Minnies Fanfictions

Kapitel 60 Stop him if you can

Stop him if you can


Vincent Crabbe rannte und duckte sich unter den Ästen weg, während ihm der Schweiß in Stömen über das Gesicht lief und sein Herz voller Angst klopfte. Er hörte das Drängen eines Ravenclaw hinter sich, das er schneller laufen sollte. Ein Todesser verfolgte sie, während sie sich durch die Bäume schlängelten und den Explosionen des Zauberstabes, der auf sie gerichtet war, auswichen. Crabbes Lungen schmerzten inzwischen so sehr, dass er glaubte, sie müssten gleich platzen. Er wusste nicht, wie weit er noch rennen konnte. Wenn sie nur anhalten und irgendwo untertauchen konnten, um dann eine gute Schusslinie auf diesen Todesser hinter ihnen zu erhalten! Aber er hatte im Hinterkopf keine Augen und wusste so nicht, ob es ein guter Augenblick zum Stehenbleiben war – weiterhin kamen von hinten die Explosionen.

Den ganzen Abend hatten sie nichts anderes als warten und wieder warten müssen. Und nun dies! Alles war so schnell passiert. Sie hatten sich immer in Bereitschaft versteckt, während sie auf die Ankunft der Todesser warteten. Diese hatten aus der Ferne die Lockvögel auf dem Berg stehen sehen und die Lufttruppen hatten genug Lärm gemacht, um deren Aufmerksamkeit auf die List zu lenken.

Es schien beinahe zu einfach zu sein – die Art, wie die Todesser eilig zur Lichtung liefen, um zum Berg zu gelangen. Crabbe erinnerte sich daran, dass er das Gefühl gehabt hatte, die Schlacht müsse in Null-komma-Nichts vorüber sein, wenn sich die Todesser so blöd verhielten. Einige der Bodentruppen schlossen in aller Stille von hinten auf, damit die Todesser von allen Seiten aus dem Hinterhalt angegriffen werden konnten, ohne irgendwohin flüchten zu können.

Und dann passierte alles so schnell, dass es beinahe unwirklich erschien. Die Lufttruppen flogen aus den Bäumen, hexten und warfen Flüche auf die überraschten Todesser. Als diese anfingen, in den Himmel zu zielen um die sich schnell bewegenden Punkte zu treffen, nahmen die Bodentruppen die Gelegenheit wahr und schockten so viele wie möglich. So lautete auch der Befehl: sie unschädlich zu machen, ohne sie zu töten, außer es gab keine andere Wahl. Die überlebenden Todesser sollten später vor Gericht stehen. Das war es, was der Orden des Phönix beabsichtige. Für Crabbe hatten sie nicht gerade viel Weisungsbefugnis. Für ihn war klar, wenn Lord Potter anordnete, die Todesser zu töten, dann würde er das tun, egal, was die Hellen Zauberer sagten. Aber Lord Potter hatte keine solchen Instruktionen gegeben, daher musste er sich mit den Befehlen seines Kapitäns abfinden.

Durch den vielen Rauch und die Mengen an blendenden Blitzlichtern wurde es schwierig auszumachen, auf wen man zielte und ob da überhaupt jemand stand. Crabbe fiel ein, dass Terry Boot neben ihm gestanden hatte und dieser genauso verwirrt zu sein schien, während er mit gezücktem Zauberstab in den Rauch schaute. Als er sich nach den anderen umsah, konnte er kaum noch ihre Gestalten sehen, die sich durch den Qualm und das Licht bewegten. Es war verrückt, chaotisch und total irritierend. Dann brüllte Boot: „Lauf!“

Ein Blick sagte Crabbe weshalb. Ein Todesser stand nun keine zehn Schritte von ihnen entfernt und Rauch wirbelte um ihn, während er seinen todbringenden Arm hob, um auf sie zu feuern. Crabbe warf sich zu Boden und konnte gerade noch der grünen Druckwelle ausweichen, die auf ihn geschossen wurde. Schnell kam er wieder auf die Beide und, mit den Augen fest auf Terry Boots Rücken, folgte er dessen Zickzack-Bewegungen während weiterhin eine Detonation nach der anderen versuchte, sie zu treffen. Es war keine Zeit, zurück auf ihren Verfolger zu sehen. Sie mussten weiter laufen, bis der Todesser lange genug sein Feuer auf sie unterbrach, damit sie anhalten und in Stellung gehen konnten.

