Minnies Fanfictions

Kapitel 34 Welch ein Geschick, Hermine!

Welch ein Geschick, Hermine!


Severus wachte mit dem Gefühl eines warmen Körpers an seine Seite gepresst und der kribbeligen Berührung von Haar auf der Haut, auf. Schläfrig wischte er die Strähnen von Hermines Haar zur Seite, da sie seine Nase kitzelten. Er konnte ihr Lavendelshampoo riechen, als er sich auf die Seite legte, ihren Körper näher an sich heranzog und dabei das Gefühl von Haut an Haus genoss. Bei ihren bisherigen Düften waren Früchte und Gewürze verwendet worden, es schien, als wäre sie nun zu Blumen übergegangen.

„Guten Morgen, na, gut geschlafen?“

„Kaffmpge.“

„Was?“

„Kaffee“, kam die Antwort nun mit ein wenig mehr Nachdruck.

Severus lachte leise, während sich Hermine noch mehr unter der Decke vergrub. „Nun, das verstehe ich.“

Hermine drehte sich auf den Rücken und sah ihn an. „Habe ich dir schon mal erzählt, wie sehr ich den Morgen hasse?“

„Es schien dir bisher nichts auszumachen. Warum jetzt?“

Sie drehte sich zu ihm um und drückte sich an seine Brust, ihr Haar flog ihm wieder ins Gesicht. „Weil es normalerweise ein Wochenende ist und wir ausschlafen können. Wi sä ise?“, fragte sie ihn gähnend.

„Würde es dir etwas ausmachen, es noch einmal zu versuchen? In Deutsch dieses Mal?“, fragte er nach, belustigt über ihr Genervtsein.

„Das war deutsch. Ich habe gefragt, wie spät es ist.“

„Nicht ganz sechs Uhr. Und obwohl ich die Nacht frei hatte, heute Morgen geht es zurück an die Arbeit. So sehr es mir gefallen würde, mit dir auszuschlafen, muss ich doch in einer halben Stunde zum Frühstück in der Großen Halle sein. Wann fangen deine Vorlesungen an?“

„Meine erste Vorlesung ist um Acht.“ Hermine streckte sich, bevor sie sich wieder unter der Decke verbarg. „Üblicherweise bekomme ich mehr als drei Stunden Schlaf“, murmelte sie in ihr Kopfkissen.

Severus lächelte. Die letzte Nacht war fantastisch gewesen. Als sie endlich eingeschlafen waren, war es früher Morgen gewesen. „Anscheinend benötigst du auch ein wenig mehr Schlaf, damit du als Mensch funktionieren kannst.“

Hermine hob den Kopf und starrte ihn an. „Die Fähigkeit, am Morgen aufzuwachen steht nicht notwendigerweise in Verbindung mit der Fähigkeit zu sprechen. Ich brauche Kaffee.“

„Nun, das war präzise und klar. Was hältst du davon, wenn ich in die Küche nach einer Tasse Kaffee flohe? Du kannst währenddessen aufwachen, und ich kurz duschen“, sagte er schmunzelnd.

Hermine hob ihren Kopf, streckte ihm die Zunge heraus und starrte ihn dann an.

„Wunderschön. Sehr reif.“

„Ich habe es dir schon vorhin gesagt, ich bin kein Morgenmensch.“

„Ich nehme an, ich kann dich noch nach Cambridge apparieren, bevor mein Unterricht beginnt. Mir wäre es so lieber, damit du dich nicht aus Mangel an Konzentration splinterst. Obwohl ich einige Teile deiner Anatomie bevorzuge, gefällt es mir besser, wenn du anstatt zerstückelt ganz bleibst.“

Sie warf einen Blick auf das Zelt, das sein Körper unter der Decke bildete. „À propos Körperteile…“

Severus schüttelte den Kopf. „Eine Dusche, Frühstück, Unterricht.“

Hermine glitt vom Bett und ging ins Badezimmer. „Also, komm schon. Die Dusche duscht sich nicht selbst.“ Sie gähnte als sie über die Schwelle ging und murmelte: „Eine Dusche, Frühstück und Unterricht. Ich hasse den Morgen.“

Severus lächelte, während er ihr folgte. Es gab doch etwas, das trotz allem für den Morgen sprach.

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Hermine war nach der Dusche in etwas besserer Stimmung, das heiße Wasser hatte sie vorübergehend aufgeweckt. Sie hatte noch Zeit um zu frühstücken, ehe sie zurück zur Universität musste. „Ich weiß nicht, wie du mit so wenig Schlaf auskommen kannst.“

Severus war im vollen Zaubertränkemeister-Ornat gekleidet und seine Roben bauschten sich hinter ihm auf, als sie zur Großen Halle gingen. „Jahre der Übung. Ich glaube nicht, dass ich während deinem siebten Jahr mehr als zwei Stunden pro Nacht geschlafen habe. Potter geriet ständig selbst irgendwo hinein oder auch du und der Idiot Weasley, oder ihr alle drei wart regelmäßig in irgendeine Art von Schwierigkeiten verstrickt. Alles was ich tun konnte war durch die Gänge zu patrouillieren und dafür zu sorgen, dass ihr an Ort und Stelle bliebt.“

„Ständige Wachsamkeit.“ Sie lächelte, als die Schüler sich beeilten, ihnen aus dem Weg zu gehen, und erinnerte sich daran wie es hier als Schülerin war.

Er öffnete die Tür zur Großen Halle und gestikuliere Hermine, einzutreten.

„Au!“

Hermine versuchte nicht zu lachen, als ein kleiner Junge, wahrscheinlich ein Erstklässler, da stand und sich den Kopf rieb. Er war offenbar geschockt gewesen, Professor Snape zu sehen, wie dieser freundlich zu jemandem war und war frontal gegen den Türpfosten, anstatt durch die Tür, gelaufen. Severus’ Hand an ihrem Rücken trieb sie sanft vorwärts.

„Mr. Wells, Sie würden gut daran tun aufzupassen, wo Sie hingehen und nicht was ich tue, jedenfalls bis wir im Unterricht sind.“

„Ja, Professor.“

Hermine setzte sich zwischen Severus und Professor Flitwick und fragte sich, woher die Hauselfen wussten, dass sie einen extra Platz für sie herrichten mussten. Dankbar griff sie nach der Kaffeekanne und hoffte, dass ein Koffeinschub ihrem System die nötige Starthilfe geben würde.

„Guten Morgen Severus, Hermine. Ich freue mich, dass Sie uns zum Frühstück noch Gesellschaft leisten können ehe Sie wieder gehen müssen. Ich bin sicher, dass du dein Geburtstagsessen genossen hast, Severus, oder?“

Hermine versuchte, nicht zu erröten, während sie sich an die Ereignisse des vorhergehenden Abends erinnerte.

„Das habe ich, Direktor. Danke der Nachfrage.“ Severus nahm einen Schluck von seinem Kaffee, ging aber auf den Köder nicht ein. Jahre des Umgangs mit Albus ermöglichten es ihm, dessen Anspielungen in der Stimme zu überhören.

„Hermine, wir hatten gestern Abend nicht die Gelegenheit, uns zu unterhalten. Musst du gleich nach Cambridge zurück oder hast du heute früh noch etwas Zeit?“, erkundigte sich Minerva und setzte sich auf die anderen Seite von Albus.

„Ich muss zurück, ich habe heute Morgen Vorlesungen, aber ich werde übers Wochenende zum Ball des Ministeriums da sein. Vielleicht können wir uns dann unterhalten. Gibt es etwas Spezielles, über das du mit mir reden möchtest?“

„Nein, Kind, nichts Besonderes.“ Sie warf Severus einen abschätzenden Blick zu. „Ich wollte dir nur einige Fragen über deine bevorstehende Lehrzeit stellen. Ich kann warten, bis wir mehr Zeit haben.“

Severus starrte die ältere Hexe an. Er hatte ihr schon versichert, dass er Hermine nicht wegzaubern würde. Eine Ausbildung war wichtig; er hatte nicht vor, ihr im Weg zu stehen, während sie eine Meisterstelle errang.

