne ihn, Severus, den Krieg verloren hätten. Eine Tatsache, von der sie behauptete, dass es den Punkt völlig auslöschte, dass er sich dem Verrückten ursprünglich überhaupt angeschlossen hatte.

„Ich weiß nicht… ich habe nicht…“ Tenbrook schaute von einem zum anderen. „Ich verstehe nicht.“

„Umbridge.“

„Ja?“

Severus legte seine Hand zügelnd auf den Arm der Hexe. „Hermine, er ist Askaban nicht wert.“

Tenbrook ließ sich schwer in seinen Stuhl fallen, seine Stimme war nur noch ein Quieken. „Askaban?“

„Ja, nicht viele wissen von Hermines Fähigkeit, ohne Zauberstab einen Unverzeihlichen zu hexen. Wahrscheinlich hat das während der finalen Schlacht Potters Hals gerettet und ich würde es hassen, wenn sie Ihnen nun unnötigerweise eine Kostprobe von diesem Talent zeigen würde. Ich stelle fest, dass wir Ihre Einladung zu lange in Anspruch genommen haben. Kein Grund aufzustehen, wir finden selbst hinaus.“ Er konnte es sich leisten, freundlich zu sein, während er versuchte, Hermine nach draußen zu drängen, ehe sie etwas Törichtes tat. Severus war sicher, dass sie nichts mehr mit dem Mann zu tun haben wollte. Behutsam nahm er ihren Arm und versuchte, sie in Richtung der Tür zu steuern, ehe sie Tenbrook verzaubern würde.

„Ich weiß, dass Harry Potter und Sie Freunde sind. Ihre Beziehung zu ihm und Ronald Weasley ist genauso legendär wie Ihr Heldentum während der letzten Schlacht, aber ich verstehe nicht, was das alles mit Madam Umbridge zu tun hat.“ Tenbrook sah wieder zwischen den beiden hin und her und war immer noch dabei herauszufinden, warum die Dinge so schnell verkehrt gelaufen waren.
Wieder versuchte Severus, Hermine zur Tür zu lenken. „Nein, mir ist klar, dass Sie das wirklich wissen wollen. Umbridges Amtszeit als Schulleiterin war ja auch ziemlich kurz, weniger als zwei Monate. Gehen wir?“ Er gestikulierte bedeutsam zum Ausgang und hoffte, dass Hermine einfach das Zimmer verlassen würde.

„Es sind nicht nur die Dinge, die sie als Direktorin gemacht hat, oder in der Position, die sie nach ihrem Weggang inne hatte, es geht darum was sie tat, als sie als Lehrerin anfing.“ Hermine drehte sich wütend zu Severus um. „Hast du jemals auf seinen Handrücken gesehen?“

Severus hatte immer versucht, Potter und Weasley so weit als möglich zu ignorieren, doch hier wusste er, worüber sie sprach. Die verhexte Feder, die Umbridge genutzt hatte um Potter zu bestrafen, als er sich weigerte, wegen Voldemorts Rückkehr zu lügen. Der Federkiel, der ihm ständig den Satz ‚Ich soll keine Lügen erzählen’ in den Handrücken schnitt, als er gezwungen wurde, während endloser Strafarbeiten Zeilen mit der verhassten Feder auf ein speziell verzaubertes Pergament zu schreiben. Sie erschienen dann darauf – geschrieben durch sein eigenes Blut. Severus Stimme wurde weich, als er die Traurigkeit und den Zorn sah, die in der wütenden Hexe tobten. „Hermine, kaum jemand außerhalb von Hogwarts wusste, was vor sich ging. Der Prophet war darauf fixiert, Albus Ruf zu untergraben und Fugde verbrachte seine Zeit damit zu leugnen, dass der Dunkle Lord zurück war. Keiner wusste, was Umbridge hat.“

„Willst du damit sagen, dass alles in Ordnung war, dass ich einfach diesen… Lapsus in deren Urteilsvermögen übersehen soll?“

