Minnies Fanfictions

Kapitel 14 Sind wir jetzt da...

Sind wir jetzt da...


... oder wie kommen wir von hier nach dort?

Hermine apparierte und kam außerhalb des Tropfenden Kessels an. Ginny lebte weniger als einen Block entfernt. Sie wollte wirklich nicht zu diesem Blind Date heute Abend gehen. Erst gestern hatte sie eine Eule von Aidan erhalten, der sie wegen ihrer Beziehung befragte. Da gab es keine ‚Beziehung’. Das war das Problem. Harry hatte die ganze Woche kindisch agiert, indem er sie schimpfte, weil sie sich nicht genügend um Aidan kümmerte. Sie führte aus, dass man sich nicht plötzlich um jemanden kümmern konnte, wenn er bei einem gefühlsmäßig nicht an vorderster Stelle stand und wenn er der Meinung war, dass Aidan so großartig wäre, dann solle er sich doch mit ihm treffen. Und hier war sie nun schon wieder, versuchte ein weiteres Date und eine weitere ‚Beziehung’. Sie dachte lange und ernsthaft darüber nach, ob sie sich einfach umdrehen und zurück nach Hogwarts gehen sollte. Silenus war dort und auch Severus. Severus. Er war das gewesen, was einer Beziehung am Nächsten gekommen war und man konnte ja sehen, wie sich das entwickelt hatte. Es war Zeit, ihre Roben irgendwo aufzuhängen – wenn man das so sagen konnte.

Hermine erschien an Ginnys Eingang und hatte nun ihre Gedanken geordnet. Ginny ließ sie nach dem ersten Läuten hinein. „Gin, ich weiß, dass du es gut meinst mit diesen Blind Dates, aber ich habe einfach genug davon. Wer sind Sie?“ Hermine hatte mit Sprechen begonnen und bemerkte erst dann den Mann, der am Tisch saß und Tee trank.

„Es ist auch schön, dich zu sehen. Das ist ein Freund von mir. Thomas. Thomas Smythe, dies ist Hermine Granger.“ Ginny genoss es, Hermine zuzusehen, wie sie sich herauswand. Harry hatte Ginny früh am Morgen geeult und sie über Hermines Gemütszustand informiert.

„Reizend, Sie kennen zu lernen. Würde es helfen, wenn ich Ihnen erzählte, dass ich das genauso wie Sie sehe?“ Thomas lächelte sie an.

Hermine bedeckte ihr Gesicht mit den Händen und ließ sich in den nächstbesten Sessel fallen. „Ich neige leider manchmal dazu, ins Fettnäpfchen zu treten. Tut mir Leid, wirklich. Sie scheinen sehr nett zu sein, es ist nur so, dass ich eine lange Woche hatte und heute war es auch nicht besser.“

„Hermine, du redest geschwollenes Zeugs. Nimm dir Tee und Schokolade. Ich denke, du kannst es gebrauchen.“, versuchte Ginny sie zu beruhigen.

Am Ende blieb Thomas und Harry tauchte auf. Er hatte Glück, dass er nicht sofort verhext wurde. Sie hatten ein frühes Abendessen und verbrachten einen schönen Abend mit Gesprächen. Binnen kurzem waren sie zurück in Ginnys Wohnzimmer und tranken wieder Tee. Ginny und Harry verschwanden und ließen Thomas und Hermine alleine.

„Ich fand diesen Abend wirklich schön, Hermine.“

„Mir hat es auch gefallen. Danke, Thomas.“ Sie saß an dem einen Ende des Sofas und Thomas am anderen.

„Aber es war nicht schön genug, um es wieder zu tun?“

„Du bist ein netter Mensch…“, begann Hermine.