Aber das sollte nicht sein.

Ein Feuerball aus grünem Licht flog an Crabbe vorbei und traf Boot mitten in den Rücken, kurz nachdem die Wörter ‚Avada Kedavra’ hinter ihnen gezischt wurden. Der Todesfluch warf Terry nach vorn und dann flach auf das Gesicht, so dass Crabbe über ihn stolperte und zu Boden fiel.

Er versuchte noch, nach etwas zu greifen, während er ausgestreckt da lag. Etwas in ihm sagte, dass es das jetzt wohl gewesen war. Seine Zeit war abgelaufen. Wie sollte er auch jetzt, da er hingefallen war, einem Todesser entkommen? Er sah ängstlich über die Schulter nach hinten und sein Herz schlug heftig, als er an sein drohendes Verhängnis dachte. Ein kleines Geräusch entkam ihm, schwach und ohne Zusammenhang und Tränen füllten seine Augen. Er würde nun sterben.

Der Todesser kam heran und verlangsamte seine Schritte. Crabbe blickte ihn an und wartete auf seinen Untergang, aber sein Gegner hatte den Zauberstabarm gesenkt und schaute auf ihn herunter.

„Vincent“, sagte der Todesser.

Crabbe fiel die Kinnlade herunter, als er zitternd realisierte, wer sein Verfolger war. „Vater?“

Vincent Crabbe, senior, sah sich im Wald nach Anzeichen seiner Kampfgefährten um, aber er hatte durch die Verfolgung das Schlachtfeld verlassen. Dann schaute er seinen geschockten Sohn an und forderte ihn auf: „Lauf weg und versteck dich irgendwo!“ Er wandte sich ab und eilte in Richtung der Lichter des brennenden Kampfgebietes in einiger Entfernung davon.

Crabbe heulte. Er biss sich auf die Unterlippe und krampfte die Finger um seinen Zauberstab. Was zum Teufel…? Was zum Teufel taten sie hier? Seine Familie war nicht die Einzige, in der es Todesser gab. Wurde von ihnen erwartet, ihre eigenen Familien zu töten?

Er warf einen Blick auf den toten Ravenclaw neben sich. ‚Mein Vater hat das getan’, dachte er, weinte erneut und schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid“, sagte er zu Boots totem Leib. „Das ist alles so verdammt verkehrt!“

Er heulte noch eine Weile und trocknete dann mit dem Ärmel seine Tränen. Er hörte die Rufe und das Gebrüll der Schlacht, Leute, die vor Schmerz schrien und nach Hilfe riefen.

Das war kein Spiel – das war Tod, Vernichtung und Schmerz. Das war der Krieg.

Er stand zitternd auf und schaute Terrys leblosen Körper an, dessen Augen im Tode offen standen. Irgendwie fühlte er sich nicht wohl dabei, ihn einfach so liegen zu lassen. Er beugte sich hinunter und hob ihn mit dem Vorhaben auf, den Jungen zurück zum Lager und zu seiner Familie zu bringen. Zu ersten Mal wurde ihm klar, dass ihm das Leben mehr bedeutete als er bisher gedacht hatte.

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„Ich sehe nichts!“, brüllte Dean Thomas und legte die Hände über seine Augen, während das Blut durch seine Finger sickerte. Ein Fluch war aus dem Nirgendwo gekommen, hatte ihn ins Gesicht getroffen und nach hinten geschleudert. Er fühlte die Wärme seines Blutes auf den Händen und der Schmerz war beinahe unerträglich.

