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Kapitel 61 Feuer und Eis

Feuer und Eis


Was war das?

Severus Snape sah seinen Patensohn an, auch wenn er das eigentlich nicht mehr war. Der junge Mann, der dort stand, hatte gerade erklärt, Mordred zu sein! Er schaute ängstlich und verwirrt Dracos besessenen Körper an und sein Fackel-Zauberstab zitterte unsicher. Er warf einen Seitenblick zu Merlin, der seine bereits vom Eis befreiten Augen nun zu ‚Mordred’ gedreht hatte. Merlins Mund war immer noch bedeckt, daher konnte er die nötigen magischen Worte, um Mordred zu bekämpfen, nicht äußern.

Dann schwangen Merlins Augen zu Snape und dieser keuchte. Der gefangene Zauberer sah auf eine Seite der Höhle und dann zurück zu ihm. Snape drehte den Kopf und nichts außer einer Stange, die gerade aus dem Boden ragte. Nein, Moment… das war keine Stange… es war ein Stab. Merlins Stab! Warum hatte er den nicht schon früher bemerkt?

Snape stellte das Schmelzen ein und lief rasch zu dem gefrorenen Stab, zerrte und zog an der gesamten Länge und hoffte, dass die magische Barriere stark genug war um Mordred fern zu halten. Der Stab gab nicht nach, daher stellte Snape einen Fuß gegen die Wand der Höhle und zog mit ganzem Körpereinsatz daran, wobei er die anderen nicht aus den Augen ließ.

Mordred wandte kurz seine Aufmerksamkeit Merlin zu und schaute dann zu Snape und dessen bemühtes Streben, an den Stab zu gelangen. Ein Lächeln wuchs auf Mordreds Gesicht und er lachte über Snapes Anstrengungen.

„Severus!“, rief Dumbledore, dem klar war, dass sich die Gefahr sprunghaft erhöhte. „Hör sofort damit auf, ich fürchte, das geht schlecht für dich aus!“

„Niemals!“, brüllte Snape, der sich sehr anstrengte und dessen Gesicht bereits feuerrot und die Zähne zusammengebissen waren. „Nein!“, rief er, als Mordred problemlos durch seine magische Barriere schritt und langsam, fast spöttisch, auf Snape zuging.

Severus ließ den Stab los und presste sich mit gezücktem Zauberstab an die Wand. „Bleib zurück“, rief er furchtsam und seine Hand zitterte. „Avada Kedavra!“

„Nein!“, schrie Hermine, die Angst um Draco hatte. Sie umklammerte Dumbledore Arm und schluchzte laut.

Grüne Bögen von tödlicher Macht flogen aus Snapes Zauberstab und umgaben Mordred. Als sich das Licht verzog, stand er trotzdem noch.

Er grinste Snape an.

Dann schaute er zu Merlin, dessen Augen wütend auf ihm hafteten. Mordred trat auf ihn zu und ignorierte Snape, als wäre er bedeutungslos.

Severus atmete erleichtert auf und machte sich sofort wieder daran, an dem gefrorenen Stab zu ziehen, während Mordred an ihm vorüber ging.

Hermine, Dumbledore und Bugger sahen mit großen Augen wie er vor Merlin stehen blieb. „Servus… Vater“, grinste Mordred. „Möchtest du gerne wissen, wie lange du geschlafen hast?“

Merlin schien zu strampeln, um den Rest des Eises aufzubrechen.

„Ja?“, stichelte Mordred und antwortete für den gefangenen Zauberer. „Es waren viele Jahrhunderte. Sie haben es gut ohne dich geschafft. Unzählige Wunder haben sie gebaut und sie sind sogar zu den Sternen gereist! Und das alles ohne dich, Vater. Bald schon werden sie alles wissen, was du weißt, alle Geheimnisse, die du für dich allein gehortet hast.“

Merlins Augen starrten Mordred finster an, sie waren gefüllt mit Hass und dem Versprechen der Rache.

Krach!

Hermine, Dumbledore und Bugger blickten sofort zu Snape, der es nun geschafft hatte, den Stab aus dem Eis zu ziehen. Er nahm ihn in beide Hände und versuchte herauszufinden, wie man ihn benutzen konnte.

„Severus!“, rief Dumbledore.

Mordred drehte den Oberkörper und sah zurück zu Snape, der den Stab hielt und ihn in seine Richtung hielt.

Allerdings hatte Severus keine Ahnung, wie er zu benutzen war. Vielleicht musste man nur mit der Spitze das Eis berühren, mit dem Merlin umschlossen war. Er hielt ihn wie eine Lanze und rannte zum Eisblock.