„Nein, gar nicht.“

Tenbrook sah Hermine fragend an. „Hat Madam Umbridge etwas gesagt, dass Sie verärgert hat? Ich weiß, dass sie manchmal etwas schroff sein kann und ihre Neigung, was Katzen und die Farbe Pink angeht, ist ein wenig zuviel, doch ich kann nur sagen, dass ich sie während meines Handels mit ihr sehr charmant fand.“

„Charmant? Sie hat die Kommission für die Registrierung der Muggelgeborenen geleitet, nachdem Fudge endlich zugegeben hat, dass Voldemort zurück war. Sie hat unzählige muggelgeborene Hexen und Zauberer nach Askaban geschickt!“

„Zu deren eigener Sicherheit. Wie sonst hätte sie das Ministerium von Du-weißt-schon-wer schützen sollen?“

„Das können Sie doch nicht ernst meinen!“ Hermine starrte ihn entgeistert an. „Sie sagen das nur im Spaß, oder?“

„Spaß?“

Mit einem Schlenker ihrer Hand fiel eine Feder auf den Tisch neben dem längst vergessenen, zerrissenen Ausbildungsvertrag. „Professor Tenbrook, bitte schreiben Sie etwas für mich auf.“

Severus Augen verfinsterten sich. „Ist das einer ihrer Federn? Ich dachte, dass sie alle weg sind.“

„Das sind sie auch. Das ist eine von meinen.“

Er wusste, was sie vorhatte. „Eine von deinen? Woher hast du den Spruch gelernt?“

Sie zuckte mit den Schultern, unwillig, diesem Problem Aufmerksamkeit zu schenken. „Wie bereitest du ein Gegengift für einen Trank zu? Du analysierst die Zutaten. Der einzige Weg, einen ‚Gegenzauber’ für die Feder zu finden war, den eigentlichen Spruch zu lernen, mit dem sie verzaubert worden war.“

Severus schüttelte den Kopf. „Er ist es nicht wert. Du findest jemand anderen. Wir finden jemand anderen. Jemand, der qualifizierter ist, um dich auszubilden. Lass uns gehen.“

Hermine schaute von Severus zu Tenbrook und zurück. Müde nickte sie. Sie könnte hier noch Stunden sitzen und dem Mann erklären, was für schreckliche Dinge Umbridge den harmlosen Kindern in ihrer Obhut angetan hatte, die Vorurteile, die dieser Hexe die Macht verliehen hatte, Unschuldige zu inhaftieren, doch am Ende würde es keinen Unterschied machen, dessen war sie sich sicher.

„Danke für diesen sehr aufschlussreichen Abend. Wenn ich Sie wäre, würde ich nicht versuchen, Miss Granger erneut zu kontaktieren. Ihnen könnte die Antwort nicht gefallen.“ Es blieb die Frage, bei wem Hermine ihre Ausbildung machen würde, aber Severus ging davon aus, dass diese Angelegenheit bald geklärt werden würde, auf die eine oder andere Art.

Wenigstens würde es nicht bei Tenbrook sein.

oooOOOoooOOOooo

Die Tür knallte mit mehr Kraft nach hinten gegen den Garderobenständer, als sie beabsichtigt hatte. Hermine hatte gedacht, dass Tenbrook die Antwort auf all ihre Bitten war: ein vorzüglicher Forscher, ein modernes, auf den neuesten Stand gebrachtes Labor zu ihrer Verfügung, seine Einrichtung, die zentral in London lag und man so ganz einfach nach Hogwarts apparieren konnte, ein voll anerkannter Meister, der sie als seinen Lehrling nehmen wollte und dann, puff, löste sich das sprichwörtlich alles in Luft auf. Nicht, dass er sie abgelehnt hätte, im Gegenteil, der kleine Mann wusste gar nicht, was sie so ärgerte, aber diese… Hexe so offenkundig zu lobpreisen! Und auch noch daran zu glauben… nun, so konnte sie auf keinen Fall mit ihm arbeiten.

Sie ließ sich schwerfällig auf das Sofa fallen und bemerkte nicht einmal, dass Severus sie beobachtete.