„Dean!“, schrie Seamus und rannte seinem Freund zur Seite. Er kniete sich neben ihn hin und versuchte, dessen Finger vom Gesicht zu lösen um zu sehen, wie schlimm es war. Er duckte sich, als eine Energiekugel von irgendwo her auf sie geschleudert wurde. Verdammt! Er musste Dean von der Mitte des Schlachtfeldes weg bringen.

„Seamus? Bist du das? Hilf mir!“, rief Dean. „Ich kann nichts sehen. Oh Gott, ich kann nichts sehen!“

„Komm schon!“, brüllte Seamus durch den Lärm der Kämpfe. Er zog Dean auf die Beine und hielt ihn an seiner Seite, während er sich unter den feuernden Zauberstäben durch duckte. Einige Male musste er sich und seinen Freund zu Boden werfen, um einem Treffer zu entgehen.

Sie waren beinahe am Waldrand, wo vielleicht weniger Qualm sein würde und er herausfinden konnte, wohin der Weg zum Basislager verlief. Dean brauchte sofort Hilfe.

„Ich werde blind sein!“, schrie Dean, während sein Freund ihn weiter zog.

„Sei still“, zischte Seamus in sein Ohr und hielt verzweifelt nach Todessern Ausschau, um sicher aus dem Rauch treten zu können. Durch die Schlacht pulsierte das Adrenalin durch seinen Körper und er fühlte sich ein wenig schwummrig von all der Verwirrung und der Angst. Ihre Füße stolperten über tote Leiber, die auf ihrem Weg lagen und Seamus wollte auf keinen Fall in ihre Gesichter sehen, wollte nicht wissen, welche Freunde er niemals wieder sehen würde. Das war alles zu viel. Wer zur Hölle wohl gewann? Wer konnte das durch all den Qualm und das Chaos schon sagen?

Als ihnen ein Todesser in den Weg trat und sie sich gleichzeitig erblickten, reagierte Seamus ohne nachzudenken.

„Avada Kedavra!“, schrie er und benutzte den Todesfluch zum ersten Mal in seinem Leben. Sogar Dean versteifte sich neben ihm. Bisher hatten sie in diesem Kampf nur Schockzauber benutzt.

„Du… du…“, stammelte Dean und vergaß für einen Augenblick seinen Schmerz. „Du hast es… gesagt.“

„Ich weiß“, antwortete Seamus, der selbst ein wenig erschrocken war. „Ich habe es satt. Sie bringen alle um. Warum sollten wir sie nur schocken? Scheiß auf die Todesser! Scheiß auf sie alle!“ Er zog Dean wieder hoch und machte sich wieder auf den Weg in den Wald.

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„Wie geht es deinem Arm?“, fragte George, der neben seinem jüngeren Bruder flog.

Ron war getroffen wurden und das Blut ließ es schlimmer aussehen als es war. Sein Arm war noch zu gebrauchen und er hatte das auch vor.

„Es geht mir gut!“, brüllte er zurück.

Die Lufttruppen hatten den besten Platz – über der ganzen Situation. Trotzdem mussten sie einer Menge Flüche ausweichen, die auf sie geschossen wurden, doch der Rauch hatte ihr Vorrücken bei vielen Gelegenheiten verborgen, daher waren nur wenige von ihnen ohne Besen.

Ron selbst hatte sich nach weiter oben begeben, um einen Überblick über die Positionen der Truppen zu bekommen. Es war schwierig, durch das Feuer und den Rauch etwas zu erkennen, doch die schimmernden Masken der Todesser halfen ihm dabei, die Guten von den Bösen zu trennen.

„Warum lässt du dich nicht zusammen flicken, ich könnte für den Moment übernehmen“, schlug George vor.

„Nein, es ist schon okay“, beharrte Ron. Kugelblitze und laute Explosionen in der Ferne erregten ihre Aufmerksamkeit und er fügte hinzu: „Sieht aus, als wären Harry und Voldemort inzwischen raus aus dem Dorf und in den Wäldern.“

„Dorf? Welches Dorf?“, fragte George. Das Dorf war nur noch ein gigantisches Leuchtfeuer.

