Minnies Fanfictions

Kapitel 37 A Capella - Allein zusammen

A Capella - Allein zusammen


Ron packte Harrys Arm. „Sagst du mir jetzt, was das alles zu bedeuten hat? Hast du gerade tatsächlich den Blödmann verteidigt?“

„Sprich leiser! Hermines Zimmer ist um die Ecke“, zischte Ginny ihm zu, während sie mit den Fingern durch ihre Haare fuhr. Einer der Notizzettel, die im Aufzug schwebten, hatte sich in ihrer Haarspange verfangen. Verärgert musste sie sie abnehmen, um den falsch arbeitenden Zettel zu befreien. Ihr Haar umgab sie wie Feuer und trug zu ihrem Ärger noch bei.

Harrys wütendes Geflüster überraschte Ron. „Schau, es war ein langer Tag und ich bin es leid zu streiten. Lass es einfach sein.“

„Du hast ihn verteidigt.“

Tina zog an Rons Schulter. „Ronny? Müssen wir lange hier bleiben? Krankenhäuser finde ich gruselig.“

Harry drehte sich zu der Hexe und erschreckte damit jeden. „Warum bist du dann gekommen? Du wusstest, dass wir hierher gehen! Schlimm genug dass du zu spät bist, und nun soll ich mir auch noch dein Gejammer anhören?“ Er wandte sich wieder um, ging zu Hermines Zimmer davon und ignorierte dabei das Starren der anderen um ihn herum.

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Severus ächzte leise vor sich hin. Er konnte die Stimmen von draußen auf dem Flur hören und sie hörten sich verdächtig wie das andere Zweidrittel des Dreamteams an. Er wusste, dass sie Hermines Freunde waren, aber ihre Anwesenheit schien den Altersunterschied noch mehr hervor zu heben. Er war sich dieser Diskrepanz niemals mehr bewusst, als wenn sie mit ihnen zusammen war.

Hermine war nach der Einnahme der letzten Dosis ihrer Schmerzmedikation eingeschlafen. Da er immer noch besorgt wegen ihrer Kopfschmerzen gewesen war, hatte ihm Heiler Seaton versichert, dass dies normal sei und in etwa einem Tag verschwunden sein sollte. Wenn sich die Untersuchungsergebnisse weiterhin so verbesserten, würde sie am morgigen Nachmittag in seine Obhut entlassen werden.

„Du kannst nicht meine Freundin beleidigen und dann einfach weitergehen!“ Rons lautes Flüstern konnte man deutlich durch den offenen Eingang hören.

„Beleidigen? Hat es einem von euch etwas ausgemacht, dass ihr zwei Stunden zu spät seid? Du bist etwas trinken gegangen obwohl du wusstest, dass wir auf dich warten! Was ist das für eine Beleidigung? Du willst gehen? Dann geh! Du willst wütend auf mich sein? In Ordnung. Seitdem du dich mit ihr triffst, trittst du unsere Freundschaft mit Füßen! Das ist eine deiner besten Freundinnen, die da drin liegt. Wie oft bist du hier gewesen, um sie zu sehen? Sie war fast zwei Tage bewusstlos und alles was du geschafft hast, war hier Montagnacht für einige Minuten aufzutauchen. Ich kann mich nicht erinnern, dich hier gesehen zu haben. Du möchtest Snape beleidigen? Großartig. Aber er ist hier gewesen, seit er Hermine her gebracht hat. Du bist vor zwei Tagen einmal vorbei gekommen. Tja Ron, du bist ein toller Freund und er ist ja nur der schmierige Blödmann!“ Harry ließ Ron sprachlos im Flur stehen und betrat Hermines Zimmer.