Mordred streckte eine Hand aus und Snape wurde zurück katapultiert. Er flog so weit, dass er die hintere Wand mit dem Rücken traf und ihm der Aufprall die Luft aus den Lungen presste. Dann rutschte er auf den Höhlenboden hinunter, den Stab immer noch in der Hand haltend.

Dumbledore trat näher an die Barriere heran. „Bitte… Mordred, lassen Sie ihn uns mitnehmen. Wir sorgen dafür, dass er nie wieder hierher kommt“, bat er.

Mordred sah ihn an. „Sie sehen seine Gedanken nicht so, wie ich das tue. Er wird niemals aufhören, es zu versuchen.“

Dann schaute er in Hermines Augen und ein fremdartiger Moment des Erkennens verstrich zwischen ihnen. Dann blickte er wieder Dumbledore an. „Er wird diesen Ort nicht verlassen.“

Albus wusste jetzt, dass es nichts mehr gab, dass er für Severus Snape tun konnte. In Mordreds Worten lag ganz klar Endgültigkeit und er hatte nicht im Geringsten die Macht, irgendeine Veränderung herbeizuführen.

Als Mordred sich wieder Snape zuwandte und auf ihn zu ging, schauten sich Hermine und Dumbledore unruhig an. Was würde er mit ihm machen?

Snape war wieder aufgestanden und zielte mit dem Stab auf Mordred. „Zurück!“, rief er. Schnell nahm er ihn wie einen Speer in die Hand und warf ihn durch die Luft in Merlins Richtung. Der Stab streifte in Kniehöhe das Eis und ließ es knacken.

Mordred schloss die Augen und sog die Luft ein, was ein unnatürliches Geräusch eines rauschenden Windes erzeugte, drehte sich vollends zum Eisblock und blies etwas, dass wie ein eisiger Orkan aussah, aus seinem Mund.

Hermine verbarg ihr Gesicht in Dumbledores Arm, als der kühle Sturm seine volle Macht erreichte. Albus stellte sich vor sie und schlang seine Roben um sie beide, denn jedes Stückchen entblößter Haut an ihrem Körper brannte durch das Gefühl von rasch gefrierendem Eis. Sie konnten nichts außer einem weißen, wirbelnden Sturm um sie herum sehen. Sie zitterte vor Angst und Kälte und presste sich an Bugger und Dumbledore.

Als sich die Luft wieder klärte, sahen sie vorsichtig in Merlins Richtung. Er war wieder völlig in seinem Eisgefängnis gefroren und seine Augen waren vor Wut weit geöffnet. Dann keuchte Hermine auf.

Sich in der Höhle umsehend, erkannten sie den Tränkemeister, der nun in seinem eigenen Gefängnis aus Eis saß. Hermine kämmte mit den Fingern das Eis aus ihrem Haar und machte einen Schritt auf Professor Snape zu. War er immer noch am Leben, wie Merlin? Sie schaute zu Mordred, der den Stab aufhob und ihn wieder aufrecht in den Höhlenboden steckte. Das Eis schloss sich um den unteren Teil des Stabes und umwickelte es wie durch gierige Finger.

Dumbledore kam hinter Hermine vor und legte ihr unterstützend eine Hand auf die Schulter. Sie drehte ihr Gesicht zu ihm und sie tauschten einen kummervollen Blick über Snapes Niedergang. Bugger schüttelte sich die Eiskristalle vom Kopf und versteckte sich hinter Hermines Beinen, guckte vorsichtig vor und starrte mit aufgerissenen Augen zu Mordred. Was würde nun geschehen?

Tränen quollen aus Hermines Augen. Mordred wandte ihr seine Aufmerksamkeit zu und betrachtete sie intensiv. Wohin war wohl Dracos Seele während dieser ganzen Aktion gewandert? Hatte sie ihn für immer verloren? Sie ging verzweifelt ein paar Schritte auf ihn zu.

„Bitte… Mordred, bitte, gib mir Draco zurück. Ich brauche ihn“, bat sie. Sie trat tapfer näher und blickte ihm in die Augen. „Bitte…“

Mordred starrte ihr Gesicht an und hob die Hand. Er fuhr mit den Fingern sanft über ihre Wangen und verteilte ihre Tränen mit den Fingerkuppen. „Marlston…“, flüsterte er.

Er lächelte sie sanft und eine Spur verschmitzt an. Dann brach er auf dem Boden zusammen.