Hermine sah auf die Uhr. „Ich muss wirklich jetzt gehen.“

„Ich bringe dich noch zum Apparierpunkt.“

„Albus, Minerva, Professor.“ Hermine nickte allen zu, während sie aufbrach. Sie gingen durch die hintere Tür der Großen Halle. „Wo ist Remus?“

Severus deutete zu einer schweren Holztür, die ein Stück weiter unten im Flur teilweise verborgen im Schatten lag. Die Tür öffnete sich nach draußen zu einem schmalen Fußweg, der zu den Haupttoren führte.

„Letzte Nacht war Vollmond. Potter wird heute hierher kommen, um seinen Unterricht zu übernehmen. Ich glaube, wenn die nächsten beiden Versuche gut ablaufen, sind wir soweit um den Trank während der Weihnachtsferien zu testen.“

Hermine fühlte das Kribbeln von Magie, als Severus den ‚Nicht-Beachtungs-Zauber’ über sie sprach. „So, vermutlich sehe ich dich dann am Samstag.“

Fragend hob sich eine Augenbraue. „Bist du zu müde zum Essen heute Abend?“

„Heute Abend?“, fragte sie mit klarer Verwirrung in der Stimme.

„Ja, ich verstehe, dass du lieber einen ruhigen Abend allein zu Hause möchtest, aber ich dachte, wir könnten früh zu Abend essen und vielleicht einige der Berechnungen, die vielleicht angepasst werden müssen, durcharbeiten. Nichts allzu Anstrengendes“, fügte er schmunzelnd hinzu.

„Aber du hattest gestern Abend frei.“

„Das war mein Geburtstag. Mittwochs ist mein freier Abend.“

„Pizza Magic?“

Severus seufzte müde. „In Ordnung, Pizza Magic. Halt dich fest und ich werde uns zusammen apparieren.“

Hermine hob die Hand. „Ist schon okay. Ich bin wach. Geh nur zu, der Unterricht beginnt in ein paar Minuten. Du musst doch die Schüler einschüchtern, “ meinte sie grinsend.

„Sehr komisch. Bist du sicher, dass du wach genug zum Apparieren bist?“ Er wollte lieber nicht mitbekommen, wie sie sich zersplinterte.

„Es geht mir gut. Ich sehe dich heute Abend.“ Hermine küsste ihn rasch, ehe sie zurück trat und disapparierte.

Er lächelte, als er zurück zum Schloss ging und über die letzte Nacht nachdachte; sein Geburtstag war mehr als denkwürdig gewesen: Hermine, ihr Bauchtanz, die Schokolade…

‚Vergiss Den String nicht’, erinnerte ihn die gestörte Stimme in seinem Kopf.

Ja, Der String. Er überlegte, ob sie noch andere ‚Strings’ besaß. Das war etwas, dass er nicht vergessen durfte sie zu fragen.

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Hermine zog ihre burgunderfarbene Festrobe heraus und hielt sie an sich an.

Nett, sehr nette Linie. Du siehst attraktiv aus!“, kommentierte ihr Spiegel. Nur der Spiegel, der an der Innenseite ihres Kleiderschrankes befestigt war, war so verzaubert, dass er sprechen konnte, der Rest war mit einer Reihe von komplizierten Sprüchen und Abwehrzaubern zum Schweigen gebracht worden.

Sie wollte nicht ‚attraktiv’ aussehen. Sie wollte morgen Abend sagenhaft aussehen. Die Robe wanderte zu den anderen ausrangierten Klamotten, die über ihr Bett verstreut lagen.

„Was war falsch mit dieser Robe? Ich denke, sie war bisher die beste, die du ausgesucht hast!“

Hermine beäugte das Kleid, das an der Seite hing. Goldlamé. Es sah wie flüssiges Gold aus. In diesem würde sie sicher aus einer Gruppe hervorstechen. Der Schnitt war eine Kreuzung zwischen einem Muggel-Abendkleid und einer Zauberer Festrobe. Der Halsausschnitt war tiefer ausgeschnitten als sie es üblicherweise trug und betonte ihren Ausschnitt zur Gänze.

Sie ging mit Severus. Sie schienen, wo auch immer sie waren, Aufmerksamkeit zu erregen. Falls die Leute auf sie sehen würden, konnte sie ihnen auch etwas zum Sehen geben.
„Das Goldlamé ist es“, sagte sie und hob das Kleid hoch.

Der Spiegel flüsterte laut: „Wen willst du mit dieser Nummer einfangen?“

Die Hexe lächelte. „Nicht unbedingt einfangen, eher so etwas wie anlocken.“

„Ich bin sicher, dass dir das gelingen wird, Liebes.“

Hermine summte, während sie ihre Tasche packte. Mittwochabend hatte sie Severus gefragt, was er zum Ministeriumsball anziehen würde. Er hatte ihr einen seltsamen Blick zugeworfen und dann erklärt, dass er wirklich noch nicht darüber nachgedacht hatte.

„Ich vermute, meine üblichen Roben. Warum?“

„Ich möchte nur nicht, dass wir nicht harmonisieren mit wasauchimmer du tragen wirst,“ sagte sie schulterzuckend.

„Weihnachten im November? Du trägst Gryffindor rot und ich Slytherin grün?“

Hermine lächelte. „Willst du alle vollkommen verwirren? Du trägst rot und gold und ich grün und silber!“

Severus schnaubte. „Du bist zu klein, um dich für mich auszugeben.“

„Dann trägst du grün?“ Sie konnte sich vage an seine Roben der letzen Feiern erinnern. Sie waren… dunkel gewesen. „Grün oder schwarz.“

„Es sind Festroben. Natürlich schwarz. Und meine neue, silberne Spange,“ antwortete er mit einem leichten Lächeln in den Ecken seiner Mundwinkel.

„Ich freue mich, dass sie dir gefällt.“

„Werde ich den ganzen Abend damit gemartert, dass du dich mit Gryffindor rot und gold herausputzt?“, erkundigte er sich sardonisch.

„Na, mal sehen. Ich habe Minerva versprochen…“

Er starrte sie an, ehe sich ihre Unterhaltung wieder zu den Modifikationen des Wolfsbanntrankes zuwandte.

Krummbein sprang leichtfüßig auf das Bett und drückte seinen Kopf gegen die Hand seines Frauchens. „Bereit für ein Wochenende in Hogwarts, Junge?“ Der Halb-Kniesel ließ es zu, dass Hermine ihn am Hals kraulte, ehe er sich außer Reichweite begab.

Obwohl er unglaublich unabhängig war, hatte er sich jedes Mal, wenn sie ihn allein in der Wohnung gelassen hatte, vernachlässigt gefühlt. Natürlich war es auch ein weiter Weg gewesen, bis die Wochenenden in Hogwarts sein Gemüt wieder besänftigt hatte. Es lag nicht daran, dass ihm der große, dunkle Mensch, den sein Frauchen besuchte, missfallen hätte. Er fühlte sich mit Fug und Recht genervt während der Zeit, in der er alleine war. Zumal wenn sie zurück kam und nach ihm und Hogwarts roch.

Krummbein stupste sie wieder an und schnurrte laut, während sie ihn kraulte. „Ich muss morgen früh noch eine Hausarbeit von meinem Dozenten abnehmen lassen. Dann können wir uns zum Schloss aufmachen.“

Wieder einmal ging er außer Reichweite und begann damit, sich nebenbei selbst zu putzen. Er war nicht bereit, die Oberhand aufzugeben.

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Severus richtete die Spange an seinem Hals. Er freute sich über Hermines Geschenk. Es war eine der wenigen Male in seinem Leben gewesen, dass ihm jemand etwas anderes als Bücher oder Socken geschenkt hatte. Es war ein Gefühl das Hermine begrüßt hätte, wenn sie, während des Großteils der zehn Jahre, in denen sie mit Harry und Ron befreundet war, zu Weihnachten Büchergutscheine von Flourish und Blotts bekommen hätte.

Er blickte auf die geschlossene Badezimmertür. Was machte sie da drinnen? Er hatte es zwar nicht besonders eilig an dem Ministeriumsball, der eigentlich eine Benefizveranstaltung war, teilzunehmen, aber je eher sie ankamen, desto früher konnten sie wieder gehen.