Ginny seufzte. „Du bist ein Idiot, Ron.“

Hermine regte sich, der Lärm in der Halle durchbrach ihren vom Trank hervorgerufenen Schlaf. „Severus? Harry?“

Harry stand am Fuße ihres Bettes und versuchte, seinen Ärger unter Kontrolle zu bekommen. Man konnte Ginny hören, wie sie mit ihrem Bruder im Korridor stritt. Er warf Severus einen Blick zu, ehe er sich an Hermine wandte. „Hi, wie fühlst du dich?“

„Immer noch ein wenig Kopfschmerzen. Warst du das, den ich in der Halle gehört habe?“ Hermine versuchte, hinter Harry zu sehen um herauszufinden, um was der Wirbel ging.

Severus half ihr in eine sitzende Position und holte ein frisches Glas mit Saft. „Seaton hat gesagt, dass du weiterhin viel trinken sollst. Du musst wieder zu Kräften kommen.“

„Es ist nur Ron, der noch ein größerer Trottel als üblich ist.“, antwortete Harry. Er nahm zwei geschrumpfte Päckchen aus seiner Tasche und gab sie ihr mit einem schiefen Lächeln. „Ich habe alles auf deiner Liste bekommen. Deine Dozenten sagten alle, dass du auf dem Laufenden bist und falls du eine der Klassen nächstes Jahr unterrichten möchtest, wäre es für sie in Ordnung.“

„Harry!“

„Was? Falls ich dich richtig einschätze, hast du schon alle Schulbücher gelesen, eingeschlossen aller Bücher, die in den Fußnoten als Quelle erwähnt wurden.“

Durch sein leises Schnauben zog sich Severus einen stechenden Blick der Frau im Bett zu. „Anscheinend ist dein Geheimnis jetzt gelüftet.“ Er streckte sich zur vollen Größe, als die anderen das Zimmer betraten. „Da du ja jetzt jemanden hast, der dich bei Laune hält, denke ich, ich werde etwas essen gehen. Verlass’ nicht das Bett!“, ermahnte er sie.

„Du musst heute Nacht nicht bleiben. Ich bin nun wieder voll bei Bewusstsein. Warum gehst du nicht zurück nach Hogwarts? Du kannst die Elfen bitten, dir etwas zu essen zu bringen und in deinem eigenen Bett schlafen.“ Sie würde ihn vermissen, aber er hatte die letzten drei Nächte in dem Stuhl geschlafen. „Du musst erst morgen Nachmittag wieder hier sein. Heiler Seaton hat gesagt, dass ich zwei Wochen lang nicht apparieren darf.“

„Willst du mich etwa loswerden?“ Severus hob fragend eine Augenbraue. „Du hast Medizin bekommen, die dich groggy gemacht hat. Ich habe keine Lust, dich wieder fallen zu sehen. Und ich erinnere mich durchaus, wie ich einen Stuhl in etwas Bequemeres verwandeln kann.“

„Severus, ich bin kein Kind.“

„Dann hör auf, dich wie eines zu benehmen.“

Hermine streckte ihm die Zunge heraus. „Fledermaus!“

„Oh, wie nett! Ja, ich möchte wirklich so schnell wie möglich wieder zu all dem hier zurück.“ Diskret drückte Severus ihre Hand. „Brauchst du noch etwas?“

„Nein, es geht mir gut. Lass dir Zeit.“ Hermine erwiderte die Geste und ließ dann seine Hand los.

Severus drehte sich um und nickte. „Miss Weasley. Harry.“ Er starrte Ron an, bevor er aus dem Zimmer rauschte – mit hinter sich aufbauschenden Roben als seinem Markenzeichen.

Ron gestikulierte wild umher, kein Geräusch kam aus seinem Mund.

„Ich erlöse dich gleich, aber ich warne dich: Ein falsches Wort, mit dem du Hermine aufregst, und ich fessle dich und verhexe dich so schnell dass dir gar nicht klar sein wird, was dich getroffen hat. Kapiert?“ Ginny hob ihren Zauberstab und sprach leise eine Reihe Zauberformeln.