Thomas hob eine Hand. Mit einem tiefen Seufzer meinte er: „Du bist ein netter Mensch aber da gibt es jemand anderen. Richtig?“

Hermine zuckte mit den Schultern. „Nein. Nein, da gibt es niemand anderen. Ich kann das wirklich nicht erklären.“

Thomas sah sie einen Augenblick lang an. „Weiß dieser Mann, was er für ein Glück hat?“

„Thomas, da ist kein anderer. Ehrlich. Ich wäre heute Abend nicht ausgegangen, wenn ich mit jemand anderem zusammen wäre.“

„Es gibt jemanden. Du glaubst bisher nur selbst nicht daran. Den größten Teil dieses Abends warst du ganz woanders. Ich wünsche dir Glück, Hermine. Er ist ein glücklicher Mann. Du kannst ihm ausrichten, dass ich das gesagt habe.“ Thomas stand auf und küsste sie auf die Wange, ehe er sich selbst hinausließ.

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Es war spät am Sonntag, ehe Hermine nach Hogwarts zurückkehrte. Sie und Ginny hatten Roben für die Hochzeit ausgesucht und den Tag miteinander verbracht. Sie war müde, als sie endlich ihre Räume erreichte. Sie hatte den größten Teil des Tages darüber nachgedacht, was Thomas gesagt hatte. Poppy hatte ihr eine Notiz hinterlassen und sie darin gebeten, ob sie noch mehr Aufpäppelungstrank brauen könnte. Der momentane Vorrat war fast zu Ende. Sie schienen während der letzten beiden Wochen einen Run auf diesen Trank zu haben, als wäre es Wasser. Sie entschied, hinunter ins Labor zu gehen und die Arbeit gleich heute aus dem Weg zu schaffen.

Severus arbeitete an seinem Arbeitstisch und hackte Zutaten, als Hermine ins Labor kam. „Guten Abend, Severus.“ Sie war todmüde. Vielleicht war es doch nicht eine so gute Idee gewesen. Sie könnte am Morgen zurückkommen und den Trank dann brauen.

Severus hatte ihr nicht geantwortet. Er hatte knapp genickt und so ihre Anwesenheit anerkannt. Silenus saß am Schreibtisch in der Ecke und arbeitete daran, die alten Unterlagen zusammen mit den neu erhaltenen Informationen zu ordnen. Severus sah sie an. Sein Gesicht war kalt, verschlossen und seine Augen hatten einen harten Zug. „Du siehst müde aus. Was willst du hier tun? Sogar ein Erstklässler weiß, dass man nicht brauen kann, wenn man müde ist. Willst du dich etwa schneiden oder verbrennen?“

„Ich bin wohl kaum noch ein Kind. Ich muss einen schnellen Trank brauen. Das ist alles.“ Tja, da war der Waffenstillstand wieder dahin. Hermine warf Severus einen genervten Blick zu. Sie bemerkte Silenus in der Ecke. „Hallo Liebling. Ich habe einige Roben für dich, die du anprobieren solltest. Komm später vorbei und sieh sie dir an.“ Hermine begann damit, die Zutaten für den Zaubertrank zusammen zu suchen. Sie stellte ihren Kessel auf das Feuer und fügte etwas Wasser zum Kochen hinzu.

Silenus hatte schon früher mitbekommen, wie sich ihre Eltern angeraunzt hatten, die beiden waren ja auch nicht gerade Freunde. Allerdings schien es heute noch ein wenig boshafter als gewöhnlich zu sein.

Hermine war müde. Als sie damit begann, die Wurzel für den Trank in Scheiben zu schneiden, schnitt sie sich in den Daumen. Die Schnittwunde überraschte sie sehr. „Au!“

Snape war augenblicklich um den Tisch herum. „Lass mich das ansehen…, Sie müssen auch immer beweisen, dass Sie alles besser wissen, Miss Granger. Werden Sie das jemals lernen? Blut kontaminiert den Trank.“

„Es geht mir gut. Es ist nur ein kleiner Schnitt.“ Hermine warf Snape unverhohlen einen wütenden Blick zu und zog ihre Hand zurück.

„Wenn du nachts mal ordentlich in deinem eigenen Bett schlafen würdest, wärst du sicher in der Lage, deine Pflichten präzise zu erledigen.“, sagte Snape kalt.