„Hermine, ich warte im Wohnzimmer auf dich.“

„Ich bin gleich da.“ Sie nahm noch einen Atemzug zur Beruhigung und betrachtete ihr Bild im Spiegel. Ihr Haar war aus dem Gesicht gezaubert, hing ihr aber immer noch lose den Rücken hinunter. Das Kleid umschmeichelte ihre Brüste, ehe es sich über ihren Hüften in Falten legte. Der Ausschnitt war tiefer, als sie ihn normalerweise trug. Das Gold gab ihrer Haut einen warmen Schimmer und setzte dazu noch Farbakzente auf ihr Haar. Mit einem abschließenden Nicken ging sie hinaus um zu Severus zu stoßen.

Hermine blieb im Türrahmen stehen und nahm eine dramatische Pose ein. „Ta da!“

Severus drehte sich um sie anzusehen und blieb abrupt stehen. „Du siehst… warum bleiben wir nicht einfach hier?“, fragte er mit seidiger Stimme.

„Ich nehme das als ein Kompliment. Wir kommen früh genug zurück, in der Zwischenzeit würde ich gerne mit meinem Kleid angeben – und mit dir.“

„Nun denn, sollen wir?“ Er bot ihr seinen Arm an und dachte an vergangenen Veranstaltungen im Ministerium; obwohl es ihm Recht gewesen wäre, das Ereignis völlig zu verpassen, gefiel es ihm, sie an seinem Arm zu haben.

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Der Ball war in vollem Gang, als Hermine und Severus die Große Halle betraten. Die langen Tische waren durch eine ausgedehnte Tanzfläche ersetzt worden, die von kleinen, intimen Tischen für zwei umgeben waren. Die Halle war durch tausende von schwebenden Kerzen erleuchtet, das Licht war durch das Flackern weich und warm.

Es war eine völlige Wiederholung ihres Eintritts am Tanz zu Halloween. Gespräche stoppten, während sie kamen, nur um eifrig wieder aufgenommen zu werden, als sie vorbei gegangen waren. Die beiden waren ein auffallender Kontrast: Severus, eingehüllt in Schwarz auf schwarz auf schwarz und nur durch Sterling Silber Akzente aufgehellt; Hermine, die wie flüssiges Gold aussah und die metallischen Fäden dabei die flackernden Flammen reflektierten.

Sie führte Severus hinüber zu der hinteren Ecke, wo Harry, Ginny und Remus standen. Severus wartete kaum die Begrüßung ab und entschuldigte sich dann.

„Ist alles in Ordnung?“

„Natürlich, Harry. Warum?“

Harry zuckte mit den Schultern und nickte in Richtung Severus.

Remus klopfte ihm auf den Rücken. „Keine Sorge, Harry, das ist die Art Freundlichkeit, die Severus manchmal hat. Nimm es nicht persönlich. Es ist ein Tribut an Hermine, dass er hier ist, das ist alles.“

Severus beobachtete Hermine, wie sie mit ihren Freunden lachte. Ron war mit einer großen, gertenschlanken Blonden angekommen, die sich an seinen Arm gehängt hatte. Eigentlich schien sich die junge Frau eher an ihn zu klammern, ihre Arme waren um den jungen Mann geschlungen, ihr Körper an seine Seite geklebt. Sogar ihre langen, fließenden Locken schienen sich um den Rothaarigen zu wickeln.

Er lachte dunkel, als er die anhängliche Hexe in seinen Gedanken als ‚Efeu’ titulierte.

„Severus, mein Junge. Ich freue mich, dich hier zu sehen.“

Albus funkelte mit erneuter Begeisterung im flackernden Licht, Molly und Arthur waren bei ihm. Wieder wurden Begrüßungen gewechselt.

Die Eintönigkeit von grüßenden Leuten und ausgetauschtem Small Talk war ein weiterer Grund, warum er normalerweise diese Festveranstaltungen vermied. Er fragte sich, wie lange es für Hermine als tragbar befunden wurde, und er mit ihr zurück in die Kerker rennen konnte um etwas private Zeit zu haben.

‚Was denkst du, trägt sie unter diesem Abendkleid? Ich kann nirgendwo eine Linie erkennen.’ Die Stimme in seinem Kopf dachte wieder einmal über Hermines Unterwäsche nach – oder möglicherweise des Fehlens derselben.

„… Weihnachten?“

Arthurs Stimme durchbrach seine Gedanken; er lächelte, sah ihn fragend an und wartete offensichtlich auf die Beantwortung einer Frage. Severus hatte nicht zugehört. Er hatte an irgendeinem Punkt Lupins Namen vernommen. So viel war er sich sicher. Weihnachten? Er entschied, es musste um den Wolfsbann gehen. „Ja, natürlich.“

„Wunderbar, dann freuen wir uns darauf, euch beide dort zu treffen.“ Molly lächelte, während sie ihm auf die Hand patschte. „Oh, sie mal, Arthur, da ist Tonks. Wolltest du sie nicht etwas über den ‚Aufzeichnungsrekorder’ fragen, den sie neulich hatte? Wir sind gleich zurück, Severus. Oh, Tonks! Tonks!“ Molly rief die junge Aurorin und schleppte Arthur hinter sich her.

„Uns treffen? Zu was habe ich da gerade zugestimmt? Hat er mich nicht etwas über Lupin und den Wolfsbann gefragt?“ Was zum Teufel hatte ihn der Mann gefragt? Wozu hatte er ja gesagt?

Albus kicherte. „Ich glaube, du hast dich einverstanden erklärt, am Weihnachten zum Frühstück in den Fuchsbau zu kommen. Ich bin sicher, dass Hermine begeistert sein wird. Ah, da ist jetzt der Minister. Wenn du mich entschuldigen würdest, ich denke, ich habe da ein paar Angelegenheiten, mit dem ich ihn ärgern kann.“

Severus starrte alle um ihn herum an. Wieso ließ er es zu, sich in derartige Fallen locken zu lassen? ‚Nun’, dachte er seufzend, ‚es wäre eh nur eine Frage der Zeit gewesen, bis Hermine sowieso das Frühstück an Weihnachten erwähnt hätte. Was zum Teufel geschah da mit ihm?’ Zwanzig Minuten waren lang genug. Wo war Hermine? Er war bereit zum Gehen.

„Severus!“

„Aldrena?“

Die Augen der Hexe schienen ihn zu verschlingen. „Wo hast du dich nur versteckt? Du hast dich nie mehr bei mir gemeldet!“

„Ich war beschäftigt.“ Wo zur Hölle war Hermine? Severus trat einen Schritt zurück; grinste ihn Aldrena anzüglich an? Der Raum hatte sich beträchtlich gefüllt seit sie angekommen waren. Er erblickte ein Stück Gold aus der hinteren Ecke und das viel zu vertraute Gesicht des Jungen-der-lebte-nur-um-ihn-zu-nerven. Potter und Weasley hielten sie gefangen, stellt er fest.

„Deine kleine Gespielin scheint beschäftigt zu sein. Wie wäre es mit ein wenig Wirbel mit einer reifen Hexe anstatt irgendeines Kindes?“ Ihre Hände griffen nach seinen.

Er war nicht sicher, ob sie nur vorhatte, ihn auf die Tanzfläche oder ganz aus dem Raum zu ziehen. „Halt, du Törin.“ Seine Stimme war leise, aber schien durch den Lärm um sie herum zu schneiden.

„Ich dachte, ich bedeute dir etwas!“ Ihre Stimme hatte einen gereizten Klang und wurde lauter. Es gab keinen Irrtum darüber, dass ihre Worte den Vorwurf enthielten, dass er sie verlassen hätte. „Wie konntest du mir das antun!“

„Aldrena, es war eine Verabredung, und das vor einem Jahr.“ Wie war es möglich, dass sie sich so etwas aus nur einem Date zusammenreimte?

Eine Gruppe hatte sich gebildet, als sich die Stimme kummervoll erhob. „Aber ich dachte, du magst mich. Hat das, was wir hatten, gar nichts für dich bedeutet? Hast du nur mit mir gespielt?“

Seine Augen hatten ein gefährliches Funkeln. Ehe er sprechen konnte, erklang eine Stimme hinter der Frau.
„Entschuldige dich bei der netten Hexe, Severus. Wir wollen doch nicht, dass sie schlecht von dir denkt, oder?“

Aldrena drehte sich um und lächelte kalt, als sie Hermine sah. „Ich glaube nicht, dass dich das was angeht!“

„Oh, ich glaube aber doch, dass es das tut.“ Hermine griff nach den Knöpfen an der Robe der Hexe. „Sagt Ihres das Gleiche aus wie meines?“

„Sagt meines was aus?“ Wütend schlug sie Hermines Hand fort.

