Minnies Fanfictions

Kapitel 08 Veränderungen liegen in der Luft

Veränderungen liegen in der Luft


Am Freitag war Severus ziemlich verwirrt. Seitdem er am Abend zuvor Hermines Wohnung verlassen hatte, beschäftigte sich sein Verstand mit den Möglichkeiten, den Wolfsbanntrank zu verändern. Sein Kopf hatte sich nur einige Stunden in der Nacht, nämlich während er schlief, mit anderen Dingen befasst. Diese Dinge beinhalteten unter anderem eine bauchtanzende Hermine, auch wenn das nicht unbedingt Gegenstand seines gerade erwachenden Verstandes war. Auf keinen Fall war das dazu gedacht um es heute, wenn überhaupt irgendwann einmal, anzusprechen. Hatte er recht, könnten mit nur geringfügigen Veränderungen bei der Verwandlung eines Werwolfes einige Wirkungen verhindert oder zumindest abgeschwächt werden. Er überlegte, wie viele andere Tränke verbessert werden könnten, wenn sie dieselben Grundsätze bei den Tränkezutaten anwandten.

Remus Lupin kam am Nachmittag vorbei, um eine neue Dosis des Wolfbanntrankes abzuholen. Severus saß nach seiner letzten Unterrichtsstunde immer noch in seinem Büro, damit beschäftigt, eine Liste über Zutaten und ihre Eigenschaften zusammenzustellen, um mit Hermine das nächste Mal darüber zu diskutieren. Er sah den Werwolf nüchtern an.

„Was?“ Remus bezeichnete Severus als eine Art Freund, aber der Mann konnte zeitweise wirklich ein Idiot sein.

„Hat dich Miss Granger je über deinen… Zustand ausgefragt?“ Er fragte sich, wo sie ihre anfänglichen Informationen eingeholt hatte. Lupin war mit dem goldenen Trio befreundet, und dadurch die wahrscheinlichste Quelle für ihre Fragen.

„Meinen Zustand?“, fragt er mit einem müden Lächeln. „Severus, die meisten Leute bevorzugen es, mehr durch mich hindurch zu sehen, als meine Existenz anzuerkennen. Ein Werwolf zu sein ist eines dieser Geheimnisse, die man am Besten unter den Teppich kehrt. Jeder weiß, dass es sie gibt, aber man geht davon aus, dass es vielleicht verschwindet, je mehr es ignoriert wird. Wenn ich nicht den Wolfbanntrank hätte, um die Verwandlung durchzustehen – ich wüsste nicht, was das Ministerium mit mir machen würde. Was hat Hermine mit all dem zu tun?“

Severus rieb mit einer Hand über seine Augen. „Lupin, ich verstehe, dass du Miss Granger vor der Fledermaus aus den Kerkern beschützen möchtest, aber du hast meine Frage nicht beantwortet. Hat dich Miss Granger je darüber ausgefragt, dass du ein Werwolf bist? Ich glaube du hast die Wahl zwischen ja und nein.“

Graue Augen mit gelben Sprenkeln starrten in unlesbare, schwarze Tiefen. Remus seufzte schwer. „Ja, Severus. Sie hat mich gefragt. Auch Ron und Harry, aber dazu sollte ich vielleicht erwähnen, dass Hermines Fragen ein wenig mehr sachlicher Natur waren als die der beiden.“ Remus war nicht fähig, Severus’ Augen zu begegnen, als er sich an ein paar Fragen erinnerte, die die Jungs ihm gestellt hatten. „Um was geht es?“

„Ich glaube, dass Miss Granger einen Weg gefunden haben könnte, den Wolfsbanntrank zu verändern. Es bedarf aber noch zusätzlicher Forschungen und Experimente, damit wir deswegen sicher sein können.“

„Ihn verändern? In was für einer Weise?“ Remus hatte Schwierigkeiten, seine Gefühle im Zaum zu halten. Er war als junger Kerl von einem anderen Werwolf gebissen worden und wurde die meiste Zeit seines Lebens gemieden, sobald die anderen von seinem Leiden erfuhren. Es lag allein am Wolfsbanntrank, welcher ihm erlaubte, wie ein Mensch zu leben, ohne Angst, jemand anderen zu infizieren. Severus war einer von nur drei Tränkemeistern in Europa, der den schwierigen Trank richtig brauen konnte. Er wusste, dass es egoistisch von ihm war, aber er erschauerte, wenn er nur daran dachte, was mit ihm geschehen wäre, wenn Severus dem Dunklen Lord erlegen wäre.