Harry sah seine Freundin an. „Ginny? Was hast du mit ihm gemacht?“

„Mit sechs Brüdern musst du schon ein wenig kreativer als die meisten anderen sein… und schneller. Ich habe ihm die Stimme genommen, ehe er etwas noch Dümmeres sagen konnte. Kein falsches Wort mehr, Ron.“ Drohend zog sie ihren Zauberstab quer über ihren Hals. Zufrieden und mit breitem Grinsen ging sie zum Stuhl neben dem Bett. „Wow, es sieht aus, als liefen die Dinge zwischen euch beiden richtig gut! Wie geht es dir?“

Ron öffnete seinen Mund um etwas zu sagen, überdachte es nochmals und schloss ihn wieder. Beide, Harry und Ginny warfen ihm einen Blick zu. Er tätschelte Tinas Hand. „Wir reden später.“

„Also gut, was ist hier los?“ Hermine sah fragend von einem zum anderen.

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Im Untergeschoss gab es einen kleinen Coffee-shop. Severus blickte prüfend auf die Auswahl in der Vitrine. Potter hatte ihm am Vortag von hier ein Sandwich gebracht. Das Essen war nicht schlecht, war aber nicht gerade vielfältig und auch ein bisschen langweiliger als die Sandwiches in den Pappkartons im Automaten.

Er hatte das meiste der Unterhaltung auf dem Korridor verstanden. Sein Gehör war ziemlich fein und Potter hatte nur wenig getan um seine Stimme zu senken. Er vermutete, dass die Auseinandersetzung wegen seiner Aufmerksamkeit Hermine gegenüber entstanden war, und von Weasleys dummer Gewohnheit anzunehmen, dass die Welt sich nur um ihn drehte. Er nahm an, er sollte nicht so überrascht davon sein, dass Potter ihn verteidigt hatte, sie waren Hermines wegen zivilisiert miteinander umgegangen. Dies schien nur eine natürliche Fortführung davon zu sein. Severus schüttelte den Kopf, als ob er den Jungen-der-lebt als seinen Beschützer brauchte.

Er dachte zurück an die Zeit, als er hörte, wie sich Miss Weasley Minerva wegen seiner Beziehung zu Hermine vorgenommen hatte. Damals hatte ihn das Mädchen verteidigt. Er schüttelte wieder den Kopf. Das war genau das, was ihm noch fehlte, Akzeptanz von einem wortgewandten Mädchen und dem verdammten Junge-der-lebte.

Severus ließ sich schwer mit seinem Kaffee und dem Sandwich an einem der kleinen Tische nieder. Es hatte ihn fast umgebracht, als er denken musste, dass Hermine vielleicht nicht mehr aus dem Koma erwachen würde. Er liebte sie von ganzem Herzen. Er hoffte nur, dass das genug war.

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Das Zimmer war still, als er zurück kam, und nur Harry war noch da. Hermine schlief wieder und ihr sanftes Atmen war das einzige Geräusch in dem ruhigen Zimmer.

„Professor.“ Harry stand auf und streckte sich.

Severus sah ihn an und seine Augen waren undurchdringlich, als wäre er zu einer unglaublichen Erkenntnis gelangt. „Danke, dass Sie bei Hermine geblieben sind. Haben sie ihr die Medikamente gebracht?“

„Ja, sie ist danach sofort wieder eingeschlafen. Wird sie wirklich wieder ganz gesund?“

„Ja, Seaton hat gesagt, dass ihr Gehirn nicht permanent geschädigt sei. Es ist von dem Sturz verletzt und braucht Zeit um zu heilen, aber sie wird gesund. Ich bin nicht ganz sicher, ob sie wirklich am Montag schon so weit ist, um nach Cambridge zurück zu kehren. Das muss man abwarten.“ Severus nahm einen tiefen Atemzug. „Ich schulde Ihnen etwas fürs Leben… Harry.“

Harry sah zum Bett und betrachtete Hermine. „Nein, das tun Sie nicht. Ich bin einfach nur glücklich, meine beste Freundin zurück zu haben.“

„Auch auf Kosten von Ihrem anderen besten Freund?“, fragte er.