„Ihr Brandzeichen. Severus hat vor einiger Zeit mein Herz als das seine gebrandmarkt. Ich fragte mich, ob er dasselbe bei Ihnen getan hat.“ Hermine lächelte die Frau honigsüß mit der Hand auf ihrem Herzen an.

Severus hob eine Braue und konnte nur schwer einen selbstgefälligen Ausdruck verbergen. Er streckte seine Hand nach Hermine aus. „Tanzen?“

„Ich dachte schon, dass du niemals fragen würdest.“

„Aldrena.“ Er nickte der Frau zu, während er Hermine in seine Arme und hinaus auf die Tanzfläche zog. Aldrena stand mit großen Augen da, während sie vorbei tanzten. Severus glaubte zu sehen, wie Rauchschwaden aus der wütenden Hexe kamen. Er lächelte Hermine an. „Ich habe dein Herz gebrandmarkt?“

„Yep, es bedeutet ‚Gehört SS’. Hätte ich ihr sagen sollen, wo ich meine Marke hinterlassen habe?“, fragte sie verrucht. „Obwohl man im Moment nur ‚Eigen’ lesen könnte.“

Sein plötzliches Lachen erschreckte alle, die um sie herum tanzten, denn die meisten waren nicht an den tiefen Bariton des Tränkemeisters gewöhnt.

Hermine liebte es, ihn zum Lachen zu bringen. Sie fühlte sich gut, wenn sie gelegentlich helfen konnte, dass er loslassen konnte.

Severus verstärke seinen Griff um sie und zog sie näher an sich. „Irgendeine Chance, dass ich dich zu einem Spaziergang im Mondschein verlocken könnte?“

„Ich denke schon.“

Ron und Harry beobachteten, wie Severus und Hermine zur Tür hinaus schlüpften. „Kannst du es fassen, dass jemand wirklich Hermine für den Blödmann heraus fordert? Und ich dachte, dass Hermine übergeschnappt wäre, weil sie ihn mag und jetzt frag ich mich, was das über sie aussagt?“ Ron schüttelte ungläubig den Kopf, ehe er sich ein zweites Glas Punsch eingoss.

„Die Welt ist verrückt geworden.“ Harry bemerkte, wie Rons derzeitige Liebe ihnen Aufmerksamkeit heischend zuwinkte. Ihre Haare waren nicht mehr blond sondern inzwischen fuchsia. „Ron, ich glaube, Tiny versucht dich auf sich aufmerksam zu machen.“

„Tina, Harry, nicht Tiny.“

Harry zuckte mit den Schulter. Ron wechselte so oft seine Frauen wie er seine Hosen. „Wie auch immer. Hatte sie nicht blondes Haar, als sie herein kam?“

„War es das?“ Ron versuchte sich daran zu erinnern, welche Farbe Tinas Haar hatte, als er sie aufgabelte. Die Tatsache, dass das Vorderteil ihres Kleides bis zum Nabel offen war schien etwas damit zu tun zu haben, dass er sich jedes Mal, wenn er die Hexe ansah, nicht konzentrieren konnte.

„Schon gut.“ Und Ron war der Meinung, dass Hermine übergeschnappt wäre?

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Sie waren rund um den Rosengarten spazieren gegangen, hielten gelegentlich an um sich zu küssen, ehe Hermine ihn davon überzeugte, zurück zum Ball zu gehen. Sie schafften es, eine weitere Stunde zu bleiben, ehe sie sich endgültig heimlich verdrückten. Einmal in seinen Räumen, schlug Severus ein Entspannungsbad vor. Was folgte, konnte als eine langsame, sinnliche Verführung bezeichnet werden, die vor dem Feuer fortgeführt und eine Stunde später in seinem Bett wiederholt wurde, ehe die beiden in einen wohlverdienten Schlaf fielen.

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Hermine kuschelte sich enger an den warmen Körper an ihrer Seite.

„Guten Morgen.“

„Hi.“ Sie fasste nach oben um sanft die Büschel Haare, die ihm in die Augen gefallen waren, weg zu nehmen.

„Du bist heute Morgen anscheinend wach.“

„Natürlich bin ich wach. Es ist fast Mittag; der Morgen ist schon vorbei.“

„So, ich verstehe.“ Severus küsste sie auf den Kopf. „Mittagessen und dann einige Stunden im Labor, oder musst du nach Cambridge zurück?“

„Nein, ich habe alles fertig, was zu tun war. Mittagessen klingt großartig. Die Große Halle?“

„Ich glaube, ich habe genug von den ‚Würdenträgern’, die Hogwarts besucht haben. Wenn wir hier essen, können wird dann gleich mit der Arbeit anfangen. Ich würde gerne einen Probelauf für die überarbeiteten Kalkulationen aufsetzen.“

Fünfundvierzig Minuten später hatten sie drei Kessel aufgestellt und in jedem köchelte langsam die Basis des Wolfsbanntrankes.

„In Ordnung, was möchtest du dieses Mal versuchen?“ Hermine hatte ihr Logbuch offen, bereit, die Veränderungen und nachfolgenden Resultate dieser Arbeitssitzung auf zu schreiben.

Severus blätterte durch seine Notizen, schob sie zur Seite um die Bemerkungen, die in die Ecken gekritzelt waren zu lesen, einige in ihrer lockeren Handschrift, einige in seinem spinnenartigen Stil. „Wir haben schon bestimmt, dass das Hacken der Ingwerwurzel die Fähigkeit zur Konzentration erhöht. Ich habe immer den Extrakt der Macawurzel benutzt, um die geistige Klarheit zu unterstützen. Ich denke, dieses Mal sollten wir die ganze Wurzel verwenden, aber das Verfahren variieren. Im goldenen Kessel wird es gehackt zugegeben. Im silbernen Kessel mahle es zu einem feinen Pulver. Und im Zinnkessel extrahiere die Essenz und füg dann die Essenz und den Rest der Pflanze als Ganzes hinzu.“

„Ich brauche den gläsernen Stößel und den Mörser als neutrales Werkzeug, damit ich die Wurzel reiben kann.“

Immer noch die Notizen studierend, nickte Severus geistesabwesend als Hermine sich dem Vorratsschrank zuwandte. Irgendwo hinten in seinen Gedanken hörte er das Klirren von Metall, als einer der Rührstäbe vom Tisch rutschte und auf den Steinboden fiel. Obwohl er im Unterbewusstsein den Vorgang registrierte, waren seine Gedanken auf das vorliegende Problem gerichtet. Sein Kopf fuhr fast augenblicklich hoch als er ihren Schrei hörte.

Alles verging in Zeitlupe. Er hörte das metallische Geräusch des Rührstabes, der über den Boden rollte. Hermines Oberkörper verschwand unter dem Tisch als ihre Füße unter ihr weg rutschen. Ihr Aufschrei, viel lauter als der kleine Schrei, den er noch Sekunden zuvor gehört hatte, schien von weit weg zu kommen. Er bewegte sich schon als ihr Körper den Scheitelpunkt übertroffen hatte und auf den harten Steinboden zustürzte. Er machte das Erste, an das er denken konnte: er sprach einen Polsterungszauber. Der Tisch stand ihm genau in der Blickrichtung, sonst hätte er versucht, Hermine schweben zu lassen und sie zu fangen, ehe sie den Boden berührte. Er hörte, wie ihr Kopf mit einem dumpfen Aufschlag aufkam. Die Zeit schien bei dem Geräusch zu springen und sich von einer langsamen Bewegung nun kaleidoskopähnlich zu drehen.

Er erreichte sie in Sekunden und rief ihren Namen. „Hermine! Hermine, bitte, öffne deine Augen. Sieh mich an!“ Konnte das Schicksal so grausam sein und ihn so lange leben lassen um sein Glück zu finden und es ihm dann aus der Hand zu reißen?

Er hob sanft ihre Augenlider um die Pupillen ihrer Augen zu untersuchen. Sie waren starr und erweitert. Ihre Atmung ging hart und mühsam. Eine kleine Menge Blut tropfte entlang der Risse im Steinboden und ließ eine Spur in ihrem Haar zurück.