Hermine keuchte auf und kniete sich neben Dracos Körper hin, während Mordreds Wesen die geöffneten Lippen des Blonden verließ. Sie beobachtete, wie die Wolke kurz über ihnen schwebte und dann so schnell, wie sie gekommen war, verschwand.

Hermine legte ihre Hände auf Dracos Wangen und rief: „Er ist so kalt!“

Dumbledore hatte sich auf die andere Seite hingekniet und hielt Dracos Handgelenk. „Er lebt noch. Wir müssen ihn irgendwo hinbringen, wo es warm ist.“

„Bugger, schnell, lauf zurück zum Lager der Amazone und mach das größte Feuer, dass du kannst. Wir bringen Draco dort hin“, drängte das Mädchen.

„Ja, Herrin“, antwortete Bugger und rannte eilig zur Treppe.

Dumbledore trat zu Snapes gefrorener Gestalt im Eisblock und schüttelte betrübt den Kopf, während Hermine ihren Zauberstab benutzte, um Dracos Körper schweben zu lassen. „Lebwohl, Severus“, sagte er traurig. Er blickte nach unten und sah etwas Glitzerndes auf dem Eis neben Snapes Gefängnis liegen. Er bückte sich und hob es auf.

„Miss Granger, ich glaube, dass Sie das gerne zurück haben würden“, meinte er und händigte ihr den Schlüssel für Marlston aus.

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Ron umkreiste langsam das verwüstete Gebiet und suchte nach Anzeichen von Harry oder Voldemort. Er fragte sich, warum keine Blitze mehr zu sehen waren und keine Bäume oder Feuerbälle umher flogen. Im Herzen wusste er, dass das nur eines bedeuten konnte. Einer von beiden hatte gewonnen und, bei Gott, es wäre besser, wenn es Harry wäre! Ein paar Feuer brannten immer noch und er schwebte auf dem Besen darüber. Er suchte nach irgendeiner Bewegung und horchte auf jedes Geräusch. Dann hörte er in einiger Entfernung eine Stimme.

„Stirb, du Bastard, stirb!“

Harry! Ron erkannte die Stimme. Aber was war passiert?

Er flog vorsichtig und mit gezücktem Zauberstab in Richtung des Geräusches, immer versuchend, außer Sicht zu bleiben. Schließlich duckte er sich unter zwei Ästen durch und strich die Zweige zur Seite, um einen Blick werfen zu können.

Überrascht und die Augen weit aufreißend sah er Harry, der rittlings auf Voldemort saß und ihn immer und immer wieder ins Gesicht schlug. Voldemort bewegte sich nicht einmal mehr. Was zur Hölle…? Ron flog schnell zu Boden und hüpfte vom Besen. Warum kämpfte Harry wie ein Muggel? Und was noch merkwürdiger war, warum ließ Voldemort das zu?

Er machte einige Schritte auf die beiden zu und hielt den Zauberstab auf Voldemort gerichtet. Während er sich näherte, konnte er erkennen, dass das Gesicht des bösen Zauberers zu Brei geschlagen war. Er tat Ron fast leid – aber nur fast.

„Harry?“, rief er seinen Freund an.

Harry unterbrach die Schläge und drehte rasch den Kopf. „Ron! Was machst du denn hier?“

Die Augen des Rotschopfs zuckten von den blutigen Händen Harrys zu dem zerschundenen Gesicht. Voldemort bewegte sich wirklich nicht mehr. „Ist er tot?“

Harry atmete heftig von der Anstrengung. Wie lange hatte er auf seinen Feind eingeschlagen? Er hatte keine Ahnung. Im Moment bedeutete Zeit gar nichts. „Ich weiß nicht“, antwortete er. „Ich kann es nur hoffen.“ Er stand auf und wischte das Blut an den Händen seitlich an seiner Hose ab. „Wie läuft die Schlacht?“

Ron schaute auf Voldemorts Körper hinunter und schluckte. Das war echt total abgefahren. Sollten sie jetzt nicht vor Freude tanzen oder so? Aber er fühlte sich gerade überhaupt nicht fröhlich und wusste nicht einmal warum. „Es ist vorbei“, berichtete er. „Wir haben gewonnen.“

Harry streckte seinen Nacken und sah zu Boden. „Das… ähm… ist großartig.“

„Ich habe gehört, dass es manchmal eine gute Therapie sein soll, etwas zu schlagen“, bemerkte Ron ein wenig ungeschickt.