Severus schmunzelte. „Lupin, wir sind noch im Forschungs- und Experimentierstadium, aber ich glaube, sie hat einen Weg gefunden, die Auswirkungen deiner Verwandlung abzuschwächen. Unglücklicherweise wird es einige Monate dauern, bevor wir so weit fertig sind, um irgendeine Art von Versuch zu starten. Gehe ich richtig in der Annahme, dass du daran interessiert bist, die Rolle des Versuchskaninchens zu spielen?“

„Ja, Natürlich bin ich interessiert, aber geht Hermine nicht nach Cambridge? Ich kann mich nicht erinnern, dass Harry ihre Forschung erwähnt hätte.“

Severus gab ihm zwei versiegelte Flaschen mit dem Trank. „Gestern Abend hat Miss Granger mir gegenüber zufälligerweise ihre Ergebnisse erwähnt. Ich habe vor, sie zu fragen, ob sie während der Weihnachtsferien im Schloss bleiben möchte, damit wir den Trank überarbeiten können. Ich glaube, wir wären an Weihnachten soweit, die Versuche zu starten, falls wir bis dahin an der Forschung und den Formeln arbeiten. Vielleicht lässt sie sich auch dazu überreden, gelegentlich am Samstag ins Schloss zu kommen, so dass wir in der Forschung weiter vorankommen.“

Remus hatte ein amüsiertes Lächeln auf seinem Gesicht. „Gestern Abend erwähnte sie es dir gegenüber, hm?“

Severus sah den Mann finster an. „Sei kein Trottel, Lupin. Ich war gezwungen, eine weitere von diesen verdammten Tangostunden zu ertragen, die mir der Direktor aufgehalst hat. Der einzige Lichtblick war, dass ich in Erfahrung bringen konnte, was sie über die Modifikation entdeckt hat. Sie erwähnte es einem ihrer Professoren in Cambridge gegenüber, aber diese Idioten sind unfähig, ihre Intelligenz als etwas anderes als eine Bedrohung zu sehen. Sie weigerten sich einfach, ihren Theorien zuzuhören. Ich bezweifle, das einer dieser so genannten Meister nur annähernd soviel Talent hat, Zaubertränke so wie Miss Granger zu brauen.“

„Ist das alles, was da so vor sich gegangen ist?“ Das war ja noch nie da gewesen, dass Severus eine Schülerin gelobt hatte. Speziell jemand, von dem er behauptet hatte, dass sie ihm während ihrer gesamten Anwesenheit in Hogwarts ein Dorn im Auge gewesen war. Er hatte schließlich sieben Jahre damit verbracht, sie als Besserwisserin zu beschimpfen. Remus’ Nasenlöcher bebten. Werwölfe hatten gesteigerte Sinne, auch in ihrer menschlichen Gestalt. Severus sendete einen fremden Geruch aus, einen, den er an dem Mann noch nie gerochen hatte. Er brauchte einen Moment um ihn einzuordnen. Begierde. Oder noch genauer, eine Zunahme von Testosteron und Pheromonen, welches aber summiert zum gleichen Ergebnis führte. Erregung oder Begierde. „Wie geht es Hermine?“, fragte er verhalten.