Severus rannte zum Kamin und nahm eine Prise Flohpulver. Er brüllte in den Kamin nach Madam Pomfrey. „Poppy! Komm schnell! Hermine ist verletzt!“

Er lief zurück zu Hermine. Die junge Hexe hatte sich nicht bewegt, die Blutlache schien sich auf alarmierende Art zu vergrößern.

„Severus?“ Poppy trat durch und sah sich im Labor um.

„Poppy!“

Sie hastete eilig dem Klang seiner Stimme entgegen, aber hielt an als sie die gestürzte junge Frau sah. Ein leises Keuchen war ihre erste Reaktion. Schnell kniete sich Poppy neben der bewegungslosen Hexe nieder. Eine schnelle Abfrage mit ihrem Zauberstab und eine Reihe von komplizierten Bewegungen stoppten den Blutfluss, aber Hermine lag immer noch bewusstlos da.

„Kannst du sie wieder auf die Beine bringen?“

„Ruf Albus. Sag ihm, dass er die Flohverbindung öffnen soll. Wir müssen sie so schnell wie möglich ins St. Mungos bringen.“ Poppy sah sein fassungsloses Gesicht. „Severus, los!“

Es brauchte weniger als eine Minute bis Albus das Netzwerk geöffnet und St. Mungos alarmiert hatte. Severus hob die bewusstlose Hexe auf seine Arme; er wusste, dass er sie vielleicht nicht hätte bewegen sollen, aber er hatte das Bedürfnis, sie zu halten. „Halt durch, Hermine. Bald geht es dir wieder gut. Poppy, wirf das Flohpulver hinein.“

Poppy nickte. „Wir sind gleich hinter dir.“

„St. Mungos.“ Er verschwand in einem Feuer aus grünen Flammen und hielt dabei Hermine eng an seine Brust gedrückt.

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Albus’ Augen hatten nicht ihr übliches Funkeln, während er in Tür von Hermines Krankenzimmer stand. Er beobachtete den jungen Mann, von dem er inzwischen wie von einem Sohn dachte und der nun in einem Stuhl neben dem Bett saß. Mehrere Heiler standen um das Bet und beschäftigten sich mit der immer noch bewusstlosen Hexe.

„Severus, lass sie ihnen helfen. Komm raus in das Wartezimmer und lass sie ihre Magie wirken.“ Albus gab ihm ein Zeichen, zu ihm zu kommen. Das Wartezimmer war schon ziemlich überfüllt, da die Nachricht von Hermines Verletzung sich bereits in Hogwarts verbreitet hatte.

Remus, der sich nun, da der Vollmond vorbei war schon wieder besser fühlte, saß bei Harry, Ginny und Minerva. Alle warteten ängstlich und beteten auf gute Nachrichten und dass eine positive Änderung eintreten würde. Einer nach dem anderen, Freunde, Lehrer aus Hogwarts und Mitglieder des Ordens trafen ein und gesellten sich zu all denen, die auf eine Nachricht über Hermines Zustand warteten.

Severus schien sie nicht zu hören. „Es ist mein Fehler. Ich hörte den Stab fallen, ich hätte wissen müssen, dass dies passieren könnte.“ Abgelenkt fuhr er mit der Hand durch sein Haar, während seine gesamte Aufmerksamkeit der bewusstlosen Frau im Bett galt.

Albus stellte sich auf seine Seite und legte ihm leicht eine Hand auf die Schulter. „Severus, du hast sie wahrscheinlich gerettet, weil du den Schlag noch gepolstert hast, aber wir sollten wirklich warten…“

Der finstere Mann schüttelte seine Hand ab. „Lass mich allein, Albus. Ich gehe nicht fort. Geh. Tu was du zu tun hast. Aber lass mich in Ruhe.“

Der Schmerz in der Stimme des Tränkemeisters rief Harry in das Zimmer. Er stand nur innerhalb des Türrahmens, den Heilern nicht im Weg und auch nicht dem anderen Personal, die in den Raum und wieder hinaus hasteten. Hermine bewegte sich nicht und ihre Haut war so bleich wie die Laken, auf denen sie lag. Harry konnte das sanfte Heben und Senken ihrer Brust sehen, das einzige Zeichen, dass sie noch bei ihnen war.

Es standen viele Heiler und Auszubildende um sie herum. Verschiedene Gerätschaften schwebten um und neben dem Bett.

Einer der fortgeschritteneren jungen Heiler sah sich im Raum um. Er konnte die Macht und die Magie spüren, die durch die Luft strömte. Es war etwas hier, etwas, das er nicht bezeichnen konnte. Er sah zu seinem Mentor und war überrascht, als der ältere Zauberer plötzlich inne hielt und seine Augen schloss.

Poppy sah den Mann verwirrt an. Sie hatte den Heiler unterstützt, bis seine plötzliche Stille sie überrascht hatte. „Heiler Seaton? Stimmt etwas nicht?“

„Ich habe solche Macht seit annähernd fünfzig Jahren nicht gespürt.“ Heiler Seaton hob den Kopf und starrte in die schwarzen Augen des Tränkemeisters. „Sie schenkten ihr den Anhänger.“ Es war nur eine Feststellung der Tatsachen.

„Der Anhänger – er glüht.“ Poppys Stimme war gerade noch ein Flüstern, während sie auf Hermines Anhänger sah. Das Blatt glühte in einem ätherischen Licht. „Was bedeutet das?“

Der Heiler betrachtete weiter den finsteren Mann. „Wussten Sie, was es war, als Sie ihn kauften?“

Severus Stimme klang gepresst vor Sorge. „Ich habe keine Ahnung, was er bedeutet. Ich beantworte später jede Frage, die Sie haben. Bitte, helfen Sie ihr!“

Zufrieden gestellt nickte der alten Mann und wandte sich wieder dem Bett zu. Es war wichtig, dass die Kette nicht mit dem Vorsatz gekauft worden war, jemanden zu unterjochen; obwohl dieser Typ von Verzauberung selten die Energie und Reinheit, die er spürte verströmte. Der finstere Zauberer und seine Hexe waren die Quelle einer natürlichen Magie, welche er fühlen konnte. Sie schien die ganze Luft im Raum zu elektrisieren.

„Können Sie nicht einfach „Enervate“ zaubern und Hermine aufwecken?“ Je länger seine beste Freundin bewusstlos blieb, desto mehr sorgte sich Harry.

„Es tut mir leid, Mr. Potter. Auf diese Art wirkt es nicht. ‚Enervate’ würde funktionieren, wenn der Ursprung ihrer Verletzung von einem Zauberspruch kommen würde. Unglücklicherweise hat Miss Granger einen starken Stoß auf ihren Kopf erlitten. Nicht einmal Magie kann die Auswirkungen eines Komas rückgängig machen.“

Severus sprang auf. „Koma? Was meinen Sie mit Koma? Sie kommt doch wieder in Ordnung, oder? Hermine. Hermine, du musst aufstehen!“

Harry hatte noch niemals zuvor Severus gesehen, wie er die Kontrolle verlor. Er sah, wie der Gesichtsausdruck des Mannes von Empörung zu Angst wechselte.

„Sie müssen Ihr helfen! Sie erlangt doch ihr Bewusstsein wieder, nicht wahr?“

„Nur die Zeit kann uns das sagen. Ich befürchte, mehr können wir nicht tun, Professor. Etwas, das versichere ich Ihnen, hält sie hier. Drei der mächtigsten noch lebenden Zauberer sind in diesem Zimmer, aber nur von Ihnen allein spüre ich eine Verbindung zu ihr. Die Zeit wird es sagen.“ Der alte Zauberer neigte seinen Kopf und sprach einige Zauber auf einmal. „Für den Moment liegt sie bequem. Ich werde in ein paar Stunden wieder nach ihr sehen.“

„Bequem? Sie können sie doch nicht so lassen!“ Severus stellte sich an die Seite von Hermines Bett und nahm ihre Hand. „Hermine, du musst aufwachen. Zeit, heim zu gehen. Hermine, kannst du mich hören?“

Harry sah fort. Der Schmerz und die Qual in Severus Stimme riss an seinem Herzen.