Harry warf schnell einen Blick auf Voldemort und lief dann ein wenig hin und her. „Ron, es gibt da etwas, dass ich dir sagen sollte…“

Sein Freund schüttelte den Kopf. „Du musst mir gar nichts erklären. Es ist offensichtlich, dass bei dir einiges an Wut raus musste.“

„Nein, das ist es nicht. Ron, ich habe meine Kräfte verloren. Und nun muss ich mich irgendwo verstecken, da Merlin kommen wird um mich zu holen.“

Seine Worte trafen Ron wie ein Klatscher am Kopf. Gott! Harry war übergeschnappt. Völlig verrückt geworden! Er sah zu, wie sein Freund hin und her lief, schnell vor sich hin plapperte und er konnte nichts mehr von Harrys weitschweifigem Gerede über Merlin, der kommen würde um ihn zu holen, ertragen. Er ging zu ihm, packte ihn an den Schultern und zwang ihn so, stehen zu bleiben. „Harry, sieh mich an“, forderte er mit fester Stimme. „Merlin ist tot. Er starb schon vor über tausend Jahren! Du stehst unter Schock! Kein Wunder, bei dem was du heute Nacht alles durchmachen musstest!“

Harry wurde wütend, schüttelte seine Hände ab und schubste ihn weg. Rons Zauberstab fiel ihm durch den Schlag aus der Hand. „Ich bin nicht verrückt! Verdammt, du weißt einfach nicht alles! Merlin lebt noch, denn er ist unsterblich. Er ist unter Marlston und Snape hat ihn befreit…“

Ron stand kopfschüttelnd da. „Du musst dich dringend ausruhen. Lass uns zurück zum Basislager gehen. Madam Pomfrey kann dir etwas geben…“ Er hielt inne und beobachtete die fürchterliche Veränderung, die nun mit seinem Freund vor sich ging.

„Ja!“, schrie Harry und starrte in den Himmel. Sein Körper fing an zu zittern und zu vibrieren und er fühlte, wie die Macht durch seine Wirbelsäule in jeden Nerv fuhr. „Sie haben ihn aufgehalten!“ Er schloss die Augen und genoss die pulsierende Energie in seinem Körper, die immer stärker und stärker wurde.

Als er seine Augen wieder öffnete, fiel ihm vor Entsetzen die Kinnlade herunter. Ron lag am Boden und hielt sich, nach Luft schnappend, den Hals. „Nein!“, schrie Harry. „Ron!“ Er rannte zu ihm und versuchte heraus zu finden, was geschehen war. In diesem Moment bemerkte er, dass Voldemort wieder stand – dessen Kräfte waren ebenfalls zurückgekehrt. Sein verdammtes Gesicht grinste ihn bösartig an und in Sekundenschnelle holte er Harry von den Beinen und ehe dieser noch reagieren konnte, lag er auf dem umgefallenen Baum.

Harry rappelte sich zügig wieder hoch und war bereit zum Angriff, doch Voldemort war nicht länger da. Scheiße!

Dann krampfte sich sein Magen zusammen und sein Herz sank, während er zum Körper seines Freundes rannte und nach Lebenszeichen suchte. „Ron, Ron!“, rief er und schüttelte ihn. „Oh, Gott!“ Er zerriss Rons Hemd bis zum Bauch und legte das Ohr auf seine Brust, schloss die Augen und lauschte konzentriert. „Schlag schon… komm doch…“ Er musste leben, er musste einfach!

Nichts… nichts war zu hören außer seinem eigenen, abgehackten Atem.

Harry schluchzte auf und ihm wurde schrecklich heiß. Er setzte sich auf und schrie laut: „Nein, nicht Ron, nicht Ron!“ Tränen strömten über seine Wangen.

„Da sind sie!“, kam ein Ruf von hinten. Harry erkannte die Stimme. Oh Gott! Er verbarg weinend sein Gesicht in den Händen. Er wollte Rons Brüder jetzt nicht sehen. Nein, er konnte den Schmerz der Weasleys nicht ertragen. Sein eigener war schon kaum zu ertragen.

Harry hörte hinter sich die Zweige knacken, als die Zwillinge landeten und abstiegen. Dann folgte das unvermeidliche Aufkeuchen und die Schluchzer, während sie zu Rons Leiche rannten. Sie legten ihre Köpfe auf ihn, genau wie es Harry kurz vorher getan hatte und weinten.

„Du bist ein Idiot, Ron“, schluchzte George. „Warum musstest du auch hierher kommen? Warum?“

Fred hob sein gerötetes Gesicht und schaute Harry an. „Er war es, oder? Voldemort hat das getan.“

Harry konnte nur nicken. Voldemort!