„Es gefällt mir nicht, dass sich Harry Voldemort alleine stellt“, erklärte Ron und starrte in die Richtung der Dunklen Lords.

George sah seinen Bruder fest an. „Ron, lass dir nicht einfallen, dort rüber zu gehen. Ich meine, sieh' dir das an! Diese Magie ist weit über unserer. Wir wären tot, ehe wir auch nur unsere Zauberstäbe gehoben haben.“ Als Ron nicht antwortete, sprach er weiter. „Hey, hast du mich gehört? Bleib weg da!“

Der Jüngere warf seinem Bruder einen merkwürdigen Blick zu und nickte einmal, bevor er wieder zurück nach unten zur Schlacht flog.

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Wasser ran in kleinen Bächen an dem Eisblock hinunter, als Snape oben seinen Zauberstab davor hielt. Näher… er kam näher an Merlin heran. Er würde vorsichtig sein müssen, den großen Zauberer nicht zu verbrennen und überlegte gerade, wie er das machen sollte als er Schritte hörte, die die Treppe herunter kamen.

Gott, er hoffte sehr, dass es nicht die riesige Frau war! Aber es hörte sich an, als käme mehr als eine Person und er dachte darüber nach, wie er jemanden davon abhalten könnte, ihn aufzuhalten. Er nahm kurz seinen Zauberstab von dem schmelzenden Merlin fort und sprach einen Zauber, der eine magische Barriere durch den Raum zog. Niemand außer demjenigen, der diese Grenze gehext hatte, würde sie wieder lösen können. Er lächelte über seinen Geniestreich und machte sich wieder daran, das Eis um Merlin zu schmelzen.

Innerhalb einiger Minuten standen vier Gestalten in der Eishöhle und Snape lächelte selbstgefällig, als er Hermine rufen hörte: „Expelliarmus!“ Als nichts geschah, drehte er den Kopf und sah zu, wie sie in seine magische Barriere lief.

„Tut mir Leid, Miss Granger, aber Sie und Ihre Magie werden nicht durch meine Abgrenzung kommen“, grinste er und hielt weiter seinen Stab hoch um Flammen auf den Eisblock abzuschießen.

„Severus!“, rief Dumbledore aus, als er die Höhle hinter den anderen betrat. „Du musst aufhören! Es gibt Dinge, die du über Merlin nicht weißt!“

„Sie sind ein böser Mann!“, schrie Bugger. „Bugger wird Sie töten!“

Snape sah den Halbkobold angeekelt an. „Na los, versuch es doch, dreckiges Biest!“, meinte er höhnisch grinsend.

Bugger plusterte sich entrüstet auf und Hermine legte die Hand auf seinen Kopf. „Beruhige dich, wir regeln das schon“, meinte sie.

„Ja, Herrin“, antwortete Bugger, der nicht wirklich besänftigt war.

Hermine fühlte sich jedoch auch nicht gerade gelassen. Sie konnte Merlin in dem Eisblock sehen und Snape hatte ihn beinahe schon bis zum Scheitel seines grauen Haares geschmolzen. Das musste aufhören! Das Herz klopfte in ihrer Brust und sie fühlte sich wie ein gefangenes Tier, als sie vor der Barriere hin und her ging. Wie konnte sie nur hinter diese Abgrenzung gelangen? Ihr Verstand suchte nach Möglichkeiten, während Dumbledore versuchte, mit Worten zu Severus Snape vorzudringen.

Draco stand entsetzt da, sah das erste Mal zu Merlin und packte seinen Zauberstab fester. Was würde passieren, wenn Merlin befreit würde?