„Ach, darum geht es? Weil ich dieses Wochenende weg war? Ich kann es nicht fassen. Du bist ja nur eifersüchtig!“, brüllte Hermine.

„Eifersüchtig, meine Liebe? Ich kann gar nicht eifersüchtig sein, weil das bedeuten würde, dass ich mich für dich interessieren würde!“

„Und ich interessiere dich nicht?“ Hermine war fürchterlich aufgebracht.

„Du hast mich eine sehr lange Zeit nicht interessiert. Tatsächlich waren es sogar Jahre. Du kannst das Labor für dich haben. Verschließe nur die Tür, wenn du raus gehst.“

„Wag es ja nicht, vor mir wegzulaufen.“ Hermine schrie Snapes Rücken an.

„Warum nicht, du bist ja vor zwölf Jahren auch vor mir weggelaufen!“ Snape wusste, dass er sich kleinlich benahm. Er war wütend, weil sie dieses Wochenende schon wieder weg gegangen war. Sie hatten in der letzten Woche wieder zu einer angenehmen Arbeitsgemeinschaft gefunden. Er hatte sich darauf gefreut, sie im Labor zu finden und dann konnte es Harry nicht erwarten ihm zu sagen, dass Ginny ein Blind Date für sie arrangiert hatte. War er eifersüchtig? Er war zu wütend, um das jetzt genau zu wissen. Er hatte große Lust, Potter das nächste Mal wenn er ihn sah, zu verhexen. Vielleicht konnte er ihn als Zutat für Zaubertränke benutzen? Es wäre interessant, der Sache auf den Grund zu gehen.

„Ich schaffe das nicht mehr. Ich bin müde. Ich will nicht länger streiten. Jedes Mal, wenn wir versuchen, miteinander klar zu kommen, wirst du wütend. Du bist immer noch wütend auf mich. Ich halte das nicht länger aus. Ich sagte, dass es mir leid tut, was erwartest du noch von mir?“, schrie die Frau ihm gegenüber.

„Leid für was? Für die letzten zwölf Jahre? Na gut, dann sage ich halt in zwölf Jahren ‚Ich nehme deine Entschuldigung an’ und dann sind wir wieder quitt!“, donnerte Severus. Der Zorn fraß an allen beiden.

„Genug!“ Silenus rannte aus dem Labor und Tränen liefen ihr über die Wangen. Sie hatten beide vergessen, dass sie ncoh da war.

„Du Scheißkerl.“ Hermine rannte ihrer Tochter nach.

Sie kehrten beide fünfzehn Minuten später wieder ins Labor zurück, nachdem sie die Kerker durchkämmt hatten und hofften, dass Silenus zurückgekommen war. Keiner von beiden hatte es geschafft, sie zu finden.

Snapes Blick war mörderisch. „Ich bin sicher, dass sie sich irgendwo im Schloss versteckt. Geh und sage Albus Bescheid, dass Silenus fortgelaufen ist. Ich sehe nochmals im Slytherin Gemeinschaftsraum nach, auch wenn ich bezweifle, dass sie dort ist.“

„Ich bin ihre Mutter, ich werde sie suchen.“, brüllte Hermine ihn an.

Severus packte ihren Arm und zischte die Frau mit giftiger Stimme an. „Ich will nicht, dass ihr wundersamerweise beide verloren geht.“ Hermine hatte sich aus seinem Griff befreit. Seine Stimme war tödlich. „Falls du es vergessen hast, sie ist auch meine Tochter. Ich will nicht nur dann ihr Vater sein, wenn es dir gelegen kommt. Ich werde sie suchen. Geh und sag Albus Bescheid.“

„Du bist ein Mistkerl!“

„Ja, Madam. Ich denke, das haben wir bereits vor langer Zeit festgestellt.“ Snape ging mit zügigem Schritt durch die Kerker. Er überprüfte den Gemeinschaftsraum und Miss Brownynn bestätigte, dass Silenus nicht zurückgekehrt war. Er dachte, dass er eine Ahnung hätte, wo sie zu finden wäre.