Severus’ Blick verdunkelte sich, während er den Werwolf betrachtete. „Ich glaube nicht, dass ich die Zeit habe, mit dir diese Teenie-Spiele zu spielen. Miss Granger atmete und war durchaus lebendig, als ich gestern Abend ihre Wohnung verließ.“ Seine Worte tropften vor Sarkasmus und sollten den Eindruck von Verdruss vermitteln. Wie auch immer, sein Geist war nicht fähig, die Bilder zu stoppen, die seine Gedanken geschaffen hatten – von einer kaum bekleideten Hermine, die nichts außer Dem String trug. Immer wieder kamen sie ihm in den Sinn. Er veränderte seine Lage, als es ihm in seiner Hose etwas zu eng wurde. Aus irgendeinem Grund hatte sein vom Schlaf verwirrter Verstand entschieden, das Hermine am Besten aussah, wenn sie einen Bauchtanz machte und nichts außer Dem String trug. Das war das Bild, das jetzt ständig unangemeldet in seinem Kopf auftauchte, seitdem er am Morgen aufgewacht war. Er zog es vor, daran zu glauben, dass es nicht nur seine niedrigen Instinkte waren, die das verursachten, sondern ihre Intelligenz, die wie ein mächtiges Aphrodisiakum wirkten. ‚Richtig’, sagte die Stimme in seinem Kopf. ‚Dieser Verstand, in diesem Körper der Den String trägt, und vielleicht… die zwölf Anwendungen von Drachenblut aufzählt, während sie einen Bauchtanz in deinem Schlafzimmer tanzt?’ Wusste Hermine eigentlich, wie man so tanzte? Er schüttelte den Kopf. In Ordnung, das war nicht der Punkt. Er war nichts als ein lüsterner alter Mann. Sie ist eine frühere Schülerin - und schon wieder wirbelte die Besserwisserin aus Gryffindor durch seine Gedanken. Er musste wirklich seine Emotionen besser beherrschen.

Remus lächelte ihn wissend an. „Also da gibt es nichts?“

Severus funkelte ihn an und rollte mit den Augen. „Wie alt bist du? Willst du wirklich wissen, ob ich dieses Mädchen gern habe, oder ich sogar kindischerweise in sie verknallt bin? Sie ist zwanzig Jahre jünger als ich. Sie hat ihr ganzes Leben vor sich. Ich bin lediglich daran interessiert, wie wir den Zaubertrank abändern können.“

„Hast du sie denn gern? Ich glaube, du hast die Wahl zwischen ja und nein.“ Remus kicherte. Severus konnte sich ereifern wie er wollte, sein Körper sagte aber etwas anderes aus.

„Bist du Albus, der den Vielsafttrank benutzt hat? Ich schwöre, wenn du anfängst, mit den Augen zu funkeln, hexe ich dich bis ans Ende der Welt und wieder zurück.“ Severus sah Remus in die Augen.

„Was wäre falsch daran, wenn du ihr zugetan wärst? Vielleicht mag sie dich auch? Ich weiß, du hast diese Vorstellung vor dir, die Fledermaus aus den Kerkern zu sein, aber ich weiß auch, dass da irgendwo unter diesen Roben ein Herz ist. Und im Gegensatz zur allgemeinen Meinung, bist du durchaus dafür bekannt, dass du dann und wann ganz nett bist und auch den Leuten hilfst. Wieso solltest du sonst den Wolfsbanntrank für mich machen?“

„Warum, wirklich? Das ist genau die Frage, die ich mir jeden Monat selbst stelle. Es könnte für diesen Monat schon zu spät sein, den Trank einzunehmen, ich vermute, du leidest an Mond-Wahnsinn.“

Nun war Remus an der Reihe, den Mann vor ihm kritisch zu betrachten und herauszufordern. „Was wäre daran so verkehrt?“

Severus war aufgebracht, als er hinter seinen Schreibtisch ging und anfing, Papiere hin und her zu verteilen. „Was daran verkehrt wäre? Oh ja, eine Hexe, die jung genug ist, meine Tochter zu sein, der ich das Leben sieben Jahre lang zur Hölle gemacht habe ist dabei, sich für mich zu interessieren. Denkst du vielleicht, ich könnte sie mit meinem guten Aussehen verlocken, mit meiner charmanten Persönlichkeit? Oder mit meiner gediegenen Vergangenheit?“