Harry sah Hermine weiterhin beim Schlafen zu. „Ron ist ein Idiot.“

„Ich hoffe aufrichtig, dass Sie nicht auf ein Argument meinerseits warten.“

Harry zuckte mit den Schultern. „Passen… passen Sie einfach nur auf Hermine auf. Ich weiß immer noch nicht, warum sie Sie liebt, aber wenn Sie sie glücklich machen…“

„Glauben Sie mir, ich weiß auch nicht warum.“ Severus’ schiefes Lächeln verblüffte Harry.

„Ich auch nicht.“ Hermines leise Stimme überraschte beide.

„Ich denke, dies ist eine private Unterredung.“ Severus ging zu dem Stuhl, der neben ihrem Bett stand. „Wie lange bist du schon wach?“

„Lange genug. Hast du etwas gegessen?“

Harry beobachtete die beiden. Er wusste nicht, ob er sich jemals an Snape gewöhnen würde. Er hätte niemals gedacht, dass Snape zu lieben fähig wäre, aber er sah, wie die Augen des Mannes weicher wurden, während er Hermine ansah und seine Handlungen der letzten Tage bestätigten ebenfalls seine Bindung zu ihr. Wer war Ron oder auch er, was das anbelangte, um zu urteilen, ob die beiden zusammen oder nicht zusammen sein sollten?

„Ich, äh, denke, ich sollte jetzt gehen. Ich habe morgen noch spät eine Besprechung, aber ich sehe dich wieder am Freitag in Hogwarts.“ Harry verlagerte sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Snape als jemand anderen als den schmierigen Blödmann anzusehen war schwer und Hermine zu beobachten, wie sich ihre Stimmung, während sie sich unterhielten aufhellte, war etwas, an das er sich erst noch gewöhnen musste. Zusätzlich zu diesem Unbehagen kam noch die Tatsache, dass er lieber nicht anwesend sein wollte, wenn Hermine Severus die Ausgabe der Hexenwoche zeigte, die er ihr gegeben hatte. Alle Dinge zusammen genommen sagten ihm übersetzt: ‚Geh besser, während alles noch gut läuft’. Er beugte sich hinab und küsste sanft ihre Wange. „Ich bin so froh, dass du wieder gesund wirst.“

Hermine lächelte. „Ich auch.“

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„Ich glaube, das wäre dann alles. Heute ist Donnerstag, wenn Sie sich am Sonntagabend nicht viel besser fühlen, möchte ich Sie am Montag sehen. Schicken Sie mir nur eine Eule und wir holen Sie am Montagnachmittag wieder her. Noch Fragen?“, erkundigte sich Heiler Seaton, während er Hermine ihre Entlassungspapiere aushändigte. Aus den Augenwinkeln beobachtete er diskret Severus.

Es gab niemanden in der Zaubererwelt, der nicht irgendwelche Geschichten über die finale Schlacht oder über die Opfer des Professors gehört hatte, während er in den letzten zwanzig Jahren spionierte. Der Heiler sah auf Severus’ bekleideten Unterarm. Er hatte einen Blick auf das Überbleibsel des Dunklen Mals erhascht, als der Mann Miss Granger gebracht hatte. Als er wieder hinsah, war die Manschette von Snapes Hemd wieder nach unten gerollt und seither nicht mehr nach oben geschoben worden. Seaton war niemals nach Hogwarts gegangen, aber Snapes Lehrmethoden und die allgemeinen Fakten über den Mann waren legendär. Der Heiler hatte seine ernste Schale gesehen, wenn er mit anderen umging. Nur bei der jungen Hexe vor sich ließ Snape seine Fassade fallen. Er nahm an, dass es ihr als beste Freundin von Harry Potter gelungen war, trotz des Medienrummels über eine Person nach innen zu sehen, ein Training, das sie augenscheinlich sehr nützlich gefunden hatte, wenn sie mit dem Professor umging.