„Wir haben alles getan, was wir konnten, Professor. Nun liegt es an ihr.“

„Was haben Sie damit gemeint als Sie sagten, sie spüren ‚eine Verbindung’?“ Harry sah von Professor Snape zu Hermine. Ihre Kette glühte immer noch. „Meinen Sie wie… Seelenpartner?“

„Nicht genau so. Das wäre zu einfach erklärt. Es ist dass ein Herz nach dem anderen ruft. Das Herz des Professors, seine Absichten müssen rein und ehrenhaft gewesen sein, als er den Anhänger gekauft hat. Ich habe über die Jahre einige von Trelawneys gesehen, aber ich habe niemals solche Macht, solche Reinheit gespürt, als diese Zunahme von Magie, die heute Abend hier ist.“ Heiler Seaton machte eine Handbewegung zu Severus. „Er hält sie hier; es ist ihre Verbindung, die ihr den Halt zu diesem Körper gibt. Es liegt an ihr, ob sie es wählt zurück zu kommen oder nicht.“ Schweigend drehte sich der Heiler um und verließ den Raum.

„Poppy, würdest du dich bitte um die anderen draußen kümmern? Harry, ich muss dich bitten, auch draußen zu warten. Ich muss mit Professor Snape einen Moment lang alleine reden.“ Albus wartete, bis Harry und Poppy gegangen waren, ehe er sich Severus zuwandte. „Severus, sie ist eine starke Frau, eine mächtige Hexe. Sie wird das überstehen, ich bin da ganz sicher.“

„Sie sieht aus, als würde sie schlafen, Albus. Ich kann sie nicht verlieren. Ich werde es nicht.“ Severus schnaubte. „Rein und ehrenhaft. Verdammt noch mal, wissen die nicht, wovon sie reden? Das ist dieselbe Art Gefasel, welches diese Trelawney hatte, als sie mir den Anhänger verkaufte.“ Severus zog seinen Stuhl näher ans Bett und setzte sich, Hermines Hand immer noch fest mit seiner umklammert.

„Ich bleibe bei Hermine. Warum gehst du nicht etwas essen? Du solltest jetzt auf deine Kräfte achten.“ Albus hatte noch niemals zuvor Severus in solch einer Verfassung gesehen.

„Du musst jemanden finden, der meinen Unterricht übernimmt, Albus.“ Seine Augen verließen Hermine nicht.

„Severus, du kannst nicht hier bleiben.“

„Ich werde nicht gehen. Ich muss hier sein, wenn sie aufwacht.“ Hermine würde aufwachen, sie musste es und die erste Person die sie sah, würde er sein. Er war einen Handel mit dem Teufel eingegangen, als er sich Voldemort angeschlossen hatte; er würde auch jetzt tun, was immer er zu tun hatte – beten zu welchem Gott oder Gottheit auch immer der zuhörte, um sie zurück zu bekommen.

„Ich bringe dir etwas zu essen.“ Albus wollte es nicht auf die Spitze treiben, zuerst musste er mit Heiler Seaton reden.

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Harry blieb in der Tür stehen.

„Was gibt es, Potter?“ Drei Stunden waren vergangen, seit er Hermine auf das Krankenbett gelegt hatte und sie hatte sich immer noch nicht bewegt.

„Ich habe Ihnen etwas Tee und einige Bücher gebracht.“ Harry reichte Severus zögernd die Bücher.

„Sie haben mir Bücher gebracht? Was für eine Art Scherz ist das, Potter?“ Es fühlte sich gut an, den jungen Mann so anzugehen. Er war so angespannt dass er dachte, er würde er jede Minute auseinander fallen.

Harry schluckte nervös. „Eine Menge Muggelärzte glauben, dass Menschen im Koma alles hören können, was um sie herum vorgeht. Der Heiler sagte Ihre… Macht hält sie hier. Ich dachte nur falls Sie ihr… vorlesen – falls Hermine Ihre Stimme hören könnte, würde das helfen.“

Severus sah auf das Buch in seiner Hand, Höchstwirksame Zaubertränke. „Sie kann mich hören?“

Harry zuckte mit den Achseln. „So habe ich es gehört. Ich möchte meine beste Freundin zurück, Professor.“

Der Tränkemeister nahm einen tiefen Atemzug. „Danke, Potter.“ Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und schlug das Buch auf. Nach einem Schluck von dem Tee, den Harry auf den Nachtisch gestellt hatte, betrachtete er Hermines stille Gestalt. „Ich denke, wir sollten am Anfang beginnen. Das könnte uns helfen, den Knick in der Formel des Wolfbanntrankes auszuarbeiten. Du kannst jederzeit einsteigen. ‚Kapitel eins: Der Gebrauch von natürlichen Kräutern in Zaubertränken. Kräuter wurden schon immer genutzt…“

Harry schlüpfte stumm aus dem Zimmer und Severus Stimme folgte ihm aus der Tür.

oooOOOoooOOOooo

„Irgendeine Veränderung letzte Nacht, Poppy?“

„Nein Albus. Ich hätte dich gerufen, wenn es so gewesen wäre.“ Sie standen im Flur außerhalb Hermines Krankenzimmer. Poppy war mehrere Male her gefloht, um nach der jungen Hexe zu sehen. „Severus ist die ganze Nacht nicht von ihrer Seite gewichen. Er muss jetzt etwas schlafen.“

„Ich weiß. Lass mich mit ihm reden. Anscheinend gibt er sich die Schuld an dem Unfall.“ Er konnte hören, wie Severus laut in dem sonst stillen Zimmer vorlas.

Albus warf einen besorgten Blick in Richtung des ungewöhnlichen Paares. Hermine hatte sich nicht bewegt. Das sanfte Heben und Senken ihrer Brust erweckte den Eindruck, dass es nichts Ernsthafteres war als das jemand schlief. Severus war eine andere Geschichte. Der Schulleiter sah, wie er mit zitternder Hand durch sein Haar fuhr; dunkle Augenringe lagen auf seinem Gesicht und seine Erscheinung war vollkommen ungepflegt.

„Severus, wie geht es ihr?“ Albus atmete scharf ein, als er in die gejagten Augen des Mannes vor ihm blickte. „Hast du überhaupt geschlafen?“

„Es geht mir gut. Ich habe etwas geschlafen.“ Severus sah Hermine an. Sanft streichelte er ihre Hand. „Hermine, Albus ist hier. Möchtest du nicht aufwachen um ihm Hallo zu sagen?“

„Severus…“

„Lass mich allein, Albus. Ich muss hier sein, wenn sie aufwacht.“ Severus setzte sich wieder auf seinen Stuhl. „Nun, wo war ich stehen geblieben?“

Albus machte sich auf den Weg zu Heiler Seaton. Er war tief besorgt. Was würde passieren, wenn Hermine nicht aufwachte?

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„Professor?“ Harry und Ginny standen halb verborgen in den Schatten des Nachmittages.

„Hermine, Ginevra und… Harry sind hier“, sagte Severus mit vorgetäuschter Freude, seine Stimme war heiser wegen des Stresses und dem Mangel an Schlaf.

Harry sah Severus geschockt an. „Wer von euch hat den Schlag auf den Kopf bekommen?“

Severus lächelte ihn ironisch an. „Das frage ich mich auch manchmal.“

„Keine Veränderung, Professor?“ Ginny stand seitlich am Bett und Tränen rannen ihr die Wangen hinunter.

„Nicht weinen, Miss Weasley, sie ist bald wieder in Ordnung. Wenn sie soweit ist, wird sie aufwachen.“ Severus drehte sich zu der stummen Gestalt im Bett um. „Hermine, du hast Gäste. Du solltest jetzt wirklich aufstehen.“

Harry und Ginny tauschten besorgte Blicke über den Kopf des dunklen Mannes aus; dies war nicht normal. „Ich, ähm, habe Ihnen ein paar neue Zaubertrankmagazine gebracht. Ich dachte, sie wären inzwischen der Höchtwirksamen Zaubertränke überdrüssig.“

oooOOOoooOOOooo

Es war die zweite Nacht hintereinander, und eine große Gruppe drängte sich im Wartezimmer außerhalb Hermines Krankenzimmer zusammen. Die Gruppe hatte sich durch das Einbeziehen der Weasleys noch vergrößert: Molly und Arthur, Ron und seine derzeitige Freundin Tina, sogar Fred und George waren da. Mehrere Mitglieder des Ordens kamen vorbei und hofften, dass sich Hermines Zustand verbessert hatte.

