Minnies Fanfictions

Kapitel 08 Es ist, was es ist

Es ist, was es ist


Harry stürmte aus der Bibliothek, tödlich und selbstsicher. Viele seiner Anhänger kamen ihm mit gezogenen Zauberstäben nach. Andere drückten sich gegen die Wände des langen Korridors, während sie vorbei liefen und ihre Augen wurden groß, als sie die Wut auf dem Gesicht des Dunklen Lords erkannten.

Draco und Dumbledore folgten nur ein paar Schritte dahinter und signalisierten den anderen, die Bibliothek leise zu verlassen, damit sich Lady Marlston in Ruhe erholen konnte. Als alle gegangen waren, schloss der Schulleiter die Tür.

„Mr. Malfoy“, begann er dann, als der Rest der Zuschauer entweder Harry gefolgt oder zurück zum Ballsaal gegangen war, „ich muss sagen, dass ich im Augenblick wirklich enttäuscht von Ihnen bin. Harrys Wut noch zu fördern, während er so hart daran arbeitet, sie unter Kontrolle zu halten…“

Dracos Kopf schoss in Richtung des alten Zauberers und starrte ihn empört an. „Haben Sie gesehen, was sie ihr angetan haben?“, grollte er und deutete auf die geschlossene Tür zur Bibliothek.

Aber Dumbledores Aufmerksamkeit war bereits von etwas anderem gefesselt. Er hob einen Finger und hielt Dracos Wortschwall auf. Einen Schritt zur Seite auf die Tür zumachend, presste er ein Ohr gegen das glatte Holz.

Im Korridor war es still geworden, da alle gegangen waren um die Vampire zu jagen, doch aufgeregtes Geflüster war in der Bibliothek zu hören.

Dumbledore starrte Draco an, dessen Augen weit aufgerissen waren, sobald er die Geräusche ebenfalls gehört hatte. Er trat rasch zur Tür, zückte den Zauberstab und drückte sie auf.

Der alte und der junge Zauberer liefen hinein und sahen sich nach Eindringlingen um, fanden aber nur Hermine, die auf dem Sofa und Bugger, der auf dem Boden lag. Beide waren immer noch bewusstlos. Das Ticken der Uhr auf dem Kaminsims war das einzig hörbare Geräusch.

„Seltsam“, sagte Dumbledore. „Ich hätte schwören können, dass ich hier Stimmen vernommen habe. Sie haben sie doch auch gehört?“

„Ja“, antwortete Draco verwirrt. „Wir lassen sie jetzt nicht mehr allein. Merkwürdige Dinge geschehen hier.“ Die Wände und die Decken knackten und ächzten weiter. Er trat an Hermines Seite, setzte sich auf die Kante des Sofas und legte seine Handfläche an ihre Wange. „Alles kommt wieder in Ordnung, Liebes.“

Poppy Pomfrey apparierte plötzlich in den Raum und ein Hauself hielt ihre Hand. Sie eilte mit einem Fläschchen in der Hand zum Sofa. „Die Elfen in Marlston sind wirklich tüchtig. Ich gebe zu, dass ich sehr beeindruckt bin, wie schnell sie ihre Befehle ausführen. Alles, was gebraucht wurde, stand schon bereit, ehe ich überhaupt da war.“

Draco stand auf und überließ der Medihexe seinen Platz an Hermines Seite. Sie hielt das Fläschchen an die Lippen der jungen Frau und flösste es ihr durch eine leichte Massage am Kiefer ein. Während sie schluckte, wirkte der Trank schon seine Magie und verwandelte Hermines Teint von leichenblass zu ihrer gewöhnlichen Hautfarbe.

Draco lächelte, als er den Fortschritt sah und kniete sich neben ihrem Kopf nieder. „Funktioniert es?“, fragte er, obwohl er die Antwort schon kannte.

„Scheint so“, antwortete Madam Pomfrey erleichtert. „Doch sie wird noch mehr Ruhe brauchen, um sich völlig zu erholen. Es könnte sein…“

„Was? Was könnte sein“, rief Draco sofort besorgt. Das Stirnrunzeln der Medihexe war ihm egal.