„Er würde dich sofort zurücknehmen.“

„Und du denkst, dass ich zu ihm zurücklaufen sollte?“

„Nein, und ich glaube auch nicht, dass schon alles verloren ist.“ Vorsichtig setzte er sich neben sie. Hermine war normalerweise ruhig, ausgeglichen und fokussiert. Diese Wut, dieser Kontrollverlust war ein wenig entnervend und es fiel ihm wieder ihre ungebremste Magie beim Symposium ein, die sie dort umgeben hatte. „Du findest jemand anderen. Deine Noten sind hervorragend, du bist eine großartige Hexe und ein Drittel des Goldenen Trios. Wer würde dich nicht als seinen Lehrling haben wollen?“

„Du.“

„Das haben wir schon hinter uns.“

Hermine bedeckte ihre Augen und ihre Handflächen drückten sich in ihre Lider, um dem Druck entgegen zu wirken, der sich dahinter gebildet hatte. „Seit wann siehst du den Punkt, dass ich ein Teil des ‚Goldenen Trios’ war, als ein Plus an? Du magst Harry und Ron nicht besonders.“

„Auch wenn sie nicht gerade weit oben auf meiner Liste stehen, sind die meisten normalen Zauberer und Hexen anscheinend völlig verzückt von ihnen.“

„Aber du nicht.“

„Aha, und wer hat jemals behauptet, dass ich normal wäre?“

Hermines Hände fielen in ihren Schoß, als sie über seine Bemerkung zu lachen anfing. „Ich weiß, wie froh dich das macht. Und doch scheinst du Harry in letzter Zeit gut auszuhalten.“

„Potter ist erträglich.“ Severus erhob sich vom Sofa. „Komm, du brauchst ein heißes Bad und heute Nacht einen guten Schlaf.“

Hermine nickte und ging voran. „Was soll ich nun tun?“

„Zuerst einmal gar nichts. Ich bin ziemlich sicher, dass sich die Dinge letzten Endes auflösen.“

Hermine blieb in der Tür zum Badezimmer stehen. „Wie kannst du dir da so sicher sein?“

Severus zuckte mit den Achseln, während er sie in den Raum schob. „Weil es immer so ist. Deine Freunde und du haben schlussendlich immer die Oberhand behalten, egal, was es für Umstände waren. Ich könnte mir vorstellen, dass es auch jetzt so ist.“

„Das steht also fest? Du weißt aber schon noch, dass ich nicht an Wahrsagen glaube?“

„Ich auch nicht.“

oooOOOoooOOOooo

Es war eine merkwürdig kleinlaute Hermine, die an diesem Samstag durch die Korridore des Kerkers lief. Allem Anschein nach wanderte sie langsamen Schrittes ziellos umher, während sie auf dem Weg zum Klassenzimmer für Zaubertränke, Severus Büro und seinen Räumen dahinter war.

Sie war ziemlich ratlos gewesen und hatte sich kaum konzentrieren können, seit sie Tenbrooks Haus am Mittwochabend verlassen hatte. Ihre Vorlesungen waren ein merkwürdiges Durcheinander aus Kleinkram gewesen, während sie versuchte, ihre Enttäuschung abzubauen. Sogar Edmund meinte, als er einen Blick auf ihre Notizen der fortgeschrittenen Zauberkunst geworfen hatte, dass sie irgendwie… unvollständig wirkten. Klugerweise entschied er sich, diese Sache nicht weiter auszuführen, als sich Hermine zu ihm umdrehte und wissen wollte, warum er sich selbst keine vernünftigen Notizen gemacht hatte. Falls sein Handgelenk gebrochen sei oder er starke Schmerzen in der Hand hätte, welche ihn davon abhielten, diese Aufgabe selbst zu erfüllen, wäre sie froh, das für ihn zu ‚beseitigen’, versicherte sie ihm.

Edmund nahm korrekterweise an, dass ihre Art der ‚Beseitigung’ keinen hübschen Anblick bieten würde. Es auf eine Auseinandersetzung mit Snape schiebend, entschuldigte er sich vielmals und verschwand zügig, nachdem er sich an eine früher getroffene Verabredung erinnerte – ehe die Hexe den Zauberstab auf ihn richten und ihre Drohung ernst machen konnte.