Remus grinste breit. „Eine heiße Dusche und etwas Shampoo könnte nicht schaden.“ Dann gab er seine vorgetäuschte Belustigung auf und entgegnete Severus finsterem Blick: „Ich glaube, sie wäre an deiner Intelligenz und deiner Persönlichkeit interessiert. Hermine ist in Vielem wie du. Ihr seid euch ähnlicher, als du glaubst, auch wenn du gerne diese Gemeinsamkeiten übersiehst. Was hat denn das Alter damit zu tun? Alles, was ich gehört habe ist, dass die jüngeren Männer sie schrecklich langweilen und es auch versäumt haben, sie wirklich zu schätzen zu wissen. Sie wollen keine wissenschaftlichen Themen mit ihr diskutieren. Über alles was die reden wollen, wenn ich letztens ihren Wortschwall richtig verstanden habe, ist Quidditch und andere Hexen.“
Severus’ Augen glänzten im Halbdunkel. „Wer hat dir das gesagt?“

„Hermine hat es mir letzte Woche erzählt, als Harry und ich mit ihr beim Mittagessen waren. Ich glaube, sie sagte, sie hat genug von Verabredungen. Wie hat sie sich ausgedrückt? Der einzige Unterschied zwischen den jungen Zauberern, die sie jetzt trifft und den kleinen Jungs, die sie gewöhnlich babysittet, sei die Größe ihrer Spielzeuge.“ Die zwei Männer sahen sich an. Remus zuckte mit den Achseln. „Ich glaube, das ist ein Muggel Ausdruck. Sie und Harry waren außer sich vor Lachen. Alles was ich sagen will ist, schließe dich selbst nicht aus. Egal was du auch sagst, du bist offensichtlich an ihr interessiert, auch über den Zaubertrank hinaus. Du darfst glücklich sein, weißt du das?“

Severus seufzte. „Hast du mit Albus gesprochen? Warum lässt du mich nicht in Ruhe? Ist das ein Wesenszug aus Gryffindor? Ich bin für jede Art von Liaison zu alt. Es war im letzten Jahr schlimm genug, als mir all diese Hexen nach der Ministeriumszeremonie hinterher jagten, du weißt schon, zum zweiten Jubiläum des Sieges über den Dunklen Lord. Und nun habe ich Albus und dich, die mich ständig belästigen!“

„Es scheint so, als müsste ich dich daran erinnern, dass du eine oder zwei dieser Hexen getroffen hast, oder?“ Es war etwas, worüber jeder wochenlang gesprochen hatte. Severus hatte Verabredungen. Er hatte sich einige Hexen ausgesucht, die ihn interessiert hatten. „Dennoch denke ich, dass nichts größeres dahinter war, denn es waren nur ein oder zwei Dates, wenn ich mich recht erinnere.“

Severus schnaubte. „Die schienen alle zu denken, ich wolle mich verändern und dass sie die Hexen wären, die dazu bestimmt waren, mir dabei zu helfen, ein neues Leben zu beginnen. Sehe ich in deinen Augen unglücklich aus? Ich habe nicht das Verlangen danach, meine Kleidung oder meine Lebensbedingungen zu verändern. Einer dieser albernen Gänse brach tatsächlich in Tränen aus, als sie eines Tages hier unerwartet hereinschneite!“

„Hier, in Hogwarts? Was ist passiert?“

Severus’ Lächeln war teuflisch. „Ich war gerade fertig mit dem Tränkeunterricht der Fünftklässler und nicht gerade in bester Stimmung. Albus war freundlich genug, diese Ziege in mein Büro zu begleiten, bevor er fort gerufen wurde. Die verdammte Frau war unangemeldet aufgetaucht. Wie sie darauf kam, dass ich begeistert wäre, ihrem Geschwätz über neue Kleiderstile oder anderen Dummheiten zuzuhören, kann ich mir nicht vorstellen. Ich war gerade dabei, ihr klar zu machen, wieso sie nicht hätte kommen sollen, als sie anfing, unkontrolliert zu zittern und zu heulen. Es schien, als habe sie plötzlich ihre Fähigkeit verloren, verständlich zu sprechen.“

„Was hast du mit ihr gemacht?“ Remus musste zugeben, dass Severus ein Talent dafür hatte, Geschichten zu erzählen, wenn er in Stimmung war. Sogar sein Sarkasmus hatte eine ironische Note, wenn man genau genug zuhörte.