Madam Pomfrey seufzte tief. Es war nicht der Zeitpunkt, lange um den heißen Brei herumzureden. „Wir müssen herausfinden, ob sie, nun ja, etwas von dem Vampirblut aufgenommen hat.“ Sie vermied, Dracos Gesicht anzusehen und kümmerte sich wieder um Hermine. Sie wusste, dass sie ihm keinen angenehmen Gedanken in den Kopf gesetzt hatte.

„Oh Gott! Wollen Sie damit sagen, dass sie sich vielleicht in einen von ihnen verwandeln könnte?“, fragte er entsetzt nach.

„Mr. Malfoy“, unterbrach Dumbledore, „hören Sie!“

Sie verstummten und bemerkten zum ersten Mal, dass das Knacken und Stöhnen des Hauses nachgelassen hatte. Draco lächelte erleichtert. „Das ist ein gutes Zeichen“, meinte er. „Es bedeutet, dass sie außer Gefahr ist.“

Madam Pomfrey stand auf und trat zur Seite, um dem Blonden Platz zu machen, damit er näher zu Hermine rutschen konnte. Er küsste ihre nun schon warme Stirn, schloss die Augen und verweilte noch etwas mit den Lippen an ihrer Haut. „Alles ist jetzt gut, Liebes. Alles kommt wieder in Ordnung.“

Hermines Lider flatterten und Draco keuchte überrascht auf. „Gut so, Liebes. Komm zurück zu mir!“

Dumbledore trat hinter ihnen näher heran und sah zu, wie sich ihre Augen halb öffneten. Ihre Atmung war ruhiger geworden und sie schien auf dem richtigen Weg zu sein.

Draco war begeistert. Er hatte seine Hände an ihr Gesicht gelegt und seine Augen lächelten in ihre. „Hallo meine Hübsche“, raunte er. „Wie geht es dir?“

„Draco…“, flüsterte sie schwach. „beschütze… beschütze… die Halle… Portraits…“

Die Augen fielen ihr wieder zu.

Draco verging das Lächeln und schüttelte leicht ihr Gesicht. „Liebes, hör mir zu! Du musst ‚Jene, die darunter weilen’ frei lassen. Jetzt. Nur du kannst das tun!“

Doch er erhielt keine Antwort mehr.

„Sie muss jetzt schlafen, Lord Malfoy. Aber ich bin froh, Ihnen mitteilen zu können, dass sie wieder gesund wird. Wir sollten sie jetzt von selbst aufwachen lassen. Ihr Körper weiß schon, was er braucht“, erklärte Madam Pomfrey.

Draco küsste Hermine nochmals auf die Stirn, stand auf und schaute von der Medihexe zu Dumbledore. „Sie macht sich Sorgen“, sagte er und lief im Zimmer hin und her. „Glauben Sie, dass die Vampire Bescheid wissen?“, fragte er den Direktor.

„Ich weiß es nicht, Mr. Malfoy. Aber möglich ist es.“

Draco blieb stehen und sah auf Hermines schlafende Gestalt hinunter. „Schützen Sie sie mit Ihrem Leben, Professor. Ich muss mich um ihre Bitte kümmern.“ Er zog seinen Zauberstab, eilte aus dem Raum und hoffte, dass er durch Buggers magische Barriere kommen würde, um zur Halle der Portraits zu gelangen.

Dieser verdammte Demetrius Baranov! Draco verfluchte sich selbst, dass er dessen Charme nicht durchschaut hatte. Na klar, Historiker! All die Fragen, die er bei seinem Essen über Marlston gestellt hatte. Oh, und Harry sollte diesen Bastard besser vor ihm in Sicherheit bringen. Keiner hielt einen Malfoy zum Narren!

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Sybilla zischte vor Wut. In jedem Zimmer des oberen Stockes, in das sie rannten, waren dieselben Eisenriegel vorgelegt.

„Scheiße!“, kreischte sie. Sie drehte sich zu Demetrius um und piekste einen Finger in dessen Brust. „Das ist allein dein Fehler. Wenn du keine kostbaren Minuten vergeudet hättest, um deine Schwester zu holen, wären wir schon längst auf dem Weg.“

„Und Katrina alles ausbaden lassen?“, fauchte Demetrius zurück. „Ich habe dir gesagt, dass du nichts von mir bekommst, wenn ihr etwas geschieht!“

„Hör doch, Demetrius!“, rief Katrina und sah zur Decke hoch. Das Haus hatte aufgehört zu stöhnen und zu knacken.