Sogar jetzt, als Hermine in Severus Büro eintraf, schleppte sie die Füße nach. Sie hatte sich in der Vergangenheit so auf ihre gemeinsame Zeit gefreut, aber an diesem Tag war es wie ein Kraftaufwand, den sie nicht machen wollte. Niedergeschlagen öffnete sie die Tür und trat ein.

„Oh, da bist du ja. Ich fing schon an zu glauben, dass du deine Meinung geändert hast und dieses Wochenende nicht kommen würdest.“ Severus strich den ersten Absatz auf dem Pergament durch und die rote Tinte merzte das Geschriebene aus. Seine Augen blieben auf der Seite, während er Hermine begrüßte. „Ich glaube, die Erstklässler werden jedes Jahr schlimmer. Und ich dachte, das wäre unmöglich, wenn man an den Haufen vom letzten Jahr denkt.“ Sein Kopf fuhr hoch, als sie nicht widersprach und nur Stille seiner Bemerkung folgte.

„Hermine?“ Sein Stirnrunzeln verstärkte sich, als er ihre blasse Erscheinung und ihr allgemeines Unwohlsein bemerkte. „Bist du krank? Hast du Fieber? Irgendwo Punkte?“

Sie sah ihn merkwürdig an. „Punkte?“

„Du bist muggelgeboren, daher nehme ich nicht an, dass du die Drachenpocken hast. Du wärst auch ein wenig alt dafür, aber trotzdem geht es rum.“ Er trat um den Schreibtisch und schaute ihr tief in die Augen. „Deine Augen sehen ein wenig rot aus.“ Er umfasste ihr Kinn und hob es an. „Weit aufmachen, ich will wissen, ob deine Mandeln violett sind.“

Stirnrunzelnd wich sie zurück. „Violett?“

Severus fuhr mit dem Daumen über die zarte Haut an ihrer Wange. „Keine Schuppen oder Pockennarben, das ist immer ein gutes Zeichen. Ich möchte jetzt deine Mandeln sehen. Du bist ein wenig blässer als üblich, aber bisher wenigstens noch nicht grün.“

„Severus, ich habe keine Drachenpocken. Keine Schuppen, keine Punkte, keine violetten Mandeln oder grüne Haut“, rief sie lachend. „Ich bin immer noch sauer auf Tenbrook, das ist alles. Bei wem soll ich jetzt die Ausbildung machen?“

Sein patentierter, finsterer Blick trat an die Oberfläche. „Tenbrook? Du bist wegen ihm beunruhigt und nicht krank?“

„Nein, nicht krank, nur besorgt.“ Ihre Augen wurden weich und sie schaute ihn an. „Aber danke für deine Fürsorge.“

„Hermine, du wirst jemand anderen finden, um deine Lehre zu machen. Es gibt Dutzende von Meistern, die sich über die Chance freuen würden, dich auszubilden.“

„Aber keiner ist hier in der Nähe.“

„Wir schaffen das“, sagte er mit einem entnervten Seufzen. „Du bist sicher, dass deine Mandeln nicht violett sind?“

„Ziemlich sicher.“ Zum ersten Mal, seit sie das Büro des mürrischen Mannes betreten hatte, lächelte sie. „Sie haben uns informiert, dass Rancine einen verlängerten Urlaub nimmt, irgendetwas wegen einer nervösen Verfassung. Professor Brisbane hat die Leitung der Abteilung übernommen.“

„Wenigstens weißt du jetzt, dass alles nun fair abläuft. Lass mich noch die Arbeit von Mr. Smythe demontieren und dann können wir ins Labor gehen. Ich habe da einen Artikel, den ich dir zeigen wollte. Vielleicht hilft er uns, die Faktoren für die letzte Phase des Wolfbanns zu bestimmen.“ Während der letzten Wochen waren sie der richtigen Veränderung des Trankes immer näher gekommen. Weihnachten war nur noch drei Wochen entfernt und Vollmond war kurz davor. Wenn sie Remus wie geplant während der Ferien testen wollten, dann mussten sie die letzten Schwierigkeiten lösen, die sie bei dem Trank noch hatten, sonst würden sie ihr Zeitfenster bis zum Monat darauf verlieren.