Seine Sinne hatten einen Ansturm voller Wut zu bewältigen, so machtvoll, dass es Harry auf die Füße stellte. Er hob den Kopf und ließ ein Brüllen tief aus seinen Lungen ertönen. Der Wald um ihn herum fühlte diesen Zorn und die Äste aller Bäume begannen sich heftig zu bewegen.

Fred und George sahen Harry ängstlich an und hielten Rons Leichnam fest. Harry wurde zu seinem anderen Selbst, außer das es diesmal noch kraftvoller, noch stärker als zuvor war – erfüllt von Hass, Wut und dem Durst nach Rache. Seine Haut verfärbte sich zu einem dunklen Rotbraun, die Augen zu völligem Schwarz und Wellen dunkler Macht umkreisten ihn wie eine Hülle.

Dann drehte er sich um, griff nach Rons abgelegtem Besen auf dem Boden und hob mit unglaublicher Geschwindigkeit ab. Voldemort konnte nicht auf Marlstonland apparieren, ehe er bei dem Steinkreis war.

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Aber es gab welche, die auf dem Land der Marlstons apparieren konnten – jene, die den Schlüssel von Marlston in ihrer Hand hatten.

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Voldemort hatte versucht, einen Verschleierungszauber zu nutzen, während er zum Steinkreis rannte, aber nichts konnte vor dem mächtigen Dunklen Lord verborgen werden, der hoch oben flog. Harry sah, wie Voldemort in der Dunkelheit weiter eilte. Er fühlte sich wie ein Adler, der sein Opfer von oben jagte. Er zischte nach unten in Voldemorts Weg und zwang ihn so, anzuhalten.

Harry stand vor dem Kreis aus Steinen und seine Macht pulsierte heftig.

Voldemort brüllte frustriert: „Denkst du, dass du der Einzige bist, Potter?“

Er holte tief Luft und hielt das blutige Gesicht zum Himmel gewandt, als sich seine Erscheinung veränderte. Auf die innere Wut konzentrierend, verwandelte er sich in eine finstere und Furcht erregende Gestalt – wie ein uralter, gehörnter Teufel. Dann grinste er böse und Blut tropfte ihm aus dem Mundwinkel. „Beenden wir es jetzt?“, knurrte er.

„Zeit für dich zu sterben“, verkündigte Harry.

Polterndes Lachen kam aus Voldemorts Brust. „Kommen noch mehr von deinen erbärmlichen Freunden, um dir zu helfen? Nein? Dann bist du jetzt allein.“

„Er ist nicht allein“, rief eine weibliche Stimme hinter ihm. „Wind und Feuer, Erde und Wasser sollen uns hören, wir rufen die Macht der Triade, um den Feind zu zerstören!“, rezitierte Hermine.

Voldemort fuhr herum und keuchte auf. Hermine stand mit seitlich ausgestreckten Armen da und etwa sieben Meter rechts von ihr stand Draco in der gleichen Position. Sofort wurde ihm klar, dass er sich, so wie sie da standen, im tödlichen Mittelpunkt eines Dreiecks zwischen ihnen befand. „Nein!“, schrie er entsetzt. Er drehte sich zurück zu Harry, doch dieser hatte nun seine Arme ebenfalls zur Seite gestreckt.

Voldemort ließ knisternd einen feurigen Ball in einer Hand erscheinen und warf ihn Harry ins Gesicht, doch die Kugel verschwand, ehe sie ihn treffen konnte. Er drehte sich hektisch zu Hermine und Draco um und schleuderte Flüche auf sie, doch es war zwecklos. Nichts konnte das schützende Schild der Triade durchdringen.

Voldemort versuchte, davon zu laufen, doch ein scharfer Wind umgab ihn und zog ihn zurück zur Mitte des Dreiecks, wirbelte und drehte ihn herum, um ihn schließlich höher und höher in die Luft zu heben. Die Triade stand da, konzentrierte sich auf das Zentrum am Boden zwischen ihnen und murmelte die Worte, die Hermine gesagt hatte, immer und immer wieder.

Der Boden in der Mitte krachte und stöhnte, begann zu zittern und auseinander zu reißen. Es formte sich eine klaffende Wunde in der Erde, aus der heißer Dampf heraus geblasen wurde. Eine Feuersäule schoss aus dem Schacht und hüllte den schwebenden und umher wirbelnden Körper von Voldemort ein. Sie hörten den bösartigen Zauberer schreien, als zuerst seine Kleidung und dann seine Haut brannten, doch sie hörten mit ihrem Sprechgesang nicht auf.