Seaton hätte es unglaublich genossen, mit dem Professor offen reden zu können. Er wollte mehr über den Trelawney-Anhänger wissen, über die Zeit, in der er unter dem Cruciatusfluch gestanden hatte und es trotzdem schaffte, seinen Verstand zu behalten, über sein weit reichendes Wissen der Zaubertränke – wirklich über eine riesige Menge an Themen, doch Severus’ Verhalten lud nicht zur Freundschaft ein. Es war ein Wunder, dass das Mädchen es geschafft hatte, dass er sich überhaupt öffnete.

Miss Granger hatte das Bewusstsein vor zwei Tagen wieder erlangt und der mürrische Mann bestand immer noch darauf, an ihrer Seite zu bleiben und in dem Zimmer zu schlafen. Die Erklärung, dass er nicht gehen würde, war nicht in Herzchen und Blumen verpackt oder überflutet mit Gefühlen. Es war einzig als Tatsache erklärt worden und wie in Stein gemeißelt. Keinerlei Erörterung war notwendig. Man konnte zeitweise ihr Lachen und auch seines hören, wenn die beiden alleine waren. Seaton war ein paar Mal während der letzten Tage im Flur stehen geblieben und hatte ihre Gespräche verfolgt. Auch wenn er nicht glücklich darüber war, hatte er sich dazu herabgelassen zu lauschen und ihnen zugehört, wenn sie alleine waren. Er konnte die Verbindung spüren, die der Anhänger zwischen ihnen hergestellt hatte und verstehen, warum er seine Magie wirken ließ. Er fragte sich, was die Zukunft wohl noch für dieses seltsame Paar bereithielt.

„Ich kann Ihnen nicht genug danken, Heiler Seaton. Severus hat mir von Ihrer Fürsorge während meiner Bewusstlosigkeit erzählt.“ Hermine lächelte den Mann warm an. Im Moment könnte sie zu jedem nett sein, sogar zu Ron. Sie ging fort von hier, mit Severus zurück nach Hogwarts. Ihr Lächeln war aufrichtig, während sie zwischen den beiden Männern hin und her sah.

„Ich habe gar nichts gemacht, Miss Granger. Sie sind eine sehr starke junge Frau mit einem festen Willen zu leben. Lassen Sie es die nächsten Tage langsam angehen. Sie haben Ihren Kopf ziemlich fest gestoßen. Ich würde es auch vermeiden, einige Tage lang per Flohpulver zu reisen. Es könnte Sie ein wenig schwindliger als üblich machen.“

„Danke, Heiler Seaton.“ Severus stellte sich an Hermines Seite. „Fühlst du dich kräftig genug, nach draußen zu gehen?“

Hermine schlug vor ihm ihre Augen nieder. „Hast du vor, mich zu tragen?“

„Ich dachte, ich lege einen kompletten Körperwickelzauber auf dich und lasse dich zum Apparierpunkt schweben. Vier Nächte in diesem Stuhl haben meinem Rücken nicht allzu gut getan“, antwortete er trocken. „Falls du dich erinnerst, bin ich ziemlich geübt mit dem Schwebezauber.“

„Tausend Dank. Ich glaube, ich werde laufen.“ Hermine dachte an das letzte Mal, als Severus den Schwebezauber auf sie gesprochen hatte und errötete, während sie nach den Päckchen griff, die Harry für sie da gelassen hatte.

„Die nehme ich.“

„Severus.“

Heiler Seaton räusperte sich. „Sie sollten sich wirklich noch schonen. Wenigstens für einen oder zwei Tage.“ Er verließ die beiden, um die Einzelheiten von Miss Grangers Entlassung zu regeln, war sich aber nicht sicher, wer mehr spezielle Behandlung brauchte: Miss Granger oder der Professor.