„Sie haben mich benutzt!“, schrie Hermine. „Sie haben mir Drogen gegeben und meine Gefühle für Harry und Draco genommen!“

„Stimmt“, antwortete Snape ruhig. „Doch war es für ein höheres Ziel. Ich erwarte nicht im Geringsten, dass Sie mit mir einer Meinung sind, Miss Granger, aber die Welt wird viel besser sein, wenn Potter und Voldemort kein Teil mehr davon sind. Die Macht kann wieder an diejenigen gegeben werden, die sie verdienen.“

„Du weißt nicht, was du sagst, Severus“, entgegnete Dumbledore. „Merlin ist kein mildtätiges Wesen. Er liebt die Menschheit nicht, zerstört genauso viel wie er erschafft und sicherlich wird er dafür, was ihm angetan wurde, die Welt wie wir sie kennen, vernichten. Du befreist ein Übel, dass größer als jeder Dunkle Lord ist.“

Snape sah ihn interessiert an. „Du bist wirklich ein Widerspruch, Albus. Zuerst versuchst du, die Triade zu zerstören und nun willst du sie unterstützen? Ich glaube, die Jahre haben dich nun doch eingeholt, alter Mann.“

Hermine und Draco blickten Dumbledore überrascht an.

„Die Triade zerstören?“, wiederholte das Mädchen. „Was meint er damit?“

Dumbledore holte unbehaglich tief Luft, was Snape lächeln ließ. „Oh, ja“, meinte er, „haben Sie wirklich geglaubt, dass Voldemort Ihre Eltern getötet hat, Miss Granger? Tja, der war es nicht. Es war Ihr lieber Schulleiter hier.“

„Das ist eine Lüge!“, rief Hermine aus. Sie sah Dumbledore an und dachte, dass er Snapes Anschuldigung abstreiten würde, aber er sah nur mit großer Traurigkeit zu Boden. Verwirrung und Ungläubigkeit erfüllten sie und sie starrte den Mann an, von dem sie so gut gedacht und für rechtschaffen gehalten hatte. „Das ist doch eine Lüge, oder?“, fragte sie leise.

Dumbledore hob den Kopf und schaute sie mit wässrigen Augen an. „Es tut mir leid, meine Liebe. Es tut mir so leid“, sagte er traurig.

Draco trat an Hermines Seite und sie blickten ihn beide ungläubig an. Hermine fiel nichts ein, was sie hätte sagen sollen, außer: „Warum?“

„Ich wusste nichts von Merlins Dasein hier unter Marlston. Ich wusste nicht, dass die Marlstons die Welt vor einer Katastrophe beschützten. Ich wusste nur, dass es eine Triade gab und dass diese eine extrem mächtige Kraft abgaben, wenn sie zusammen waren“, erklärte der alte Mann. „Wissen Sie, ich hatte Thomas Marlstons Buch, aber es berichtete nur von der Geschichte Merlins und nicht, dass er hier unter dem Haus war und immer noch lebt.“

„Weiter“, forderte ihn Draco auf.

„Zu dieser Zeit“, fuhr Dumbledore fort, „war ich dankbar darüber, dass Tom Riddle und Ihre Eltern ein Zerwürfnis hatten und dass er nicht mehr mit ihnen zusammen lebte. Es bedeutete, dass Riddles Macht nicht auf voller Höhe war und wenn wir eine Chance haben wollten ihn aufzuhalten, wäre da der richtige Zeitpunkt gewesen. Ich wusste von der Prophezeiung, aber Tom auch. Er suchte nach Harry und wollte ihn vernichten, ehe er noch stärker werden würde.“

„Dann erhielt ich eine Nachricht. Morgana und Sebastian Marlston waren unterwegs um zu versuchen, sich wieder mit Tom Riddle zu versöhnen“, erklärte er weiter. „Gerüchten nach brachten sie etwas zu ihm, etwas mit großer Macht. Ich… konnte das nicht zulassen. Ich dachte, wenn die Triade wieder vereint wäre, Harry ganz sicher getötet würde und der Rest von uns verloren wäre. So lang sie getrennt waren, hatten wir eine Chance.“

„Deshalb haben Sie sie getötet“, stellte Hermine fest.