Sie wussten es sofort, als ihn die Lebenskraft verließ. Er hörte auf zu schreien und ein großer Ball aus grünem Licht schoss oben aus der Feuersäule und wurde zu Wassertropfen, die wie Regen zu Boden fielen. Die Flammen erstarben langsam und nahmen den schwarzen Leichnam von Voldemort mit sich in die Spalte nach unten.

Die Triade hatte mit dem Rezitieren aufgehört und beobachtete, wie sich der Boden über der Öffnung schloss und sich selbst versiegelte, so dass es aussah, als wäre dort nie etwas gewesen. Alle drei standen noch einen Augenblick länger dort und horchten den Grillen zu, die ihren nächtlichen Chorus begannen. Sie sahen einander an. Harry wurde wieder zu seinem normalen Ich und war nach allem, was passiert war, vor lauter Erschöpfung völlig erschlagen.

Hermine und Draco rannten auf ihn zu, schlangen ihre Arme um ihn und er hielt sie im Gegenzug fest. Alle schluchzten vor Freude, dass sie überlebt hatten. Sie bedeckten Harrys rußiges Gesicht mit Küssen und Draco meinte: „Entschuldige, dass wir so spät kamen. Es gab ein paar… Komplikationen.“

„Wir erzählten dir nachher alles“, fügte Hermine hinzu und fuhr mit den Händen über ihren dunkelhaarigen Freund. „Geht es dir gut? Irgendwelche Verletzungen?“

Harry ließ die Arme fallen und sah zu Boden.

„Harry?“, fragte Hermine, und Angst stieg in ihr hoch, als sie seinen Gesichtsausdruck sah. „Was ist los?“

Er schluckte und hob die Augen traurig zu ihrem Gesicht. „Ron…“, sagte er mit kratziger Stimme. Dann schüttelte er den Kopf und wieder füllten Tränen seine Augen.

Hermine war vor lauter Entsetzen wie erstarrt. Dann fing sie an, den Kopf zu schütteln und zu murmeln: „Nein… nein…“ Sie schlang ihre Arme um Harrys Hals und ein lauter Schluchzer löste sich an seiner Schulter. Auch Harry weinte. Draco legte seine Arme um beide, rieb ihre Rücken und versuchte, sie zu trösten.

Sie standen so umschlungen lange da, bis sie laute, knallende Geräusche aufschreckten.

„Was ist denn da los?“, fragte Harry, hob den Kopf und schaute sich um. Feuerwerkskörper wurden in allen Richtungen in den Himmel geschossen und sie hörten, wie laute Musik erklang und Siegesrufe erschallten.

„Gute Nachrichten verbreiten sich schnell“, meinte Draco.

„Ich kann jetzt noch nicht feiern“, sagte Hermine und trocknete ihre Augen. „Ich habe gerade…“

„Ich weiß, Liebes“, erwiderte Draco und streichelte ihr langes Haar über ihren Rücken.

Harry trat einen Schritt zurück und seufzte schwer. „Ich muss jetzt Mr. und Mrs. Weasley finden. Sie müssen erfahren, wie es passiert ist. Das bin ich ihnen schuldig.“

„Mein Lord!“, rief eine Stimme. Sie wandten sich um und entdeckten Lucius Malfoy, der auf sie zukam. „Ist es wahr? Voldemort ist tot? Endgültig und für immer?“

„Ja, es ist wahr“, antwortete Harry.

Lucius lächelte. „Das sind wirklich gute Nachrichten. Und Severus Snape? Lebt er?“ Er richtete die Frage nun an Draco.

„Ich weiß es gar nicht so recht, Vater“, kam die Antwort. „Aber ich erwarte nicht, dass wir ihn jemals wieder sehen.“

„Die Todesser?“, erkundigte sich Harry.

„Diejenigen, die überlebt haben, sind gefesselt und erwarten Ihr Urteil, mein Lord“, antwortete Lucius. „Soll ich Sie zu ihnen führen?“

„Jetzt nicht. Sie können warten. Ich muss jetzt zu den Weasleys.“

„Ah, ja. Ich glaube, ich habe sie alle in der Nähe der Ruinen des Dorfes gesehen.“

Harry nickte und sah Hermine und Draco an. „Wollt ihr mitkommen?“

Hermine nickte ebenfalls und nahm seine Hand. Draco nahm ihre andere und sie gingen miteinander zu den schwelenden Trümmern des Dorfes. Wie konnten sie alle nur feiern? In ihrer Trauer konnte sie nicht begreifen, dass die Leute einfach nur glücklich waren, dass sie lebten.