Plötzlich hoben sich die Metallsperren an den Fenstern wieder und verschwanden im Nichts. Alle drei gaben erstaunte Laute von sich. Das war genau das, was sie brauchten.

„Das Marlstongör erholt sich wieder. Schnell, verschwinden wir!“, rief Sybilla. Sie hatte sich in Richtung des unversperrten Fensters gedreht und machte sich bereit, mit ihrem übernatürlichen Tempo hindurch zu brechen. Die Tatsache, dass sie sich im zweiten Stock befand, schreckte sie nicht ab, da Vampire die Geschwindigkeit des Falls mit Leichtigkeit kontrollieren konnten.

Sie rannte wie der Blitz zum Fenster, doch zu ihrer maßlosen Überraschung wurde sie von einer soliden Mauer aufgehalten. Sie sprang zurück und sah ungläubig zu der Wand, die kurz zuvor noch ein Fenster gewesen war.

„Na, na, na, was haben wir denn da?“, erklang eine Stimme hinter ihr. „Haben es die Baranovs so eilig zu gehen, dass sie schon versuchen, durch Wände zu rennen?“

Sybilla fuhr herum und realisierte, dass sie in der Falle waren.

Harry stand ein Stück weit im Zimmer und ein Trupp seiner Anhänger grinste wissend hinter ihm.

Sybilla und Demetrius starrten furchtsam auf die Macht des Dunklen Lords. Er ähnelte kaum noch dem höflichen jungen Mann, den sie früher am Abend getroffen hatten. Jetzt war er finsterer und die Züge verzerrt, als könnte er die Macht in seinen Adern kaum in Schach halten.

Katrina warf einen Blick auf Harry und warf sich zu seinen Füßen.

„Gnade, haben Sie Gnade mit uns, mein Lord“, schluchzte sie. „Mein Bruder und ich wurden gezwungen, diese Dinge zu tun! Sie war es!“ Sie hob den Arm und deutete mit Seelenqual und Abscheu in ihrem tränenüberströmten Gesicht auf Sybilla. „Sie hat das alles geplant, sie ist so böse!“

Sybilla knurrte das Mädchen an. „Du undankbare kleine Schlampe!“ Sie sprang auf Katrina zu und wurde sofort von Demetrius von der Seite aus der Balance geworfen. Beide Vampire endeten miteinander verwickelt am Boden.

„Genug!“, befahl Harry und seine Stimme hallte wie bei einem Echo wider. Er hob die Hand und die beiden Vampire flogen auseinander und krachten in entgegen gesetzte Wände. Er drehte das Handgelenk und machte eine Faust. Daraufhin lösten sich Hände aus Eisen aus den Wänden und packten die Vampire an den Armen, um sie sicher zu halten.

„Nein!“, schrie Katrina. „Tun Sie Demetrius nicht weh, er ist gut, mein Lord. Er ist gut!“

Gregory Goyle, der zu Harrys Linken stand, schnaubte: „Gut, hm? Schau, mein Lord, er ist mit Blut bedeckt. Er ist derjenige, der von Lady Marlston getrunken hat!“

„Sie ist eine verlogene Hexe, mein Lord“, fügte Theodore Nott hinzu und deutete auf Katrina. „Ich schlage vor, dass wir sie foltern, damit uns ihr Bruder die Wahrheit erzählt.“

„Nein“, brüllte Demetrius von seiner Wand aus. „Sie ist unschuldig, bitte, verletzt sie nicht!“

Harrys Augen trafen seine und ein Austausch entstand, der für alle anderen im Raum nicht wahrnehmbar war.

Währenddessen dachte sich Sybilla rasch einen Plan aus.

„Es ist einzig sein Fehler, mein Lord“, sagte sie dann. „Er verspielte das ganze Vermögen unserer Familie, was seinen armen Vater aus lauter Sorge dahinsiechen ließ. Dann hat er sich dies hier ausgedacht und uns mitgeteilt, dass es hier haufenweise Gold gibt, das nur darauf wartet, abgeräumt zu werden. Er hat Ihre Lady ausgewählt, weil er völlig besessen von ihr war, seit er gehört hat, dass sie nach Marlston zurückgekehrt ist. Er ist derjenige, der ihr Blut getrunken hat, nicht ich! Ist das nicht genügend Beweis?“
Katrina erhob sich rasch und stellte sich Sybilla wütend gegenüber. „Lügen! Du bist nicht unsere Mutter! Du bist ein Monster!“