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Müde lehnte sich Hermine gegen die Kissen hinter sich. Sie war erschöpfter als sie es zugeben wollte. Poppy war gemeinsam mit Minerva und Albus da gewesen, um nach ihr zu sehen. Sogar Ginny war für einen Augenblick vorbei gekommen.

„Es ist mir egal, was du sagst. Wenn du mich wirklich lieben würdest, dann hättest du mich vom Apparierpunkt bis zu deinen Räumen getragen.“

Severus’ Augen blitzen vor Belustigung. Er legte den Stapel Bücher, den sie verlangt hatte, auf das Nachtkästchen neben dem Bett. „Natürlich liebe ich dich, was allerdings nicht bedeutet, dass ich mich in einen quasselnden Idioten verwandele.“ Seine Stimme wurde weicher, während er ihr in die Augen sah. „Ich bin wirklich glücklich, dass es dir besser geht. Du siehst ein wenig müde aus. Warum ruhst du dich nicht aus, während ich die Aufsätze durchsehe, die Caldwell für mich hier gelassen hat. Ich könnte dabei auch herausfinden, wie sehr meine Klassen hinterher sind.“

„Sag das noch mal.“

Severus setzte sich vorsichtig seitlich auf das Bett. Sanft strich er einige verirrte Haarsträhnen aus ihrem Gesicht. „Ich liebe dich, Hermine, zweifle niemals daran.“

Sie gähnte, wollte aber der Müdigkeit, die sie spürte, nicht nachgeben. „So allein in diesem großen Bett und du willst Aufsätze lesen.“ Die Anmerkung hätte mehr Gewicht gehabt, wenn sie nicht von mehreren Gähnern unterbrochen worden wäre.

„Es wird noch eine Weile dauern, bis wir diesen Raum wieder zur Freizeitgestaltung nutzen können.“ Der Beruhigungstrank, der er ihr in den Tee getan hatte, zeigte Wirkung. Er sah, wie ihre Augenlider schwer wurden. „Schlafe. Ich bin hier, wenn du aufwachst.“

Ihre Stimme war trunken und schwer wegen des vom Trank hervorgerufenen Schlafes. „Ok.“

Severus sah zu, wie sich ihre Augen schlossen. Er beugte sich vor und streifte mit den Lippen leicht ihre Stirn. „Du brauchst die Ruhe.“

Hermine seufzte, während sie die prächtigen Decken über ihre Schultern zog. Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen als sie tiefer in den Schlaf glitt.

Severus stand da und sah auf die Frau in seinem Bett hinunter. Bei Gott, er liebte sie. Er dachte, dass er mit dieser Offenbarung im Krankenhaus zurechtkommen würde, aber es schien als würden sich seine Gefühle zu den merkwürdigsten Zeiten an ihn heranschleichen. Das war alles neu für ihn. Er hatte keine Ahnung, was Hermine von ihm erwartete. Er wartete darauf, dass sich die geistesgestörte Stimme in seinem Kopf zu Wort melden würde und ihm sagte, was er von ihr zu erhoffen hatte. Seltsamerweise blieb die Stimme ruhig.

Er betrachtete Hermines Schlaf und eine sonderbare Schwere legte sich auf sein Herz, als er realisierte, wie nah er davor gewesen war, sie zu verlieren. Mit einem Seufzen ging er die Aufsätze holen, die Caldwell in seinem Büro zurück gelassen hatte. Er nahm an, dass er irgendwas finden würde, dass er eine Zeitlang in einen Schreibtisch würde verwandeln können um hier im Schlafzimmer zu arbeiten; für den Fall dass sie ihn brauchte.

Und was tust du am Montag, wenn sie nach Cambridge zurückkehrt?’ Da war diese Stimme wieder, die so verdächtig nach seinem Vater klang. Oder vielleicht war es auch die des Schulleiters, die seinen Vater imitierte. Er konnte es nicht entscheiden. Wer auch immer es war, fragte die Fragen, denen er lieber nicht entgegentreten mochte. Er bevorzugte Bemerkungen über Hermines Unterwäsche, keine Fragen über seine zukünftigen Gefühle. Vielleicht war es an der Zeit, sich selbst im St. Mungos untersuchen zu lassen.