Vor Freude erfüllte Menschen schrien ihnen aus der Entfernung entgegen, hüpften und wedelten mit den Armen. „Harry! Du hast es geschafft, du hast es geschafft!

„Halt sie mir und den Weasleys vom Hals, Lucius“, ordnete Harry an.

„Ja, mein Lord“, erwiderte Lucius und ließ sich zurückfallen, um Wache zu halten.

Sie erreichten die trauernde Familie. Mrs. Weasley saß auf dem Boden und hatte Rons Kopf in ihrem Schoß. Sie wiegte sich vor und zurück und weinte. Der Rest der Familie stand um die beiden herum, weinte ebenfalls und umarmte einander. Hermine ging geradewegs zu Ginny und hielt sie fest. Beide Mädchen weinten voller Trauer. Draco fühlte sich ein wenig fehl am Platze. Er war ja nicht gerade eine Lieblingsperson der Weasleys und meinte zu Harry: „Ich gehe zu meinem Vater, um ein wenig mit ihm zu reden.“

Harry nickte.

Mr. Weasley drehte sich um und bemerkte ihn. Harry wollte am liebsten sterben. Plötzlich hatte er das Gefühl, dass diese ganze verdammte Scheiße seine Schuld war. Und vielleicht… war es das ja auch.

„Harry“, sprach ihn Mr. Weasley traurig an.

Harry schloss die Augen und versuchte, die Tränen zurück zu halten, die sich ihren Weg bahnen wollten. „Ich… ich… wollte nur… sagen…“, begann er und nun hatten alle Weasleys ihre Köpfe zu ihm gedreht. Er sah zu Boden und auf einmal fehlten ihm die Worte. Warum hatte er Ron nicht retten können? Warum? Dann spürte er eine Hand auf der Schulter und blickte in Mr. Weasleys Gesicht.

„Schon gut, Harry, schon gut“, sagte er und drückte seine Schulter.

„Harry?“, rief Draco von hinten. Dieser hatte gedacht, dass sein Freund gegangen war.

„Hm?“

„Es geht um Meri, sie besteht darauf, mit dir zu reden“, antwortete Draco und warf einen Blick zu Mr. Weasley.

„Jetzt nicht“, entgegnete Harry und schüttelte den Kopf. Wahrscheinlich wollte sie etwas über ihren Sohn erfahren. Aber er wollte jetzt nicht über Voldemort reden. Er spielte nicht länger eine Rolle für ihn.

„Ich finde… du solltest lieber zu ihr gehen“, meinte Draco fest. „Ich bin sicher, dass du das hören willst.“ Er sah wieder zu Mr. Weasley und Harry spürte ein merkwürdiges Gefühl an sich vorüber ziehen – wie ein eisiger Hauch.

Er erschauderte und nickte. „Entschuldigen Sie mich bitte“, sagte er zu Mr. Weasley. Er ging mit Draco zu dem Platz, an dem Meri bei Lucius stand.

„Meri“, grüßte er.

„Mein Lord“, begann sie, „Ich bin nicht wegen Tom Riddle hier. Ich bin sogar erleichtert, dass Sie die Welt von ihm befreit haben.“

Harry sah ungeduldig aus. „Um was geht es denn dann?“

„Es geht um Ihren Freund, den Rothaarigen“, antwortete sie.

„Sehen Sie, Meri, das ist kein guter Zeitpunkt…“ fing Harry an, der jetzt nicht mit jemandem, der seinen besten Freund nicht einmal gekannt hatte, über ihn reden wollte.

„Er steht genau da, mein Lord“, platzte Meri heraus, ehe er sich abwenden konnte.

Harry schaute in die gezeigte Richtung und sah niemanden. „Ich sehe gar nichts.“

„Ich weiß, mein Lord“, nickte sie. „Es ist meine Gabe, solche Dinge zu sehen und ich sage Ihnen, dass er genau da steht und ziemlich verwirrt aussieht.“

„Was? Meinst du seinen Geist oder was?“, fragte Harry perplex.