„Er kann nicht wieder die ganze Nacht hier bleiben.“ Minerva wusste nicht, über wen sie mehr besorgt sein sollte, die junge Frau, die in ihrem Bett ‚schlief’ oder Severus, der anscheinend vollkommen den Verstand verloren hatte.

„Ich habe es versucht. Er geht ihr nicht von der Seite. Er sagt nur immer, dass er da sein muss, wenn sie aufwacht.“ Albus hatte den Versuch aufgegeben, Severus zum Gehen zu bewegen, er schien sich nur immer mehr bei dem Gedanken zu erregen, von Hermine getrennt zu werden.

„Albus, was wenn sie nicht mehr aufwacht?“ Es war keine Überlegung, über die Minerva nachdenken wollte.

„Ich weiß nicht.“

Eine Glocke erklang und teilte so das Ende der Besuchszeit mit. Das Wartezimmer leerte sich schnell und Ruhe überfiel die Krankenabteilung.

Die zweite Nacht saß Severus an Hermines Bett und betrachtete die stumme Hexe. „Hermine, Pott… Harry sagt, dass du mich hören kannst. Wenn du kannst, dann musst du wissen, wie sehr ich dich brauche. Hermine, wach auf. Bitte, ich muss deine Stimme hören. Ich möchte dir in die Augen sehen. Ich brauche dich.“

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Severus fuhr hoch und war sofort aufmerksam. Das Geräusch von Metall führte dazu, dass er vollends erwachte. Er sah ruhig zu, wie Heiler Seaton an der Seite des Bettes stand und eine verzwickte Reihe von Zaubersprüchen sprach, während der auszubildende Heiler verschiedene Resultate in Hermines Kurve schrieb.

„Haben Sie irgendwelche Veränderungen bei der jungen Hexe festgestellt?“

„Nein. sie scheint immer noch nur zu schlafen. Warum macht Ihr Leute denn nichts? Was für eine Art Krankenhaus ist das denn hier!“ Er hatte Hermine vor über zwei Tagen hierher gebracht, es sollte ihr inzwischen wieder gut gehen, bereit nach Hause zu gehen. Er hätte sie fortgebracht, wenn er einen Ort kennen würde, wo man ihr helfen könnte.

„Ihre Aura ist stärker als zu dem Zeitpunkt, als Sie sie brachten; darf ich annehmen, dass Sie mit dem fortfahren, was immer es auch ist, was Sie da tun?“ Die Aura der jungen Hexe war durchgehend rot gewesen, als er sie am Sonntagnachmittag untersucht hatte. Über achtundvierzig Stunden waren vergangen. Nun gab es Flächen von gelb und orange, die durch ihre Aura sickerten, das Rot war nicht mehr vollständig um ihren Körper.

Severus erinnerte sich daran, dass Ginevra seine Aura untersucht hatte, als er von dem Cruciatus getroffen worden war. „Welche Farbe hat ihre Aura?“

„Sind Sie geübt im Fach der Medizin, Professor?“

„Ich habe genug medizinische Tränke gebraut und kenne nur zu gut die Stadien der Erholung durch viele Zaubersprüche und Flüche. Ich könnte mir vorstellen, dass ich mich für mehrere Positionen qualifizieren würden, wenn ich das wollte.“ Severus blickte auf Hermine, seine Stimme wurde weicher. „Welche Farbe hat ihre Aura?“

„Sie scheint sich zu verändern. Sie war am Sonntag vollkommen rot. Heute ist sie mit Linien aus Gelb und Orange durchzogen. Anscheinend versucht sie, zurück zu kommen.“

Severus sah zu, wie die anderen das Zimmer verließen, eh er seine Aufmerksamkeit wieder der Frau auf dem Bett zuwandte. Sie musste einfach aufwachen. Er wollte nicht ohne sie weitermachen. Sie war sein Grund zu leben geworden, sein Grund um morgens aufzuwachen. „Hermine, bitte, wach auf. Ich brauche dich. Ich… ich liebe dich.“ Es war wahr. Möge Gott ihm helfen. Er liebte sie. Wahrscheinlich liebte er sie schon eine Weile lang und war nur zu halsstarrig gewesen, es zu realisieren. „Hermine? Immer noch der eigensinnige Gryffindor? In Ordnung, wo war ich? Richtig, ‚die Zutaten von…’“

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Die Nachmittagssonne schien durch das einzige Fenster im Raum. Severus blätterte die Seite um. „’… mit der Wurzel kombinieren, um die Basis zu bilden.’ Ja, ich denke, das wäre die beste Art, wie man an diesem Punkt handeln sollte. Aber was dann?“

„Nein! Bleib zurück! NEIN!“ Hermine schrie, als sie plötzlich im Bett herum warf. Ihre Augen waren noch immer geschlossen, ihr Körper zuckte hin und her.

Das Buch in seiner Hand rutschte vergessen aus seiner Hand, während sich Severus nach vorn beugte. „Hermine? Hermine, wach auf!“ Was passierte da mit ihr?

Glocken läuteten. Severus konnte hören, wie Leute auf dem Flur in Richtung ihres Zimmers rannten. Hermine stieß noch einen markerschütternden Schrei aus, ehe sie wieder still dalag.

Innerhalb von Minuten war das kleine Zimmer von Leuten überrannt. Sie hatte angefangen, sich wieder zu bewegen, die Hände waren vor ihr erhoben, die unmissverständlichen Bewegungen die man ausführte um einen unsichtbaren Feind mit einem Zauber abzuwehren. Heiler Seaton und sein Assistent begannen, eine Bestandsaufnahme zu machen, während andere versuchten, die junge Frau zu bändigen. Harry fühlte sich absolut hilflos, er stand am Fuße des Bettes neben dem Schulleiter.

„NEIN! Harry, beweg dich!“ Hermine hatte wieder zu schreien begonnen. Sie schien die finale Schlacht wieder zu erleben. „Ron, tu das nicht! Warte auf das Signal. NEIN!“

„Hermine, du musst aufwachen.“ Severus hielt ihre Hand und versuchte, sie zu beruhigen, während er lautlos versuchte, sie auf zu wecken. Die Panik in seiner Stimme war nicht zu verkennen. „Hermine, der Krieg ist vorüber. Voldemort ist weg. Hermine, bitte Liebes, sieh mich an, du musst es versuchen.“

Hermine schwieg. Langsam öffnete sie die Augen. Sie wandte ihren unbestimmten Blick in Richtung seiner Stimme, aber schien nicht zu wissen, wo sie war. Die Anstrengung war anscheinend zu viel für die Frau und ihre Augen schlossen sich wieder.

„Hermine, bitte. Du musst es versuchen. Bitte, sieh mich an.“ Severus konnte den bittenden Tonfall in seiner Stimme hören; es scherte ihn nicht. Er wollte hören, wie Hermine wieder seinen Namen sagte. Er wollte wieder in ihre Augen blicken. „Hermine.“

Hermine wandte sich ihm wiederum zu. Ihr Atem kam mit einem zitternden Flüstern aus ihrem Mund, ihre Stimme schien vom Schreien Minuten zuvor eingerostet zu sein. „Severus?“

„Ich bin hier, Hermine. Ich bin hier.“ Er hielt ihre Hand in der seinen, bereit, ihr die Augen zu öffnen.

„Da bist du.“ Der Versuch zu sprechen schien das bisschen Kraft, das sie hatte zu stehlen. Sie brachte ein schwaches Lächeln zustande, ehe sie wieder die Augen schloss. Langsam versuchte sie sich auf den dunklen Zauberer zu konzentrieren, der verzweifelt ihre Hand drückte. „Was hast du gesagt?“

„Ich bin hier, Hermine. Ich bin hier.“

„Das hast du nicht gesagt.“

„Was?“ Nun schien Severus an der Reihe zu sein, durcheinander zu erscheinen. Waren Komas ansteckend?