Das Eintauchen in die Wissenschaft hatte immer schon einen positiven Effekt auf Hermine gehabt und die Arbeit mit Severus am Wolfsbann bildete keine Ausnahme. Die Stimmung der Hexe hellte sich während der nächsten Stunden beim Hacken, Würfeln und Debattieren über die Eigenschaften der Zutaten deutlich auf. Den Trank, den sie bisher erreicht hatten war besser als der Standardtrank, der von Severus noch für die letzte Dekade hergestellt wurde, doch es gab noch nicht den dramatischen Unterschied, den sich beide erhofften, als sie das Projekt begonnen hatten.

„Tja, wenn meine Kalkulationen stimmen, dann wird er mehr von seiner ‚Menschlichkeit’ behalten. Das allein ist ja schon eine bedeutende Leistung.“

Ärgerlich warf Hermine den Rührstab hin, den sie gerade in der Hand hielt. „Das reicht aber nicht. ‚Hier, Remus, wir haben es zwar nicht geschafft zu tun, was wir vorhatten, aber du wirst froh darüber sein, dass du ein bisschen mehr Verstand behalten wirst, wenn du dich verwandelst.’ Nein, das ist es nicht. Es muss etwas geben, dass wir bisher nicht geprüft oder geändert haben.“

„Hermine, der Vorteil des Trankes liegt darin, dass die Person seinen rationalen Verstand behält. Die Tatsache, dass die Veränderung das verstärkt, ist groß.“

„Es reicht trotzdem nicht“, meinte sie und hörte sich dabei wie eine Zweijährige an – wofür sie sich hasste.

Severus verschränkte die Arme und ein leises Lächeln zuckte um seinen Mund. „Und was würdest du als ‚ausreichend’ bezeichnen?“

„Nichts Geringeres als ein… Heilmittel.“

„Na klar!“, rief er und machte eine ausschweifende Bewegung mit dem Arm. „Zeig mir das Heilmittel!“

„Jetzt verspottest du mich.“

„Niemals. Es ist spät geworden.“ Einige närrische Bewegungen mit dem Zauberstab reinigten die die Oberfläche des Labortisches und verstauten die übrig gebliebenen Zutaten. „Möchtest du in der Großen Halle oder in meinen Räumen essen?“

„Musst du heute Abend in der Großen Halle essen?“

„Nein, später habe ich noch meine Runden zu drehen, aber meine Gegenwart beim Abendessen ist heute nicht erforderlich.“

„Dann in deinen Räumen“, lächelte Hermine. „Ich kenne immer noch den Weg ums Schloss – wie wäre es, wenn ich dich auf deinen Runden begleite?“

Severus gestikulierte ihr den Weg zu dem Durchgang zu seinen Räumen. „Oh, ja, ich bin definitiv fähig, mich diszipliniert zu verhalten, auch wenn du mich begleitest. Roastbeef Sandwiches und Pommes?“

„Gerne.“

Severus warf etwas Pulver in das Feuer und rief durch das Flohnetzwerk in die Küche, um ihre Bestellung bei den Elfen abzugeben. Dann wandte er sich wieder an Hermine. „Gibt es einen speziellen Grund, warum du nicht deine ursprüngliche Liste aller Meister noch einmal durchsiehst? Wenn ich mich recht erinnere, dann hast du das Feld schon auf vier reduziert gehabt. Da Tenbrook nun eliminiert ist, bleiben noch drei übrig. Ich weiß, dass du mit diesen nicht besonders glücklich warst, aber sicher gibt es noch andere, die du akzeptabel findest. Was ist mit den Nummern fünf bis zehn – als denjenigen, die es nicht auf diese Liste geschafft haben?“

Hermine seufzte. „Bevor wir in die Ferien gehen, wollen sie eine überarbeitete Liste aushängen, damit wir wählen können. Professor Brisbane war der Meinung, dass die Liste noch einmal durchgesehen werden sollte, denn er hatte den Eindruck, dass Rancine anfangs nicht gerade ein fairer Beurteiler bei der Zusammenstellung gewesen ist. Ursprünglich sollten wir unsere Eingabe bis Ende Januar machen, aber ich glaube, dass sie es nun bis Februar oder März verschieben werden, damit wir genug Zeit haben, die überarbeitete Liste durchzugehen.“