Dumbledore schüttelte den Kopf. „Ganz so war es nicht. Nun, ich hatte vor, sie einzusperren, sie von Riddle fern zu halten, aber bei ihrer Ergreifung lief etwas… verkehrt.“ Er sah Hermine reuevoll an. „Ich wusste nicht, dass Morgana erst kürzlich ein Kind geboren hatte und auch nicht, dass das, was sie Tom Riddle zeigen wollte… Sie waren. Wir haben sie überrascht und sie bekämpften uns heftig, eben genau so, wie eine Mutter ihre Jungen verteidigt. Es gab nur sie oder wir, da Morgana und Sebastian nicht nachgaben. Hinterher ging ich um zu sehen, was sie in dem Bündel aus Roben verbargen und da… fand ich Sie.“ Tränen rannen über Dumbledores Wangen, als er sich an den Moment erinnerte, als er das Baby gefunden hatte. „Ich wusste, dass ich Sie nicht von Tom Riddle finden lassen konnte. Er hätte Ihr kostbares Blut für seine eigenen Absichten benutzt. Also fand ich für Sie ein neues Zuhause bei den Muggeln, wo Sie sicher und geliebt aufwachsen konnten, bis es Zeit werden würde, in Ihre eigene Welt zurück zu kehren.“

Er schüttelte wieder den Kopf und erzählte weiter: „Es ist eine Tat, die ich inniglich bereue. Ich bin sicher, ich hätte versucht, einen anderen Weg zu finden um sie aufzuhalten, wenn ich von Ihnen gewusst hätte. Es tut mir so leid, meine Liebe. Ich bedauere es zutiefst. Es ist so lange schon ein dunkler Fleck in meinem Gewissen.“

Hermine wusste nicht, was sie sagen sollte. Das war alles so schrecklich. Sie sah aber, wie ehrlich bedauernd Dumbledore aussah und das war vielleicht der einzige Grund, warum sie nicht wütend auf ihn war. Sie wünschte trotzdem, dass dieses Geständnis viel früher gekommen wäre.

„Herrin!“, rief Bugger, zog an ihrer Hand und deutete auf Snape um sie zu erinnern, dass es im Moment Dringlicheres zu erledigen gab.

„Sie müssen aufhören!“, brüllte sie Snape an. „Haben Sie nicht gehört? Merlin wird alles vernichten!“

„Und warum sollte ich Merlin fürchten?“, gab der Tränkemeister zurück. „Sie selbst haben mir gestanden, dass Merlin Könige ernannt hat. Nun, wer wäre besser als nächster Herrscher als der Mann, der verantwortlich für seine Befreiung ist? Es ist eine logische Wahl, da ich auch von königlichem Blut bin.“

„Was?“, sagte Hermine überrascht.

„Es gibt kein Königtum in der Zaubererwelt, Severus“, erklärte Dumbledore.

„Aber jetzt“, antwortete Snape. „Ja, ich bin der Sohn der königlichen Familie.“

„Du bist wahnsinnig“, rief Draco.

„Nein, es ist wahr“, erwiderte Snape. „Natürlich rede ich nicht von irgendwelchen Hoheiten der Zauberer, sondern von denen der Muggel. Meine Mutter, tja, sagen wir mal… ließ sich mit einem Mitglied der königlichen Familie der Muggel ein und wurde während dieser Zeit mit mir schwanger. Da sie keine passende Wahl für eine Einheirat war, wurde sie fortgeschickt und fand Trost bei meinem verrückten Stiefvater. Trotzdem, Fakt ist, dass ich in der Tat der Halbblutprinz bin. Es wird Zeit, dass die Zaubererwelt die richtige Führung bekommt, würdet ihr das nicht auch sagen?“

Ein starkes Keuchen von Bugger wendete ihre Aufmerksamkeit auf Merlin, dessen Eis nun weit genug geschmolzen war, um seine Stirn und seine Augenbrauen zu entblößen. Aber das war nicht das Schockierendste. Das Schlimmste war die Bewegung von Merlins Augen unter der verbliebenen dünnen Schicht aus Eis.