Severus stieg die Treppen zum Astronomieturm hinauf und bemerkte die Flecken im Staub auf dem Boden. Zusammengekauert in einer schattigen Ecke lag die schlafende Gestalt seiner Tochter. Tränenspuren auf ihren Wangen schimmerten im Mondlicht, das durch ein nahes Fenster herein schien. Er war nicht sicher was sie verwandelt hatte um die hässliche Decke zu bekommen, die sie umhüllte. ‚Violetter, orangefarbener und grüner Schottenstoff, warum sollte sie denn diese Farben aussuchen?’, fragte er sich. Mit einem aufgewühlten Seufzer hob er seine Tochter hoch und wiegte sie in seinen Armen.
Sie drückte sich etwas von ihm weg und stöhnte leise. Snapes Welt neigte sich aus seiner Achse. Er hatte niemals vor diesem Abend diese Fülle an Gefühlen gespürt. Und das fühlt er gerade eben. Was in Teufels Namen passierte da mit ihm? ‚Sschh. Alles ist jetzt in Ordnung, Silenus. Ich habe dich.“

Das Mädchen schluchzte leise, ehe sie sich wieder an seine Brust lehnte und in einen unruhigen Schlummer fiel. Snapes Schritt war schwer, während er das schlafende Mädchen zurück in seine Räume trug. Er legte sie sanft auf sein Bett und ließ dabei die hässliche Decke am Platz, damit er ihren Schlaf nicht störte. Severus strich ihr ein paar Locken aus dem Gesicht und küsste sie zart auf die Stirn. Er seufzte tief. Sie konnten so nicht weiter machen. Er und Hermine konnten sich nicht gegenseitig zerreißen und dabei Silenus verletzen. Die Dinge mussten sich ändern. Er hatte niemals erwartet, ein Kind zu haben, aber nun da er sie kennen gelernt hatte, wollte er sie auf keinen Fall gehen lassen.

Snape sah nochmals zurück zu der schlafenden Gestalt seiner Tochter, ehe er den Raum verließ. Er konnte den Rest seines Lebens wütend und alleine verbringen und gegen Wände schlagen, oder er konnte Frieden mit seiner Vergangenheit schließen und versuchen an einer Zukunft zu arbeiten, die Silenus mit einschloss. Eigentlich gab es keine Wahl. Sie war sein und er hatte nicht vor, sie gehen zu lassen.

Er flohte Albus an und versicherte ihm, dass es Silenus gut ging und sie in seinem Schlafzimmer eingeschlafen war. Er würde nachts das Sofa nehmen. Er bat Albus, ihre Freundinnen in Slytherin zu informieren, dass es ihr gut ginge und sie am Morgen unverletzt zurückkehren würde. Albus sagte ihm, dass Hermine mit der Hoffnung in ihre Räume zurückgegangen war, dass Silenus vielleicht dorthin gelaufen war. Er stand einen Augenblick da, sah ins Feuer und kontaktierte dann Hermine.

„Silenus geht es gut. Ich fand sie schlafend in einer Ecke des Astronomieturms. Sie schläft jetzt in meinem Bett.

„Oh, Gott sei Dank, Severus.“ Die Erleichterung war deutlich in ihrer Stimme zu hören.

„Hermine, komm bitte durch. Wir müssen reden.“

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Sie standen da und sahen sich an. Severus fuhr sich mit den Händen durchs Haar und versuchte, die Frau vor sich nicht gleich wieder anzuschnauzen. Es war Zeit, einen neuen Anfang zu machen und die Vergangenheit hinter ihnen zu lassen. Er betrachtete sie einen Moment lang, streckte dann die Hand aus und sagte: „Ich glaube nicht, dass wir uns schon begegnet sind. Ich bin Severus Snape, Silenus’ Vater. Du musst Hermine sein. Sie spricht nur Gutes über dich. Es ist schön, dass wir uns endlich treffen.“

Hermine stand da und starrte Severus an. Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, ehe sie seine Hand schüttelte und meinte: „Es ist auch schön, dir zu begegnen, Severus. Ich bin Hermine Granger, Silenus’ Mutter. Ich hoffe, dass wir Freunde werden.“

Sie verbrachten den Großteil der nächsten Stunden damit, Brücken zu reparieren oder neu zu bauen und über Silenus zu reden. Es war ein Beginn, ein neuer Start für sie alle.