Severus sah unschuldig aus, so unschuldig wie er nur fähig war, drein zu blicken. „Ich habe ihr überhaupt nichts getan. Scheint so, als hätte sie schlussendlich die Flaschen mit Zutaten hinter mir bemerkt. Eine der Zutaten sah ihr augenscheinlich hinterher, und als es ihr zublinzelte, wurde sie hysterisch. Ich konnte mir schließlich einigermaßen zusammenreimen, was sie sagte. Ich garantierte ihr, dass die Flasche eng verschlossen war und nichts entkommen könnte. Aus irgendeinem Grund schien dies die alberne Gans noch mehr aufzuregen. Schließlich musste ich Albus und Minerva zur Hilfe herflohen. Ich glaube, sie wurde nur einige Stunden später aus dem Krankenflügel wieder entlassen. Ich habe nie wieder etwas von ihr gehört.“

Remus konnte sich vor Lachen kaum halten. „Ein Date mit dir und die arme Hexe landet im Krankenflügel. Vielleicht sollte ich Hermine warnen. Aber anders herum könnte sie ein ausgleichendes Gegenstück zu dir sein. Ich bin sicher, sie würde niemals hysterisch davonrennen. Wahrscheinlich würde sie die Eigenschaften der Zutat wissen wollen und nachfragen!“

„Höchstwahrscheinlich wüsste sie sogar schon über die Eigenschaften Bescheid, und auch in welchen Tränken sie nützlich sind.“ Severus lehnte sich in seinem Bürostuhl zurück. Wieder dachte er an Hermine. Er hatte nicht das Verlangen danach, sich selbst einem Scheitern und auch der Lächerlichkeit auszusetzen. Er hatte davon ein Leben lang genug gehabt, vielen Dank. Aber was wäre, wenn Lupin recht hatte? Er hatte es so sehr genossen, mit ihr gestern Abend über den Wolfsbanntrank zu diskutieren.

Sie war wirklich brillant. Er hatte selten die Gelegenheit, ein Gespräch auf dieser Stufe mit jemandem, der nicht auch ein Tränkemeister war, zu führen. Hermine war im dritten Studienjahr und sie wusste viel, wenn nicht mehr, als manch versierter Meister. Sie schien mehr als glücklich zu sein, mit ihm über die Herausforderung, den Trank anzupassen, zu reden. War es nur die Chance, am Trank zu arbeiten oder war da mehr zwischen ihnen? Es gab da einige Male in den letzten Wochen, wo er das Gefühl hatte, dass sie über ihn nachdachte. Er hatte den Gedanken als lächerlich abgetan, aber vielleicht gab es da doch etwas. Sie war außerordentlich erfreut gewesen, als er ihr sagte, dass er gerne ihre Diskussion in der nächsten Woche weiterführen würde. Das war einer der Gründe, dass er überhaupt den Gedanken, dass da vielleicht mehr zwischen ihnen sein könnte, in Betracht gezogen hatte.

Remus’ Stimme unterbrach seine Gedanken. „Willst du da sitzen bleiben und mir die kalte Schulter zeigen oder hast du heute Abend noch vor, etwas zu essen?“

Severus sah auf die Uhr über seinem Schreibtisch. Es war Zeit für das Abendessen. Sich zur vollen Größe aufrichtend ließ er sich Zeit damit, seine Roben zu richten, bevor er antwortete. Mit einem Grinsen sagte er zu Remus: „Ich zeige dir nicht die kalte Schulter. Du bist ein Scheißkerl. Das ist dir doch klar, oder?“

Remus grinste zurück. „Allerdings. Gleich nach dir.“ Und die beiden gingen in Richtung Große Halle zum Abendessen.