„Da hast du es. Ich bin sicher, dass es jemanden auf dieser Liste gibt, der genau zu dir passt.“

„Professor Brisbane hat mir gesagt, dass sie bereits drei Eulen von einigen Meistern, die mir einen Ausbildungsplatz anbieten, bekommen haben, weil sie uns auf dem Symposium reden gehört haben. Ich wollte am Montag in die Bibliothek und meine Liste überarbeiten. Dort sollte ich etwas über die Meister finden.“

„Warum bist du dann immer noch so sauer?“ Severus setzte sich neben Hermine, das Tablett mit ihrem Abendessen stand auf dem Couchtisch vor ihnen.

„Wenn du den Brief nicht gesehen hättest, hätte ich niemals erfahren, wie übel Tenbrook ist. Es ist viel zu wichtig, um es dem Zufall zu überlassen.“

Severus lachte leise. „Du hast niemals etwas dem Zufall überlassen. Ich könnte mir vorstellen, dass du bereits in der nächsten Woche die Ressourcen von Cambridge erschöpft hast. Ich würde sogar wetten, dass du jeden Meister so sorgfältig überprüfst, dass du bald sogar weißt, was im Innern ihrer Zauberstäbe ist oder welche Blutgruppen sie haben.“

Hermine lächelte. „Nicht einmal ich bin so besessen.“

Eine Braue hob sich fragend. „Wirklich?“

„Ja, wirklich.“ Sie seufzte, nachdem sie ihren Kürbissaft ausgetrunken hatte. „Ich bin sicher, dass du Recht hast und ich wieder in Ordnung komme. Also, was machen wir in den Ferien? Ich weiß, dass wir den Wolfsbann testen wollen, aber was ist mit dem Rest der Zeit? Bleibst du normalerweise im Schloss?“

„Üblicherweise bleibe ich und forsche. Ich habe gehofft, dass du zu mir kommst, wenn du nichts anderes vorhast?“

In diesem Augenblick flammte Severus Feuer grün auf und einige Aschefunken sprühten aus dem Kamin, als eine winzige Eule heraus flog. „Severus? Hermine? Entschuldigt die Störung.“ Dumbledores körperloser Kopf hing über der Feuerstelle und die Flammen schienen das Funkeln in seinen Augen noch zu betonen. „Anscheinend hat diese arme Eule versucht, dich zu erreichen, Severus, und wurde von den zahlreichen Schutzzaubern an deinem Fenster abgewehrt. Wirklich, du solltest das ändern. Wie willst du sonst Post bekommen? Guten Abend, Hermine. Es ist schön, Sie zu sehen. Vielleicht leisten Sie uns morgen beim Essen am Lehrertisch Gesellschaft? Minerva würde sich so freuen, Sie zu sehen.“

„Professor.“ Hermine konnte sich Albus nicht widmen, da sie damit beschäftigt war, die Eule zu beruhigen, um die Botschaft von ihrem Bein zu nehmen.

„Wer zum Henker will dich denn hier erreichen?“

Hermine warf der Eule ein wenig übrig gebliebenes Roastbeef zu, ehe sie das Siegel auf dem Brief brach. Sie überflog das Pergament, wobei ihre Augen nur so darüber flogen und lächelte dann. „Er ist von Senalda. Sie hat nichts von mir gehört, daher schreibt sie um uns zu sagen, wann sie in Hogsmeade sein wird. Sie will uns dort treffen.“

Es war wirklich eine Schande, dass Hermine nicht an Wahrsagerei glaubte, andererseits hätte sie vielleicht gesehen, was Senaldas Eule tatsächlich brachte: Einen lebensverändernden Glücksfall.