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Das frühe Morgenlicht strömte durch das verzauberte Fenster und ließ Severus’ Schlafzimmer in einem warmen Licht erscheinen. Das Fenster war ähnlich wie die Decke in der Großen Halle verzaubert. Es war sogar eine Projektion eines Fensters im Astronomieturm. Snapes Räume waren unter dem See, zu tief als dass reales Licht seine Zimmer erreicht hätten. Silenus streckte sich, während sie langsam aufwachte. Die Decke fühlten sich weich an ihrem Gesicht an und das Bett schien größer als üblich zu sein. Auf einmal fiel ihr alles wieder ein – die letzte Nacht! Sie fragte sich, wie wütend wohl ihre Mutter und ihr Vater waren. Vor allem, wie wütend sie auf sie waren. Sie sah sich um und stellte fest, dass sie im Schlafzimmer ihres Vaters war. Neugierig betrachtete sie die schweren Möbel aus dunklem Holz und dabei auch die anderen Farben im Raum. Es war ein eindeutig männlicher Raum. Es gab nur wenige persönliche Sachen, die den Raum als den seinen kennzeichneten. Sein Büro und besonders sein privates Arbeitszimmer flossen vor Erinnerungen von überall her über, aber hier gab es nur wenig Indizien dafür. Sie seufzte, während sie aus dem Bett kletterte. Sie war immer noch in ihre normalen Klamotten vom Abend zuvor gekleidet, Jeans und T-Shirt. Jemand, wahrscheinlich ihre Mutter, hatte ihr die Turnschuhe ausgezogen. Die Decke, die sie letzte Nacht verwandelt hatte, bedeckte sie immer noch. Gott, die Farben sahen im Tageslicht einfach schrecklich aus. Sie hatte geglaubt, dass die Wolldecke violett mit grünem Saum sei. Woher war das orange gekommen und, was das betraf, das Schottenmuster? Sie musste viel erregter gewesen sein als sie dachte, dass sie einen solch einfachen Zauber vermasselt hatte. Sie ging langsam zur Tür. Es war Zeit, sich die Musik anzuhören. Silenus öffnete so leise wie sie konnte die Schlafzimmertür und hoffte, dass sie erst einen Blick auf die Szene im Wohnzimmer werfen könnte, ehe sie dort tatsächlich rein musste – was immer auch dort auf sie wartete.

Leider war sie nicht leise genug. „Guten Morgen, Silenus. Nett, dass du mir Gesellschaft leistest.“ Ihr Vater saß an seinem Schreibtisch und korrigierte Aufsätze. Er trug ein weißes Hemd, dass am Hals offen war mit hochgekrempelten Ärmeln und schwarzen Hosen. Genau das, was er gestern Abend im Labor getragen hatte. Das war kein gutes Zeichen. Überhaupt nicht gut.

„Morgen, Dad. Was gibt’s Neues?“ Sie versuchte, lässig zu klingen und versagte dabei kläglich. „Ich denke, ich sollte zurück in meinen Gemeinschaftsraum, damit ich mich vor dem Frühstück noch umziehen kann. Übrigens - nettes Schlafzimmer. Okay, tja, tschüss, ich sehe dich dann später.“ Sie schien nicht mit Reden aufhören zu können. Ihr Vater warf ihr einen Blick zu. Sie hatte andere Schüler sich furchtvoll zusammen kauern sehen, wenn er ihnen diesen Blick zugeworfen hatte, aber sie war noch niemals am empfangenden Ende dieses speziellen, finsteren Blickes gewesen.