„Ja, mein Lord, es ist seine Seele. Wissen Sie, Leute wissen oft eine Zeitlang nicht, dass sie gestorben sind. Ihre Seelen hängen ein wenig herum und versuchen zu verstehen, was mit ihnen geschehen ist.“

Harry fühlte eine Kälte, als wenn etwas durch seinen Körper gehen würde. „In Ordnung, ich glaube Ihnen“, sagte er mit einem Frösteln und fragte sich, ob ihn Ron verfolgen wollte, weil er Voldemort in den Wäldern nicht richtig umgebracht hatte. „Aber das hilft der Familie dort drüben auch nicht, außer… Ron hat irgendwelche letzten Worte für sie oder so was in der Art.“

„Daran habe ich nicht gedacht, als ich überlegte, was zu tun ist, mein Lord“, meinte Meri, senkte die Stimme und sah sich verstohlen um. „Ich kenne einen Zauber – es ist ein ziemlich dunkler, aber so lange sein Körper unversehrt und sein Blut immer noch warm ist, können wir ihn vielleicht zurück bringen.“

Harry starrte sie eine Weile lang an. Noch nie hatte er von so etwas gehört. „Sprichst du von Inferi? Du willst Ron zu einem dieser laufenden Toten machen?“, fragte er mit einem Hauch Zorn in der Stimme.

Meri sah entsetzt aus. „Oh nein! Das nicht, mein Lord! Er würde wieder hergestellt sein, lebendig und so wie immer.“

Harry schaute Draco an der meinte: „Es ist einen Versuch wert. Das Schlimmste, das passieren konnte, ist doch bereits geschehen, oder?“

Harry drehte sich zu Rons Familie, fuhr mit der Hand durch sein Haar und stieß laut die Luft aus. Sich wieder an Meri wendend, erkundigte er sich: „Sie haben gesagt, dass es ziemlich Dunkle Magie ist. Was sollen wir tun?“

„Wir müssen seinem Körper den Funken des Lebens geben, ehe sich seine Seele wieder mit ihm vereint“, antwortete Meri.

„Der Funken des Lebens? Woher bekommen wir den Funken des Lebens?“

„Wir müssen ihn von jemandem nehmen, der noch lebt“, sagte sie und sah Harry vorsichtig an.

Er beäugte sie einige Augenblicke. „Jemanden umbringen? Um Ron zurück zu bringen, muss ich jemanden töten?“, fragte er ungläubig. „Was genau erwarten Sie von mir, Meri? Einen seiner Brüder bitten, sich freiwillig zu opfern, damit Ron zurück gebracht werden kann?“

„Mein Lord“, unterbrach Lucius. „Wenn ich einen Vorschlag machen dürfte? Wir haben Kriegsgefangene. Wählen Sie einen von ihnen aus, um ihn hinzurichten. Ich bin sicher, dass Sie eine Menge finden, die so viele Straftaten verübt haben, um das rechtfertigen zu können.“

„Ein Todesser?“, überlegte Harry und ging ein paar Schritte, ehe er sich mit wirbelnden Gedankengängen wieder an Meri wandte. „Würde Ron irgendwelche Erinnerungen oder Eigenschaften des Todessers, der dafür benutzt wird, behalten?“

„Nein, mein Lord“, verneinte Meri kopfschüttelnd. „Wir nehmen nur den Funken des Lebens, nicht die Seele.“ Während Harry das alles bedachte, fügte sie hinzu. „Wir müssen uns beeilen, mein Lord. Der Körper verliert seine Wärme mit jeder verstreichenden Minute.“

„Was benötigen wir sonst noch?“

„Einen ruhigen Ort – wo wir nicht gestört werden. Wir könnten die Blockhütte des Försters benutzen. Sie ist sehr nahe gelegen und nicht verbrannt“, schlug sie vor.

Harry schaute zu den Weasleys. Wie sollte er ihnen das beibringen? War es wichtig für sie, dass es Dunkle Magie war, die Ron zurück bringen konnte? Würden sie Einspruch erheben, weil man das Leben eines anderen Menschen nehmen musste, auch wenn es ein Todesser war?

Draco sah ihm das Dilemma im Gesicht an. Er legte die Hand auf Harrys Arm und sagte: „Lass ihnen die Wahl.“

„Sie müssen sich schnell entscheiden, mein Lord“, erinnerte ihn Meri. „Ich kann seine Seele eine Weile hier halten, aber der Körper… er muss warm sein.“

„Bereite das Forsthaus vor, Meri“, entschied Harry. „Ich rede mit Rons Familie.“

„Soll ich einen der Gefangenen aussuchen, mein Lord?“, fragte Lucius ein wenig übereifrig.

„Nein, Lucius. Ich möchte das tun und ich weiß auch schon wer es sein wird.“

tbc

Eine neue Ära beginnt

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