Liebe Hermine,

ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie viel es mir bedeutet hat, mit Professor Snape und Ihnen sprechen zu können. Es tut mir in der Seele gut, dass ich die Magie richtig gedeutet habe. Ich kann es kaum erwarten, mich mit Ihnen beiden wieder zu unterhalten. Mir ist klar, dass die Bedingungen, die den Anspruch hervorgerufen haben, sehr persönlich sind, aber ich würde so gerne die Einzelheiten wissen. Mir ist klar, dass das Professor Snape widerstrebt, aber vielleicht wären Sie so nachsichtig, mir ein paar Dinge zu erzählen, wenn wir uns das nächste Mal sehen.

Vom 22. bis zum 26. Dezember bin ich in Hogsmeade und besuche meinen Bruder und dessen Familie. Wenn es Ihnen passt, würde ich den Professor und Sie gerne am 23. um 19 Uhr zum Abendessen in die Drei Besen einladen. Wenn Ihnen der Zeitpunkt nicht gelegen kommt, lassen Sie es mich wissen.

Ach, und Achtung: Möglicherweise richten sich die Sterne nach Ihren Bitten, bis wir uns das nächste Mal sehen.

Senalda Trelawney



Wie es sich erwies, waren Tag und Zeit sehr passend.

Während sich Hermine auf das Treffen freute, hielt sich Severus mit seiner Meinung über die Hexe im Zaum, doch sein finsterer Blick sprach Bände.

Er verdrehte die Augen und warf Senaldas Brief grob auf seinen Schreibtisch. „Vielleicht richten sich die Sterne nach deinen Bitten. Sie ist genauso verdreht wie ihre Cousine“, meinte er schnaubend. „Ich gehe mit, aber ich sage dir jetzt schon, dass wir nicht über Geschehenes reden, außer mit ganz vagen Begriffen. Sie weiß schon viel mehr als sie sollte, um das nochmals anzuführen.“

„Ich habe jedes Buch in Cambridge durchgesehen und nur zwei gefunden, in denen Tiresias Trelawneys Blätter beiläufig erwähnt wurden. Kennst du noch jemanden, der uns etwas über das Blatt sagen kann?“
„Also gut. Wir treffen uns mit ihr, aber mehr verspreche ich nicht.“ Severus Blick ließ die Hexe lächeln. „Vielleicht solltest du ihr genau erzählen, was wir gemacht haben, als du die Magie gespürt hast? Gib jedes einzelne Detail weiter, jedes Gefühl“, sagte er höhnisch.

„Sie weiß ja schon, dass es Sexmagie war. Es ist ja nicht so, dass ich sie einladen will, zu uns ins Bett zu kommen, wenn es wieder geschehen sollte.“

Ja! Vielleicht könnten sie dabei zusammenpassende Strings tragen? Ausnahmsweise hatte die nervtötende Stimme in seinem Kopf eine annehmbare Antwort, dachte Severus.

„Vielleicht könntet ihr beide dann gleiche Strings tragen. Wir könnten über die verschiedensten Positionen diskutieren, die einen größeren Magiefluss bewirken, um dein Vergnügen zu erhöhen.“

Hermine setzte sich steil auf. „Gibt es eine bestimmte Position, die einen höheren Fluss bewirkt? Kann Magie wirklich das Vergnügen steigern?“

Severus sah, wie sich die Augen der Hexe kurz verdunkelten. Seine Stimme fiel zu einem seidigen Schnurren ab. „Hättest du gerne, dass ich dir einige dieser Positionen zeige?“

Hermines Augen schlossen sich flatternd, als er ihr Haar auf eine Seite schob und ihren Hals seinem heißen Blick aussetzte. Er fuhr mit der Zunge an ihrem Puls entlang und Senalda, deren Eule und Pläne für das Abendessen waren schnell vergessen.

tbc


So, bis hierher habe ich übersetzt. Es gibt noch ein Kapitel, das folgt so schnell ich es schaffe.

Pearle hat noch nichts Neues veröffentlicht, das letzte Jahr hatte sie für nicht viel Gutes.

Ich hoffe, ihr hattet bisher Spaß beim Lesen und habt jetzt Lust, mir etwas zu schreiben. Ich danke euch!

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Wie hat euch das Kapitel gefallen? Ich würde mich freuen, wenn ihr mir etwas dazu schreibt.

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