Severus hatte damit aufgehört, seine Tochter anzusehen, oder eher wütend anzustarren. Seine Hände hatte er übereinander aufgetürmt, während er ihr zuhörte. Nettes Schlafzimmer? „Silenus, setz dich. Du und ich müssen uns unterhalten.“ Er war ärgerlich auf das Mädchen, darüber dass sie am Abend zuvor fortgelaufen war, doch konnte er nicht behaupten, dass er sie dafür allzu sehr tadeln konnte. In Wahrheit war er mehr besorgt als ärgerlich wegen ihr gewesen. Wenigstens hatte sie das Schloss nicht verlassen.

Er und Hermine hatten tatsächlich das erste Mal letzte Nacht, seit sie vor vier Monaten wieder aufgetaucht war, ruhig miteinander geredet. Sie stimmten miteinander überein, dass ihr Streiten Silenus verletzte und dass das ein Ende haben musste. Sie beiden wollten das Beste für sie. Hermine gab sogar zu, dass sie glücklich darüber war, dass sie beide so gut klar kamen, aber dass sie auch ein wenig eifersüchtig auf ihre Beziehung war. Das Geständnis plättete Severus. Allein der Gedanke daran, dass Hermine eifersüchtig auf irgendeine Beziehung zwischen ihm und Silenus sein könnte, war unglaublich. Silenus liebte ihre Mutter. Da gab es keine Frage, auch zu ihrer Loyalität nicht. Er begann einiges von der Wut, die Hermine ihm gegenüber gezeigt hatte zu verstehen, es war ein Resultat dieser Eifersucht. Er gab zu, dass er Hermine ihr Auftauchen zuerst richtig übel genommen hatte aber nun dankbar über die Chance war, seine Tochter kennen lernen zu dürfen. Es wurde Zeit, seinen Ärger fahren zu lassen, ihr zu vergeben und vielleicht sogar währenddessen sich selbst zu vergeben, falls er vorhatte, eine Zukunft mit seinem Kind zu haben. Er wusste immer noch nicht, was er wegen Hermine fühlte, aber es war klar, dass er sich in punkto Freundschaft bemühen würde. Er hatte sogar angeboten, seinem Anwalt zu eulen um zu prüfen, was man wegen ihres Alienstatus’ machen konnte. Sie hatte eine neue Anhörung im Januar. Sie gingen den letzten Schritt und überbrückten die Vergangenheit zu Gegenwart, indem sie sich über ein gemeinsames Sorgerecht für Silenus einigten, es war Zeit, zusammen zu arbeiten.

Silenus saß in der Ecke des Sofas und sah klein und verloren aus. Sie blickte auf ihre Hände und wartete darauf, dass ihr Vater zu brüllen anfangen würde. „Den Regeln nach solltest du eine Woche Strafarbeit für deine Aktion letzte Nacht bekommen. Es war spät, und du hattest kein Recht dich im Astronomieturm aufzuhalten.“ Er beobachtete ihre Bewegungen. Es war offensichtlich, dass sie sich davor fürchtete, was er sagen oder tun würde.

Severus seufzte und setzte sich neben seine Tochter. Seine Stimme war leise und kündete deutlich von der Müdigkeit, die er spürte. „Silenus, sieh mich an.“ Er wartete, bis sie ihre Augen hob und fuhr dann fort. „Ich werde dich nicht bestrafen. Deine Mutter und ich hatten Angst um dich. Das ist alles. Verstehst du dass es nicht sicher ist, nachts alleine im Turm herum zu wandern? Ich weiß, dass dich unser Streit aufgebracht hat. Das sollte für die Zukunft nicht länger ein Thema sein.“

Ihre Augen waren hell, während sie ihm zuhörte. „Was meinst du damit ‚nicht länger ein Thema in der Zukunft?’ Du gehst nicht irgendwo anders hin, oder? Wo ist Mom?“ War sie gegangen? Wo war ihre Mutter?

„Nein. Deiner Mutter geht es gut und sie will dich heute irgendwann noch sehen. Ich habe nicht vor, meine Kerker zu verlassen.“ Er schwang seinen Arm in einem Bogen um auf das Zimmer aufmerksam zu machen. „Wo sonst finde ich solch elegante und weitläufige Räumlichkeiten?“ Sie hatte Angst, dass er gehen könnte?