Ihre Stimme war immer noch kaum mehr als ein Flüstern. „Du hast mich Liebes genannt. Ich hab dich gehört.“

Severus rückte näher an die junge Frau im Bett. „Hermine, sieh mich an. Ich liebe dich wirklich. Ich weigere mich, dich zu verlieren. Ich werde dich nicht gehen lassen.“ Seine Worte waren elegant in ihrer Einfachheit.

Hermine bedeckte seine Hand mit ihrer eigenen, die Anstrengung zu sprechen forderte von ihrem geschwächten Körper seinen Tribut. Ihre Antwort war so leise, dass Severus sie beinahe überhört hätte.

„Ich liebe dich auch.“ Sie seufzte und die Erschöpfung überfiel sie wieder.

Severus dachte, er hätte den Ausdruck „Du hast ja lange genug dafür gebraucht“ gehört, aber er war sich nicht sicher. Sie schien nun wieder zu schlafen.

„Hermine?“ Seine Stimme war nun wieder panisch.

„Es ist in Ordnung, Professor, Sie können sie jetzt schlafen lassen. Sie scheint nun außer Gefahr zu sein.“ Heiler Seaton war verblüfft, wie die Aura der jungen Frau aussah: sie war grün, gefleckt mit großen Flächen von gelb und orange, aber es gab keinerlei Zeichen von rot. Während der ganzen Tortur hatte die Kette ständig geglüht. „Ich freue mich, sagen zu können, wenn sie sich mit der derzeitigen Rate erholt, wird sie uns in ein paar Tagen schon verlassen können.“

Severus fiel müde in seinen Stuhl zurück. Er hielt immer noch Hermines Hand. Sie würde wieder gesund werden.

Harry wischte hastig eine Träne weg. „Es geht ihr gut.“

Albus klopfte ihm auf die Schulter. „Wieso lassen wir Hermine jetzt nicht schlafen. Du kannst früh am Morgen wieder vorbeischauen. Ich bin sicher, dass sie dann wesentlich ausgeruhter ist. Severus? Soll ich draußen auf dich warten?“

„Potter. Danke.“ Severus war in der Schuld seines Vaters gestanden, da ihm dieser das Leben gerettet hatte. Dieses Mal schuldet er dem Jungen etwas. Auch wenn das Vorlesen für Hermine nicht der wirkliche Grund für ihr Aufwachen war, war er sich ziemlich sicher, dass es dazu beigetragen hatte. „Du kannst gehen, Albus. Ich sehe dich morgen früh.“

„Sie bleiben heute Nacht hier, Professor?“

„Severus, du hast Heiler Seaton gehört, sie ist außer Gefahr. Eine Nacht mit ruhigem Schlaf würde auch dir unheimlich gut tun.“

„Gute Nacht, Albus.“ Ein schnelles Rascheln und ein Schlenzer später war der Stuhl in dem er saß in einen weitaus bequemeren Lehnstuhl verwandelt. Severus streckte seine langen Beine vor sich aus, während er sich zurück lehnte. Er streichelte zärtlich Hermines Hand, dankbar, dass sie gesund werden würde. Die Kette glühte in einem sanften Licht, der Glanz verblich in den frühen Stunden der Nacht.

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„Lassen Sie es zu, dass er auch heute Nacht hier schläft, Professor?“

„Er ist ihr seit sie am Sonntag verletzt wurde, nicht von der Seite gewichen, Harry. Ich glaube nicht, dass ich ihn jetzt überreden könnte, fort zu gehen.“ Albus warf einen Blick zurück zu Hermines Zimmer. „Ich glaube, dass er heute Nacht schlafen kann. Ich denke auch, dass beide sich besser ausruhen können, wenn er bleibt.“

oooOOOoooOOOooo

Severus ließ sich befreit hängen. Anscheinend war ihr Leidensweg nun endgültig vorbei. Er griff mit zitternder Hand nach ihr, um ihr die strähnigen Haare aus dem Gesicht zu streichen. Er war todmüde, müder als er jemals gewesen war, aber sein Herz hatte eine ungewohnte Leichtigkeit, während er in ihre Augen sah. „Ich dachte, ich hätte dich verloren.“

Hermine konnte die Sorge in seinen Zügen sehen. „Ich habe dich gehört. Ich konnte hören, wie du mich gerufen hast. Alles was ich denken konnte war zu versuchen, zu dir zu kommen.“

Sanft küsste er ihre Stirn. „Wie fühlst du dich?“

„Mein Kopf tut weh. Eigentlich habe ich ziemliche Kopfschmerzen. Lass mich ein paar Stunden schlafen und dann können wir wieder gehen. Ich bin froh, dass ich am Freitag mein Referat beendet habe, so brauche ich mir heute Abend keine Sorgen darüber zu machen.“

„Dein Referat?“

„Mhmm, für die Vorlesung am Dienstag. Ich habe morgen Nachmittag eine Studiengruppe und für abends noch zwei Vorlesungen zu wiederholen. Entweder musste ich das Referat am Freitag fertig machen, oder heute früh nach Hause gehen. Ich bin froh, dass es schon fertig ist.“

„Hermine, ich denke du glaubst, dass es Sonntag ist, aber du warst… eine Zeitlang bewusstlos.“

„Was meinst du?“

„Es ist nicht Sonntagabend.“

Hermine sah ihn verwirrt an. „Nun, wenn es nicht Sonntag ist, welcher Tag ist dann heute?“

Er war nicht sicher, ob er ihr das sagen sollte. Das Letzte, was er tun wollte war, sie aufzuregen. „Warum schläfst du nicht ein wenig und wir reden morgen darüber?“

„Welcher Tag ist heute?“

Severus seufzte. „Es ist Dienstag.“

„Dienstag? Wie konnte ich nur zwei ganze Tage verlieren! Vor ein paar Stunden war es gerade mal Sonntagmorgen!“ Hermine sah plötzlich auf Severus. Sah ihn richtig an. Die dunklen, dichten Bartstoppeln auf seinem Gesicht, die Schatten unter seinen Augen, die beinahe zerschrammt aussehende Haut. Sein Haar, das an Stellen abstand. Seine zerknitterte Kleidung. „Es ist wirklich Dienstag, nicht wahr? Warst du die ganze Zeit hier?“

„Ich wollte sicher gehen, dass ich hier bin wenn du aufwachst. Ich habe es dir gesagt, du gehörst mir. Wo sonst sollte ich sein wollen? Außerdem, wer sonst würde es mit mir aushalten?“

„Ich glaube, mir würden da einige Namen einfallen.“

Zum ersten Mal, seit der ganze Albtraum angefangen hatte, lachte Severus. „Schlaf jetzt. Ich gehe nirgendwo hin. Ich bin hier, wenn du wieder aufwachst.“

Hermine kuschelte sich in ihr Bett. „Sag es noch mal.“

Severus wusste, was sie hören wollte. „Ich bin hier, wenn du wieder aufwachst.“

„Severus.“

Er lehnte sich vor und küsste sie schlicht. „Ich liebe dich.“

Dieses Mal gab es keinen Zweifel über ihre Antwort. „Das wurde ja auch Zeit. Mmm, ich liebe dich auch.“ Sie war fast schon eingeschlafen als das letzte Wort ihre Lippen verlassen hatte.

Severus beobachtete ihre gleichmäßige Atmung. Zum ersten Mal seit Tagen schloss er seine Augen und sorgte sich nicht darum, was der Morgen bringen würde. Zur Abwechslung war es das Leben wirklich wert, gelebt zu werden. Er schlief mit dem Geräusch ihrer Atmung ein und ihre Worte der Liebe hallten als Echo in seinem Herzen wieder.

tbc

Ü/N: Maca wächst nur in einem sehr begrenzten Gebiet in den peruanischen Anden in einer Höhe von über 3800 m. Durch den hohen Anteil der Macawurzel an Proteinen, Vitaminen, Phosphor und Mineralien leistet Maca nicht nur einen wertvollen Beitrag zu einer gesunden Ernährung, sondern ist auch bekannt für seine vitalisierende Wirkung. Maca wird auch Anden-Ginseng oder Peru-Ginseng genannt. Maca wird schon seit der Zeit der spanischen Eroberer aphrodisierende Wirkung nachgesagt und galt bei den Peruanern seit langem als begehrtes Potenzmittel. Es revitalisiert und ist körperlich anregend.

Nur wenig zu wissen ist eine gefährliche Sache

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