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In der Halle der Portraits blies ein kühler Wind durch die gesamte Länge, was die Bilder dazu brachte, vor Kälte und Verwunderung zu zittern. Die Ältesten schlummerten trotz der Ereignisse dieses schrecklichen Tages. Alle – bis auf eines.

Das erste und älteste Portrait an der Wand, das des ersten und mächtigsten Dunklen Lords, öffnete die Augen.

Mordred war erwacht.

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„Bitte Severus, tu es nicht“, sagte Dumbledore. „Lass mich dir Merlins Geschichte erzählen. Du musst aufhören, das Eis zu schmelzen!“

„Die Zeit zu reden ist vorüber“, entgegnete Snape. „Warum setzt du dich nicht und genießt das Erwachen des größten bekannten Zauberers?“

Ein heulender Schrei erschreckte sie und ihre Köpfe drehten sich in Richtung des Treppenaufstiegs. Etwas geschah. Snape knirschte mit den Zähnen und begann mit neuem Eifer, weiter zu schmelzen, bis der kühle Wind scharf in die Höhle blies und Hermine, Draco, Bugger und Dumbledore zu Boden warf.

Als der Wind nachließ, wehte eine schwarze Wolke in die Höhle und alle starrten sie voller Verwunderung an. Plötzlich fiel sie trichterförmig um Draco nach unten. Er keuchte auf, wurde auf dem Boden gedrückt und hielt sich den Hals, als die Wolke in seinen geöffneten Mund eindrang und völlig in seinem Körper verschwand.

„NEIN!“, schrie Hermine und krabbelte an Dracos Seite. „Bitte! Was passiert hier?“

Sogar Snape sah verdutzt über das Geschehene aus. Und noch mehr, als sich Dracos Körper bewegte,
zur Seite rollte und zum Stehen hoch kam. Hermine rutschte ängstlich fort, während sie auf ihren Lover sah und ihr klar wurde, dass sie nicht länger ihr Draco aus seinen Augen ansah.

‚Draco’ holte tief Luft, schloss die Augen und genoss diese Aktion. Während er den Atem einsog, begann sein Körper mit Energie und Macht zu pulsieren – so stark, dass es gegenüber dem menschlichen Auge sichtbar wurde.

Hermine war aufgestanden und kauerte sich nun neben Dumbledore zusammen.

„Wer bist du?“, fragte dieser. Er wusste, wie Besessenheit aussah.

‚Draco’ öffnete langsam die Augen und sah Hermine und dann Dumbledore an. „Ich bin Mordred“, sagte er mit einer Stimme, in der ein starkes Echo nachhallte.

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Harry sprang über den brennenden Baumstamm und erblickte Voldemort vor sich, der gerade versuchte, einen Baum zu fällen um ihn auf Harrys Kopf fallen zu lassen. Dieser hob die Hände und sendete seine Macht zum gleichen Baum, um ihn zum Absender zurück zu schicken.

„Warum stirbst du nicht einfach, Potter?“, rief Voldemort.

„Und warum du nicht?“, schrie Harry zurück. Der Baum hob sich in die Luft, seine Wurzeln rissen ab und große Klumpen Erde fielen in seinem Sog nach unten. Er zitterte heftig, während sich die beiden Dunklen Lords konzentrierten und versuchten, seine Richtung zu dirigieren.

Plötzlich fühlte sich Harry irgendwie beraubt und die Macht wurde aus seinem Körper gerissen. Der Baum fiel mit ohrenbetäubend lautem Krachen und Ächzen seitlich zu Boden. Was zur Hölle? Er konzentrierte sich wieder auf den Baum, doch dieser rührte sich nicht. Auf einmal begann jeder Schmerz und jede Wunde in seinem Körper zu klopfen und die Muskeln flatterten. Er sah zu der Lichtung, wo Voldemort stand und genauso erstaunt aussah, dann die Hände hob um anscheinend die Luft zu bewegen. Nichts passierte.