Sie drehte sich zu Harry um und zeigte mit einem Finger auf die gefesselte Vampirin an der Wand. „Sie ist es gewesen, mein Lord. Sybilla hat unsere Familie ruiniert. Wir waren glücklich und es ging uns gut, bis dieses… dieses… Ding in unser Leben kam. Sie hat unsere Eltern ermordet und verkündet, dass sie nun das Oberhaupt der Familie Baranov sei. Sie hat unser Vermögen durch ihren verschwenderischen Lebensstil verbraten und Demetrius gedroht, dass sie mich töten würde, wenn er sich jemals gegen sie wenden würde. Dann… hat sie ihn in das Gleiche wie sich verwandelt.“ Sie schluchzte lauter und erinnerte sich an den schrecklichen und niederschmetternden Blick ihres Bruders, als ihm klar wurde, dass er nicht länger menschlich war.

„Alles was er wollte war, mich zu beschützen, mein Lord“, erklärte Katrina weinend und fiel erneut auf die Knie. „Ich bin die letzte, die letzte Baranov.“

Jetzt fing Sybilla zu heulen an und blutige Tränen rannen ihr über die bleichen Wangen. „Warum lügst du nur so, Katrina? Ich bin dir immer eine liebende Mutter gewesen!“

Harry fing gehässig an zu lachen. „Also können Vampire auf einmal gebären, oder?“ Seine Anhänger lachten ebenfalls.

„Das war recht unterhaltsam. Ihr werdet jedoch beide sterben“, verkündete Harry.

Katrina schrie auf. „Nein!“

Harry griff nach unten und packte eine Handvoll von ihrem Haar. Er beugte sich hinab und flüsterte ihr ins Ohr: „Still jetzt, kleine Baranov. Schlafe und träume von glücklicheren Tagen.“

Das Mädchen fiel schlaff in verzaubertem Schlummer zu Boden.

„Bringt sie in ein Gästezimmer und legt sie auf ein Bett“, ordnete Harry an. Theodore trat vor und hob sie in seine Arme. „Unversehrt“, fügte er noch hinzu.

Theodore sah ihn schief an. „Natürlich, mein Lord“, antwortete er. Der Rest der Anhänger machte ihm den Weg frei.

„Mein Lord“, sprach nun endlich Demetrius Baranov. „Ich beende glücklich meine Existenz für meine Verbrechen, wenn Sie mir versprechen, dass meine Schwester unter Ihrem Schutz bleibt. Sie verdient keinerlei Bestrafung.“

„Zu diesem Ergebnis bin ich auch schon gekommen, Graf Baranov. Ich werde einen passenden Ehemann für sie finden.“

Demetrius atmete erleichtert aus. „Danke, mein Lord.“

„Zauberer! Ihr ekelt mich an!“, fauchte Sybilla. „Ihr denkt, dass ihr besser als andere seid und dass Vampire unter euch stehen. Hah!“ Ihre Augen hatten etwas Wahnsinniges und man konnte die Wut über ihr bevorstehendes Ende darin erkennen.

Harry sah sie an. „Ruhe!“ Sybilla konnte nicht länger sprechen und ihr Gesicht wurde durch ihre Entrüstung noch wütender. Sie zerrte an den Eisenhänden, die sie festhielten.

„Ihr werdet bei Sonnenaufgang sterben“, kündigte Harry an. Er wandte sich ab und machte sich zum Gehen bereit. Er wollte ihnen nichts antun, ohne dass Draco es sah. Wo wäre denn dann der Spaß?

„Mein Lord“, sagte Warrington, ehe Harry zur Tür hinaus trat. „Wäre es in Ordnung, wenn wir etwas Spaß mit ihnen hätten?“

„Lasst den Grafen in Ruhe“, antwortete der Gefragte. „Mit ihr könnt ihr machen, was ihr wollt.“ Er grinste die Vampirin ein letztes Mal an, ehe er den Raum verließ.

Die meisten seiner Anhänger gingen mit ihm – außer einigen, die ein wenig Sport treiben wollten.

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Harry hatte sich auf den Weg zurück zur Bibliothek gemacht, um nach Hermine zu sehen, als er am Ballsaal vorüber kam. Mrs. Weasley kam in Panik aus der Tür gestürzt. „Oh Harry, Ginny ist verschwunden. Keiner scheint zu wissen, wo sie ist!“

„Sind Sie sicher?“, fragte Harry nach.