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„Wie kannst du nur annehmen, Zauberkunst zu bestehen, wenn du nicht übst? Ehrlich, manchmal denke ich, du bist schlimmer als Ron und Harry, wenn es ums Lernen geht!“ Hermine saß mit Edmund, Susan und Kathy im Aufenthaltsraum der Zauberei-Gesellschaft von Cambridge. Sie waren damit beschäftigt, an einem eigenständigen Projekt für Zauberkunst zu arbeiten.

Edmund war erfreut. „Du vergleichst mich mit dem großen Harry Potter? Na, dann muss ich doch etwas richtig machen.“ Susan kicherte über Edmunds Gesichtsausdruck, während Hermine nur mit den Augen rollte.

Die Mädchen waren im letzten Jahr ziemlich überwältigt davon gewesen, als Hermine gefragt hatte, ob sie mit ihr zusammen lernen wollten. Sie war die beste Freundin von Harry Potter, dem Jungen-der-lebt und der Zauberer, der ihn vernichtet hatte. Ihr Gesicht war, genauso wie das von Ron, Dumbledore und Snape, nach der finalen Schlacht überall zu sehen gewesen. Ihre Freunde und sie hatten früher im Sommer weitere Anerkennungen erhalten, ein Orden des Merlin, erste Klasse, wurde ihnen durch das Zaubereiministerium verliehen. Auch Severus hatte einen Orden erhalten, aber seine kleine Einlage mit dem ersten Fotografen nach der finalen Schlacht sicherte seinen schlechten Ruf bei den Fotografen. Sein Name war allen ein Begriff, aber dadurch dass es keine Fotos von ihm gab, und das in Verbindung mit seinem früheren schlechten Ruf und seinen kürzlichen Heldentaten ergab eine Aura des Geheimnisvollen um ihn.

„Hermine, was hat Snape gestern Abend in deiner Wohnung gemacht?“ Edmund beobachtete Hermine, als sie zwischen dem offenen Buch in ihrem Schoß, ihren Notizen rechts und einem weiteren Buch links von ihr hin und her sah.

„Was hat Snape wo gemacht?“ Hermine mochte Edmund. Er war auch Schüler in Hogwarts gewesen, ein Ravenclaw. Sie hatten sogar einige Dates im siebten Jahr gehabt, aber sie fand, dass er ein besserer Kumpel als ein fester Freund war. Sein Gute Nacht Kuss war genauso wie der von Ron. Wie wenn man seinem Bruder gute Nacht sagt. Sie wollte Funken und ein Feuerwerk, nichts nettes und freundschaftliches.

„Hallo, Erde an Hermine! Warum war Snape in deiner Wohnung?“ Edmund wedelte mit seiner Hand vor ihrem Gesicht.

Hermine sah hoch. „Hast du es vergessen? Ich habe es euch vor ein paar Wochen gesagt. Er hat diese Tanzstunden im Studio genommen. Nun, er ist ja noch nicht fertig damit und ich habe Ted versprochen, ich würde den Unterricht mit dem Professor die nächsten paar Wochen weiter fortführen.“ Edmund und sie waren in Verbindung geblieben und hatten sich gegenseitig über den Sommer geeult. Hermine hatte ihm von ihrer Tätigkeit als Tanzlehrerin im Studio erzählt. Sie zuckte mit den Schultern. „Es ist wirklich nichts Besonderes.“

Edmund schüttelte den Kopf. „Unsere Studiengruppe für die fortgeschrittenen Zaubertränke trifft sich in deiner Wohnung. Wir haben uns beinahe gegenseitig bei dem Versuch, schnell abzuhauen, umgebracht, als er gestern Abend aufgetaucht ist. Wie lange geht dieser Unterricht noch? Als wir uns letzte Woche unterhalten haben, hast du gar nicht erwähnt, dass du ihn immer noch unterrichtest.“