Sie hatten ihre Kräfte verloren.

Plötzlich waren beide Dunklen Zauberer völlig ohne Magie!

Sie starrten sich gegenseitig für einen Augenblick mit großen Augen an. Schließlich verzerrte sich Voldemorts Gesicht voller Wut.

„Du Narr!“, brüllte er. „Du hast sie Merlin befreien lassen!“

Harry schüttelte den Kopf. Hatte Snape Erfolg gehabt? Gott! Was würde jetzt geschehen? „Nein, sie haben versucht, Snape davon abzuhalten, ihn zu befreien.“

„Snape!“, schrie Voldemort. „Dieser Idiot! Jetzt sind wir alle dem Untergang geweiht.“

Sie starrten einander an und atmeten wegen all ihrer Verletzungen und Prellungen schwer. Es war, gelinde gesagt, ziemlich unangenehm.

„Tja“, keuchte Harry, „ich würde sagen, dass wir jetzt auch nicht besser als die Muggel sind.“

Voldemort lächelte ihn spöttisch an. „Das werde ich nicht akzeptieren! Ich bin der mächtigste Zauberer in der Welt!“

Harry schüttelte den Kopf. „Jetzt nicht mehr. Jetzt bist du ein Muggel und ich nehme an, dass du nun auch wie ein Muggel sterben kannst.“

Er begann auf den anderen zuzugehen, der seine Augen aufriss und zurück wich. Dann drehte er sich um und rannte los, aber nicht schnell genug. Harry sprang ihn an und warf ihn zu Boden.

Ohne Magie war Harry der Jüngere und Stärkere von beiden. Er schlug seinem Gegner in die Seite und verletzte dessen Rippen, während sich der ältere Mann bemühte, Harry wegzudrücken, „Halt, Potter“, rief Voldemort. „Lass uns ein Geschäft machen.“

Harry drehte ihn um und schlug ihn auf den Mund, was Voldemorts Zähne bluten ließ. „Keine Geschäfte, du teuflischer Arsch. Du hast meine Eltern getötet!“

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Die Lufttruppen kreisten über dem Schlachtfeld und den umgebenden Wäldern. Der Qualm lichtete sich und immer weniger Todesser wurden gesichtet. Ein paar Rufe in der Entfernung zog ihre Aufmerksamkeit auf die verbliebenen Bodentruppen, die versuchten, sich wieder zu gruppieren und einander wieder zu finden. Man sollte denken, dass die Todesser von dem Lärm angezogen würden, aber vielleicht…

„Denkst du, dass wir sie alle haben?“, fragte George als er zu seinem Bruder Bill aufgeschlossen hatte. „Ich kann keinen mehr sehen.“

„Keine Ahnung“, antwortete Bill, der sorgfältig den Boden scannte. „Bring deine Truppe zusammen und wir gehen runter und zählen die Körper. Ich glaube, ich habe eine ziemlich gute Vorstellung, wie viele sie anfangs waren. Jetzt feuert anscheinend keiner mehr.“

„Nevilles Truppe fesselt bereits die geschockten Todesser und bringt sie zu einem Platz in der Nähe des abgebrannten Dorfes“, berichtete George.

„Prima, das wird das Zählen vereinfachen. Wir sollten alle dabei helfen, aber was noch wichtiger ist – wir sollten die Unsrigen, die verwundet wurden, zurück zum Basislager bringen.“

„In Ordnung“, sagte George und schaute zu den Fliegern hinüber.

Fred schwebte jetzt zu seinem Zwilling, während Bill davon flog. „Hast du Ron gesehen?“

„Nein…“, erwiderte George und Angst stieg in ihm hoch. „Scheiße!“

„Was?“

„Ich glaube, ich weiß wo er hin ist. Er wollte schon den ganzen Abend lang Harry helfen.“

„Wie bitte?“, rief Fred aus. „Hat er sie noch alle? Komm, wir müssen ihn aufhalten, ehe er sich selbst umbringt.“

tbc

Feuer und Eis

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