„Sie war nicht im Saal, als das Haus zu wackeln anfing. Meine Jungs suchen schon nach ihr, aber…“

Harry legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Keine Sorge. Die Vampire sind gefangen worden. Sie ist nicht mehr in Gefahr und ich bin sicher, dass es ihr gut geht. Vielleicht war sie im Garten, als die Riegel geschlossen wurden.“

„Der Garten?“, wiederholte Mrs. Weasley. „Ja, ja, natürlich. Sie ist mit dem jungen Zabini nach draußen gegangen. Oh, danke dir, Harry! Wir können sie jetzt draußen suchen, da diese komischen Riegel nun weg sind. Wie geht es Hermine?“

„Ich wollte gerade nach ihr sehen.“

„Natürlich“, sagte sie.

Harry blickte auf die Gruppe seiner Anhänger hinter sich. „Helft, Ginny Weasley zu finden“, wies er sie an. Alle nickten und gingen. Harry machte sich wieder auf den Weg.

Vor der Bibliothekstür warteten Narcissa und Lucius Malfoy. Der blonde Mann sah von dem Angriff noch ganz spitz aus, schaffte aber eine leichte Verbeugung in Harrys Richtung.

„Mein Lord“, grüßte er.

„Wie geht es dir?“

„Besser, danke der Nachfrage“, kam die Antwort. „Die Baranovs?“

„Gefangen genommen. Sie erwarten ihre Hinrichtung bei Sonnenaufgang“, erwiderte Harry.

„Ah, das ist gut“, meinte Lucius. „Ich freue mich schon darauf.“

Die Bibliothekstür öffnete sich. Dumbledore kam leise heraus und betrachtete Harry sorgfältig. „Harry?“, fragte er, als würde er einen Betrüger testen.

„Wie geht es Hermine?“, fragte der jüngere Mann.

Dumbledore zögerte, ehe er antwortete. Etwas stimmte nicht. Warum war Harry so ruhig? Warum rauschte er nicht hinein, um nach Hermine zu sehen? Der Schulleiter wusste, wie viel der Junge für sie empfand.

Warum erkundigte er sich nicht nach Draco?

„Hermine erholt sich gut. Sie ist kurz aufgewacht, danach aber in einen tiefen Schlaf gefallen“, erwiderte Dumbledore. „Der Blutregenerierungstrank hat seine Aufgabe erfüllt.“

„Sehr gut“, nickte Harry. Er ging an dem alten Mann vorbei in die Bibliothek, entdeckte Poppy Pomfrey dort und sagte: „Sie können jetzt gehen. Ich passe auf sie auf.“

„Natürlich, Mr. Potter“, antwortete Poppy, erhob sich von ihrem Platz und verließ das Zimmer.

Harry folgte ihr bis zur Tür und sah Dumbledore in die Augen, während er langsam alle anderen ausschloss.

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Draco lief eine Menge Korridore entlang, die zur Halle der Portraits führten. Merkwürdigerweise schienen Buggers Sicherheitsvorkehrungen schwächer geworden zu sein. Hatte Hermine das irgendwie gespürt? Die magischen Mauern, die seinen Weg hätten blockieren sollen, waren völlig verschwunden.

Er überlegte, ob er vielleicht ein paar Wachen in den Korridoren aufstellen sollte, während er um die Ecke des letzten Flurs zum Eingang lief. Er hielt kurz inne, als er einen Mann bemerkte, der von der anderen Seite kam und die Hand einer jungen Frau hielt. Als sie näher kamen, sah Draco, dass es Blaise und Ginny Weasley waren.

„Blaise?“, fragte er. „Warum treibst du dich denn hier herum?“

Der Slytherin blieb stehen und war überrascht zu sehen, dass jemand vor ihm stand. Er schaute zu Ginny und versuchte sich vorzustellen, wie sie wohl zusammen wirkten.

„M… Draco“, antwortete Blaise. „Was willst du?“

Draco lachte. „Was ich will? Niemand darf sich in diesem Teil des Hauses aufhalten. Wie bist du hier gelandet?“ Seine Augen wanderten über Ginny, die sehr still und gefügig schien. Nicht die kleine Weasley Göre, an die er sich erinnerte. „Was ist hier los?“

Snape sah sich nervös um. Sollte er das kleine, neugierige Prinzenbürschchen einfach zur Seite schubsen oder mitmachen? Was war die beste Entscheidung?