Susans Augen waren so groß wie Untertassen. „Ihr meint doch nicht etwa Professor Snape aus Hogwarts, oder? Der Mann hat uns sieben Jahre lang terrorisiert und du sagst nun, es sei nichts Besonders? Warum würde jemand wie er Tanzstunden nehmen? Wie hältst du es nur aus, so nah bei ihm zu sein?“

„Professor Snape hat eine Wette gegen den Schulleiter verloren. Als eine der Konsequenzen muss er Tanzstunden nehmen.“ Susan und Kathy fingen an zu kichern bei dem Gedanken, dass Snape Tanzstunden nahm. Hermines wütender Blick schnitt den Mädchen das Kichern ab. „Jetzt mach mal halblang, Susan! Professor Snape ist ein Mann, kein Monster. Wir haben in seinem Unterricht viel gelernt. Ich könnte mir vorstellen, dass du auch ein wenig reizbar wärst, wenn du zwanzig Jahre als Spion verbracht hättest, nie sicher, ob dich jemand umbringen will, jedes Mal, wenn du nur zur Tür hinausgehst. Er hat Harry geholfen, Voldemort zu besiegen und hat, um Circes Willen, auch einen Orden des Merlin erster Klasse dafür erhalten! Zählt das denn gar nichts?“ Hermine sah Edmund an, als wäre er eine Probe unter dem Mikroskop. Er fing an, ihr auf die Nerven zu gehen. Genau das war der Grund, warum sie Jungs ihres Alters nicht mochte. „Und wieso überhaupt sollte es dir etwas ausmachen, wen ich unterrichte?“

„Der Mann jagt mir Angst ein. Du willst ihn unterrichten? In Ordnung. Du kannst alles was du willst mit ihm tanzen. Steh auf ihn, wenn du willst, was kümmert es mich, aber wenn es dir nichts ausmacht, will und werde ich auf keinen Fall mehr in ihn hineinrennen! Sieben Jahre reichen mir. Held hin oder her!“

„Ich stehe nicht auf ihn, aber ich respektiere ihn und das solltest du auch tun. Ich habe keine andere Wahl. Ich habe zugestimmt, seinen Tangounterricht zu beenden.“ Sie hatte nicht vor, die Forschung am Wolfsbanntrank zu erwähnen, wo sie gerade erst dabei war, es zum Laufen zu bringen. Es ging die anderen nichts an. Der gestrige Abend war wirklich unglaublich gewesen. Professor Snape hatte sie wie seinesgleichen behandelt. Er hatte ihren Theorien zugehört und dann eigene Bemerkungen hinzugefügt. Wenn sie wirklich darüber nachdachte, war es gar keine so lästige Pflicht, mit ihm zu tanzen. Ihrer Ansicht nach konnte der Donnerstagabend gar nicht schnell genug kommen. Sie sah zu Edmund, der steif da saß, die Arme verschränkt. Sein Mund war zu einer dünnen Linie zusammengekniffen. „Schön. Warum treffen wir uns dann nicht eine halbe Stunde eher? Wenn wir früher anfangen, bist du längst weg, wenn er eintrifft.“ Hermine schüttelte ihren Kopf. Wie kindisch er sein konnte!

„In Ordnung. Ich sage es den anderen.“ Edmund war erleichtert. Er hatte absolut kein Verlangen danach, Snape wieder zu sehen. Er hatte immer schon gedacht, Hermine wäre ein wenig merkwürdig. Wie in Merlins Namen konnte sie Snape das Tanzen beibringen? Aber dann wieder hatte sie auch Du-weißt-schon-wem gegenüber gestanden, und so konnte sie es bestimmt aushalten, der alten Fledermaus nahe zu sein.

Hermine starrte die drei an. „Können wir nun mit Zauberkunst weitermachen oder habt ihr noch andere Probleme, die ihr gerne diskutieren möchtet?“

Edmund schüttelte den Kopf. Vielleicht war es Hermine, vor der er Angst haben sollte und nicht Snape.

tbc

Vorspiel auf das Hauptereignis

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