Hermines Stöhnen holte ihn aus seinen Träumereien. Er legte die Aufsätze und die anderen Utensilien auf seinen Teil des Bettes, bevor er auf ihre Seite kam. Sanft glättete er ihr Stirnrunzeln. „Scht, alles in Ordnung.“

Ihre Atmung glich sich aus und das Stirnrunzeln verschwand, während sich die junge Frau tiefer in ihr Kissen kuschelte.

Und was jetzt?

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Severus hatte sich auf ‚seine’ Seite des Bettes gelegt, das Kopfteil stützte seinen Rücken, die Beine waren ausgestreckt. Er hatte ein großes Buch in einen Schreibtisch verwandelt. Es schwebte ein paar Zentimeter über seinem Schoß und gestattete ihm, die Aufsätze zu lesen während er ein Auge auf Hermine hatte.

„Nein, Mr. Collins, Sie haben offensichtlich nicht aufgepasst, als wir die Gegengifte im Unterricht hatten. Sie können nicht einfach irgendwelche Nebenwirkungen aussuchen und dann abhandeln.“ Sein Federkiel fiel wieder über das Pergament her und rote Tinte blutete über die Seite, während er einige Zeilen durchstrich und eine Bemerkung am Rand hinterließ.

„Wenn es dir so sehr zuwider ist, warum unterrichtest du noch immer?“ Sie hatte ihn während der letzten Minuten unbemerkt beobachtet, als er bereits einen anderen Aufsatz vernichtet hatte.

„Und all diesen Glamour aufgeben?“ Dramatisch schwenkte er seine Arme, als wolle er seine Kerkerräume umfassen.

„Es hat einen gewissen Zauber.“ Wie du, dachte sie.

„Wo sonst würde eine Fledermaus leben?“ Er ließ den Schreibtisch an die Seite schweben und zog Hermine zärtlich an sich heran. Sanft, fast als ob er Angst haben würde, sie könnte zerbrechen, rieb er ihren Rücken. „Wie geht es dir? Sind die Kopfschmerzen weg? Immer noch schwindlig? Möchtest du etwas essen?“

„Du wärst eine großartige Hausmutter geworden“, sagte sie kichernd.

„Hermine.“

„Es geht mir gut. Die Kopfschmerzen sind nicht allzu schlimm. Der Schwindel ist es, der mich wirklich stört. Ohne den würde es mir richtig gut gehen.“

Severus sah skeptisch drein.

„Wirklich. Wie war der Vertreter?“

„Caldwell? Nicht schlecht. Er hielt sich an den Stundenplan. Keine großen Unfälle, nur drei Kessel sind explodiert, keine Verletzungen. Ich glaube nicht, dass ich Montagmorgen allzu viele Probleme haben werde.“

„Montag? Warum nicht morgen? Hast du keinen Unterricht am Freitag?“

„Caldwell kann die Woche zu Ende machen.“

„Severus, es geht mir gut. Du kannst zwischen den einzelnen Stunden vorbeikommen und nach mir sehen, wenn du willst.“

„Ich habe nicht vor, dich deinen Kopf wieder stoßen zu lassen. Albus hat Caldwell für die Woche engagiert, ich kann sie ihn auch genauso gut beenden lassen.“ Die Wahrheit war, dass sie nicht sehr stabil auf den Füßen stand und trotzdem ihm Seaton versichert hatte, dass sie gesund werden würde, hätte sie bei einem zweiten Sturz vielleicht nicht mehr so viel Glück.