„Hast du einen Platz zum vögeln gesucht?“, lachte Draco. Er erwartete eigentlich, dass Ginny sich empörte und ihm einen beißenden Kommentar an den Kopf werfen würde, doch sie stand einfach nur da, als wäre sie…

Die Erkenntnis traf ihn mit voller Wucht. „Blaise, du Idiot, du hast den Imperiusfluch auf sie gelegt, nicht wahr? Bist du verrückt geworden? Harry wird dir bei lebendigem Leibe die Haut abziehen! Sag bloß nicht, dass du sie schon gevögelt hast!“

Draco beobachtete überrascht, wie Blaise seinen Zauberstab hob. Rasch tat er das Gleiche und beide Zauberer nahmen eine defensive Haltung an. „Was zum Teufel ist mit dir los, Blaise?“, fauchte Draco, der das Verhalten seines besten Freundes nicht im Geringsten verstand. „Du willst das hier durch ein Duell klären? Verdammter Arsch! Es gibt im Ballsaal eine Menge Hexen, die für ein Lächeln von dir mit dir schlafen würden und du musst dir die Jungfrau heraussuchen, die wie eine Schwester für den Dunklen Lord ist? Du willst dich wirklich duellieren, du blöder Scheißkerl?“

„Du wirst das wohl niemals verstehen, Malfoy“, antwortete Snape. „Ich will dich nicht verletzen, aber du lässt mir keine Wahl. Stupor!“

Draco lenkte den Zauber mit seinem Stab ab. „Verdammt noch mal, Blaise. Ich hätte dir vielleicht aus dieser Scheiße noch herausgeholfen, aber jetzt verdienst du den Schmerz. Crucio!“

Snape schob schnell Ginny vor sich und ließ sie die Energie des Fluches aufnehmen. Sie schrie voller Schmerz und ihre Beine gaben nach, daher hielt Snape sie um die Taille und zog sie fest an seinen Körper, während er Draco ansah.

Dieser beendete sofort den Fluch. „Du bist ein verdammter Feigling, Blaise. Du lässt es zu, dass eine Hexe für dich den Fluch abbekommt? Ich dachte eigentlich, dass du ein Gentleman wärst. Nun sehe ich, dass ich mich völlig in dir getäuscht habe.“

Snape richtete seinen Zauberstab auf Ginnys Kopf, während sie sein anderer Arm festhielt. „Genug jetzt“, knurrte er. „Du wirst mir jetzt helfen, oder sie stirbt.“

Draco sah Blaise verständnislos an. War er verrückt geworden? Das klang nicht nach dem Blaise, den er schon so viele Jahre kannte. „Was soll ich denn tun?“, fragte er verdutzt.

„Öffne die Halle der Portraits und bring mich nach unten zu Merlin“, antwortete Blaise und piekste mit der Spitze seines Zauberstabes gegen Ginnys Kopf, was sie vor Schmerz wimmern ließ.

Draco fiel buchstäblich die Kinnlade hinunter. „Woher weißt du von der Halle der Portraits und Merlin? Wer zur Hölle hat dir davon erzählt?“ Er begann sich zu fragen, ob sich Hermine und Harry Ginny anvertraut hatten, während er weg gewesen war. Er wusste, dass Ron informiert war. Hatte der bei seiner Familie getratscht? Möglich.

Aber warum sollte Blaise nun seinen Verstand verlieren, wenn er es herausgefunden hatte? Nichts von all dem machte Sinn.

„Öffne sie!“, zischte Blaise und packte Ginny in seiner Wut noch fester.

Es war ja nicht so, dass Ginny Weasley Draco so wichtig war, aber den beiden Menschen, die er am Meisten auf dieser Welt liebte, war sie es. Er blickte Blaise finster an. „Du würdest nicht weit kommen, du Arschloch“, erwiderte er beißend. „Wir können nur über die Brücke, wenn Hermine bei uns ist, mal von ganzen anderen Fallen abgesehen. Sei nicht so blöde, Blaise!“

„Ich bin schon vorher an all diesen kleinen Barrieren vorbei gekommen“, meinte dieser. „Ich schaffe das auch wieder.“

Draco sah ihn an, als wäre er nun total wahnsinnig geworden. „Du hast… was? Blaise? Was zum Teufel?“ Dann überfiel eine neue Erkenntnis den jungen Lord Malfoy, etwas, dass nun endlich den perfekten Sinn ergab.