Silenus kicherte und entspannte sich ein wenig. Es war eine für ihn seltsame Geste gewesen, so gegensätzlich seiner Natur.

„Deine Mutter und ich haben eine – aus Mangel eines besseren Wortes – Übereinkunft erzielt. Wir werden für dich das gemeinsame Sorgerecht haben und einen Versuch starten, besser miteinander klar zu kommen. Du bist meine Tochter, Silenus. Ich habe nicht vor, irgendwohin zu gehen.“ Severus fand es schwer, dem Mädchen zu sagen was sie ihm wirklich bedeutete.

„Ihr beide werdet das Sorgerecht für mich haben? Geht dann einer auf die linke und einer auf die rechte Seite?“, fragte sie grinsend.

„Mir würde die Seite gefallen, die nicht frech antwortet. Welche wäre das dann wohl?“

„Sorry, das machen beide Seiten.“ Es war ein alter Witz. „Aber ich nehme an, du solltest die rechte Seite nehmen, denn dann hast du die Seite, die immer bei vollem Verstand ist.“

Severus stöhnte, als die Uhr über seinem Schreibtisch läutete. Letzte Nacht war eine weitere Hand mit Hermines Bild darauf erschienen. Er konnte nicht herausfinden, was die Uhr dazu bewegte, sich zu verändern. Die Hand mit Silenus’ Bild darauf bewegte sich zu: „Deine Zimmergenossinnen sind wach und Frühstück ist in 24 Minuten. Geh duschen.“

Silenus sah auf die Uhr und lachte. Sie hatte vor einer Weile beim Schachspielen bemerkt, dass da eine Hand mit ihrem Bild darauf war. Sie deutete auf die Uhr. „Das ist die ulkigste Uhr, die ich jemals gesehen habe. Nun hat sie auch Moms Bild.“

„Tatsächlich.“ Severus glaubte, dass die Uhr zumindest ein wenig besessen war. Er würde später näher darauf eingehen. „Seltsam oder nicht, es ist ein guter Rat. Du darfst niemals wieder einfach so fortlaufen. Nun geh, ehe ich meine Meinung ändere und doch noch eine Strafarbeit festsetze.“

Silenus umarmte und küsste ihren Dad und war wie der Blitz aus der Tür. „Bye, Dad. Danke!“

Severus sank zurück in das Sofa. Es war eine lange Nacht gewesen. Er hatte stundenlang wach auf dem Sofa gelegen, um mit den Ereignissen des Abends fertig zu werden. Es gab Tage in seinen Erinnerungen, die für immer in sein Gedächtnis als Drehpunkte seines Lebens eingebrannt waren; als er nach Hogwarts kam; die Nacht in der Heulenden Hütte mit den Rumtreibern; als er Hogwarts abschloss; der Tag, als er das dunkle Mal nahm; der Tag, als er sich Albus zuwandte; der Tag als Hermine verschwand; das Ende des Dunklen Lords; der Tag an dem Hermine mit seiner Tochter auftauchte. Sein Leben hatte sich an jedem dieser Tage bedeutsam verändert. Er fühlte, als wenn die letzte Nacht in diese Liste aufgenommen werden sollte. Sein Leben hatte sich letzte Nacht wieder in einer unerklärlichen Weise geändert, er konnte nur nicht sagen wie. Es kam ihm in den Sinn, dass er vergessen hatte, seine Tochter nach der hässlichen Wolldecke zu fragen. Vielleicht später.

Die Uhr über seinem Schreibtisch läutete wieder. Die Hand mit Silenus’ Bild bewegte sich zu „Verlässt den Slytherin Gemeinschaftsraum mit ihren Freundinnen.“ Die Hand mit Hermines Bild glitt zu „Geht zum Frühstück.“ Die Hand mit seinem Bild rutschte zu „Worauf wartest du noch?“

Worauf wartete er noch? Nach einem schnellen Zauber, der ihm frische Kleidung und Roben verschaffte, verließ Severus sein Zimmer und schritt nach draußen um dem Tag zu begegnen.

tbc

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