Hermine schnurrte leise, als er ihr die Schultern rieb. „Ich habe so viel aufzuholen. Ich sollte wirklich nicht hier liegen und mich entspannen.“

„Du entspannst dich nicht. Du erholst dich. Ich bin ziemlich sicher, dass du weit vorn in deinen Studien bist. Hat Potter nicht gesagt dass deine Dozenten gar keine Aufgaben für dich haben?“

Hermine zog sich zurück, um ihm in die Augen zu sehen. „Das ist auch so eine Sache. Was geht zwischen dir und Harry vor sich?“

„Was vor sich geht?“ Severus’ Tonfall wurde härter. „Nichts geht vor sich. Ich bin ihm für seine Hilfe dankbar.“

Hermine spähte ihm intensiv in die Augen. „Hast du dir auch deinen Kopf gestoßen?“

„Hermine.“

„Dankbar?“

„Dir vorzulesen war seine Idee. Es scheint der Auslöser gewesen zu sein, der dich zurück brachte.“ Severus seufzte und hoffte, dass sie nicht die Eigenschaften des Trelawney-Anhängers mit ihm besprechen wollte. Er wollte erst noch mehr über seine Entstehungsgeschichte herausfinden.

„Und der Anhänger?“

Wie aufs Stichwort, dachte er. „Vielleicht waren es alle Dinge zusammen.“

Hermine gähnte. „Ich habe die letzten drei Tage im Bett verbracht, wie kann ich nur so müde sein?“

„Das ist genau das, warum du die Ruhe brauchst. Jetzt leg dich wieder hin, ich flohe in die Küche nach Tee und Toast. Vielleicht ein wenig Brühe?“

„Hört sich gut an. Ich denke, ich warte noch bis morgen, ehe ich mit der Durchsicht der Notizen beginne. Ich habe ja auch noch das Wochenende. Ich nehme an, dass du mich am Montag nach Cambridge apparieren wirst?“

„Etwas in der Art. Warte einen Augenblick.“ Severus verschwand durch die Schlafzimmertür. Der Hauptkamin war mit der Küche verbunden. Er hoffte, dass Hermine am Montag gesund genug wäre, um an den Vorlesungen teilzunehmen. Wie auch immer, jede Spekulation zu diesem Zeitpunkt würde nur einen Streit herausfordern und das wollte er vermeiden.

Severus kam mit einem Tablett zurück. Ein Schwenk mit seinem Zauberstab und es schwebte an die Seite des Bettes. Er half Hermine in eine sitzende Position, bevor er das Tablett über ihren Schoß schweben ließ.

„Danke.“ Hermine lächelte ihn an, während er nur nickte. Sie sah zu, wie Severus sich wieder setzte und mit seiner Korrektur fortfuhr. „Hast du einen Stabilisierungszauber auf das Bett gelegt? Ich habe gar nicht gespürt, wie du dich gesetzt hast.“

Severus nickte. „Dir ist schwindlig genug. Ich muss dich nicht auch noch bewegen, wenn ich in oder aus dem Bett steige.“

Als ihr Hunger gesättigt war, legte sich Hermine auf die Seite, ihr Rücken lag an Severus’ Hüfte und ein Buch war vor ihr aufgeschlagen. „Ich könnte einfach hier bleiben und mich durch deine Bibliothek durchlesen.“

„Das würde dich mindestens bis nächste Woche beschäftigt halten.“, meinte er mit einem leisen Lachen. Ein weiterer Aufsatz fiel dem Federkiel des Tränkemeisters zum Opfer, während er antwortete, er pausierte einzig um einen Blick in Hermines Richtung zu werfen. Er konnte den Rhythmus ihrer Atmung fühlen. Bei dieser Rate wird sie in ein paar Minuten eingeschlafen sein, dachte er.

Fünfzehn Minuten später fiel Hermine leise das Buch, in dem sie gelesen hatte, aus der Hand und das knisternde Feuer war noch das einzige Geräusch in dem stillen Raum. Severus zauberte ihr Buch auf das Nachtkästchen. Er trank seinen Tee, während er die schlafende Frau neben sich betrachtete und sich sehr bewusst war, was sie beide für ein häusliches Bild abgaben.

tbc

Löwenbändigung in Londons Wildnis

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