„Sehr schlau, Professor“, sagte er dann. „Sie haben es geschafft, den Körper von Blaise zu übernehmen. Was für ein Pech für ihn.“

Snape wurde langsam ungeduldig. „Öffne sie jetzt!“, befahl er und stach wieder mit seinem Zauberstab gegen Ginnys Kopf.

Dracos Gesicht versteinerte und er drehte sich zur Wand. Er hasste es, dass er in diese Lage gebracht worden war. Wenn Hermine nur ‚Jene, die darunter weilen’ befreien könnte. Sie würden Snape aus diesem Körper jagen und ihn nach unten schicken, wo er hin gehörte.

Aber wenn sie erst in der Halle der Portraits waren, dann würden sich ‚Jene, die darunter weilen’, nicht mehr einmischen können. Er würde auf die Hilfe der Amazone angewiesen sein. Aber da Ginny in Gefahr war…

Nachdem er die Worte des Zaubers gemurmelt hatte, der die Gemäldegalerie öffnete, glitt die Tür auf und die Kerzen in ihren Wandhalterungen entzündeten sich. Draco besuchte diesen Ort nicht gerne, seit er damals mit Snape, Merlin, Hermine, Dumbledore und Bugger hier gewesen war. Der Grund dafür saß in einem Portrait rechts über ihm.

Es war in jener Nacht eine kalte und beängstigende Tortur für ihn gewesen, als Mordred seinen Körper übernommen hatte und er konnte immer noch spüren, wie seine Seele in einer schwarzen Leere geschwebt war. Er hatte sich immer gefragt, ob er jemals wieder menschlich sein oder ob er vielleicht an einen anderen Ort kommen würde. Es hatte ihm Angst gemacht, daran zu denken, dass er vielleicht für immer in diesem finsteren Nichts feststecken würde.

Dann dachte er an Blaise. War er nun dort, in dieser schwarzen Leere?

„Los jetzt!“, bellte Snape und drängte ihn durch die Tür.

Draco blieb stehen und schaute zu Mordred hoch. Wie weit geht man, um einem Freund zu helfen?

Snape trat in die Galerie und erinnerte sich an die Schwierigkeiten, die er beim letzten Mal gehabt hatte, als er hier gewesen war. Er wollte so schnell als möglich durch kommen. „Beeilung!“, fauchte er. Einige Portraits weiter unten wachten auf und begannen nun, ihre Besucher zu befragen.

Snape starrte Draco an und wunderte sich, warum sich dieser nicht bewegte. Warum glotzte er so auf das Portrait?

„Wenn ich mir das aber recht überlege“, beschloss Snape auf einmal, „dann brauche ich dich überhaupt nicht mehr. Petrificus Totalus!“

Mit Genugtuung sah er zu, wie Draco, von dem Zauber versteinert, umfiel. Dann warf er einen Blick auf das Portrait von Mordred. „Dieses Mal wirst du mich nicht aufhalten“, sagte er zufrieden grinsend.

Er eilte davon und versuchte sein Bestes, die Portraits zu beruhigen, um das blutige Chaos zu vermeiden, in das er das letzte Mal geraten war.

„Wer bist du? Was hast du dem jungen Lord Malfoy angetan?“, fragte ein Gemälde.

„Es geht ihm gut. Wir sind die besten Freunde und hatten nur eine kleine Meinungsverschiedenheit“, antwortete Snape. „Ich wollte meiner Freundin eure Portraits zeigen.“

„Halt!“, echote eine Stimme durch die Galerie. Snape, der Ginny mittlerweile an der Hand mit sich zerrte, fuhr herum.

Draco stand am Ende der Halle.

„Das ist unmöglich!“, murmelte Snape. Niemand konnte sich von einer Ganzkörperklammer dieses Grades erholen.

Er starrte zu Mordreds Portrait hinunter. Es war leer!

Ein Portrait zu Snapes Rechten fing zu lachen an. „Nichts ist unmöglich – für Mordred!“

tbc

Sonnenaufgang

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